Nuzzi, Gianluigi

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Gianluigi Nuzzi (* 1969) arbeitet als investigativer Journalist und freier Mitarbeiter für die italienische Zeitschrift Panorama und die Zeitungen Il Giornale und Corriere della Sera. Er ist spezialisiert auf Polit- und Finzanzskandale in Italien.

Vatikan AG

Im Jahr 2008 erhielt Gianluigi Nuzzi Zugang zum Geheimarchiv eines Monsignore Renato Dardozzi. Dardozzi (1922-2003) war von 1974 bis Ende der 1990er Jahre einer der wichtigsten Mitarbeiter der Vatikanbank (IOR, Instituto per le Opere di Religione [Institut für die Werke der Religion]). Er sammelte – aus unbekannten Gründen -- über einen langen Zeitraum Dokumente als Kopie und Gesprächsnotizen in persönlichen gelben Mappen. Diese Quellen lagerten in der Schweiz (Tessin) im Keller eines entlegenen Bauernhofs, auch noch nach dem Tod Dardozzis. Nach Auskunft von Gianluigi Nuzzi handelte es sich insgesamt um zwei Samsonite-Koffer im Gewicht von 40kg.

Für den ganzen Komplex der Unregelmäßigkeiten, die David A. Yallop im Zusammenhang mit seinen Ermittlungen zum plötzlichen Tod des Papstes Johannes Paul I. -- dem rätselhaften 33-Tage-Papst im Dreipäpstejahr 1978 --, vor Jahren schon ans Licht gefördert hatte, finden in diesem neu erschlossenen Konvolut überreiche und vielfältige Bestätigungen. 2009 erschien die italienische Originalausgabe von Vatikan AG und löste erwartungsgemäß einen lang andauernden öffentlichen Skandal aus.

Seine Heiligkeit (Sua Santità)

In den Jahren 2011 und 2012 – erneut im Pontifikat des deutschstämmigen Papstes Benedikt XVI. – wiederholte sich das Phänomen einer schweren Indiskretionskrise im Vatikan. Ein Kammerdiener des amtierenden Papstes mit Namen Paolo Gabriele soll geheim gehaltene Dokumente aus dem Vatikan geschmuggelt haben. Neben vier Nonnen und den beiden Privatsekretären Georg Gänswein und Alfred Xuereb war er einer der wenigen Vertrauten, der Zugang zu den Privaträumen des Papstes hatte. Gabriele soll außerdem Briefe des Papstes an seinen Sekretär Georg Gänswein sowie Dokumente zum Fall um die 1983 entführte und verschwundene -– damals fünfzehnjährige -- Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi kopiert haben. Die jetzige Affäre wird als „Vatileaks-Skandal“ bezeichnet.

Gabriele wird auch der Diebstahl von Wertgegenständen vorgeworfen. In einem inzwischen rechtskräftigen Strafverfahren im Vatikan sprach die Apostolische Signatur Gabriele am 6. Oktober 2012 des schweren Diebstahls für schuldig. Das Gericht folgte dem Antrag des Anklägers, der sich für eine dreijährige Haftstrafe ausgesprochen hatte, verringerte aber die Grundstrafe auf 18 Monate unter Verweis auf Gabrieles Verdienste um den Vatikan. Gabriele verzichtete auf eine Berufung und akzeptierte die Strafe, deren Verbüßung als Hausarrest erfolgt.

Die Veröffentlichung der Dokumente geschah sukzessive. Paolo Gabriele bezeichnete sich im Verfahren als Alleintäter. Gianluigi Nuzzi widerspricht dieser – auch in vielen Medien kolportierten – Darstellung. Er fordert in der italienischen Öffentlichkeit eine Begnadigung für Gabriele und hat in seinem Buch Seine Heiligkeit (Sua Santità, 2012) Argumente dafür gesammelt, daß all jene in den Dokumenten offenbarten Vorwürfe der Korruption, des Mißmanagements und der Günstlingswirtschaft im Vatikan – auch die Kritik an der Führung der Vatikan-Bank – überhaupt nur vor dem Hintergrund von vatikaninternen Machtkämpfen zu verstehen seien.

Die zeithistorische Einordnung

Eine klare zeithistorische Einordnung der Vorgänge ist heute noch nicht möglich. Offenkundig greifen mehrere Entwicklungen ineinander: Wachsender Autoritätsverlust des Papsttums insgesamt; überholte Sicherheitsstrukturen in Vatikanbehörden; uneingestandene Grundkonflikte innerhalb der vatikanischen Monarchie. Die gerichtlich festgestellte Alleintäterschaft Paolo Gabrieles erscheint unglaubhaft. Kurz gesagt: Der Katholizismus verliert weiter an Abwehrbereitschaft. Jede sogenannte „Öffnung“ gegenüber modernistischen oder kirchenfeindlich eingestellten Kräften, würde unzweifelhaft den Erosionsprozeß beschleunigen.

Werke

  • Vatikan AG. Ein Geheimarchiv enthüllt die Wahrheit über die Finanz- und Politskandale der Kirche. Ecowin-Verlag, Salzburg 2010, ISBN 978-3-902404-89-3 [Italienische Originalausgabe: Vaticano S.p.A. Mailand, Chiarelettere, 2009, ISBN 978-88-619-0067-7]
  • Seine Heiligkeit. Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI. Mit neuen Dokumenten zu Deutschland. Piper-Verlag, München 2012, ISBN 978-3-492-05575-8 (Italienische Originalausgabe: Sua Santità. Le Carte Segrete di Benedetto XVI., Mailand, Chiarelettere, 2012, ISBN 978-88-619-0095-0]

Verweise

Fußnoten