Auerswald, Hans Adolf Erdmann von

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Hans Adolf Erdmann von Auerswald.jpg

Hans Adolf Erdmann von Auerswald (auch Adolph; Lebensrune.png 19. Oktober 1792 in Marienwerder, Westpreußen[1]; Todesrune.png ermordet 18. September 1848 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalmajor der Preußischen Armee und Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskriche.

Leben

Darstellung der Ermordung des Fürsten von Lichnowsky und des Generals von Auerswald

Hans Adolf Erdmann war Sohn des königlich-preußischen Landhofmeisters Dr. phil. Hans Jakob von Auerswald (1757–1833; ab 1808 preußischer Generallandschaftspräsident bzw. Oberpräsident für Ostpreußen, Litauen und Westpreußen; Universitätskurator, Ritter des Roten Adler-Ordens und seit Mai 1814 Inhaber des Eisernen Kreuzes am weißen Bande) und der Sophie Charlotte Albertine, geb. Gräfin zu Dohna-Lauck (Lebensrune.png 5. April 1760; Todesrune.png 9. Januar 1831). Hans hatte mehrere Geschwister, darunter der spätere preußische Ministerpräsident Rudolf Ludwig Cäsar von Auerswald (1795–1866; seit Juli 1813 Ritter des Eisernen Kreuzes II. Klasse; 30. März 1820 zum Rittmeister befördert). Sein Neffe Adalbert von Auerswald (Sohn von Rudolf) fiel als Oberst 1870 im Deutsch-Französischen Krieg.

Werdegang

Gedenkmedaille für den General
Gedenkmedaille für den Fürsten

Er studierte seit 1810 Staatswissenschaften in Königsberg. Beim Marsch des Yorckschen Korps durch Königsberg schloß er sich diesem im Januar 1813 an, trat in das 2. westpreußische Dragoner-Regiment und kämpfte als Offizier (Sekonde-Lieutenant) in den Schlachten von Großbeeren, Dennewitz und Leipzig sowie am Feldzug in Holland. Im Siebten Koalitionskrieg kämpfte er unter Friedrich Wilhelm Bülow von Dennewitz.

Nach der Schlacht von Belle Alliance wurde er ab September 1815 zum Adjutanten von Bülows ernannt (nach dessen Tod trat er als solcher zu Generalleutnant Ludwig von Borstell über), wurde im November 1816 Premier-Lieutenant (das Patent wurde dabei drei Monate vordatiert) und kam im April 1817 nach Merseburg in den Generalstab unter Kleist von Nollendorf. Bis Ende 1840 war er Generalstaboffizier (Beförderungen: 5. April 1819 Rittmeister und 1831 Major), 1819 in der 16. Division in Koblenz, 1820 in Trier und zuletzt im Generalkommando der 1. Armee in Königsberg. Von Auerswald wurde 1841 zum Obersten des litauischen 1. Dragoner-Regiments, 1846 zum Kommandeur der 12. Kavallerie-Brigade in Neisse ernannt und 1848 nach Breslau versetzt.

„Hans Adolf Erdmann von Auerswald , geb. in Ostpreußen 1792, † am 18. September 1848, war der älteste Sohn des Landhofmeisters Hans Jakob von Auerswald und der Gräfin Sophie zu Dohna-Lauck. Der Vater nahm an der Vorbereitung der Erhebung Preußens 1812 und 1813 einen hervorragenden Antheil, war Schön und den Grafen Alexander und Friedrich Dohna befreundet. Die Familie stammte aus Sachsen, das Stammhaus war Auerswald bei Chemnitz. Doch war die Familie dort seit 1719 ausgestorben und nur ein Zweig — seit dem 15. Jahrhundert in Ostpreußen und im Besitze der Güter Plauth und Tromnau — pflanzte sie fort. Der zweite Sohn des Landhofmeisters war Rudolph, später Generallandschaftsrath, dann 1848 Minister-Präsident, bis General von Pfuel das Minister-Präsidium übernahm. Der dritte, Alfred, war Regierungsrath, und 1848 kurze Zeit Minister des Innern. Alle drei Brüder, namentlich Rudolf, waren Jugendbekannte des Königs Friedrich Wilhelm IV. und des Kaisers Wilhelm. Hans v. A. trat 1813 in die Armee, wurde 1818 zum Generalstabe versetzt, 1831 Major im Generalstabe, 1841 Commandeur des 1. Dragoner-Regiments, bald darauf Oberst, erhielt 1846 die 12. Cavallerie-Brigade und wurde 1848 zum Generalmajor ernannt. Bei den Wahlen zum Frankfurter Parlament wurde er in drei Wahlkreisen gewählt und schloß sich dort der conservativen Partei an, trat aber weder als Redner, noch als Parteiführer hervor. Am 17. Sept. 1848 wurde unter Leitung von Zitz eine|Volksversammlung auf der Pfingstweide bei Frankfurt abgehalten, in welcher die Majorität des Parlaments, die den Waffenstillstand zu Malmoe genehmigt, für Verräther am Vaterland, Freiheit und Ehre erklärt und dieser Beschluß dem deutschen Volke bekannt gemacht wurde; der Aufstand am nächsten Tage war eine Folge dieser aufreizenden Versammlung. Eine Rotte von Aufständischen suchte den Reichsminister Hekscher und den Fürsten Felix Lichnowsky, wenn überall bei den Thaten eines trunkenen und aufgeregten Pöbelhaufens von Plan und Absicht die Rede sein kann. — A. war mit dem Fürsten Lichnowsky ausgeritten; vor dem Friedberger Thor wurden sie angegriffen, versuchten auszuweichen, aber bei der Bethmann'schen Villa wurde A. durch einen Pistolenschuß getroffen, der ihn sofort tödtete. Fürst Lichnowsky wurde später ergriffen, erlitt die grausamsten Mißhandlungen und starb erst am folgenden Morgen. Obwol v. A. dem Majoritätsbeschluß beigestimmt hatte, so scheint das Attentat nicht gegen ihn gerichtet gewesen zu sein; er wurde nur als Begleiter Lichnowsky's ermordet, welcher eines der Ziele der sogenannten Volkswuth war. A. war ein großer, schöner Mann, von großer Herzensgüte und festem Charakter. Er galt für einen ausgezeichneten Officier von gründlicher Bildung und ausgebreitetem Wissen. Die warme patriotische Begeisterung, welche die Jahre seiner Jugend erwärmte und erhob, hat ihn nie verlassen.“[2]

