Fischer, Emil

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Wirklicher Geheimer Rat Exzellenz Prof. Dr. phil. Dr. h. c. mult. (vierfacher Ehrendoktor) Hermann Emil Fischer, Nobelpreisträger und Mitglied vieler Akademischen Gesellschaften (u. a. in Berlin, München und Wien).

Hermann Emil Fischer (Lebensrune.png 9. Oktober 1852 in Euskirchen; Todesrune.png 15. Juli 1919 in Berlin) war ein deutscher Chemiker. Er gilt als Begründer der klassischen organischen Chemie und erhielt 1902 den Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Zuckerchemie.

Leben

Prof. Dr. phil. Dr. h. c. mult. Emil Fischer.jpg

Nach dem Studium der Chemie habilitierte er 1878 in München und war dort ab 1879 als Professor für analytische Chemie tätig. Nach der Übernahme der Institutsleitung in Würzburg folgte er 1892 einem Ruf als Nachfolger für den verstorbenen August Wilhelm Hofmann nach Berlin.

  • 1869–1871 kaufmännische Lehre in Rheydt
  • 1874–1878 Assistent von Adolf von Baeyer in Straßburg und München
  • 1879–1881 außerordentlicher Professor für analytische Chemie an der Universität München
  • 1881–1885 ordentlicher Professor für Chemie an der Universität Erlangen
  • 1885–1892 Professor in Würzburg
  • 1892–1919 Professor für Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität, Berlin

Einsatz gegen den Ersten Weltkrieg

Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gegen Deutschland war Emil Fischer einer der ersten Unterzeichner des „Aufrufs an die Kulturwelt“, der den geplanten völkerrechtswidrigen Einfall französischer Truppen in Belgien anprangerte, offensichtlich wahrheitswidrige Kriegshetze gegen deutsche Truppen in Belgien bekannt machte, den westlichen Kriegsgegnern vorhielt, daß sie „sich mit Russen und Serben verbünden und der Welt das schmachvolle Schauspiel bieten, Mongolen und Neger auf die weiße Rasse zu hetzen“, und klarstellte, „ohne den sogenannten deutschen Militarismus wäre die deutsche Kultur längst vom Erdboden getilgt.“

Nach dem Zusammenbruch 1918 ließ er erkennen, daß er unter der Niederlage Deutschlands und dem damit verbundenen Niedergang der deutschen Wissenschaft seelisch litt. Hinzu kam eine chronische Darmerkrankung, die er sich durch den ständigen Umgang mit chemischen Stoffen zugezogen hatte und aufgrund derer er im Juli 1919 seinem Leben selbst ein Ende setzte.

