Hagenau

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Pfeil 1 start metapedia.png Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Hagenau (Auswahlseite) aufgeführt.

Hagenau

Staat: Deutsches Reich
Gau: Westmark
Landkreis: Hagenau
Provinz: Elsaß
Einwohner (2011): 34.619
Bevölkerungsdichte: 189 Ew. p. km²
Fläche: 182,59 km²
Höhe: 115-203 m ü. NN
Koordinaten: 48° 49′ N, 7° 47′ O
Flucht.jpg
Hagenau befindet sich unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von Frankreich vorübergehend besetzt.
Lage von Hagenau im Elsaß

Hagenau ist eine deutsche Stadt im Unterelsaß sowie ehemalige Reichsstadt innerhalb des ersten Deutschen Reichs, Hauptort eines Kreises und eines Kantons, 28 km nördlich der elsäßischen Hauptstadt Straßburg und an der Kreuzung der Straßen von Straßburg nach Weißenburg, von Zabern nach Fort-Louis und von Bitsch nach Hagenau. Die Stadt Hagenau liegt am Flüßchen Moder und hatte früher vier Tore: das Obertor, das Spitaltor, das Bitscher Tor und das Rote Tor.
Hagenau befindet sich seit November 1944 unter französischer Fremdherrschaft. Die einheimische Bevölkerung wurde zum Teil (ca. 10%) vertrieben.

Geschichte

Die Dragonerkaserne in Hagenau (Postkarte um 1900)

Am Anfang des 12. Jahrhunderts ließ Friedrich der Einäugige, Herzog von Schwaben und Elsaß, ein Jagdschloß auf einer Insel der Moder errichten, bei dem sich bald eine Stadt entwickelte, die den Namen des dortigen Flurs erhielt: Hagenau.
Kaiser Friedrich I. (Barbarossa), Sohn von Friedrich dem Einäugigen, ließ das Jagdschloß zu einer Kaiserpfalz umwandeln, die er befestigen ließ und wo die Reichsinsignien bis zum Tod Kaiser Philipps (1208) aufbewahrt wurden. 1164 ließ derselbe Kaiser Friedrich die Stadt Hagenau ummauern und gewährte ihr wichtige Privilegien.
Bereits 1235 mußte die Stadtmauer wegen des Zuwachses an Bevölkerung erweitert werden; Hagenau wurde ab 1255 Reichsstadt und später (1354) zum Sitz der Landvogtei des Zehnstädtebundes und zur Residenz des Landvogt. Dieser ersten Erweiterung folgten zwei weitere; die Stadt wurde durch eine Mauer und einen Graben umgeben und außerdem von vierundfünfzig teils quadratförmigen, teils achteckigen Türmen verteidigt.

Wie in den anderen Reichsstädten, so lag auch in Hagenau die höchste Autorität in den Händen des Schultheißen; er allein vertrat den Kaiser, übte in seinem Namen die Strafgerichtsbarkeit aus, erhob Steuer, bewahrte die Rechte des Reichsoberhaupts und saß dem Magistrat vor, so daß die Kompentenz des letzteren sich auf die Polizei- und Stadtverwaltung beschränkte. Als die Kaiser später den Bedarf empfanden, sich eine Stütze gegen den zu groß gewordenen Einfluß der Adeligen und der Geistlichen zu schaffen, verlor das Schultheißenamt, das erst ausschließlich Adeligen vorbehalten war, wesentlich an Wichtigkeit, insofern der Bürgerschaft mehr Freiheiten gewährt wurden. In einigen Städten verschwand das Schultheißenamt völlig, in anderen blieb es als formales Amt bestehen.
Erst nach dem Anschluß des Elsaß an Frankreich (nach 1648) wurde das Schultheißenamt endgültig aufgehoben und durch einen königlichen Prätor ersetzt, nachdem bereits 1347 Ludwig von Bayern die Strafgerichtsbarkeit dem Schultheißen entzogen und dem Magistrat übergeben hatte.

