Andrássy, Gyula

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Gyula (dt. Julius) Graf Andrássy (Lebensrune.png 8. März 1823 in Kaschau; Todesrune.png 18. Februar 1890 in Volosko) war ein ungarischer Politiker, Patriot und Schriftsteller. Er war der Sohn von Karl Graf Andrássy und der Bruder von Emanuel Graf Andrássy.

Leben und Wirken

Nach dem Besuch des Gymnasiums und anschließendem Studium der Rechte in Pest, reiste er anschließend ins europäische Ausland und hielt dann bereits 1844 seine erste Rede in Zemplin, seinem Heimatkomitat. Er zeichnete sich dann auf dem Reichstag von 1847 bis 1848 erneut als glänzender Redner aus, wobei bereits hier seine Gabe, die Dinge praktisch zu erfassen und sich ohne tiefere Detailkenntnisse in jeder Frage rasch zurechtzufinden, zum Vorschein trat. Zudem erwarb er sich auch als Schriftsteller einen Ruf. Er war dann 1848 unter dem Aprilministerium Obergespan von Zemplin und Führer des Zempliner Landsturms bei Schwechat. Später ging er als Gesandter der Debrecziner Regierung nach Konstantinopel, wo er eine bedeutende Tätigkeit entwickelte und auch noch später auf die Behandlung der ungarischen Emigration von seiten der türkischen Regierung bestimmenden Einfluß ausübte.

Im Januar 1850 wurde er kriegsrechtlich zum Tode durch den Strang verurteilt und, und, da er emigriert war, am 22. September 1852 symbolisch gehenkt. Andrássy lebte damals in Paris. Im Jahr 1856 auf seine Bitte amnestiert, kehrte er 1860 in sein Vaterland zurück und wurde wieder Obergespan von Zemplin. In das Unterhaus gewählt, vertrat er entschieden das Deák-Programm und wurde 1866 zweiter Präsident des Unterhauses.

Nach dem Zustandekommen des österreichisch-ungarischen Ausgleichs wurde Andrássy im Februar 1867 an die Spitze des ungarischen Ministeriums berufen, in welcher Stellung er sich nicht bloß um die staatsrechtliche Ausbildung der neuen Verhältnisse zwischen Ungarn und Österreich im Anschluß an das treu festgehaltene Deák-Programm ein hohes Verdienst erwarb, sondern auch auf die zeitgemäße Entwickelung der inneren Verhältnisse Ungarns im freiheitlichen Sinn den bedeutendsten Einfluß ausübte. Seinem nüchternen, verständigen Urteil war es ebenso wie seiner Haltung zu Deutsch-Österreich zuzuschreiben, daß Österreich im Deutsch-Französischen Krieg 1870 neutral blieb, weshalb, nach dem Fall des cisleithanischen Ministeriums, Hohenwart und nach dem dadurch veranlaßten Sturz Beusts im November 1871 Andrássy als Ministerpräsident des letzteren Nachfolger und damit Leiter der gemeinsamen und auswärtigen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde.

Andrássy wußte sich das Vertrauen der fremden Regierungen zu gewinnen, und auf diesem fußend suchte er Österreich wieder eine feste Stellung in Europa zu verschaffen. Namentlich mit Bismarck verband ihn bald ein engeres, auf gegenseitigem Vertrauen beruhendes Verhältnis, und Andrássy ging daher auch 1872 bereitwillig auf dessen Plan ein, die völlige Aussöhnung zwischen Österreich und Rußland herbeizuführen und das Dreikaiserbündnis zur Grundlage eines neuen, den Frieden Europas verbürgenden Systems zu nehmen. Dadurch, daß die gemeinschaftliche Erledigung aller politischen Fragen ausgemacht wurde, glaubte Andrássy Österreich gegen jede einseitige Lösung der orientalischen Frage zu sichern und übte sich daher während des russisch-türkischen Kriegs in Zurückhaltung.

Erst als die maßlose Ausbeutung der russischen Siege im Frieden von San Stefano (3. März 1878) Österreichs Interessen zu gefährden drohte, forderte und erhielt Andrássy von den Delegationen 60 Millionen Gulden für etwa erforderliche Rüstungen und sprach seine Zuversicht auf völlige Wahrung der österreichischen Interessen aus. Er betrieb auch die Berufung eines Kongresses, um den Frieden von San Stefano zu beraten und mit den europäischen Interessen in Einklang zu bringen. Auf dem Berliner Kongreß vertrat er Österreich als erster Bevollmächtigter und erlangte von den Mächten die Zustimmung zu dem Einmarsch der Österreicher in Bosnien und in die Herzegowina, um Ruhe und Ordnung in diesen Provinzen herzustellen und diesen Herd slawischer Agitationen zu beenden.

Die Opfer an Menschen und Geld, welche die Okkupation forderte, erregten wieder allgemeine Opposition gegen Andrássy, der indes schließlich von der Majorität der Delegationen die Zustimmung zu seiner Politik erlangte. In allen seinen Reden gewandt und scharfblickend, der zudem die höchste Auszeichnung, den Orden des Goldenen Vlieses, verliehen bekam, konnte dennoch Andrássy die wachsenden Angriffe auf seine Orientpolitik seit dem Bekanntwerden der Konvention mit dem Osmanischen Reich vom 21. April 1879 nur immer mühsamer, insbesondere in Ungarn, abwehren, und die Gestaltung des Ausgleichsministeriums Taaffe in Cisleithanien bestärkte den für die öffentliche Meinung feinfühligen Premier, am 8. Oktober 1879 seine Entlassung einzureichen. Offiziell gab er gesundheitliche Gründe für diesen Schritt an. Eine Rolle dürfte auch gespielt haben, daß der russische Einfluß, den er Jahrzehnte lang bekämpft hatte, auch auf Ungarn überzugreifen begann.

Andrássy war Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Pest. Auch sein Sohn Gyula Andrássy der Jüngere war ein führender ungarischer Politiker und wurde vom letzten Kaiser, Karl I. wenige Tage vor dem Ende der Monarchie zum Außenminister ernannt.

Ehrungen

Gyula Andrássy ist Namensgeber der deutschsprachigen Andrássy Universität in Ofenpest.

Literatur

  • Kákay Aranyos II (Abrányi Cornél): Graf Julius Andrássy; ein politisches Lebens- und Charakterbild, 1879 (PDF-Datei)
  • Eduard von Wertheimer: Graf Julius Andrássy, sein Leben und seine Zeit, nach ungedruckten Quellen, 1913 (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Band 3)

Netzverweise

Biographie von Gyula Andrássy