Ucicky, Gustav

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Gustav Ucicky (1899–1961
Spielleiter Gustav Ucicky und Kameramann Hans Schneeberger während der Aufnahme zu dem Wien-Film der Tobis „Ein Leben lang
Gustav Ucickys Grab
Wien, Hietzinger Friedhof
Inschrift des Grabsteins

Gustav Ucicky, eigentlich Učicky [uˈtʃitski] (Lebensrune.png 6. Juli 1899 in Wien; Todesrune.png 26. April 1961 in Hamburg), war ein deutscher Kameramann und Filmregisseur aus Österreich. Er gilt als unehelicher Sohn des Malers Gustav Klimt.

Leben

Gustav Učicky wurde am 6. Juli 1899 in Wien geboren. Seine Mutter, die in Prag geborene 19jährige Maria Učicky, war als Aushilfe im Haushalt des Wiener Jugendstilmalers Gustav Klimt (1862–1918) und auch als dessen Modell tätig. Für die von Ucicky glaubhaft reklamierte Vaterschaft Klimts liegt keine amtliche Bestätigung vor.

Als Schüler des Norbertinums in Tullnerbach war er befreundet mit dem gleichaltrigen Karl Hartl, der in seiner Nachbarschaft wohnte. Nach dem Abschluß wurde er Graphiker-Anlernling im k. k. Militär-Geographischen Institut Wien.

Ein erster Versuch, als Schauspieler beim Film zu arbeiten, mißlang. 1916, mit siebzehn Jahren, wurde er Chefkameramann im Kriegspressequartier des österreichischen Armeekommandos.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Ucicky und sein Freund Hartl bei der Sascha-Filmgesellschaft angestellt. Seine Erfolge und Leistungen während des Krieges verschafften ihm den Posten eines Chefoperateurs, den er 11 Jahre lang ausfüllte. In dieser Zeit wurde sein Wunsch, Regisseur zu werden, immer stärker, und schließlich führte er bei der Sascha Regie. Die Namen der Stummfilme, die unter seiner Regie entstanden, sind schon seit den 1930er Jahren verschollen. An manchen und oft gerade den wirkungsvollsten Stellen seiner Tonfilme aber zeigte Ucicky, daß er sich der künstlerisch vertieften Wirkung des stummen Spiels, der Tonlosigkeit bewußt war, ein Erbteil aus der Zeit, in der er als Regisseur im stummen Film gearbeitet hatte.

Zugleich fuhr er – von anderen Wiener Produktionsgesellschaften angestellt – Kamera in den ersten Filmen des Regisseurs Peter Paul Felner.

Am 23. Dezember 1923 heiratete Ucicky die Schauspielerin Betty Bird, von der er im August 1936 wieder geschieden wurde.

Nach dem von der Sascha für die Berliner Phoebus Film AG 1925 teilweise in Paris realisierten „Einspänner Nr. 13“ (Kertesz) bot sich ihm erstmals die Gelegenheit, in Deutschland für den Fridericus-FilmDie Mühle von Sanssouci“ zu arbeiten.

Nach Wien zurückgekehrt, war er 1927 als Kameramann an der Anny-Ondra-Komödie „Die Pratermizzi“ beteiligt, für dessen Regie die Mitarbeiter offiziell gemeinsam „unter der Oberleitung von Alexander Graf Kolowrat“ zeichneten. 1927 debütierte Ucicky als Regisseur mit der in Spanien gedrehten heiteren Liebesgeschichte „Tingel-Tangel“; in seiner Dirnenkolportage „Café Elektric“ spielte neben Willi Forst auch Marlene Dietrich.

Am 31. Januar 1928, nach dem Tod Graf Kolowrats (3. Dezember 1927) und seiner Mutter (4. Januar 1928) verließ Ucicky, begleitet von Hartl, Wien. Für die Emelka drehte er in München die Hasenclever-Adaption „Ein besserer Herr“ und – in spanischer Koproduktion – zum Teil an Originalschauplätzen den Stierkämpferfilm „Herzen ohne Ziele“, ehe er sich 1929 mit dem Sittenfilm „Vererbte Triebe“ in Berlin etablierte.

Noch im selben Jahr nahm ihn die UFA unter Vertrag. Seine ersten Tonfilme waren das musikalische Volksstück „Der unsterbliche Lump“ (1929) und die Harvey/Fritsch-Komödie „Hokuspokus“ (1930). Im „Das Flötenkonzert von Sanssouci", dessen Milieu das friderizianische Potsdam, dessen Mittelpunkt die Gestalt Friedrichs des Großen ist, gesehen durch das von Adolf Menzel geschaffene Bild, erreichte Ucicky den ersten großen Höhepunkt seiner Laufbahn. Es gelang ihm, die Zeit der Reifröcke und des Dreispitzes, der Laute und der Flöte, die Zeit des deutschen Rokokos, künstlerisch zu erfassen. Zugleich bedeutete dieser Film einen ersten starken Vorstoß, dem erwachenden deutschen Bewußtsein auch tonfilmische Resonanz zu verschaffen.

