Bermann Fischer, Gottfried

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Gottfried Bermann Fischer, ursprünglich Gottfried Bermann (* 31. Juli 1897 in Gleiwitz, Oberschlesien; gest.: 17. September 1995 in Camaiore, Toskana) war ein jüdischer Verleger.

Werdegang

Gottfried Bermann kam 1897 im oberschlesischen Gleiwitz als Sohn des Arztes Salomon Bermann zur Welt. Die Familie gehörte zum gehobenen kleinstädtischen Bürgertum. Gottfried Bermann besuchte das Gymnasium in Gleiwitz. Am Ersten Weltkrieg nahm er als Kriegsfreiwilliger und später als Offizier teil. Er studierte dann Medizin an den Universitäten Breslau, Freiburg im Breisgau und in München, wo er 1923 bei Ferdinand Sauerbruch das medizinische Staatsexamen ablegte. Anschließend war er Assistenzarzt an der chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Friedrichshain in Berlin und arbeitete nebenher am Zellforschungsinstitut der Charité.[1]

Wirken

Noch vor seiner Heirat mit Brigitte Fischer,[2] der Tochter des jüdischen Verlegers Samuel Fischer, trat Gottfried Bermann am 1. Oktober 1925 auf Drängen seines späteren Schwiegervaters in den S. Fischer Verlag ein. 1926 nahm er den Namen Bermann Fischer an.[3] Zu den ersten Autoren des 1886 in Berlin gegründeten Verlages gehörten Tolstoi, Zola, Dostojewski, Ibsen und Gerhart Hauptmann. 1890 kamen die Wiener Autoren Peter Altenberg, von Andrian, von Hofmannsthal und Schnitzler hinzu.

Ab 1929 war Bermann Fischer Generaldirektor des einflußreichen Verlagshauses S. Fischer.[4] Er bestimmte 1932 als redaktionellen Leiter der „Neuen RundschauPeter Suhrkamp, der im Herbst 1933 darüber hinaus auch in den Vorstand einrückte. Seine kritischen Schriftstellern wollte Bermann nach Wien transferieren und unter dem Namen Bermann-Fischer Verlag als GmbH fortführen. Sein Vorhaben wurde von den Behörden bewilligt. In Zürich traf er auf den Juden Franz Werfel, der ihn auf die Idee brachte, sich in Stockholm niederzulassen. Bermann nahm in Schweden mit der jüdischen Verlagsgesellschaft Bonnier Kontakt auf und erreichte, dass man ihm genehmigte, sich in Stockholm mit seinem Verlag niederzulassen, da die Bonnier-Firma sich mit 51 Prozent an einer neuen Gründung beteiligen wollte. Bermann konnte, jetzt unter dem Namen Bermann Fischer, die anderen 49 Prozent durch seine Verlagsrechte AG von 1932 einbringen. 1936 siedelte er nach Wien über und gelangte 1938 über die Schweiz nach Schweden. Er publizierte in dort erneut Literatur von Autoren wie Martin Gumpert, Karl Otten, Stefan Zweig und Franz Werfel.

Im Juni 1940 reiste die Verlegerfamilie, über die Sowjetunion,[4] nach Amerika, von wo Bermann Fischer seine verlegerische Tätigkeit wiederum fortführte. Er gründete in den Vereinigten Staaten den „L. B. Fischer-Verlag“, der hauptsächlich Exilautoren aus Deutschland, meist Juden, betreute.[4] 1947 wurde er VS-Staatsbürger.[4]

Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete Bermann Fischer den Verlag zunächst weiter von Stockholm aus, ab 1948 zusammen mit dem Juden Fritz H. Landshoff,[4] dem Leiter der deutschsprachigen Abteilung des Querido Verlages (1933–1940), als Bermann Fischer/Querido Verlag von Amsterdam aus; auch Wien wird weiter als Verlagsort angegeben. 1950 erhielt er mit seiner Frau den S. Fischer-Verlag zurückerstattet.[4] Es kam endgültig zur Trennung von Peter Suhrkamp. Die Autoren mussten sich zwischen Bermann Fischer und Suhrkamp entscheiden. In den 1960er Jahren zog er sich teilweise, 1972 vollständig aus dem Geschäftsleben zurück und ließ sich in der Toskana nieder. Er starb 1995 im dortigen Lucca und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt. Der Verlag wurde an die Holtzbrinck-Gruppe veräußert.[4]

Auszeichnungen

Werke

  • Bedroht-bewahrt: der Weg eines Verlegers. Fischer Taschenbuch 1169, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-596-21169-7 (Erstausgabe 1967).
  • Wanderer durch ein Jahrhundert. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M. 1994, ISBN 3-596-12176-0.
  • Briefwechsel mit Autoren. S. Fischer: Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-10-021602-4.
  • Lebendige Gegenwart: Reden und Aufsätze. 2. Aufl. Classen: Zürich; Stuttgart 1987, ISBN 3-7172-0348-7.
  • Peter de Mendelssohn (Hrsg.): Thomas Mann. Briefwechsel mit seinem Verleger Gottfried Bermann Fischer 1932 - 1955. Fischer Taschenbuch 1566, Frankfurt am Main 1975, ISBN 3-10-048173-9.
  • Briefwechsel. [mit Carl Zuckmayer]. Band 1: Briefe 1935-1977 / Band 2: Kommentar. Fischer Taschenbuch Verlag: Frankfurt a. M. 2007, ISBN 978-3-596-17055-5.

Als Herausgeber

  • Die Neue Rundschau vom 6. Juni 1945. Faksimileausgabe. S. Fischer: Frankfurt a. M. 2001, ISBN 3-10-048184-4.
  • In Memoriam S. Fischer: 24. Dezember 1859-1959. zs. mit Brigitte Bermann Fischer. S. Fischer: Frankfurt a. M. 1960, ISBN 3-10-050303-1.

Literatur

  • Daniel Haufler / Sabine Vogel: Der Letzte seines Stammes. Ein Gespräch mit Gottfried Bermann Fischer, in: ZEIT Magazin vom 7. Oktober 1994, S. 12-19.

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 03/1996
  2. Er lernte 1924 die Tochter des Verlegers Samuel Fischer, Brigitte, kennen und heiratete sie im Februar 1926.
  3. 1926 heiratete Gottfried Bermann die Tochter und Erbin des Verlagsgründers Samuel Fischer und nahm den Doppelnamen an.
  4. 4,0 4,1 4,2 4,3 4,4 4,5 4,6 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9