Hanussen, Erik Jan

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Erik Jan Hanussen (1889–1933)

Erik Jan Hanussen (* 2. Juni 1889 in Böhmen, † 24. März 1933 bei Berlin), eigentlich Herschel oder Herschmann Chaim Steinschneider, war ein jüdischer populärer Hellseher der Berliner Schickeria. Daß der Prophet auch noch heute relativ bekannt ist, hat wohl seinen Grund darin, daß er eine Zeitlang mit der NSDAP kooperierte.

Betrügen !

Der Illusionist, der vor dem Ersten Weltkrieg seine hellseherische Gabe ‚entdeckt’ hatte, kam zu Weimarer Zeiten nach Berlin. Mit seinem Palast des Okkultismus in der Lietzenburger Straße Nr. 17 avancierte Hanussen, der sich zuvor jahrelang als Taschendieb, Schwindler und Falschspieler über Wasser gehalten und oft mit Justitia Bekanntschaft gemacht hatte, zur ersten Adresse der Berliner Schickeria. Für die Berliner Polizei war Hanussen recte Steinschneider auch nach seinem Aufstieg zum ‚Hellseher’ und ‚Telepathen’ kein unbeschriebenes Blatt. Obwohl mehrmals Anzeige wegen betrügerischer Gaukelei gegen ihn erstattet worden war, wurden die Verfahren eingestellt und die Anzeigen nicht oder kaum verfolgt, da sie zu wenig Substanz hatten. Weiterhin verfügte Herschel Steinschneider über mächtige Beziehungen. Er war finanziell an Spielclubs und anderen zwielichten Geldquellen beteiligt. Dazu gehörten auch zwei als Privatwohnungen getarnte Bordelle, in denen halbe Kinder zur Verfügung standen. Bemerkenswert das folgende Zitat, entnommen aus Franz von Schmidts Buch „Mord im Zwielicht“:

„[…] Unternehmen, an denen damals unangreifbare Herren finanziell oder als Stammgäste interessiert waren. So liefen – wohl von oben gelenkt – alle diese Anzeigen in die Hand ein und desselben Bearbeiters, der sie bagatellisierte oder unter den Tisch fallen ließ.“

Hellseher bei der Arbeit !

Als skrupelloser Scharlatan und vielfacher indirekter Mörder, hatte Steinschneider mit seiner gewissenlosen und schmierenkomödiantischen Art unzählige Leute in die Verzweiflung getrieben. In einem Fall war der Mann einer Frau von A., ein Pilot bei der Lufthansa, auf einem Flug nach Schottland verschollen.

„Ich sehe, ich sehe auf einem Felsen im Meer kniet ein Mann, er weint und betet, er hat Hunger und Durst – kein Schiff – kein Schiff – o, er zerkrallt sich mit den Nägeln die Brust!“

Der Hochstapler erklärte der Verzweifelten, sie möge in ein paar Tagen noch einmal wiederkommen. Er wolle versuchen, ihrem Mann auf telepatischem Wege ein Schiff zu schicken. Als er später herausfand, daß Frau von A. doch nicht so zahlungskräftig ist, sagte er ihr:

„Leider muß ich Ihnen sagen, daß Ihr Mann durch Durst und Hunger den Tod gefunden hat.“

Die Witwe mußte mit einem schweren Schock in eine Nervenheilanstalt gebracht werden. Auf Ratschlag eines befreundeten Anwaltes erstattet die Familie Anzeige wegen Betruges und Körperverletzung.