Neue Deutsche Biographie

Vom Vater hat F. den Unternehmungsgeist, die Gabe der Planung und den raschen Zugriff geerbt, von der Mutter die Besinnlichkeit und die anziehende äußere Erscheinung. Die erste Anregung zur Chemie empfing er in einer der Familie gehörenden, mit Färberei verbundenen Weberei. Nach dem Besuch der Gymnasien in Wetzlar und Bonn trat er, noch nicht 17jährig, eine kaufmännische Lehre an, die mißglückte und der eine Krankheit folgte.
Im Frühjahr 1871 begann er in Bonn mit dem Studium der Chemie. Trotz Interesse für →A. Kekulés Vorlesung siedelte er wegen ungenügenden Laboratoriumsunterrichts zu →A. Baeyer nach Straßburg über, wo er im Sommer 1874 mit einer Arbeit über Fluoresceïn promovierte. Als Unterrichtsassistent entdeckte er im Frühjahr 1875 das Phenylhydrazin. Dieser Stoff hat seiner Forschungsarbeit die Richtung gegeben, er hat ihm aber auch eine chronische Vergiftung eingebracht, deren Folgen er zeitlebens zu spüren hatte.
Im Herbst 1875 folgte er →Baeyer nach München, wo er sich 1878 habilitierte und 1 Jahr später außerordentlicher Professor wurde. Hier führte er die Arbeiten über die Phenylhydrazine fort, wobei sich eine Indolsynthese fand. Zusammen mit seinem Vetter Otto Fischer klärte er die Triphenylmethan-Farbstoffe Rosanilin und Fuchsin auf. Umfassende Arbeiten in der Puringruppe schufen die Grundlage für die Entwicklung der Chemie der Zellkernstoffe. Damit hat er das Gebiet der biochemisch grundlegenden Naturstoffe betreten, die ihn für den Rest seines Lebens beschäftigt haben. In Erlangen, wo er 1882 das Ordinariat übernahm, begann er, angeregt durch die Wechselwirkung zwischen Phenylhydrazin und Zuckern, seine Synthesen in der Zuckergruppe. Auf der Grundlage der von →J. H. van't Hoff und →J. A. Le Bel geschaffenen räumlichen Vorstellungen wurde die Systematik der Zucker entwickelt und eine Fülle von synthetischen Verfahren aufgefunden, die schließlich zur Synthese der Glucose führten. Bei diesen Arbeiten hat F. sich als naturwissenschaftlicher Denker von großer Vorstellungsgabe und Folgerichtigkeit erwiesen. 1885 übernahm er die Professur in Würzburg. Hier waren ihm die glücklichsten Jahre beschert. 1895, nach 7jähriger glücklicher Ehe und 3 Jahre nach der Übersiedlung nach Berlin starb seine Frau. Im Kriege mußte er den Verlust der 2 jüngeren Söhne ertragen. In Berlin wandte er sich, die Zucker zurückstellend, den Eiweißstoffen zu. Zunächst wurden die Bausteine, die Aminosäuren, untersucht und zu den bekannten neue aufgefunden. Er bearbeitete ihre Synthese und Herstellung in optisch aktiver Form. Daran schlossen sich die auf breiter Front ausgeführten Synthesen der Peptide, das heißt der amidartigen Anhydride der Aminosäuren. Solche Peptide fanden sich, F.s Konzeption bestätigend, beim Abbau der Eiweißstoffe. Schon an den Disacchariden, in aller Deutlichkeit aber an den Aminosäuren, wurde ihm das Prinzip der bifunktionellen Reaktion, wie sie heute genannt wird, geläufig. F. ist der Wegbereiter der Chemie der polymeren Stoffe. Zahlreiche Untersuchungen über Fermente führten zur Vorstellung ihrer Spezifität. Eine Beobachtung aus dem Gebiet der Eiweißkörper benutzend, griff F. um 1910 das Gebiet der natürlichen Gerbstoffe an. Esteranhydride der Phenolcarbonsäuren wurden synthetisiert und mit Zucker vereinigt als Bausteine der Gallotannine aufgefunden. Bei der Bearbeitung der Gerbstoffe wurde die Acylwanderung beobachtet.
Mit dieser Erkenntnis drang er, synthetisch vorgehend, zuletzt in das Gebiet der Fette vor. – F. nahm starken Einfluß auf die Pflege der Wissenschaften in Deutschland, insbesondere der Chemie. Der Institutsneubau in Berlin war richtunggebend. Bei der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft stand er mit →Harnack an vorderster Stelle. Im Kriege setzte er in gewaltiger Anstrengung seinen Einfluß ein, um die völlig vernachlässigte Versorgung der Armee, der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Rohstoffen nachzuholen. Er versammelte die Industrieführer im Ruhrgebiet, ihnen den Ernst der Lage darlegend, und übernahm die Leitung von Ausschüssen der Kriegswirtschaft. F. hat|entscheidend dazu beigetragen, die organische Chemie zu ihrem Ursprung, den Naturstoffen, zurückzuführen und mit der Physiologie und Medizin in Beziehung zu setzen, der er, mit →Joseph von Mering, das Veronal und Sajodin schenkte. Er bearbeitete die genannten Körpergruppen in ihrer Gesamtheit, und zwar fast ausschließlich mit den Mitteln der Synthese. Auch in diesem Forscherleben folgten Jahren gesteigerter Produktion stillere Zeiten des Tastens. So nach 10 Jahren Eiweißchemie, als die Grenzen des Erreichbaren sichtbar wurden. Stets aber hat ihn eine methodische Beobachtung von einem Gebiet zum anderen geführt und es ihm erlaubt, ein Werk von monumentaler Geschlossenheit zu errichten. Die spätere Entwicklung der Chemie der Zucker, der Nucleinsäuren, der Eiweißstoffe ist ohne ihn undenkbar. Er hat überall die Grundlagen geschaffen und den Weg exaktester Laboratoriumstechnik gewiesen. Seine Arbeitsrichtung hat sogar seine eigene Denkweise beeinflußt. In der späteren Zeit beherrscht sein Denken die Hydrolyse (Aufteilung größerer Aggregate durch Wasseraufnahme) sowie der umgekehrte Weg, die Synthese durch Wasserabspaltung. Er strebt eine immer gelindere Methodik an, dem Vorbild der Natur folgend. Seine Schüler sind in unerbittlicher, oft harter Weise von ihm erzogen worden. Er war eine strenge Natur, vor allem in seinen mittleren Jahren. Dennoch verfolgte er sorgsam die Entwicklung des Einzelnen mit Güte und Hilfsbereitschaft. Er gehörte zu jenen Naturen, die, von schöpferischer Leistung erfüllt, kein Bedürfnis oder auch keine Anlage für den receptiven Genuß der Künste und Literatur empfanden. Seine Erfüllung, die wir nur ahnen können, lag im Schaffen, im Bewußtsein des Könnens, in der Erkenntnis, in der Schönheit der Welt des Kleinsten.[1]

