Niemack, Horst

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Ritterkreuzträger Horst Niemack

Robert Theodor Heinrich Ernst Niemack, seit April 1936 offiziell Horst Niemack (Lebensrune.png 10. März 1909 in Hannover; Todesrune.png 7. April 1992 ebenda), war ein deutscher Offizier der Reiterei bei der Reichswehr und der Wehrmacht, zuletzt Generalmajor, Divisionskommandeur und Ritterkreuzträger im Zweiten Weltkrieg. Er war der erste Eichenlaubträger der Heeres-Frontverbände. Den Krieg beendete Niemack nach zahlreichen Auszeichnungen und Verwundungen als einer der jüngsten Generäle der Deutschen Wehrmacht. In der Nachkriegszeit politisch sehr zurückhaltend, brach er 1981 seine Schweigen und kritisierte die staatlichen BRD-Organe, als diese Großadmiral a. D. Karl Dönitz die letzte Ehrung versagten.

Leben

Geburtseintrag
Reitsportler Horst Niemack
Lagebesprechung bei der Panzer-Grenadier-Division „Großdeutschland“. In der Mitte der Kommandeur Generalleutnant Hasso von Manteuffel, links Schwerterträger Horst Niemack, rechts Eichenlaubträger Willy Langkeit

Der 1909 in Hannover geborene Robert Theodor Heinrich Ernst Niemack ist der Sohn des Großkaufmanns Karl Heinrich Theodor Niemack, der, laut Urkundenbeleg, vor der Geburt seines Sohnes verstorben war, und dessen Gemahlin Molly Minna Maria Else Juliana Auguste, geb. Haarstrick. Seine Taufe fand am 30. Mai 1909 statt. Ab wann er denn Spitznamen „Horst“ bekam ist unbekannt, aber am 15. April 1936 (siehe Eintrag in den Geburtsunterlagen vom 27. Januar 1939) änderte das Amtsgericht II in Bad Cannstatt auf Antrag offiziell seine Vornamen in den einen Vornamen „Horst“.[1] Horst könnte auch eine Art Akronym sein (Heinrich = H, Theodor = O, Robert = R, Ernst = ST).

Horst Niemack fand bereits in seiner Jugend zum Pferdesport. Er besuchte Gymnasien in Hildesheim und Hannover und wählte nach dem Abitur die Offizierslaufbahn bei der Kavallerie, was seinen reiterlichen Interessen entgegenkam.

Militärischer Werdegang

Horst Niemack trat am 1. April 1927 als Offiziersanwärter in die Reichswehr ein und wurde am 1. Februar 1931 Leutnant im 18. Reiter-Regiment (Reiter-Regiment Cannstatt, ab 6. Oktober 1936 in Kavallerie-Regiment 18 umbenannt) in Bad Canstatt bei Stuttgart. Schnell machte er als Turnierreiter Karriere und erzielte Erfolge in Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen bis zur schweren Klasse. 1933 an die damals weltberühmte Heeres-Reit- und Fahrschule Hannover kommandiert, war er im Herbst 1934 als Oberleutnant wieder Schwadronsoffizier (der 2. (Reiter) Schwadron in der Reiter-Kaserne in Cannstatt )[2] und ab Herbst 1936 erneut an der Heeres-Reitschule in Hannover (später nach Umzug der Schule im Potsdamer Ortsteil Krampnitz) bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als Lehroffizier tätig (vom 1. Oktober 1936 bis 1938 Lehr-Offizier, dann bis 26. August 1939 Leiter des Jagdstalles in Krampnitz, anschließend Lehroffizier der Offiziersanwärter). Mit Kriegsausbruch endete Niemacks eigene Turnierkarriere.

Zweiter Weltkrieg

Unterschrift
Generaloberst a. D. Alfred Keller und Generalmajor a. D. Horst Niemack am 11. Oktober 1958

Als Rittmeister kehrte er Ende September 1939 zuerst kurz zu seinem Stammregiment, dem Kavallerie-Regiment 18, nach Bad Cannstatt zurück. Am 1. Oktober 1939 wurde Niemack zum Chef der 3. Schwadron der am 23. August 1939 in Stuttgart aufgestellte Divisions-Aufklärungs-Abteilung 5 in Bruchsal, die von Rittmeister Jörg Scupin (zuletzt Oberst) kommandiert wurde.

