Groß-Friedrichsburg

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Zeichnung der Festung

Die „Kolonie und Veste Groß-Friedrichsburg“ war eine preußisch-brandenburgische Kolonie an der Westküste Afrikas benannt nach dem Großen Kurfürsten.

Geschichte

Ankunft der Brandenburger in Westafrika, 1682; im Vordergrund Major von der Groeben
Die Lage an der Goldküste. Brandenburgisch-preußische Besitzungen in Afrika 1681-1717

Wie Holland, Frankreich und England dies auch taten, wurde durch den brandenburgischen Marine-Generaldirektor Benjamin Raule im Jahre 1680 eine Handelsexpedition ausgerüstet. Die Fahrt begann in Pillau und endete an der Goldküste. Dort wurden mit den ansässigen Negerhäuptlingen Verträge abgeschlossen. Führer des Unternehmens war Otto Friedrich von der Groeben. Er brachte das Land an der Goldküste auf friedlichem Wege, durch Verträge mit Negerfürsten, in Brandenburgs Besitz. In dem Vertrag wurde es den Brandenburgern gestattet, eine Niederlassung und ein Fort zu errichten. Nach erfolgreicher Rückkehr wurde die Gründung einer brandenburgisch-afrikanischen Handelsgesellschaft angeregt. Die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie hatte ihren Sitz zuerst in Königsberg, dann in Pillau und zuletzt in Emden.

Die Nachfolger des Großen Kurfürsten verloren das Interesse an Groß-Friedrichsburg und verkauften es an die Niederländer.

Am 12. Juli 1682 brach dann die Expedition unter dem Kommando von Major Otto Friedrich von der Groeben mit den Fregatten „Morian“ und „Chur Prinz von Brandenburg“ erneut zur Goldküste auf.

Otto von der Groeben schrieb über die Gründung des Forts Groß Friedrichsburg:[1]

„Den folgenden Tag, als den ersten Januarii, Anno 1683, brachte Capitain Voß die grosse Churfürstliche Brandenburgische Flagge vom Schiffe, die ich mit Pauken und Schallmeyen auffgeholet, mit allen im Gewehr stehenden Soldaten empfangen, und einem hohen Flaggen-Stock auffziehen lassen, dabey mit 5 scharf geladenen Stücken das Neue Jahr geschossen, denen jedes Schiff mit 5 geantwortet, und ich wieder mit drey bedancket. Und weil Sr. Churfl. Durchl. Nahme in aller Welt Groß ist, also nennete ich auch den Berg: Den Grossen Friedrichs-Berg.“

Damit war der Name entstanden. In der Folge entwickelte sich ein reger Handel, durch die unter Benjamin Raule entstandene kurbrandenburgische Flotte, der jedoch immer wieder von den konkurrierenden Holländern gestört wurde. Einige Neger sollen im Laufe dieser Jahre ebenso in die Neue Welt verschifft worden sein. Dabei handelte es sich vornehmlich um Gefangene, welche die eingeborenen Schwarzafrikaner in ihren verschiedenen Stammeskriegen gemacht hatten und zum Tausch anboten. In den wenigen Jahrzehnten des Bestehens der Kolonie war dies allerdings keine nennenswerte Erscheinung zumal die Preußen über keinerlei Personal für irgendwelche diesbezüglichen Unternehmungen verfügten. Die preußischen Schiffe waren ebenso weder als Sklaventransporter noch als Hochseeschiffe konzipiert, sondern ausschließlich als Handelsschiffe in küstennahen Gewässern geeignet.

Der damals durchaus übliche Verkauf von Negern und deren Verschiffung wurde von England, Holland und deren jüdischen Unterhändlern in großem Stil als Sklavenhandel praktiziert. Preußen hatte daran weder aktiv noch passiv irgendeinen nennenswerten Anteil, auch wenn dies im Sinne der gegenwärtigen politischen Korrektheit und dem Schuldkult in der derzeitigen BRD so behauptet wird.

Die rechtschaffenen aber etwas langsamen Deutschen sehen sich verwickelt in einen unterlaßlosen Kleinkrieg, der lediglich zu Wasser und am Goldküstenstrand geführt wurde, bei dem einer gegen alle und alle gegen einen, Holländer, Engländer, Franzosen und Portugiesen gegen die Brandburgisch-Afrikanische Compagnie standen. Dafür zählte unter den Eingeborenen die letztere die stärkste Anhängerschaft. Sie setzten am meisten Vertrauen in die Vertragsredlichkeit der Deutschen, sahen sich von diesen noch am ehesten als Menschen behandelt und, was nicht am geringsten wog, Groß-Friedrichsburg hatte sich nach und nach zu einer Festung herausgestaltet, die jedem afrikanischen Gegner als uneinnehmbar Trotz bot.[2]

Die Gründe für den Niedergang der deutschen Kolonie lagen vor allem darin, daß der Große Kurfürst trotz aller Bemühungen nicht genügend Unterstützer für seine kolonialen Pläne gewinnen konnte. Der Nachfolger des Großen Kurfürsten, sein Sohn und späterer König Friedrich I. in Preußen, war ein eher schwacher Herrscher und konnte sich weder dazu entschließen, die Aktivitäten seines Vaters in Afrika fortzuführen, noch, sie zu beenden. Die Folge war, daß die einst so stolze kurbrandenburgische Flotte allmählich verkam, und die ehemals einträglichen Kolonien sich selbst überlassen blieben. Immerhin konnte er sich dazu durchringen, 1711 den Bankrott der Siedlungen in Afrika zu erklären.

