Groeben, Karl von der

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Karl Graf von der Groeben nach dem Sommerfeldzug 1815; er gilt als einer der bedeutendsten Offiziere der alten Soldatenfamilie von der Groeben. Bereits als Kornett zeichnete er sich durch seine Tapferkeit aus. An der Kriegsschule wurde er Schüler Gerhard von Scharnhorsts, hatte Kontakte zum vaterländischen Vorbild Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, dessen großer Bewunderer er wurde, aber auch zu Ernst Moritz Arndt und Friedrich Ludwig Jahn. Nach dem erzwungenen Bündnis Preußens mit Frankreich als Folge der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt wechselte er auf die russische Seite, um weiter gegen die verhaßten Franzosen kämpfen zu können. Während des Herbstfeldzugs 1813 befand er sich im Generalstabs des Korps Kleist, bei August Neidhardt von Gneisenau und später bei Friedrich Erhard von Röder, der ihm ausgezeichnete Tapferkeit, höchste wissenschaftliche und militärische Kenntnisse, tiefste Moralität sowie hervorragende Arbeit als Generalstabsoffizier attestierte.

Karl Graf von der Groeben, Majoratsherr auf Neudörfchen (auch: Groeben; Lebensrune.png 17. September 1788 in Schrengen bei Rastenburg; Todesrune.png 13. Juli 1876 auf Gut Neudörfchen bei Marienwerder), war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee, zuletzt General der Kavallerie, Generaladjutant und Politiker.

Leben

Karl von der Groeben trat im Alter von 18 Jahren in die preußische Armee ein, nahm während der deutschen Befreiungskriege an den Feldzügen 1806 und 1807 im L'Estocq`schen Korps teil, erbat 1812 seine Entlassung und wohnte 1813 im Gefolge des russischen Heers den Schlachten von Lützen und Bautzen bei. Im August 1813 wurde er im preußischen Generalstab als Stabsrittmeister angestellt und bei der Reservekavallerie des Kleist`schen Korps verwendet, wurde vor Dresden verwundet, nahm jedoch an den Schlachten bei Kulm und Leipzig teil. 1814 war Groeben bei der Einschließung von Luxemburg tätig, wurde bei Gué-à-Trème schwer verwundet und im Juli zum Major im Generalstab befördert.

Im Sommerfeldzug 1815 nahm Groeben an den Schlachten bei Ligny und Belle Alliance teil, wurde Oberstleutnant und trat zu dem Generalkommando am Rhein. Von dort wurde er 1817 als Generalstabschef nach Breslau versetzt, 1823 zum Oberst und im folgenden Jahr zum Chef des Generalstabs des 2. Armeekorps befördert. Neben dieser Stellung bekleidete er vom Juni 1829 ab die Stelle des ersten Adjutanten des preußischen Kronprinzen, wurde 1834 Generalmajor und Kommandeur der 3. Kavalleriebrigade und 1838 Kommandeur der 14. Division. 1842 erfolgte seine Beförderung zum Generalleutnant und 1843 seine Ernennung zum Generaladjutanten des Königs von Preußen. Im März 1848 übernahm Groeben interimistisch den Befehl über das 7. Armeekorps, nahm 1849 am Feldzug in Baden als Kommandierender General der Rheinarmee teil, kommandierte das preußische Korps, das im Herbst 1850 in Hessen gegen Österreich und dessen Verbündete zusammengezogen wurde, und wurde 1852 General der Kavallerie und kommandierender General des 7. Armeekorps, im Juni 1853 kommandierender General des Gardekorps. Am 1. Juni 1858 schied Groeben aus dem aktiven Dienst, blieb jedoch Generaladjutant des Königs und lebte bis zu seinem Tode auf seinem ostpreußischen Gut Neudörfchen im Kreis Marienwerder.

Seit 1854 gehörte Gröben dem Preußischen Herrenhaus an, wo er zu der streng konservativen und kirchlichen Partei hielt. Er war beteiligt an der Herausgabe von Carl von Clausewitz' nachgelassenen Werken.

