Berggruen, Heinz

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Heinz Berggruen

Heinz Berggruen (Lebensrune.png 5. Januar 1914 in Berlin-Wilmersdorf; Todesrune.png 23. Februar 2007 in Paris) war ein jüdischer internationaler Kunsthändler und Kunstsammler. Es gelang ihm im Jahr 2000, den Großteil seiner sogenannten Gemäldesammlung erfolgreich für 240 Millionen D-Mark einer Kulturstiftung der BRD anzudrehen.

Werdegang

Berggruen wuchs in Berlin auf und studierte nach dem Abitur ab 1932 Literatur und Kunstgeschichte, zunächst an der heutigen Humboldt-Universität und dann als Gaststudent in Grenoble und Toulouse, wo er 1934 sein Studium mit dem Examen „Licence des lettres“ abschloß. Bis 1935 schrieb er für die Frankfurter Zeitung Feuilletons aus der Hauptstadt. 1936 verließ Berggruen Deutschland, um mit einem Stipendium an der Berkeley-Universität in Kalifornien zu studieren. In den VSA erwarb er die amerikanische Staatsbürgerschaft.

Als Besatzungssoldat der US-Army kehrte Berggruen 1945 nach Deutschland zurück, zog bereits 1947 nach Paris und eröffnete wenige Jahre später dort eine Galerie, die er bis 1980 führte. Im Jahr 1996 verlieh Berggruen seine private Sammlung mit hauptsächlich Gemälden und Papierarbeiten des 20. Jahrhunderts bis zum Jahr 2016 an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Die Stadt Berlin stellte dafür den westlichen Stülerbau gegenüber von Schloß Charlottenburg zur Verfügung.

Heinz Berggruen (2002)

Gründung des „Museums Berggruen“

Im Jahr 2000 gelang es Berggruen, mit Hilfe und auf Betreiben des damals zuständigen jüdischen Kulturstaatsministers Michael Naumann, seine Sammlung von sogenannter Kunst für die Summe von 240 Millionen D-Mark der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die von Bund und Ländern getragen wird, erfolgreich anzudrehen.[1] Die Stadt hätte die Kunstwerke nach der ursprünglichen Vertragsvereinbarung noch bis zum Jahr 2016 weiter als Leihgabe nutzen können. Naumann schilderte das Zustandekommen des Ankaufs so:

„Berggruen hatte seine Sammlung auch der Regierung Kohl angeboten. Sie hatten das abgelehnt. Und dann kam dieses Angebot an die Bundesregierung zurück. Ich war zuständig. Ich habe Gerhard Schröder dann in das Museum geführt. Und Herr Schröder schickte mir dann über den Kabinettstisch einen Zettel zu und da stand dann drauf, ‚Michael, du kriegst deine Millionen‘.“[2]

Pfeil 2 siehe auch.pngSiehe auch: Museum Berggruen

Wirkung

Die Stadtoberen von Berlin verliehen Berggruen im Zusammenhang mit diesem „Schacher-Erfolg“ im Jahr 2004 auch noch die Ehrenbürgerschaft. Als er am 23. Februar 2007 starb, wurde er wie ein Staatsoberhaupt verabschiedet, die Stadt ordnete Trauerbeflaggung an. 2008 bedachte man auch noch eine Berliner Schule mit seinem Namen.

Viele etablierte Medien würdigten den Verkauf der Sammlung als ein kaum faßbares Entgegenkommen seitens des Veräußerers.[1][3][4] Tatsächlich wurde nie bekanntgegeben, ob die Sammlung je sachverständig geschätzt wurde. Ebenso blieb im Dunkel, ob auf den Kauferlös Steuern gezahlt wurden.[5]

Kritisch behandelt dagegen die jüdische VS-Autorin Vivien Stein Person und Transaktion, indem sie Berggruen als Aufschneider und Geschäftemacher darstellt, der nur seinen Vorteil verfolgt und in Berlin die „jüdische Karte“ ausgespielt habe.[6]

In ihrer Biographie „Heinz Berggruen – Leben & Legende“[7] schreibt sie, Berggruen habe bei seinen Geschäften stets darauf geachtet, Steuerbehörden auszutricksen. Er habe „seine Rolle für Berlin einstudiert“.

Zu den Beweggründen, die Lebensgeschichte Berggruens zu beschreiben, äußerte sie: „Mir ging es zu weit, wie er die deutschen Emotionen mißbraucht hat. Man nennt das kollektiven Philosemitismus. Es ist vielen Juden unangenehm, von Heinz Berggruen repräsentiert zu werden.“[8][9]

Auch Stephan Speicher von der Süddeutschen Zeitung äußerte in einer Besprechung der Biographie kritische Töne: „Ist Heinz Berggruens Leben in all seiner Schlauheit ein Schelmenroman?“[10]

In einer ausführlichen Rezension im „Handelsblatt“ hieß es: „Vivien Steins zentrale Thesen sind die, dass der Bildersammler Berggruen nie ein Mäzen, sondern immer nur ein Geldsammler war, der Stimmungen ausgenutzt, die Museen benutzt und sich als ewiger Steuerflüchtling ein Geldimperium in Steuerparadiesen wie der Schweiz, den British Virgin Islands und der Isle of Man aufgebaut habe, von dem noch heute seine Erben zehren.“[11]