Stadtverfassung

Der Magistrat der Stadt bestand aus zwölf Schöffen, dessen Anzahl auf vier verringert wurde und die dann Bürgermeister, später Stettmeister genannt wurden; ihre Häuser genossen das Asylprivileg. 1330 fügte man den Schöffen ein Gremium von 24 Beisitzern hinzu, die unter den Handwerkern gewählt wurden; diese Verfassung wurde später mehrmals geändert.

Auf den Reichstagen saß der Vertreter Hagenaus auf der Bank der anderen Reichsstädte, und zwar gleich hinter Frankfurt und auf den Landtagen gleich hinter Straßburg. Ihr Matrikularbeitrag an das Reich bestand seit 1545 aus einer Militärkontingent von 6 Reitern und 30 Mann zu Fuß; dieser Militärdienst konnte gegen 192 Gulden pro Monat zurückgekauft werden, solange wie das Kontingent eigentlich erfordert worden wäre. Hagenau trug darüber hinaus ein Viertel zu den allgemeinen Verwaltungskosten des Zehnstädtebundes bei.

Die Privilegien der Stadt bestanden aus ihrem Stadtrecht, der Befreiung vom Schultheißen in Strafsachen, dem freien Bündnisrecht, dem Münzrecht, dem Messerecht, usw.

Kaiserliche Residenz

Die Kaiser, von Friedrich Barbarossa bis Ferdinand I., hielten sich öfters in ihrer Kaiserpfalz zu Hagenau auf, die auch der Sitz eines Reichsgerichts war. Richard Löwenherz, der vom Kaiser Heinrich VI. gefangen gehalten wurde, wurde auf der Kaiserpfalz zu Hagenau einer Versammlung von Fürsten vorgeführt.

1393 handeln dort die Stadt Straßburg und deren Bischof Friedrich von Blankenheim einen Vertrag aus, welcher dem Krieg ein Ende setzte, der von Bruno von Rappoltstein angezettelt worden war. 1540 wurde dort ein Reichstag gehalten, um Religionssachen zu erledigen und schließlich 1604 schlossen der Fürst von Brandenburg und der Kardinal von Lothringen, die beide zum Bischof von Straßburg gewählt worden waren, einen Friedensvertrag.

Hagenau hatte, wie die anderen elsäßischen Städte, ein ziemliches wechselhaftes Schicksal. Schon am Anfang des 13. Jahrhunderts wurde sie von Kaiser Otto IV. eingenommen und 1212 an Friedrich II. zurückgegeben. 1247 trat sie dem Rheinischen Städtebund bei und erhob sich 1285 gegen die Tyrannei des Landvogts Otto von Ochsenstein, den sie aus der Kaiserpfalz verjagte; doch mußte sie sich bald wieder dem Kaiser Rudolf I. von Habsburg unterwerfen. In diesem Jahrhundert und in dem nächsten führt sie bald Krieg gegen die Straßburger, bald verbündet sie sich mit ihnen, um Krieg gegen mächtige Nachbarn zu führen.

Armagnakenkriege und Dreißigjähriger Krieg

Hagenau hatte wegen der Armagnaken 1439 und der Truppen des französischen Königes Heinrich II. im Jahre 1552 viel zu leiden, doch viel größeres Leid bereitete ihr – wie fast allen deutschen Städten – der Dreißigjährige Krieg.
Nachdem er die Einwohner durch seine Ausschreitungen gegen sich empört hatte, wurde der Graf von Mansfeld 1622 aus Hagenau vom Erzherzog Leopold verjagt. Am 5. Januar 1633 fiel die Stadt in die Hände von Gustav Horn, der bald darauf von den Einwohnern mit der Unterstützung eines kaiserlichen Korps vertrieben wurde, welches durch List in die Stadt eingedrungen war. Die Schweden versuchten 1634 ohne Erfolg, Hagenau zurückzuerobern. Ims selben Jahr mußte der General Graf von Salm, Kommandant der kaiserlichen Garnison, die Stadt durch Kapitulation an die vom Marquis de la Force angeführten Franzosen übergeben.
Mit dem Westfälischen Frieden nutzte Frankreich die Wehrlosigkeit des zerstörten Deutschen Reiches und die Ohnmacht seines Kaisers und annektierte die Stadt.
Von 1300 Bürgern vor dem Krieg waren 1654 nur noch 250 verblieben. Im Jahre 1662 schworen dort die Abgeordneten des Zehnstädtebundes den Unterwerfungseid auf den französischen König.