Kurzchronologie

Goldene Preismedaille des Verbandes Deutscher Chemiker, der Carl Duisberg Stiftung, auf seinen 60. Geburtstag, 1912
  • 1871 bis 1874 Studium der Chemie in Bonn und Straßburg
  • 1874 Promotion in Straßburg (bei Adolf Baeyer), Thema: Fluorescein und verwandte Phthaleinfarbstoffe
  • 1878 Habilitation in München (bei Adolf Baeyer)
  • 1890 Fertigstellung des von E. Fischer geplanten Institutsgebäudes in der Hessischen Straße
  • 1892 bis 1919 Ordentlicher Professor für Chemie
  • Mitglied der Deutschen Chemischen Gesellschaft, Duisberg des Vereins Deutscher Chemiker
  • 6. Februar 1893 bis 1919 Mitglied der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften
  • 1898 Cothenius-Medaille der Leopoldina
  • 1900 bis 1915 korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences in Paris
  • 1902 Verleihung des Nobelpreises für Arbeiten auf dem Gebiet der Zucker- und Purin-Gruppen
  • 1904 Verleihung des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste
  • 1904 in die National Academy of Sciences gewählt
  • 1908 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt
  • 1909 in die American Philosophical Society gewählt
  • Ehrenmitglied der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei
  • 1911 Mitbegründer (zusammen mit Adolf von Harnack) und bis 1919 Senatsmitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute: Max-Planck-Gesellschaft)
  • 1911 Verleihung der Helmholtz-Medaille
  • Mitglied des Nährstoff-Ausschusses
  • Mitglied des Kriegsausschusses für Ersatzfutter

Werke (Auswahl)

  • Die Chemie der Kohlenhydrate und ihre Bedeutung für die Physiologie, Rede 1894 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Eröffnungs-Feier des neuen I. Chemischen Instituts der Universität Berlin am 14. Juli 1900 (PDF-Datei)
  • Synthesen in der Purin- und Zuckergruppe: Vortrag gehalten am 12. Dezember 1902 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Anleitung zur Darstellung organischer Präparate, 1905 (PDF-Datei)
  • Untersuchungen über Aminosäuren, Polypeptide und Proteine, 1906 (PDF-Datei)
  • Untersuchungen in der Puringruppe (1882-1906) (1907) (PDF-Datei)
  • Organische Synthese und Biologie, 1908 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Untersuchungen über Depside und Gerbstoffe, 1919 (PDF-Datei)
  • Untersuchungen über Kohlenhydrate und Fermente, 1919 (PDF-Datei)
  • Gesammelte Werke (Band 2 1908-1919 PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Aus meinem Leben (PDF-Datei)

Literatur

  • Kurt Hoesch: Emil Fischer, sein Leben und sein Werk (1921) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Fischer, Emil, in: Neue Deutsche Biographie 5 (1961), S. 181–182