Allgemeine Deutsche Biographie

Gröben: Graf Karl von der G., geb. am 17. Septbr. 1788, starb auf seinem ererbten Majorat Neudörfchen am 13. Juli 1876 als General der Cavallerie a. D. und Mitglied des Herrenhauses. Graf Karl trat 1806 in die preußische Armee, wurde im folgenden Jahre Lieutenant, 1812 in den Generalstab versetzt. In demselben Jahre nahm er den Abschied, um nicht an der Seite Frankreichs gegen Rußland kämpfen zu müssen, ging erst nach Schweden, trat dann als Freiwilliger in die russische Armee, schloß sich der englisch-deutschen Legion [Anm.: Hier irrt der Autor, statt dessen trat er der Russisch-Deutschen Legion bei] an, und machte 1813 unter Dörnberg den Zug durch Hannover mit. Bei Ablauf des Waffenstillstandes trat er wieder als Stabsrittmeister in preußische Dienste, kämpfte bei Dresden, Kulm und Leipzig, wurde Rittmeister, und während des Feldzuges 1814 in Frankreich Major, 1815 Obristlieutenant. Nach der Rückkehr aus Frankreich stand er in Coblenz und verkehrte viel mit Gneisenau und Clausewitz, der seine geistige Bedeutung und Liebenswürdigkeit in seinen Briefen rühmt. G. hatte zu dem Kreise der Männer gehört, welche die Befreiung des Vaterlandes und die Regeneration des Staates 1808—1813 vorbereiteten. 1812 wurde er Chef des Generalstabes des schlesischen Armeecorps, 1824, nachdem er Oberst geworden, Chef des Generalstabes des 2. Armeecorps. 1829 Flügeladjutant des Königs, 1834 Generalmajor, 1842 Generallieutenant und bald darauf Generaladjutant Friedrich Wilhelms IV., zu dessen näherem Umgang er schon unter der Regierung Friedrich Wilhelms III. gehört hatte. Er soll damals Mitarbeiter des conservativen politischen Wochenblatts gewesen sein. 1848 wurde er interimistischer Commandeur des 7. Armeecorps (Westfalen), befehligte 1849 im Feldzuge in Baden das 2. preußische Armeecorps, 1850 die preußischen Truppen in Kurhessen. 1852 wurde er commandirender General des 7. Armeecorps und General der Cavallerie, im folgenden Jahre commandirender General des Gardecorps, 1854 Mitglied des Herrenhauses für den Grafenverband der Provinz Preußen. Dann nahm er 1858 seinen Abschied, reiste aber noch von seinem Wohnsitz Neudörschen, im Interesse der christlichen Bevölkerung, nach Syrien Im Herrenhause gehörte er zur streng kirchlichen und conservativen Partei, und stand — seiner Ueberzeugung treu — in Opposition zu den Reformen der neuen Aera. G., in seiner Jugend ein schöner Mann, hatte bei großer Liebenswürdigkeit des Wesens und vieler Herzensgüte die feinsten Umgangsformen. Aus seiner Ehe mit Thusnelda von Dörnberg hat er fünf Söhne hinterlassen, die alle der preußischen Armee angehört haben oder noch angehören. An der Herausgabe von Clausewitz's nachgelassenen Werken, in den dreißiger Jahren, war er betheiligt, besonders sind die beiden letzten Theile von ihm herausgegeben.[1]

