Hunnenrede

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Als „Hunnenrede“ (der diffamierende Ausdruck stammte von den Feinden des Deutschen Kaiserreichs) ging die am 27. Juli 1900 in Bremerhaven gehaltene Rede von Kaiser Wilhelm II. anläßlich der Entsendung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Bekämpfung des Boxeraufstandes in die Geschichte ein.

Es kursierten damals unterschiedliche Fassungen der Rede. Eine von Reichskanzler von Bülow ungesichtete Version der Rede veröffentlichte der Bremerhavener Verleger Josef Ditzen. Im Vorfeld des Ersten Weltkrieges wurde damit ein gewichtiger Stein des Anstoßes für die feindliche Kriegspropaganda gegeben. Insbesondere in der englisch-sprachigen Presse wurde diese Rede des deutschen Kaisers als Hunnenrede verunglimpft. Dabei drehte es sich vor allem um den Satz „Pardon wird nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht“, welcher laut der Propaganda einen Aufruf des Kaisers zum rücksichtslosen Vorgehen gegen die chinesischen Aufständischen darstellen soll. Der Satz ist jedoch aus dem Kontext gerissen worden; denn der Kaiser sprach an dieser Stelle davon, daß die Soldaten ihre preußische Tüchtigkeit bewahren und sich als Christen zeigen sollten; anschließend führte er aus, sie sollten wissen, daß die Aufständischen kein Pardon geben werden und keine Gefangenen machen werden.[1]

Die Umdeutung und Abwertung der historischen Rede Wilhelm II. als Hunnenrede kann als interessantes Beispiel der medialen Veränderung, Ausgestaltung, Deutung, Instrumentalisierung und resultierender langfristiger Propagandawirkung von politischen Reden angeführt werden. Bis heute wird sie verwendet, um die deutsche Kolonialgeschichte als angeblich grausam und unmenschlich zu charakterisieren. Ebenso soll Wilhelm II. als kampflüsterner Haudegen und das Deutsche Kaiserreich generell als kriegslüstern dargestellt werden.

Die Hunnen als Gegner des Abendlandes

Die Deutschen wurden vom Feind während beider Weltkriege grundsätzlich in herablassender Art als „Huns“ bezeichnet, obwohl es sich bei diesen bekanntlich um eine mordende und plündernde vorder- bzw. zentralasiatische Reiterarmee handelte. In der christlich-abendländischen Sage, besonders im germanischen Raum, grenzte man sich von den Mongolen ab und sah die mongolische Rasse als das brutale Gegenstück der kulturschöpfenden, edlen nordischen bzw. germanischen Rasse. Daß ein gebildeter Monarch, dem man abwertend "Hurrapatriotismus" und "Deutschtümelei" vorwirft, eine mongolische Horde zum Vorbild nimmt, wäre eine unwahrscheinliche Einzigartigkeit in der Geschichte.

Die letzte Passage wurde in der Version von Josef Dietzen angepaßt: [2]

  • "Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!"

Zuvor wird die offizielle Passage ("Wahrt Manneszucht. Der Segen Gottes sei mit euch, die Gebete eines ganzen Volkes.") durch eine interessante Stelle ersetzt:

  • "Ihr werdet mit einer Uebermacht zu fechten haben; doch dies sind wir gewohnt, unsere Kriegsgeschichte beweist es! Ihr habt es gelernt aus der Geschichte des Großen Kurfürsten und aus Eurer Regimentsgeschichte."

Wieso sich Kaiser Wilhelm dann bei der Lobpreisung der wehrhaften, deutschen Vergangenheit ausgerechnet Etzel zum Vorbild genommen haben soll und nicht etwa Otto den Großen, Kaiser Karl oder Arminius, den Cherusker, ist überhaupt nicht logisch. Das hier zum Beispiel Arminius der Cherusker besser als Beispiel gewesen wäre, liegt auch schon daran, daß er sich nicht wie Etzel vermeintliche 1000-Jahre Rum (eigentlich ca. 1500-Jahre), sondern ganze 2000-Jahre Rum erkämpfen konnte und von germanischer Rasse war. Zudem war Etzel der Feind in der "Nibelungensage", dem wichtigsten, deutschen Literaturgut. Da sowohl Chinesen, als auch Mongolen von mongolider Rasse sind, hätte man wohl eher die Chinesen mit den Hunnen verglichen, die es zu bekämpfen gälte, als die Deutschen; aber selbst dieser Vergleich wurde nicht gezogen, um keine Gewalt an der Zivilbevölkerung zu schüren.

Stillgestanden!

Was die Hunnen-Version dieser Rede aber am stärksten als Fälschung entlarvt, ist die Einleitung, welche der Kaiser angeblich mit "Stillgestanden!" beginnt. Ein Kaiser beginnt aber niemals eine Rede mit "stillgestanden", die Soldaten stehen nämlich schon ordentlich in Reih und Glied, bevor der Kaiser die Tribüne betritt. Alles andere würde sowohl den leitenden Offizier des Regiments, als auch den Kaiser selbst albern dastehen lassen. Hingegen ist bekannt, daß Josef Dietzen keine militärische Laufbahn durchlaufen hatte, eine linksliberale Meinung pflegte und deswegen auch nicht wissen konnte, dass der Kaiser seine Rede so niemals beginnen würde.

