Hermlin, Stephan

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Stephan Hermlin (links) mit Nazım Hikmet, 1952.
Delegation deutscher Kulturschaffender auf dem Isaak-Platz in Leningrad 1948, von links: Ellen Kellermann, Günther Weisenborn, unbekannt, Bernhard Kellermann, Wolfgang Harich, Anna Seghers, Stephan Hermlin, Wolfgang Langhoff, Michael Tschesno-Hell, Eduard Claudius, M.J. Apletun (SU) und Heinrich Ehmsen.

Stephan Hermlin, eigentlich Rudolf Leder (geb. 13. April 1915 in Chemnitz; gest. 6. April 1997 in Berlin) war ein jüdischer Schriftsteller und Übersetzer (aus dem Französischen). Hermlin verfaßte Erzählungen, Essays und Lyrik und war einer der bekannten Schriftsteller der DDR.

Werdegang

Als Sohn jüdischer Textilhändler wuchs Hermlin in Chemnitz und in Berlin auf. Er schloß sich als Jugendlicher 1931 der stalinistischen KPD an und ging 1936 über Palästina nach Spanien, wo er sich als Propagandist für die roten Republikaner, als Drucker und Widerstandsarbeiter profilierte.[1]

Zu Kriegsbeginn 1939 hielt er sich in der Schweiz und Frankreich auf, betätigte sich dort für die französischen Heckenschützen der Maquis-Partisanen. In Westdeutschland begann er 1945 beim US-Lizenzblatt „Frankfurter Rundschau“ und beim Hessischen Rundfunk, ehe er 1947 in die stalinistische Sowjetzone wechselte.[1]

In Ost-Berlin war Hermlin Mitarbeiter in den Zeitschriftenredaktionen der „Täglichen Rundschau“ (Tageszeitung der Sowjetischen Militäradministration) „Ulenspiegel“, „Aufbau“, „Sinn und Form“. Hermlin arbeitete in wichtigen Gremien der sowjetischen Besatzungszone und wurde nach 1949 schnell einer der einflussreichsten Schriftsteller der neu gegründeten DDR. Als enger Freund von Erich Honecker verstand sich Hermlin zu dieser Zeit als Protagonist sozialistischer Kulturpolitik, engagierte sich aber auch als Mittler zwischen Literatur und Politik.

Im Dezember 1962 gehörte Hermlin zu den Initiatoren einer aufsehenerregenden Lesung junger Lyriker (u.a. mit Wolf Biermann, Volker Braun, Bernd Jentzsch, Sarah Kirsch, Karl Mickel) in der Akademie der Künste der DDR, die die Lyrik-Welle der 1960er Jahre einleitete. Hermlin wurde daraufhin von seiner Funktion als Sekretär der Klasse Dichtkunst und Sprachpflege der Akademie entbunden. 1968 kritisierte Hermlin die Niederschlagung des Prager Frühlings, machte dies aber nicht öffentlich. 1976 gehörte Hermlin zu den Initiatoren des Protestes prominenter Schriftsteller gegen die Ausweisung von Wolf Biermann. Gegen die offizielle Politik der Ost-West-Konfrontation organisierte Hermlin im Dezember 1981 ein deutsch-deutsches Schriftstellertreffen, die Berliner Begegnung zur Friedensförderung. Hermlin war Mitglied des Schriftstellerverbandes der DDR, der Akademie der Künste der DDR und seit 1976 auch der Akademie der Künste West-Berlin.

Holocaust Leugnung

Nach 1989 geriet Hermlin wegen seiner Haltung zum Siebzehnten Juni 1953, zum Mauerbau 1961 und zur DDR-Opposition zunehmend unter Kritik. Karl Corino, etablierter Redakteur des Hessischen Rundfunks und Fachmann für den DDR-Literaturbetrieb, bezeichnete nach eingehender Nachforschung Hermlins Selbstdarstellung als unbeugsamer Widerstandskämpfer, Rotfrontheld in Spanien und Häftling im Hitler-KZ als „weitgehend erlogen“. Unter anderem hatte Hermlin 1946 in einen US-Fragebogen eingetragen, im KZ Sachsenhausen gelitten zu haben. Sein (in Wahrheit lange nach dem Krieg in London verstorbener) Vater sei im KZ ums Leben gekommen. Was den KP-Literaten in der veröffentlichten Meinung sozusagen veredelte. Hermlin räumte angesichts der Beweise ein: „Das war gelogen!“ Denn: „Um zu überleben, mußte ich mich damals mehr als einmal verstellen.“ Hermlin rechtfertigte den Bau der Mauer und wurde Intimus des Diktators Erich Honecker. „Meine Stasi-Akte ist eine Opferakte“, behauptete er, der die Jahrzehnte über wie ein Korken unter Walter Ulbricht und Honecker ganz oben schwamm, der zum Vorstandsmitglied des SED-gleichgeschalteten Schriftstellerverbandes avancierte und u. a. dreimal mit dem „Nationalpreis“ ausgezeichnet wurde.[1]

Huldigung bolschewistischer Verbrechen

1986 befragt, ob er sich denn wegen seiner Hymnen auf Stalin schäme, bekundete Hermlin: „Nicht im mindesten!“ In der teilvereinigten Bundesrepublik fand er seine politische Heimat in den Reihen der PDS. In einer seiner Oden auf Stalin hieß es: „Aus dem unendlichen Raunen von Inseln und Ländern/Hebt das Entzücken sich mit einer Botschaft dahin,/Wo die Verheißungen leben und die Epochen verändern./Namenlos sich die Zeit endlich selbst nennt:/Stalin.“ Beim Ungarnaufstand forderte Hermlin die Sowjetmacht auf, „die Kultur gegen den Pöbel zu verteidigen“. In einem Interview des Jahres 1995 bekundete er: „Auf Deutschland lastet ein Fluch. Die Anständigen haben in diesem Land immer nur die Minderheit. Kann man dieses Kräfteverhältnis nicht einmal umdrehen? Daß wir, die Anständigen, die Mehrheit haben.“[1]

Familie

Seine Töchter sind Andrée-Thérèse Leder (aus der Ehe mit Juliette Leder, geb. Brandler), die Schauspielerin Cornelia Schmaus (aus der Ehe mit Lily Leder-Schmaus) und Bettina Leder (aus der Ehe mit Gudrun Hermlin). Sein Sohn aus der Ehe mit Irina Belokonewa-Hermlin, Andrej Hermlin, ist Musiker (Gründer des Swing Dance Orchestra).

Ehrungen

  • 1948 Heinrich-Heine-Preis des Schutzverbandes Deutscher Autoren
  • 1950 Nationalpreis der DDR (für das Mansfeld-Oratorium)
  • 1954 Nationalpreis (für Mitarbeit an einem Dokumentarfilm über Ludwig van Beethoven)
  • 1958 F.C. Weiskopf-Preis
  • 1972 Heinrich-Heine-Preis des Ministeriums für Kultur
  • 1975 Nationalpreis 1. Klasse

Literatur

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9