Kurzchronologie

Der tiefgläubige Protestant Karl Graf von der Groeben, nun auch Ehrenritter des Johanniter-Ordens.
  • 29.11.1806 Kornett beim Regiment „Towarczys“[2] (Husarenregiment H 9; 1806 im Korps L'Estocq, 1808 entstanden aus ihm das Westpreußische Ulanen-Regiment und das Schlesische Ulanen-Regiment)
  • 1806/07 Feldzug gegen Frankreich
  • 3.6.1807 Sekondelieutenat im Schlesischen Ulanen-Regiment
  • 1810 bis 1812 Kriegsschule Berlin
  • 17.7.1811 Premierlieutenant
  • 10.12.1812 einrangiert in das Regiment der Gardes du Corps
  • 26.2.1812 in den Generalstab versetzt
  • 4.3.1812 Abschied aus der Preußischen Armee
  • Dezember 1812 in die Russisch-Deutsche Legion in kaiserlich russischen Diensten gewechselt
  • 10.8.1813 zurück in preußische Dienste als Stabsrittmeister im Generalstab
  • 1813 bis 1815 Befreiungskriege
  • 19.11.1813 wirklicher Rittmeister
  • 31.5.1814 Major
  • 31.3.1815 als Generalstabsoffizier zur Reservekavallerie (des II. Korps) unter Generalmajor von Roeder
  • 3.10.1815 Oberstleutnant
  • 9.5.1817 Chef des Generalstabes des VI. Armee-Korps
  • 30.3.1823 Oberst mit Patent vom 16.4.1823
  • 15.5.1824 Chef des Generalstabes des II. Armee-Korps in Stettin
  • 14.6.1829 erster Adjutant des Kronprinzen von Preußen (es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft)
  • 30.3.1834 Generalmajor mit Patent vom 7.4.1834 und Ernennung zum Kommandeur der 3. Kavallerie-Brigade
  • 26.9.1834 unter Belassung in der Stellung als Brigadekommandeur weiterhin Adjutant des Kronprinzen Friedrich Wilhelm auf dessen persönlicher Bitte beim Vater König Friedrich Wilhelm III.
  • 30.3.1838 Interims-Kommandeur des 14. Division
  • 1840 im Spätsommer als Beobachter zu den Herbstübungen des VIII. Bundeskorps bei Heilbronn, Bericht gegenüber dem neuen König, seinem Freund Friedrich Wilhelm IV.
  • 10.9.1840 Bestätigung als Divisionskommandeur der 14. Division
  • 12.9.1842 Generalleutnant
  • 7.10.1843 Generaladjutant des Königs Friedrich-Wilhelm IV. unter Belassung in der Stellung als Divisionskommandeur
  • 2.3.1848 interimsweise Kommandierender General des VII. Armee-Korps in Münster
  • 1849 Feldzug in Baden
  • 1849 April, Reise im Auftrags des König in die Niederlande
  • 23.3.1852 General der Kavallerie und Bestätigung als Kommandierender General des VII. Armee-Korps
  • 2.6.1853 Kommandierender General des Garde-Korps
  • ab 1854 Sitz im Preußischen Herrenhaus
  • 1.6.1858 zur Disposition (z. D.) gestellt unter Bewilligung seines Abschiedsgesuchs mit Belassung in seiner Stellung als Generaladjutant des Königs und Chef des 2. Ulanen-Regiments sowie Ernennung zum Ritter des Königlich Preußischen hohen Ordens vom Schwarzen Adler

Familie

Seine Eltern waren Ernst Wolfgang Albrecht von der Groeben (1740–1818) und dessen Ehefrau Albertine Luise Ernestine, geborene von Ostau (1756–1812). Sie war eine Tochter von Albrecht Siegmund von Ostau (1717–1777). Sein Großvater Johann Georg von der Groeben (1709–1777) war ein Sohn des bekannten Forschungsreisenden Otto Friedrich von der Groeben.

Ehe

Oberstleutnant von Groeben heiratete in Hausen am 8. Juni 1816 seine Verlobte Selma Thusnelda Freiin von Dörnberg (1797–1876), Tochter des hannoverischen Generalleutnants und Gesandten zu Sankt Petersburg Wilhelm Freiherr von Dörnberg. Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor:

  • Georg Reinhold (1817–1894), preußischer General der Kavallerie ⚭ Gräfin Elisabeth von Münster-Ledenburg (1824–1908)
  • Albrecht Wilhelm (1818–1864), preußischer Major ⚭ Mathilde Gräfin von Kielmansegg (1838–1914)
  • Bernhard Karl Wolfgang (Lebensrune.png 1820)
  • Marie (1821–1822)
  • Anna (1822–1834)
  • Rudolf (1824–1835)
  • Siegfried (1825–1892) ⚭ 1859 Hedwig von Krassow (1841–1864)
  • Friedrich Wilhelm Walter (1827–1889), preußischer Generalleutnant
  • Wilhelm (Lebensrune.png 1829)
  • Günther (1832–1900), preußischer Generalleutnant ⚭ Luise von Eschwege (1847–1941), verwitwete Gräfin von Wedel

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Fußnoten

  1. von Meerheimb: Gröben, Graf Karl, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1879), S. 705-706
  2. 1800 wurden die Bosniaken in „Towarczys“ bzw. „Towarzysz“-Regiment umbenannt, um den niederen polnischen Landadel für den Waffendienst zu gewinnen. „Towarczys“ (poln. = Standesgenosse, Standesgefährte; Plural: Towarzysze) wurden in der ehemaligen polnischen Kavallerie die adligen Reiter genannt. Jeder von ihnen befehligte einen oder mehrere „Pacholken“ bzw. „Podzonen“, die als Leibburschen dienten, zugleich aber auch Kriegsdienst leisteten. Garnison des Regiments war Lyck. Die Towarzysze blieben von entehrenden Strafen ausgenommen. Sie gehorchten nur Offizieren, Unteroffiziere bäuerlicher Herkunft galten als nicht ebenbürtig. In der preußischen Kavallerie erhielten Towarzysze doppelten Sold.