Eine zweite Staffel im Lebenswerk Ucickys folgte; sie umfaßt drei Werke: „Yorck“, „Morgenrot“ und „Flüchtlinge“. In „Yorck“ ließ Ucicky mit der genialen Darstellungskunst eines Werner Krauß die große Schicksalsgestalt der preußischen Geschichte erstehen, in einem Augenblick, da für viele tausende der besten Deutschen die bevorstehende nationale Wandlung schon mehr als Sehnsucht war, vielmehr ein Ziel, auf das sie alle ihre Gedanken und Handlungen konzentrierten. „Morgenrot“ , die Epoche der deutschen U-Boot-Leistung im Weltkrieg, zugleich der filmische Heldengesang auf alle tapferen und vaterlandsliebenden Menschen diesseits und jenseits der deutschen Grenzen, stellte Ucicky in die vorderste Reihe der deutschen Regisseure. Hier begann seine Zusammenarbeit mit dem schlesischen Dichter Gerhard Menzel, dessen Drehbuch nicht wenig zu dem Welterfolg des Films „Morgenrot“ beitrug. 1935 wurde der Film in Paris mit sensationeller Zustimmung aufgenommen und warb in vielen Städten der ganzen Welt für den deutschen Soldaten des Weltkrieges. Nach dessen jahrzehntelangen Verhöhnung in Wort, Bild, Buch und Film war die Propagandawirkung dieses Films im Ausland für das deutsche Ansehen gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Sein nächster Film war „Flüchtlinge“, der mit dem Staatspreis der deutschen Reichsregierung ausgezeichnet wurde.[1]

Im Jahre 1936 endete Ucickys Vertrag mit der UFA. Nach dem sich an Theaterkonventionen orientierenden Jannings-Film „Der zerbrochene Krug“ (1937) kehrte er im Sommer 1939 nach Wien zurück und arbeitete fortan für die Wien-Film GmbH, deren Produktionschef (seit ihrer Gründung 1938) Karl Hartl war. Auf das Rührstück „Mutterliebe“ und die – ob der schauspielerischen Leistungen hoch gelobte – Puschkin-Verfilmung „Der Postmeister“ folgte 1941 „Heimkehr“.

Ucickys folgende Arbeiten widmeten sich – in der Form melodramatisch, im Gehalt eher sentimental – unverfänglicheren Themen.

Nach dem seichten Sängerknaben-Film „Singende Engel“ (1947) empfahl er sich mit den Zuckmayer-Adaptionen „Nach dem Sturm“ (1948) und „Der Seelenbräu“ (1949) der reorganisierten österreichischen Filmindustrie als Routinier, der – unter bescheideneren Produktionsbedingungen – unverbindliche Stoffe in entsprechender Manier zu gestalten wußte. Ab 1952 setzte er in diesem Sinne seine Arbeit in der BRD fort. Zum Ende seiner Laufbahn drehte er mit den Ganghofer-Illustrationen „Der Jäger von Fall“ (1956) und „Der Edelweißkönig“ (1957) kommerziell erfolgreiche, belanglose Heimatfilme, zu denen auch „Das Mädchen vom Moorhof“ (1958) und „Das Erbe von Björndal“ (1960) zählten, deren bunte Folklore die naturalistische Dimension der literarischen Vorlagen von Lagerlöf und Gulbranssen unberücksichtigt ließ.

Zu Ucickys bevorzugten Mitarbeitern zählten außer Hartl und Menzel zunächst der ihm aus Wien bekannte Autor Walter Reisch; sein einstiger Kooperateur Eduard von Borsody, der in den 30er Jahren als Regieassistent und Cutter für ihn gearbeitet hatte; die Kameramänner Carl Hoffmann und Fritz Arno Wagner, später Friedl Behn-Grund, Günther Anders und der Fanck-Schüler Hans Schneeberger. Für seine Berliner Filme stand ihm stets die erste Garnitur des UFA-Ensembles zur Verfügung, mehrmals drehte Ucicky mit Hans Albers und Heinrich George, im Wien der 40er Jahre wiederholt mit Paula Wessely, ehe er in den 50er Jahren auf wechselnde Besetzungen und technische Unterstützung angewiesen war.

Während der Vorarbeiten zur Verfilmung von Knut Hamsuns Roman „Das letzte Kapitel“, deren Regie Wolfgang Liebeneiner übernahm, starb Gustav Ucicky am 26. April 1961 in einer Klinik in Hamburg an den Folgen eines Gehirnschlages; sein Leichnam wurde nach Wien überführt und auf dem Hietzinger Friedhof beigesetzt.

