Hai-Tang. Der Weg zur Schande

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FILM

Hai-Tang. Der Weg zur Schande.jpg
Filmdaten
Originaltitel: Hai-Tang. Der Weg zur Schande
Produktionsland: Weimarer Republik
Erscheinungsjahr: 1930
Sprache: Deutsch
Filmproduktion: Richard Eichberg-Film GmbH
Stab
Regie: Richard Eichberg
Drehbuch: Ludwig Wolff
Musik: Hans May,
John Reynders
Kamera: Heinrich Gärtner,
Bruno Mondi
Besetzung
Darsteller Rolle
Anna May Wong Hai Tang
František Lederer Leutnant Boris Boriskoff, Adjutant
Georg H. Schnell Großherzog
Ley On Wang Hun, Hai Tangs Bruder
Hugo Werner-Kahle Oberst Morawjoff, Regimentskommandeur
Hermann Blaß Birnbaum, Klavierspieler
Edith d’Amara
Hay Yung

Hai-Tang. Der Weg zur Schande ist ein deutscher Spielfilm von 1930.
Bevor die meisten Filme am Anfang des Tonfilms synchronisiert wurden, wurden die Filme meist in mehreren Sprachversionen mit jeweils unterschiedlicher Besetzung gedreht. In allen drei Versionen erschien Anna May Wong, für die dies die erste Sprechrolle war, in der weiblichen Hauptrolle. Die Uraufführung fand am 26. Februar 1930 statt.

Handlung

Quelle
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1912. — Rußland. — Noch steht der Koloß auf festen Füßen. Noch ist Vaterchen Zar der geliebte Herrscher. Noch blitzen Orden auf rauschenden Festen, die ihre Strahlen bis in die ferne Festung an der mandschurischen Grenze senden. — Großfürst Pawel ist zur Inspektion des Gouvernements eingetroffen. Ihm zu Ehren tanzt Hai-Tang, der Star einer chinesischen Truppe, — und singt ihr sehnsüchtiges Liebeslied: „Einmal kommt das Wunder der Liebe.“ Sie singt es zu dem jungen Leutnant Boris, dem sie in zarter Liebe angehört. Es ist, als ob beide in dem großen Saale allein wären — — „einmal kommt das Wunder der Liebe“ — Großfürst Pawel ist begeistert von Hai-Tang. Er will mit ihr soupieren — er wird mit ihr allein sein — ins Kabarett „Orpheum“, in einem verschwiegenen Sèparè. Boris, dem Großfürsten als Ordonnanzoffizier zugeteilt, erhält den Auftrag. Hai-Tang in das „Orpheum“ zu bringen.

Sein Herz erstarrt, als er diesen Beifall erhält. Er weiß, es gibt keinen Widerspruch. Hai-Tang weigert sich entsetzt, verzweifelt. Sie kann ihren Liebsten nicht verstehen. Wie kann gerade er sie einem anderen zuführen! Noch in der gleichen Nacht will sie mit ihrem Bruder Wang-Hu fliehen. Der Leutnant begibt sich zur Loge des Gouverneurs zurück. Er fürchtet die Ungnade des Großfürsten. Läßt den Obersten Morawjoff herausbitten und berichtet diesem, daß die Tänzerin nicht kommen kann. Sie reise noch am Abend ab. Aber der erschrockene Oberst zwingt Boris, noch einmal Hai-Tang aufzusuchen.

Er soll das Äußerste versuchen. Die Wut des enttäuschten Großfürsten ohne Grenzen sein. — Hat-Tang sieht wie schwer Boris dieser Auffrag fällt. Sie fühlt den Zwiespalt in seinem Herzen. Er liebt sie — — und muß dennoch gehorchen, Gebrochen willigt sie ein. — Im „Orpheum“ werden die Gäste von den Kosaken an die Luft gesetzt. Der entsetzte Besitzer muß ein Sèparè bereitstellen, einen Klavierspieler — und ein oputentes Souper. — Schweigend bringt Boris seine Liebste zu dem Großfürsten. Unten im Saal lärmen und tanzen die Kosaken. Immer wilder und ausgelassener wird die Stimmung. Yvette, die Geliebte des Obersten Morawjoff, tanzt in ihrer Mitte, singt zu aller Entzücken den übermütigen Gassenhauer „Wenn Du glaubst, ich lieb' Dich“. Dann sieht sie Boris, der traurig in der Nähe des Sèparès wartet.

Yvette ist in den ernsten jungen Offizier vernarrt. Sie weiß, daß er die Chinesin liebt. Sie nähert sich ihm kokett, aber Boris weist sie schroff zurück. Ihren Zorn und ihre Rachegedanken beachtet er nicht. — Wang-Hu zittert um die Schwester. Er kann den Gedanken nicht ertragen, daß sie in Gefahr ist. Kosaken haben das „Orpheum“ umsteht und lassen niemand hinein. Aber Wang-Hu weist sich als Artist aus. Er will drinnen seine Kunststücke zeigen. So kommt er in das Lokal. Dringt in des Sèparè ein. Sieht, wie Hai-Tang sich mit verzweifelter Kraft gegen die brutale Zudringlichkeit des Fürsten wehrt. Wang-Hu will die Schwester retten. Er zieht die Pistole. Schießt. — Dann wird er verhaftet. Der Großfürst ist nur leicht an der Hand verwundet.