Pseudonym Hanussen

Den aufkommenden Nationalsozialismus nutzend, legte er sich das Pseudonym Hanussen zu und pries sich fortan als nordischer Seher – in der Art wie das Lied „Vom Bäumlein, das andere Blätter hat gewollt“. Er freundete sich mit dem Berliner SA-Gruppenführer Graf Helldorff an und griff dem ständig Klammen mehrmals mit Krediten und Schenkungen beträchtlich unter die Arme. Des Grafen Spielschulden gingen in die Hunderttausende, insbesondere bei den Juden hatte er hohe Schulden, informiert David Irving. „Von meinen alten SA-Kameraden hörte ich über ihn [Graf Helldorff] nur die denkbar schlechtesten Gerüchte über seinen Lebenswandel“, erklärte der Charlottenburger SA-Führer Fritz Hahn am 20. September 1934 vor dem Ehrengericht der SA. „So soll er ständig nur in vornehmen und zweifelhaften Lokalen des Kurfürstendamms verkehrt und große Gelage veranstaltet haben. Vielfach soll er auch in Uniform betrunken gewesen sein. Ebenso hörte ich, daß er bei Privatleuten, wie auch in Lokalen erhebliche Schulden gemacht haben sollte.“

Laut „12-Uhr-Blatt“ habe sich der bekannte Stern der Berliner Scala Ende 1932 bereit erklärt, den SA-Sturm 12/II mit 150 neuen Uniformen, Stiefeln und Bargeld zu unterstützen. Anfang Januar sei der Wahrsager in der Gaugeschäftsstelle gesehen und dabei beobachtet worden, wie er Helldorff Geld übergeben habe, „wußte“ die Zeitung, denn einige Tage darauf setzte in der Reichshauptstadt eine mysteriöse Verfolgung von Astrologen und Hellsehern ein.

Wie die Made im Speck

Neben seiner pompösen Wohnung in der Lietzenburger Straße war er auch noch Dauermieter einer Zimmerflucht im Eden-Hotel am Zoo, die ihm als Ort für sexuelle Ausschweifungen diente. Er hatte einen geradezu unermeßlichen Verbrauch an Prostituierten, moralisch verkommenen und hysterischen Weibern. Obwohl es unglaublich klingt – die Polizei erhielt eines Tages Beweise, daß Hanussen an manchen Tagen bis zu sechzehnmal Geschlechtsverkehr hatte. So kam es zu folgender Szene bei einem Verhör:

„Sie sind die Siebente.“

„Daß er vor mir in seinem Leben…“

„Nee, die Siebente an jenem 6. Februar 33.“

Astrologische Zeitschrift

Hanussen nutzte die errungene Monopolstellung für seinen politischen Ehrgeiz. In der von ihm verlegten astrologischen Zeitschrift korrigierte und kritisierte er – stets unter Verweis auf die Konstellation der Gestirne – die Führung des Dritten Reichs. Hitler duldete indes keine astralischen Einmischungen in sein irdisches Handeln und verbot kurzerhand das gewerbsmäßige Horoskopieren und Hellsehen.

Hanussens Ende

Als der „Prophet“ dann auch noch mit den Schuldenquittungen wedelte, bekam es der mittellose Graf Helldorff wohl mit der Angst zu tun. Der Hochstapler hatte ihn und die SA in der Hand. Er mußte weg. Ein Mordkommando fing Hanussen vor der Scala ab und zerrte ihn in ein Auto. Auf der Fahrt hatte er plötzlich eine Vision, behauptete, er könne die Gedanken seiner Entführer lesen. Ironisch forderten ihn die drei SA-Männer zum Beweis auf und zum ersten und letzten Mal sah der Hellseher wirklich hell: „Sie suchen einen Platz, wo Sie mich umbringen können.“

Hanussen wurde am 24. März 1933 in einem Waldstück bei Zossen ermordet. Zwei Wochen später fanden Spaziergänger die Leiche, das Gesicht von sechs Kugeln entstellt. Von den Tätern gab es angeblich keine Spur.

Literatur

  • David Irving: „Goebbels – Macht und Magie“
  • John Jahr (Hrsg.): „Das III. Reich Band 1“
  • Bernhard Sauer: „Goebbels ‚Rabauken‘“ [sic!]
  • Franz von Schmidt: „Mord im Zwielicht“
  • Rudolf Diels: „Luzifer ante portas“