Erweiterung und Folgekosten

Im Jahr 2008 erklärte sich das hochverschuldete Land Berlin bereit, zur Unterbringung von Sammlungsstücken aus Berggruens Besitz ein Grundstück und einen weiteren historischen Bau in die Stiftung Preußischer Kulturbesitz einzubringen. Für die Herrichtung verpflichtete sich der Bund zur Kostenübernahme. Die Kosten waren ursprünglich auf 4,2 Mio. Euro angesetzt gewesen (geplante Fertigstellung: 2011);[12] später wurden 6,5 Mio. Euro an Baukosten angegeben.[13] Die Eröffnung des Erweiterungsbaus fand auch zu dem auf den Sommer 2012 verschobenen Termin nicht statt und erfolgte schließlich im März 2013. Der Steuerzahler mußte 6,7 Millionen Euro aufwenden.[14]

Auszeichnungen

Familie

Berggruens Sohn aus erster Ehe, John Henry Berggruen (geb. 1943), ist in San Franzisco ebenfalls Kunsthändler geworden. 1945 kam seine Tochter Helen zur Welt, aber noch im selben Jahr wurde seine Ehe geschieden. Helen Berggruen ist heute Malerin, sie hat in Kalifornien und im südwestlichen Frankreich ein Atelier. Berggruen war seit 1959 in zweiter Ehe mit der Filmschauspielerin Bettina Moissi (geb. 1923) verheiratet, der Tochter des Schauspielers Alexander Moissi. Aus dieser Ehe gingen zwei Söhne hervor. Nicolas Berggruen (geb. 1961) ist Mehrheitsgesellschafter der seit 2005 in Berlin ansässigen Grundstücks- und Immobiliengesellschaft Nicolas Berggruen Holdings GmbH. Sein dritter Sohn Olivier Berggruen (geb. 1963) ist Kunsthistoriker, der 2002 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt eine Ausstellung von Matisse-Scherenschnitten mit Werken aus der Sammlung seines Vaters sowie 2006/07 eine Ausstellung über Picasso und das Theater als Kurator ebendort geleitet hat.

Literatur

Vivien Stein: Heinz Berggruen – Leben & Legende, Edition Alpenblick, 2011, ISBN 978-3-033-03022-0 [oder als elektronisches Buch in 2. Auflage (Kindle Edition)]

Verweise

Berggruen hat in seinem Leben viele Rollen gespielt, Art – Das Kunstmagazin, 18. November 2011 [Interview mit Berggruen-Biographin Vivien Stein]

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 Nicola Kuhn: König der Bilder, Tagesspiegel, 26. Februar 2007
  2. Zitat in: Blender oder Spender? – Der Sammler Heinz Berggruen, 3sat, 18. November 2011
  3. Gebäude für Erweiterung der Sammlung Berggruen gestiftet, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Juli 2007
  4. Museum Berggruen – Ein großes Erbe, Tagesspiegel, 31. Mai 2008: „Heinz Berggruen war der Glücksfall eines Sammlers – sein Brotberuf als Kunsthändler tut gar nichts zur Sache ...“
  5. Berggruen hat in seinem Leben viele Rollen gespielt, Art – Das Kunstmagazin, Interview mit Vivien Stein, 18. November 2011
  6. Gerrit Bartels / Rüdiger Schaper: „Ausgewogen“, Tagesspiegel, 14. November 2011
  7. Vivien Stein: Heinz Berggruen – Leben & Legende, Edition Alpenblick, 2011, ISBN 978-3033030220
  8. Vivien Reuter (sie schreibt unter ihrem Mädchennamen Vivien Stein; geb. 1951 in Neuyork) wohnte bis 1994 in Berlin und arbeitete bei einem Kunstauktionshaus, mittlerweile lebt sie in Paris und arbeitet bei der International Astronomical Union.
  9. In einer Sendung auf 3Sat hieß es: Vivien Stein „interpretiert [...] die Person Berggruen als schlitzohrigen Geschäftsmann und Steuervertuscher, der für seine Vorteile in Berlin bewußt die ‚Judenkarte‘ gespielt habe. ‚Er hat dem sehr zugespielt‘, sagt Vivien Stein. ‚Wenn ich das höre als Deutscher, daß ein Jude nach Berlin kommt und sagt, ›endlich wieder deutsche Sprache‹, dann bewegt das etwas in mir. Das Publikum wurde genauso in die Irre geführt wie wahrscheinlich die Presse und zum Teil auch die Politik.‘ Sie wolle entlarven, wie viel Privilegien einer genoß, der Berlin [...] ‚Lagerbestände‘ verkauft habe. ‚Das, was er nach Berlin brachte, war das, was im Moment auf Lager war‘. ‚Es gab schon ein paar Stücke, die er sehr lange hatte, aber dazwischen war das, was kam und ging. Zum Beispiel einen Klee hat er, nachdem er das Metropolitan Museum beschenkt hat, verkauft und wieder verkauft. Das ist nicht das, was ein Sammler tut. Er hat den pensionierten Kunsthändler gespielt, um als Sammler ohne Betriebskosten, ohne Steuer, Kunsthandel zu betreiben.‘ Da bleibt die Frage, warum kaufte Berlin so schnell im Jahr 2000, obwohl gerade die Dauerleihgabe bis 2016 gesichert war? Es hätte doch keine anderen Interessenten gegeben, sagt Stein.“
  10. 20. November 2011
  11. Christian Herchenröder: Vom Mäzen zum Geldsammler, Handelsblatt, 18. Dezember 2011
  12. Bernhard Schulz: Museum Berggruen – Ein großes Erbe, Tagesspiegel, 31. Mai 2008
  13. Andreas Conrad: Sammlung Berggruen baut an, Tagesspiegel, 20. September 2011
  14. Wiedereröffnung 2013 – 6,7 Millionen Euro zusätzliche Kosten, Art – Das Kunstmagazin, 15. März 2013