„Die Geschichte der Aufklärungsabteilung 5, der 5. Infanterie- und Jäger-Division ist eng mit der des Kavallerie-Regiment 18 verbunden. Die Kavallerie-Regimenter sollten im Mobilmachungsfall einzelne Aufklärungs-Abteilungen für die Infanterie-Divisionen der Wehrmacht aufstellen. Im Wehrkreis V (Stuttgart) wurden aus dem Kavallerie-Regiment 18, Aufklärungs-Abteilungen (A.A) für die 5., 25., 35. und 78. Infanterie-Divison erstellt. Der erste Kommandeur der Aufklärungs-Abteilung 5 wurde Rittmeister Scupin, der jedoch schon bald zu höheren Aufgaben abberufen wurde. Sein Nachfolger wurde der bewährte Rittmeister Niemack, der in den folgenden Kriegsjahren die Aufklärungs-Abteilung 5 im West- und Ostfeldzug führte.“[3]

Mit der Aufklärungs-Abteilung (Stab, Vorausabteilung mit Kanonenzug und vier Schwadronen), dessen Kommandeur er seit April 1940 war, nahm er am Feldzug gegen Frankreich teil. Zu Beginn des Rußlandfeldzuges erzwang er mit der AA 5 den Übergang über die Memel. Wehrmachtbericht vom 6. Juli 1941:

„Rittmeister Niemack, Führer einer Aufklärungsabteilung, die Oberleutnante Freiherr Maercken und Buchterkirch in einem Panzerregiment, sowie Oberleutnant Ritz in einem Schützenregiment zeichneten sich durch vorbildliche Tapferkeit aus.“

Am Bein schwer verwundet und mit dem Eichenlaub ausgezeichnet (persönlich vom Führer überreicht), wurde Major Niemack nach seiner Genesung Kommandeur der Kavallerie-Lehrtruppe (Kavallerielehrgruppen-Kommandeur vom 1. Oktober 1941 bis 1. Februar 1943). Als Oberstleutnant und Kommandeur des Panzerfüsilier-Regiments „Großdeutschland“ kehrte er an die Front zurück und hatte ab 15. Oktober 1943 mit seinem Regiment schwere Abwehrkämpfe im Südabschnitt der Ostfront zu bestehen.

Am 24. August 1944 abermals schwer verwundet, übernahm er nach seiner Genesung am 7. Februar 1945 die Führung der in der Eifel eingesetzten Panzer-Lehr-Division, die er im Ruhrkessel führte. Dabei wurde Niemack im März 1945 erneut schwer verwundet. Er erlebte das Kriegsende in einem Lazarett in Eutin und kam dort in britische Kriegsgefangenschaft, aus der er am 24. Juni 1947 entlassen wurde.

Nachkriegszeit

Brigadegeneral der Reserve a. D. Horst Niemack war verheiratet und Vater einer Tochter, die in die Familie von Bohlen und Halbach einheiratete.

Bundeswehr

Mit Gründung der Deutschen Bundeswehr wurde der Generalmajor a. D. reaktiviert, beriet das Bundesministerium der Verteidigung und war als Reserveoffizier maßgeblich am Aufbau der neuen Panzertruppe beteiligt. Er war auch Mitglied des vaterländischen Ordens „Die Bruderschaft“, Vorsitzender des Ringes deutscher Soldatenverbände (RDS) und Präsidiumsmitglied der Confédération Européenne des Anciens Combattants (CEAC). Noch 1962 bezeichnete ihn Der Spiegel als ranghöchster Reserveoffizier der Bundeswehr noch vor Prof. Dr. von der Heydte, ebenfalls Brigadegeneral der Reserve.

Reitsport

Nach dem Zweiten Weltkrieg widmete sich Niemack gemeinsam mit dem legendären Dr. Gustav Rau dem Wiederaufbau des deutschen Reitsports. So war er Vorstandsmitglied des neu formierten Hauptverbandes für Zucht und Prüfung deutscher Pferde (HdP) sowie des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR). Besonderes Engagement zeigte er als Turnierrichter sowie als Ausbilder von Turnierrichtern. Mit Gründung der Deutschen Richtervereinigung (DRV) im Jahr 1950 wurde er für die folgenden 30 Jahre als Präsident deren Vorsitzender. Als Autor zahlreicher Lehrbücher sowie Mitverfasser der Richtlinien für Reiten und Fahren prägte er Generationen von Richtern, Reitern und Ausbildern.