Französische Besatzung

1673 ließ der französische König Ludwig XIV. die Befestigungen Hagenaus schleifen; 1674 wiedererrichtet, wurden sie drei Jahre später erneut zerstört. 1676 wurde die Stadt vom kaiserlichen General Montecuculi umsonst belagert, der bei der Ankunft der Franzosen unter dem Grand Condé gezwungen wurde, sich zurückzuziehen.
Am 10. Februar 1677 wurde sie von französischen Truppen eingenommen und in Brand gesteckt; am 16. September desselben Jahres befahl der französische Feldmarschall de Créqui, sie abermals zu verbrennen, nachdem ein Einwohner, Melchior Reiff, einen französischen Offizier mit einem Schuß getötet hatte, während die französischen Truppen in die Stadt einmarschierten; die Kaiserpfalz, das Rathaus, eine Vielzahl an öffentlichen Gebäuden und 150 Häuser wurden vom Brand vernichtet. 1728 bauten die Jesuiten ein Kollegium an der Stelle, wo früher die Kaiserpfalz gestanden hatte, deren Steine 1689 für den Bau der Vaubanschen Grenzfestung Fort-Louis verwendet wurden.

Während des spanischen Erbfolgekrieges wurde Hagenau 1705 von kaiserlichen deutschen Verbänden befreit, doch 1706 von den Franzosen erneut eingenommen. 1744 befreiten sie die Österreicher abermals, doch konnten sie die Stadt nur ein paar Wochen halten.

Georgskirche in Hagenau
Nikolauskirche in Hagenau

Sehenswürdigkeiten

Die Georgskirche wurde 1189 vom Kaiser Konrad III. errichtet; der Chor aus dem Jahre 1254 wurde dank Spenden aus den Diözesen Speyer, Metz und Straßburg erbaut; die dortigen Sammlungen wurde vom Papst Alexander IV. wärmstens empfohlen. Kaiser Rudolf I. von Habsburg stiftete dort 1287 eine Probstei, an die diejenige von Surburg 1736 angeschlossen wurde. Bemerkenswert ist hier ein hölzerner Christus, der 1447 geschnitzt wurde und ein elegantes Tabernakel aus dem Jahre 1523. Der Stadtrat ließ 1845 Glasfenster legen, die sich durch ihre Schönheit und Harmonie auszeichnen und dem Bauwerk seinen besonderen Charakter geben. Die Glasfenster beider Enden der Seitenschiffe sind mit Bildnissen der Kaiser Friedrich Barbarossa, Konrad III., Rudolf von Habsburg und Albrecht III. verziert: die Stadt zollte damit ihren ersten Wohltätern Dank. Die Georgskirche besitzt zwei Glocken, welche vielleicht die ältesten im Elsaß sind.

Die Nikolauskirche wurde durch Friedrich Barbarossa 1664 für den Gottesdienst eines von ihm gestifteten Spitals errichtet; dort dienten früher Geistliche aus dem Orden des Prämonstratenser. Sie wurde 1207 zur Pfarrkirche erhoben und 1424 vergrößert.

Ortsteile

Zu Hagenau werden die Weiler Marienthal, Birkenwald und Harthausen gezählt.

Marienthal, rund 4 km von Hagenau entfernt, ist eine berühmte Wallfahrtstätte, die heute noch eine große Anzahl Gläubiger aus ganz Elsaß-Lothringen anzieht. Das Kloster Marienthal, das 1257 von Albrecht von Wangen und seinen Brüdern für den Wilhelmiter Orden gestiftet wurde, wurde 1617 an die Jesuiten übergeben. Die Kirche wurde anfangs des 17. Jahrhunderts renoviert.

Bekannte, in Hagenau geborene Personen