Angeblicher christlicher Fanatismus

Während einige Passagen von Dietze ausgetauscht wurden, kam es auch vor, dass neue Passagen zum Originaltext hinzugefügt wurden. In einer dieser Passagen offenbart sich der Kaiser als vermeintlich religiöser Hetzer:

  • "Aber Ihr könnt daraus ersehen, wohin eine Cultur kommt, die nicht auf dem Boden des Christentums aufgebaut ist; jede heidnische Cultur, mag sie noch so schön und herrlich sein, wird bei der ersten Kraftprobe erliegen"

Es ist aber nicht bekannt, dass Wilhelm II. eine Universalbekehrung der Welt zum Christentum anstrebte. Ganz im Gegenteil: Der Kaiser galt anderen Kulturen im Ausland gegenüber weitaus toleranter als englische und französische Politiker.

Ein sehr deutliches Beispiel: Am Grab des berühmten Sultan Saladin in Damaskus veräußerte er am 8.11.1898:

  • "Möge der Sultan und mögen die 300 Millionen Mohammedaner, die, auf der Erde zerstreut lebend, in ihm ihren Kalifen verehren, dessen versichert sein, dass zu allen Zeiten der deutsche Kaiser ihr Freund sein wird." . [3]

Das ein angeblicher Todfeind aller unchristlichen Kulturen einen derartigen Ausspruch über das mohammedanische Morgenland verlauten ließ, klingt paradox und ist ein weiterer Beweis für die Zähigkeit der gefälschten Hunnenrede.

Noch deutlicher sind des Kaisers private Notizen von 1908:

  • "Ich habe jahrelang davor gewarnt den Islamismus so mit Füßen zu treten und herauszufordern, und ich bin in ganz Europa verlacht und als Türkenbold verhöhnt worden ... Sie alle (-engl. und russ. Politiker-) haben in ihrer hirnverbrannten Dummheit, Verbohrtheit und unerhörten Selbstüberhebung trotz aller meiner Warnungen den Islam verachtet, mißhandelt, beleidigt, und auf ihm jahrelang herumgetrampelt, bis er endlich nicht mehr ausgehalten hat... jetzt noch einmal Eingriff von außen, durch "Reformvorschläge" pp., ... dann muß, ob er will oder nicht, der Sultan des Propheten grüne Fahne entrollen, dann wird es "Allah" in allen Ecken Asiens und Afrikas ertönen, und mit den Christen ist es dann zu Ende..." [4]

Dem Kaiser ging es bei der Niederschlagung der Boxeraufstände - wie der Name schon sagt - um das Beenden eines gewaltsamen, völkerrechtswidrigen und grausamen Aufstandes und nicht um die Demütigung, Unterdrückung oder gar Auslöschung einer Kultur.

Die Rede im Wortlaut

Quelle
Folgender Text ist eine Quellenwiedergabe. Unter Umständen können Rechtschreibfehler korrigiert oder kleinere inhaltliche Fehler kommentiert worden sein. Der Ursprung des Textes ist als Quellennachweis angegeben.

Große überseeische Aufgaben sind es, die dem neu entstandenen Deutschen Reiche zugefallen sind, Aufgaben weit größer, als viele meiner Landsleute es erwartet haben. Das Deutsche Reich hat seinem Charakter nach die Verpflichtung, seinen Bürgern, sofern diese im Ausland bedrängt werden, beizustehen. Die Aufgaben, welche das alte Römische Reich deutscher Nation nicht hat lösen können, ist das neue Deutsche Reich in der Lage zu lösen. Das Mittel, das ihm dies ermöglicht, ist unser Heer.

In dreißigjähriger treuer Friedensarbeit ist es herangebildet worden nach den Grundsätzen Meines verewigten Großvaters. Auch ihr habt eure Ausbildung nach diesen Grundsätzen erhalten und sollt nun vor dem Feinde die Probe ablegen, ob sie sich bei euch bewährt haben. Eure Kameraden von der Marine haben diese Probe bereits bestanden, sie haben euch gezeigt, daß die Grundsätze unserer Ausbildung gute sind, und Ich bin stolz auf das Lob auch aus dem Munde auswärtiger Führer, das eure Kameraden draußen sich erworben haben. An euch ist es, es ihnen gleich zu tun.

Eine große Aufgabe harrt eurer: ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es ist das um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre uralte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußische Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freudigen Ertragen von Leiden, möge Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel.

Ihr wißt es wohl, ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind. Kommt ihr an ihn, so wißt: Pardon wird (euch) nicht gegeben, Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, daß auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen scheel anzusehen. Wahrt Manneszucht.

Der Segen Gottes sei mit euch, die Gebete eines ganzen Volkes, Meine Wünsche begleiten euch, jeden einzelnen. Öffnet der Kultur den Weg ein für allemal!
Nun könnt ihr reisen! Adieu Kameraden!

Quelle: 96-book.png  Faksimile Johannes Penzler: Die Reden Kaiser Wilhelms 2. in den Jahren 1888-1912, Band 2, S. 210f


Dieredenkaiserwi02wilhuoft 0214.jpg Dieredenkaiserwi02wilhuoft 0215.jpg

Filmbeiträge

Widerlegungen von Lügen über Kaiser Wilhelm II., Michael Vogt im Gespräch mit dem Historiker Jan von Flocken, Quer-denken.tv (2014), 48:21 Min. – behandelt auch die „Hunnenrede“

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Rolf Kosiek: Kaiser Wilhelm II. falsch zitiert, in: Der Große Wendig, Richtigstellungen zur Zeitgeschichte (Veröffentlichungen des Instituts für deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. 36), hrsg. v. Rolf Kosiek u. Olaf Rose, Tübingen 2006, S. 129.
  2. Joseph Dietzen: Die beiden Reden gegenüber gestellt">http://www.zum.de/psm/imperialismus/hunnen.php: .
  3. http://www.enfal.de/grund44.htm
  4. www.enfal.de/grund44.htm