Das Urteil ist rasch gefällt: Tod durch Erschießen! Boris versucht, den Gouverneur um Gnade zu bitten. Er wird sarkastisch abgewiesen. Da eilt der Leutnant zu dem Offizier, der das Urteil zu vollstrecken hat. Es ist Fjodor, sein Freund. Ihn fleht Boris an, dem jungen Chinesen noch heute zur Flucht zu verhelfen. — Indessen wird Hai-Tang von den Mitgliedern der chinesischen Truppe aufgesucht. Sie können Wang-Hu nicht helfen. Morgen früh wird das Urteil vollstreckt. — Hai Tang allein könnte den Bruder retten. Niemand als der Gouverneur kann Wang-Hu begnadigen.

Wenn Hai-Tang zu ihm geht, wenn sie... Hai-Tang versteht. Hilflos sieht sie von einem zum andern. Es gibt keinen anderen Weg. Hai-Tang geht zum Großfürsten. — Mit Ungeduld wartet Boris in der Wohnung der Geliebten. Er will ihr die Freudenbotschaft bringen, daß der Bruder in der Nacht entfliehen kann. Aber Hai-Tang kommt - Oberst Morawjoff wird im „Orpheum“ an den Fernsprecher gerufen. Seine trunkene Stimmung weicht mit einem Schlage, als er den Großfürsten am Telefon hört. Der Gouverneur teilt ihm mit, daß der Chinese begnadigt wird. Das Urteil muß sofort zum Großfürsten. Der Oberst gibt die Weisung, daß es nach Abänderung zu ihm ins „Orpheum“ zurückgebracht wird. Lachend berichtet er Yvette, daß Hai-Tangs Bruder begnadigt wird. Sie erblaßt vor Wut. — Der Gouverneur hebt das Todesurteil auf.

Die Ordonnanz tritt ab. Der Blick des Großfürsten füllt auf Hai-Tang. Sie lächelt, glücklich, daß der Bruder gerettet ist. Dann erstarrt ihr Lächeln. Der andere geht auf sie zu. Sie schließt die Augen, während der Mann sie an sich reißt. - Die Ordonanz steht vor der Tür des Sèparès im „Orpheum“. Will das Urteil übergeben. Yvette nimmt es entgegen. „Der Oberst schläf!“, herrscht sie den Soldeten an. Doch der Klavierspieler, der Hai-Tang ins Herz geschlossen und von allem weiß, schlägt auf die Tasten. Der Oberst soll aufwachen. Es ist drei Uhr morgens. Um fünf Uhr wird Wang-Hu erschossen werden. Aber der Oberst hat zuviel Wein getrunken.

Er wacht nicht auf. Verzweifelt versucht der Klavierspieler, Yvette zu überzeugen, daß es zu spät wird. Sie lacht den aus. Da läuft er zur Ordonnanz, die im Schankzimmer Karten spielt. Auch der Bursche lacht. Er will keinen Tritt in den Bauch kriegen. — So rinnen die Stunden dahin. Boris wartet verzweifelt. Yvette stizt neben dem schlafenden Oberst. Es ist vier Uhr zwanzig. Befriedigt lächelt sie. Der Klavierspieler läuft zur Kaserne. Die Wecksignale werden eben geblasen. Der alte Jude stürzt wie verrückt auf den Offizier vom Dienst und versichert ihm unaufhörlich, daß der Chinese begnadigt wurde. Der Schlaftrunkene wirft ihn aus dem Zimmer. —

Der Oberst Morawjoff erwacht. Es ist fünf Uhr. Das Urteil fällt ihm ein. Er brüllt Yvette an, weil sie ihn nicht geweckt hat. Stürzt an ihr vorbei, hinaus. Wang-Hu wird eben aus der Zelle geholt. Da erscheint der Oberst atemlos mit der Begnadigung. — Hai-Tang kommt gebrochen in ihre Wohnung. Boris hat die ganze Nacht gewartet. Er eilt ihr entgegen. Jubelnd, daß er Wang-Hu gerettet hat. Sie sieht ihn mit müden, erloschenen Augen an. Seine Nachricht macht auf sie keinen Eindruck. Erschrocken sucht er sie aufzuheitern. Singt ihr sein übermütiges Lied: „Ohne Weib und ohne Wein kann kein Russe sein.“ Als er sich umwendet sieht er Hai-Tang auf dem Boden liegen. Er glaubt, sie weint, und will sie aufheben. Aber Hai-Tangs kleine Lebensflamme ist erloschen. Hai-Tang isi tot.

Quelle: Illustrierter Film-Kurier, Nummer 1356