Bei den Olympischen Spielen von Stockholm 1956, Rom 1960, Tokio 1964 und Mexiko 1968 hatte er als Bevollmächtigter für den Dressursport sowie als Equipechef großen Anteil an den zahlreichen Erfolgen der deutschen Dressurreiter. Er stand auch an der Spitze der Reitschule Warendorf („Höhere Reit- und Fahrschule“ am Landgestüt Warendorf des Vereins „Deutsche Reitschule“).

Für seine großen Verdienste um den Pferdesport erhielt General Horst Niemack zahlreiche Auszeichnungen. Darüber hinaus war er Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland.

OdR

Bis 1979 war er Ehrenpräsident der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger, sein Nachfolger wurde Heinz-Georg Lemm. Gemeinsam mit Konteradmiral a. D. Edward Wegener sprach er bei der Beisetzungsfeier von Reichspräsident und Großadmiral a. D. Karl Dönitz. Über 5.000 Trauergäste und über 100 Ritterkreuzträger hörten ihm ergriffen zu, als er von dessen Tapferkeit, Treue, Opferbereitschaft und Fähigkeit zum Entschluß redete.

Tod

Am 7. April 1992 verstarb mit dem in der Pferdeszene nur als „General“ bezeichneten Brigadegeneral der Reserve a. D. Horst Niemack einer der ganz Großen im Pferdesport. Er hinterließ Gattin sowie Tochter und ruht auf dem Friedhof in Groß Hehlen.

Würdigung zum 100. Geburtstag 2009

„Am gestrigen Dienstag beginn eine kleine Runde Ehrengäste das 100. Jubiläum einer der bedeutendsten Persönlichkeiten im Pferdesport des vergangenen Jahrhunderts. Am Grab von General a.D. Horst Niemack in Groß Hehlen, dem letzten Wohnort des Hippologen, gedachten ehemalige Schüler und Weggefährten ihres Mentors. [...] Als Angehöriger der Kavallerieschule Hannover bzw. der späteren Heeres-Reit- und Fahrschule in Potsdam-Krampnitz war Niemack bereits vor dem Kriege einer der bekanntesten deutschen Turnierreiter mit großen Erfolgen bei schweren Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitsprüfungen. So wurde ihm bereits 1934 das Goldene Reitabzeichen verliehen. Doch der II. Weltkrieg zwang ihn zur Ausübung seiner Pflicht als Soldat. Er nahm am Frankreichfeldzug und am Russlandfeldzug an vorderster Front teil und geriet am Ende des II. Weltkrieges in britische Gefangenschaft.“[4]

Beförderungen

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Bundesrepublik

Werke (Auswahl)

  • Studien über die Gangarten von Pferden. Deutsche Richtervereinigung für Pferdeleistungsprüfungen, 1965

Literatur

  • Franz Kurowski: Generalmajor Horst Niemack – Vom Reiteroffizier zum Panzergeneral, Verlagshaus Würzburg-Flechsig (2015), ISBN 978-3881897853
  • Der Landser 0765: Horst Niemack; E-Mule-Verweis:
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Verweise

Fußnoten

  1. Abstammung nach Urkunden durch den Ahnenforscher Ph M belegt.
  2. Die 2. (Reiter) Schwadron in der Reiter-Kaserne in Cannstatt
  3. Geschichte der 5. Infanterie- und Jäger-Division
  4. Schöpfer der Großen Dressurquadrille – zum 100. Geburtstag von General a. D. Niemack
  5. 5,0 5,1 Handbuch der Bundeswehr und der Verteidigungsindustrie 1987/88, Bernard & Graefe, Koblenz 1988
  6. Veit Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939-1945 Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs, Scherzers Militaer-Verlag, Ranis/Jena 2007, S. 570, ISBN 978-3-938845-17-2
  7. Gordon Williamson, Malcolm McGregor: German Commanders of World War II. S. 49. (online)
  8. Dermot Bradley: Die Generale und Admirale der Bundeswehr. Band 3. Laegeler - Quiel. Biblio-Verlag, Bissendorf 2005, ISBN 3-7648-2382-8, S. 385.
  9. Oliver von Wrochem: Erich von Manstein: Vernichtungskrieg und Geschichtspolitik. Krieg in der Geschichte, Vol. 27, Schöningh, 2006, S. 316.
  10. Dermot Bradley: Die Generale und Admirale der Bundeswehr. Band 3 Laegeler - Quiel. ISBN 3-7648-2382-8, S. 384.