Auszeichnungen (Auswahl)

Filmographie

  • 1919: Die Dame mit dem schwarzen Handschuh (Kamera)
  • 1920: Marquis Fun (Kamera)
  • 1920: Mrs. Tutti Frutti (Kamera)
  • 1920: Golgatha (Kamera)
  • 1920: Gold (Gold, der Menschheit Fluch) (Kamera)
  • 1920: Gefesselt (Kamera)
  • 1920: Die Sterne von Damaskus, 1. Ein Weib in der Wüste (Kamera)
  • 1920: Die Sterne von Damaskus, 2. Die Gottesgeisel (Kamera)
  • 1920: Die Dame mit den Sonnenblumen (Kamera)
  • 1921: Narren der Liebe (Kamera)
  • 1921: Marodeure der Großstadt (Kamera)
  • 1921: Cherchez la femme! (Kamera)
  • 1921: Wege des Schreckens (Kamera)
  • 1921: Frau Dorothys Bekenntnis (Kamera)
  • 1922: Sodom und Gomorrha, 1. Die Sünde (Kamera)
  • 1922: Sodom und Gomorrha, 2. Die Strafe (Kamera)
  • 1923: Namenlos (Kamera)
  • 1923: Die Lawine (Kamera)
  • 1923: Der junge Medardus (Kamera)
  • 1924: Harun al Raschid (Kamera)
  • 1924/32: Die Sklavenkönigin (Kamera)
  • 1925: Das Spielzeug von Paris (Kamera)
  • 1926: Fiaker Nr. 13 (Kamera)
  • 1926: Dürfen wir schweigen? (Kamera)
  • 1926: Die Mühle von Sanssouci (Kameraassistenz)
  • 1926: Mikoschs letztes Abenteuer (Kamera)
  • 1926: Die dritte Eskadron (Kamera)
  • 1926: Die Pratermizzi (Kamera)
  • 1926: Der goldene Schmetterling (Kamera)
  • 1927: Tingel-Tangel (Regie)
  • 1927: Café Electric (Regie)
  • 1928: Herzen ohne Ziel (Regie)
  • 1928: Ein besserer Herr (Regie)
  • 1929: Vererbte Triebe. Der Kampf ums neue Geschlecht (Regie)
  • 1929: Der Sträfling aus Stambul (Regie)
  • 1930: Der unsterbliche Lump (Regie)
  • 1930: The Temporary Widow (Regie)
  • 1930: Hokuspokus (Regie)
  • 1930: Das Flötenkonzert von Sanssouci [stumm] (Regie)
  • 1930: Das Flötenkonzert von Sanssouci (Regie)
  • 1931: Yorck (Regie)
  • 1931: Im Geheimdienst (Regie)
  • 1932: Un homme sans nom (Regie)
  • 1932: Ein Mensch ohne Namen (Regie)
  • 1933: Morgenrot (Regie)
  • 1933: Flüchtlinge (Regie)
  • 1933: Au bout du monde (Regie)
  • 1934: Nuit de mai (Drehbuch, Regie)
  • 1934: Der junge Baron Neuhaus (Drehbuch, Regie)
  • 1935: Das Mädchen Johanna (Regie)
  • 1936: Unter heißem Himmel (Regie)
  • 1936: Savoy-Hotel 217 (Regie)
  • 1937: Der zerbrochene Krug (Regie)
  • 1938: Wort und Tat. Ein Filmdokument (Regie)
  • 1938: Frau Sixta (Regie)
  • 1939: Aufruhr in Damaskus (Regie)
  • 1939: Mutterliebe (Regie)
  • 1940: Der Postmeister (Regie)
  • 1940: Ein Leben lang (Regie)
  • 1941: Heimkehr (Regie)
  • 1943: Späte Liebe (Regie)
  • 1944: Ein Rudel Wölfe (Regie)
  • 1944: Am Ende der Welt (Regie)
  • 1944: Der gebieterische Ruf (Regie)
  • 1944: Das Herz muß schweigen (Regie)
  • 1947: Singende Engel (Drehbuch, Regie)
  • 1948: Nach dem Sturm (Drehbuch, Regie)
  • 1949: Der Seelenbräu (Regie)
  • 1950: Cordula (Drehbuch, Regie)
  • 1952: Bis wir uns wiederseh’n (Regie)
  • 1953: Der Kaplan von San Lorenzo (Mea Culpa) (Regie)
  • 1953: Ein Leben für Do (Regie)
  • 1954: Die Hexe (Drehbuch, Regie)
  • 1955: Zwei blaue Augen (Regie)
  • 1956: Der Jäger von Fall (Regie)
  • 1957: Die Heilige und ihr Narr (Regie)
  • 1957: Der Edelweißkönig (Regie)
  • 1958: Der Priester und das Mädchen (Regie)
  • 1958: Das Mädchen vom Moorhof (Regie)
  • 1960: Das Erbe von Björndal (Regie)

Fußnoten