Hildebrandslied

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Erstes Blatt des Hildebrandsliedes

Das Hildebrandslied ist eines der frühesten poetischen Textzeugnisse in deutscher Sprache. Das unvollständig erhaltene heldenepische Stabreimgedicht (Hiltibrant enti Hadubrant untar heriun tuem) besteht aus 68 Langversen. Es erzählt in althochdeutscher Sprache eine Episode aus dem Sagenkreis um Dietrich von Bern.

Handschriftenbeschreibung

Der einzige erhaltene Textzeuge des Hildebrandsliedes wird in der Universitätsbibliothek Kassel aufbewahrt. Der Text des Hildebrandsliedes befindet sich auf der Vorderseite des Blattes 1 und der Rückseite des Blattes 76 einer frühmittelalterlichen Pergament-Handschrift. Der Hauptteil des Kodex wurde wahrscheinlich um 830 im Kloster Fulda geschrieben und enthält die biblischen Texte Sapientia Salomonis und Jesus Sirach in lateinischer Sprache. Das althochdeutsche Hildebrandslied wurde Mitte des 9. Jahrhunderts hinzugefügt. Die Aufzeichnung bricht ab, weil der Platz auf dem letzten Blatt nicht ausreichte. Das Lied wurde von zwei Fuldaer Mönchen aufgeschrieben. Eine erste wissenschaftliche Ausgabe veröffentlichten die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm im Jahre 1812.

Die Handschrift befand sich als „Beutekunst“ nach 1945 zeitweilig in den USA, wo eines der beiden Blätter abgetrennt und die Handschrift für 1000 US-Dollar verkauft wurde. Es konnte erst 1972 wieder mit dem gesamten Codex vereinigt werden.

Inhalt

Das Hildebrandslied ist das einzige so früh aus dem süddeutschen Sprachraum überlieferte Heldenlied. Geschildert wird eine Episode aus dem Sagenkreis um Dietrich von Bern. Hildebrand hat Frau und Kind verlassen und ist als Waffenmeister mit Dietrich gezogen. Nun kehrt er nach 30 Jahren heim. An der Grenze stellt sich ihm ein junger Krieger mit seinem Gefolge entgegen. Hildebrand fragt diesen, wer sin fater wari (wer sein Vater wäre). So erfährt Hildebrand, dass dieser Mann, Hadubrand, sein eigener Sohn ist. Hadubrand weist seine goldenen Armringe zurück und meint, er sei ein listiger alter Hunne, denn Seefahrer hätten ihm berichtet, dass sein Vater tot sei (tot is hiltibrant). Um seiner Ehre willen muss der Vater die Herausforderung des Sohnes zum Kampf annehmen – beide stehen zwischen ihren Heeren – und klagt so über sein furchtbares Schicksal.

Es handelt sich also um eine Zweikampfsituation zwischen Hildebrand und seinem Sohn Hadubrand. Da der Schluss des Textes verloren ist, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, ob das Ende tragisch gestaltet war. Man kann aber davon ausgehen. Sicher scheint auch, dass der Vater seinen Sohn erschlagen hat – Zeugnis davon gibt „Hildebrands Sterbelied“ in der nordischen Überlieferung der Edda. Auch im deutschen Jüngeren Hildebrandslied siegt der Vater, aber die beiden erkennen einander rechtzeitig. Insgesamt ist die Tragik sicher auch die größere, wenn der Vater seinen Sohn erschlagen hat – er löscht damit seine Familie aus. Eine spätere Variante (in Deutschland erst in Handschriften zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert erhalten) bietet allerdings eine versöhnliche Variante an: Mitten im Kampf wenden sich die Streitenden voneinander ab, der Sohn erkennt den Vater, und sie schließen sich in die Arme. Diese Version endet mit einem Kuss des Vaters auf die Stirn des Sohnes und den Worten: „Gott sei Dank, wir sind beide gesund.“ Schon im 13. Jahrhundert ist aber diese versöhnliche Variante aus Deutschland nach Skandinavien gedrungen und dort in der Thidrekssaga (älteste erhaltene Handschrift schon um 1280), einer Übersetzung deutscher Sagen aus dem Kreis um Dietrich von Bern, überliefert: nachdem sich Vater und Sohn erkannt haben, gehen sie mit Freuden zur Mutter.

Zeitlich dürfte die Handlung im 5. Jahrhundert einzuordnen sein, als Odoaker gegen den Ostgotenkönig Theoderich den Großen kämpfte. In der germanischen Sage wurde Theoderich dann Dietrich von Bern (d.i. Verona bzw. Bern an der Etsch) genannt. Odoaker war Germane (Skire oder Rugier) und hatte im Jahre 476 den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus abgesetzt; daraufhin riefen ihn seine Truppen zum König Italiens (rex Italiae) aus.

Zweites Blatt des Hildebrandsliedes

Inhaltsangabe

Kurze Inhaltsangabe:[1]

Illustrierte deutsche Litteraturkunde - Hildebrandslied 01.jpg
Illustrierte deutsche Litteraturkunde - Hildebrandslied 02.jpg
Illustrierte deutsche Litteraturkunde - Hildebrandslied 03.jpg


Siehe auch

Literatur

  • 96-book.png PDF Gotthold Bötticher: Hildebrandlied und Waltharilied, nebst den „Zaubersprüchen“ und „Muspilli“ als Beigaben, 1894
  • Friedrich Kluge: „Hildebrandslied, Ludwigslied und Merseburger Zaubersprüche“, 1919 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  • Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: „Die beiden ältesten deutschen Gedichte aus dem achten Jahrhundert. Das Lied von Hildebrand und Hadubrand und das Weißenbrunner Gebet“ (1812) (PDF-Datei)

Verweise

Fußnoten

  1. A. Hentschel, Karl Linke: „Illustrierte deutsche Litteraturkunde in Bildern und Skizzen für Schule und Haus“, 1889, S. 18ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!