Friedrich Wilhelm I. verkaufte dann die afrikanischen Kolonien im Jahre 1717 an die Niederländisch-Westindische Compagnie für 7.200 Dukaten und 12 Mohren.

Bereits 1716 übertrug der letzte deutsche Vertreter in Groß-Friedrichsburg, Generaldirektor Dubois, den Schutz der Festung dem Negerhäuptling Johann Kuny zu treuen Händen und kehrte nach Preußen zurück. Der Afrikaner erkannte den Verkauf der Festung an die Holländer nicht an. Als die Holländer mit einer Flotte vor der Festung erschienen, verweigerte er die Übergabe mit der Bemerkung, er führe die Verwaltung im Namen des Königs in Preußen. Daraufhin griffen die Holländer die Festung an, wurden jedoch blutig zurückgeschlagen. Negerhäuptling Johann Kuny verteidigte das Fort mit seinen Männern tapfer gegen die neuen Herren bis 1724. Als er nach knapp sieben Jahren in den Urwald weichen mußte, nahm er die ihm anvertraute brandenburgische Fahne mit und vergrub die brandenburgischen Geschütze. Johann Kuny wurde daraufhin mit dem Namen „der schwarze Preuße“ geehrt.

Im Jahr 1815 wurde das inzwischen umbenannte Fort Hollandia durch die Niederländer schließlich aufgegeben, die Kolonie ging 1872 durch Verkauf in britischen Besitz über.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurden einige der Geschütze von einer deutschen Expedition geborgen und in würdiger Zeremonie nach Berlin gebracht.

Die Ruine der Festung „Groß-Friedrichsburg“ steht noch heute und ist UNESCO-Welterbe.

Politische und militärische Führer

Folgende Kommandanten befehligten in den genannten Zeiträumen das Fort Groß Friedrichsburg von der Gründung bis zur endgültigen Übernahme durch die Niederländer:

Zeitraum Festungskommandant / Generaldirektor Zeitraum Festungskommandant / Generaldirektor
1683 Philip Peterson Blonck 1699 – 1701 Jan de Visser
1683 – 1684 Nathaniel Dillinger 1701 – 1704 Adriaan Grobbe
1684 – 1686 Karl Konstantin von Schnitter 1704 – 1706 Johann Münz
1686 – 1691 Johann Niemann 1706 – 1709 Heinrich Lamy
1691 – 1693 Johann Tenhoof 1709 – 1710 Frans de Lange
1693 – 1695 Jakob Tenhoof 1710 – 1716 Nicholas Debois
1695 – 1697 Gijsbrecht van Hoogveldt 1716 – 1717 Anton Günther van der Menden
1697 – 1699 Jan van Laar 1717 – 1724 Johann Kuny (Johannes Conrad/Jan Conny)

Bildergalerie

Literatur

  • Otto Friedrich von der Groeben:
    • Orientalische Reisebeschreibung des Brandenburgischen Adelichen Pilgers Otto Friedrich von der Groeben. Nebst der brandenburgischen Schiff-Fahrt nach Guinea und der Verrichtung zu Morea (Ausgabe von 1779 PDF-Datei)
    • Guineische Reise-Beschreibung. Nebst einem Anhang der Expedition in Morea, 1694 (PDF-Datei)
  • Richard Schück: Brandenburg-Preußens Kolonial-Politik unter dem Großen Kurfürsten und seinen Nachfolgern 1647-1721 (PDF-Dateien Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!, beide Bände haben denselben Namen):
  • Die Geschichte der See- und Kolonialmacht des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg ((PDF-Datei)
  • Brandenburg-Preußen auf der Westküste von Afrika 1681-1721, Nachdruck der Originalausgabe von 1885, Melchior-Verlag, ISBN 3-939102-75-X (PDF-Datei)
  • Ulrich van der Heyden: Rote Adler an Afrikas Küste, die brandenburgisch-preußische Kolonie Großfriedrichsburg in Westafrika. Selignow-Verlag, ISBN 3933889049 (eingeschränkte Voransicht auf google Bücher, Bestellmöglichkeit)
  • Emil Steurich: Johann Kuny, der erste brandenburgisch-preußische Negerfürst. Eine Erzählung aus den Kolonien des Großen Kurfürsten. (1900)
  • Wilhelm Henzen: Großfriedrichsburg, Ein Deutsches Kolonialfestspiel (1908) (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Josef Günther Lettenmair Roter Adler auf weißem Feld. Roman der ersten deutschen Kolonie 1683-1717 (1938)
  • Hans Dietrich Schwarze: Der Mohr von Brandenburg (1959)
  • Stubenrauch: Das Kurbrandenburgische Fort Groß-Friedrichsburg in Guinea. Bericht über den Besuch desselben durch die Offiziere S.M. Schiff „Sophie“ erstattet an den Chef der Kaiserlichen Admiralität, Berlin 1884
  • Peter Feddersen Stuhr: Die Geschichte der See- und Colonialmacht des grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg in der Ostsee, auf der Küste von Guinea und auf den Inseln Arquin und St. Thomas aus archiv. Quellen dargestellt, 1839 (PDF-Datei)
Schriften

Verweise

Fußnoten

  1. Ulrich van der Heyden: Otto Friedrich von der Groeben – Gründer von Großfriedrichsburg, aus „Die Mark Brandenburg“, Zeitschrift für die Mark und das Land Brandenburg, Lucie Großer Edition 2007, Heft 67, Seite 6
  2. Stubenrauch, Das Kurbrandenburgische Fort Groß-Friedrichsburg in Guinea. Bericht über den Besuch desselben durch die Offiziere S.M. Schiff „Sophie“ erstattet an den Chef der Kaiserlichen Admiralität, Berlin 1884, S. 18 f.