Frankfurter Nationalversammlung

Bei den Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung 1848 wurde Auerswald zum Abgeordneten gewählt. Dort zählte er zum rechten politischen Flügel, wobei seine Haupttätigkeit den militärischen Angelegenheiten galt. Von ihm stammte der Gesetzentwurf über die deutsche Wehrverfassung, der den Beratungen des Parlaments zu Grunde lag.

Tod

Als am 18. September 1848, infolge der Annahme des Malmöer Waffenstillstandes nach dem Schleswig-Holsteinischen Krieg durch die Nationalversammlung, Frankfurt der Schauplatz eines Straßenkampfes wurde, wurde Auerswald, der in Begleitung des 22 Jahren jüngeren Abgeordneten Felix Maria Vincenz Andreas Fürst von Lichnowsky, Graf von Werdenberg den von Darmstadt erwarteten Truppen entgegenritt, zusammen mit diesem von einer Schar Aufständischer mißhandelt und vom Pöbel brutal ermordet.

Ruhestätte

Hans Adolf Erdmann von Auerswald ist auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beigesetzt.[3] Aus der Leichenrede des Pfarrers Wilhelm Emanuel von Ketteler sind folgende entnommen, wobei insbesondere der Zustand der Leiche des jungen Fürsten von Lichnowsky beschrieben wird:

