Hamingja

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"Geistige oder körperliche Vorzüge die den Menschen auszeichnen waren nicht in erster Linie persönliche Eigenschaften, sondern durch die Art der Sippe von vornherein bestimmt. Jede Familie hatte ihre besonderen Fähigkeiten. Hier berühren wir den Begriff der Hamingja, [...] die auch oft die Bedeutung von 'durch die Sippe bestimmtes Glück' zeigt." (DeVries: Bnd.I S. 134)

Während in der einen Sippe ein bestimmtes Glück vererbt wurde (z.B. guten Fahrtwind zu haben), so wurde andererseits Hakon Jarl bis zu seinem Tod von seiner uhamingja, dem sippenhaft bestimmten "Unglück"; verfolgt. (Hkr I, 356).

Während die Fylgja (oder der Fylgio) der sehr persönliche Schutzgeist ist, ist die Hamingja sozusagen das "persönliche Geschick der Sippe". Aber Hamingja ist nicht eine Fylgja im größeren. Während ich meine Fylgia schon im Traum mehrfach gesehen habe (aber die hamingja nicht), so geht es bei Hamingja wohl eher um die Eigenart der "Familie", der unmittelbaren Verwandtschaft, die durch Blutsbande "eins" sind.

„Sobald wir unsre ‚Seele’ durch das Wort Hamingja ersetzten, wird der Gedanke aus unsrer blassen Lebensbetrachtung in die vollblütige und körperhafte Betrachtung der Vorzeit übertragen. Hamingja ist eine Natur, die nur auf ihre wesentlich bestimmte Weise wirken kann und nur zu dem Zweck, der in ihr selbst liegt. Hamingja ist ein Charakter, der sich nur als dieser oder jener bestimmte Mensch offenbaren kann, aber andererseits seine vorbestimmte Wirkung hervorrufen muss: diese besondere Ehre, diesen Willen und dieses Schicksal, ein Charakter, der auch diese oder jene Persönlichkeiten schaffen muss in ihren eigentümlichen Beziehungen nach außen und innen. Deshalb kommt sie bald als ein Mann, bald als etwas Menschliches, hier als eine Persönlichkeit, dort als eine Kraft – und immer ist sie sie selbst, nie mehr und nie weniger. Ob sie nun in körperlicher Gestaltung irgendeiner Art an der Spitze eines Heeres marschiert oder ob sie von einem Manne ausgeht und in den Erdboden dringt und die Saatsprossen durch die Krume brechen lässt, das bedeutet keinen Unterschied in ihrer Natur. Das Heil bildet, das wissen wir, eine dichte Einheit, gleichartig durch und durch unteilbar. Deshalb besitzt jede einzelne Eigenschaft des Mannes die Kraft der Hamingja;“ [Groenbech S. 268-269]

„Die alten Vorfahren lebten in ihren Nachkommen, erfüllten sie mit ihrem Willen und wiederholten ihre Taten in ihnen. ... Da es dieselbe Seele ist, die die Alten zu Menschen machte und die jetzt aus der lebendigen Generation Träger von Ehre und Frieden schafft, schließt das Gegenwärtige die Vergangenheit nicht aus. Die Identität der Hamingja, die die Sippe trägt, schließt alle Verstorbenen mit ein. ... Für die Hamingja sind Gegenwart und Vergangenheit nicht übereinander gelagerte Schichten, sondern ein Doppeldasein, durch dessen Geisterwand der Mensch unbehindert hin- und hergeht.“ [Groenbech: S. 294]

„Sippenschaft besteht darin, einen Anteil an der Hamingja zu haben, nicht darin, geborene worden zu sein, und deshalb war die Vaterschaft vom Frieden überschattet und entnahm ihre Stärke dem Bande, das alle Mitglieder der Sippe vereinigt;“ [Groenbech: S. 317]

Laut letztem Zitat ist eine Blutsverwandtschaft nicht unbedingt notwendig, wer zB durch Adoption in einer Sippe/ Familie aufgenommen wird hat genauso Anteil an der Hamingja eben dieser Sippe/ Familie.

„Hamingja (altnord.) ist im nord. Heidentum das personifizierte Glück eines Menschen und wird als solches nicht nur abstrakt, sondern auch als eine Art von seelenhaftem Schutzgeist aufgefasst und steht damit den Fylgjen nahe. Eine zweite Bedeutung von Hamingja scheint für die veränderte Erscheinungsform von Menschen, die ihre Gestalt wechseln können, vorzukommen. Das Wort ist nämlich wahrscheinlich aus einem *ham-gengja entstanden, bezog sich ursprünglich also auf Menschen, die ihren hamr („Gestalt, Hülle“) „gehen“ lassen können; dieses Motiv des Gestaltwandels ist vor allem in den skandinavischen Volkserzählungen sehr beliebt. – Möglicherweise ist die Vorstellung von der Hamingja als personifiziertem Glück auf dem Wege über den Schutzgeist aus der außerhalb des Körpers Gestalt annehmenden Seele entstanden. – Nach dem Tod eines Menschen kann seine Hamingja auf einen anderen übergehen, und zwar im Gegensatz zur Fylgje auch außerhalb der Familie.“ (Simek)

Siehe auch

Etymologie

  • Nach Rudolf Simek leitet sich das Wort Hamingja vermutlich von ham-gengja ab, was soviel heißt wie seinen "hamr" gehen lassen zu können.

Literatur

  • Rudolf Simek, Lexikon der germanischen Mythologie, hg.: , 1995:
  • Wilhelm Grönbech: Kultur und Religion der Germanen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002 [1. Auflage 1961], ISBN 978-3-8262-3013-4 [Lizenzausgabe für den Nachdruck Verlag Leipzig] (PDF-Datei, Bestellmöglichkeit des Nachdrucks)
  • Jan de Vries: Grundriss der germanischen Mythologie Bnd.I S. 134

Quellen

  • Hkr I, 356