„Es ist mein täglicher Beruf den Menschen auf ihrem letzten ernsten Lebenswege zur Seite zu stehen, in der Todesstunde ihnen mit dem Troste der Religion zu Hülfe zu eilen, nach dem Tode ihnen die Augen zuzudrücken. Ich erschrecke nicht vor der erstarrten Leiche mit dem gebrochenen Auge und der eisigen Kälte. Als ich aber die Leiche dieses Mannes aufsuchte, um mich an ihrer Seite niederzuknieen und für die abgeschiedene Seele mein Gebet zu verrichten, da durchbebte ein kalter Schauer meine Glieder und meine Seele. Er schien mir nicht von Menschenhand ermordet, sondern von den Zähnen und Klauen wilder Thiere zerrissen zu seyn. Auf dieser Leiche ruhte nicht jener Ausdruck eines sanften ruhigen Schlafes, den wir so gerne bei dem Verstorbenen antreffen, der die zurückgeblieben Freunde mit Trost und Frieden erfüllt; auf seiner Brust klaffte nicht eine offene, eine edele Wunde wie sie die Brust des Kriegers ziert, der im Kampfe mit einem edelen Feinde sein Leben dahingegeben: nicht so fand ich die Leiche dieses Mannes, nicht so war sein Tod gewesen. Ohne Waffen, mit der an ihm bekannten Furchtlosigkeit und mit dem festesten Vertrauen zum Volke hatte er sich an jenem verhängnißvollen Tage in Begleitung seines älteren Freundes, der da neben ihm liegt, zu Pferde vor das Thor hinausgewagt, und da hat man sie, die Wehr- und Waffenlosen, in großer Zahl meuchlings überfallen, man hat sie gehetzt, verfolgt, aus ihrem Verstecke herausgerissen, den Einen noch am Hause zerschlagen und erschossen, den Anderen unter furchtbaren Mißhandlungen weit in das Feld hinausgeschleppt und ihn dort in entsetzlicher Weise niedergemetzelt, man hat ihn zerschossen, zerschlagen, zerrissen, zerschnitten!!! Das ist der Zustand der Leichen dieser Männer. Und wer waren denn die Männer, die man so behandelte? Waren es schandvolle Missethäter, die dem Kerker etnsprungen, und die ihr Leben lange verwirkt hatten? Waren es Feinde des deutschen Volkes, die den gerechten Haß des Volkes auf sich geladen? Nein, meine christlichen Brüder, nichts von alle dem! Es waren Männer, die Gott mit den edelsten Gaben des Geistes und des Herzens ausgestattet hatte. Sie haben mit festem Muthe und hoher Begeisterung für ihre beste Ueberzeugung gekämpft, auf dem Schlachtfelde mit ihrem tapferen Schwerte, im Rathe der Völker mit ihrem Geiste, und selbst ihre Gegner achteten in ihnen würdige Söhne des deutschen Vaterlandes. Endlich war ihnen noch die höchste Ehre zu Theil geworden. Als das deutsche Volk aufgefordert wurde, seine edelsten und vertrautesten Männer hierher zu senden, da wählte es auch sie. Unter den 45 Millionen Deutscher gehörten auch sie zu den 600 Auserwählten, denen der Auftrag geworden ist, den erhabenen Riesenbau eines einigen starken deutschen Vaterlandes auszuführen, und wir haben gesehen wie sie an diesem Bau mitgearbeitet, und sie als höchst einsichtige, thatkräftige Bauleute kennen gelernt. Sie haben mit Ehren ihre Stellen eingenommen, mit Ehren die Würde getragen, die ihnen das Volk auferlegt, sie haben sich werth gezeigt deutsche Volksvertreter zu seyn, vom deutschen Volke geehrt und geachtet zu werden. Wie konnte denn aber an solchen Männern eine solche That vollbracht werden? Bei allen Völkern der Erde ist ja der Vertreter des Volkes eine unverletzliche Person! Wie konnte in unserem theueren Vaterlande, in unserem edelmüthigen Deutschland, an einem deutschen Volksvertreter ein so übergrausenhafter Mord begangen werden? Welche Unthat haben diese Männer noch zuletzt begangen, daß man sie so schmachvoll hingeschlachtet, hingemetzelt hat? Haben sie das Wohl des Volkes verrathen, haben sie den Volksvertretern Hohn gesprochen, haben sie sich den Beschlüssen der Nationalversammlung widersetzt, sind sie von der deutschen Nationalversammlung für vogelfrei erklärt worden? Nein, meine christlichen Brüder, und abermals nein, nichts von dem Allen! Sie sind hingeschieden, hochgeachtet von dem Volke, das sie gewählt, hochgeachtet und geliebt von der Versammlung der deutschen Volksvertreter; und ihr ganzes Verbrechen hat nur darin bestanden, daß sie Männer waren, daß sie nach freier, unabhängiger Ueberzeugung geredet und gestimmt, daß sie in Uebereinstimmung mit der Mehrzahl der deutschen Nationalversammlung gehandelt haben. Ja, wir können uns den ganzen Umfang der Verruchtheit jener That nicht verhehlen, und wenn Männer aus anderen Ländern hier zu uns hintreten und fragen, wen wir denn hier auf deutscher Erde eingesenkt haben, so müssen wir mit schamrothem Antlitze und thränendem Auge antworten: Hier ruhen zwei der edelsten Männer, der edelsten Söhne des deutschen Vaterlandes, die von deutscher Hand waffenlos und hülflos meuchlings ermordet sind, weil sie es gewagt haben auf der ersten deutschen Volksversammlung nach ihrem besten Gewissen und Erkennen zu reden und zu stimmen!“[4]

Familie

Hans Adolf Erdmann von Auerswald war mit Auguste, geb. von Bardeleben (Lebensrune.png 24. August 1809 in Rienau) verheiratet. Seine Gemahlin verstarb tragischerweise mit nur 35 Jahren 10. November 1844 in Königsberg. Nach dem Mord an dem Vater wurde für seine hinterlassenen Kinder, vier Söhne (darunter der am 29. June 1834 in Königsberg geborene Hans Albert Karl Erdmann von Auerswald) und eine Tochter, eine Nationalsammlung durch ganz Deutschland veranstaltet.

Auszeichnungen (Auszug)

Verweise

Fußnoten

  1. Laut „Genealogisches Handbuch des Adels“ (Band A XIII, 1975); nach anderen Angaben (F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896) auf dem Gute Faulen bei Rosenberg in Preußen geboren
  2. Richard von Meerheimb: Auerswald, Hans Adolf Erdmann von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 650 f.
  3. Grablage: Gewann E, 243 (Wegweiser zu den Grabstätten bekannter Persönlichkeiten auf Frankfurter Friedhöfen. Frankfurt am Main 1985, S. 24)
  4. Wilhelm Emanuel von Ketteler: Leichenrede, gesprochen am Grabe der am 18. September gewaltsam Ermordeten und der im Kampfe gegen die Aufständischen Gefallenen (Leichenrede im Original herunterladen)