Filmprogrammheft

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Das Filmprogrammheft (auch Kinoprogrammheft) ist ein gedrucktes Begleitheft zu Kinofilmen, das Angaben zu Besetzung, Stab sowie als kurzen Einblick auch zur Filmhandlung bietet. Im Gegensatz zu Filmzeitschriften beschäftigt es sich nur mit Filmtiteln und nicht mit irgendwelchen Nachrichten aus der Welt des Films.

Verkaufsorte und Zweck

Früher war es üblich, daß an den Kinokassen auch Filmprogrammhefte für einige Groschen erworben werden konnten. Diese lieferten eine Besetzungsliste, eine kurze Inhaltsangabe des Filmes und einige ausgewählte Abbildungen, häufig als Fotocollagen.

Auflage

Die Auflagen der ersten neuen Programmhefte nach dem Zweiten Weltkrieg waren noch niedrig, was größtenteils an der Papierknappheit lag. Manchmal war ein Programmheft nur im Umtausch gegen Altpapier erhältlich. Bald aber stieg die Anzahl der verkauften Exemplare auf einige Hunderttausend und überschritt schon einmal bei besonders erfolgreichen deutschen Heimatfilmen die Millionengrenze. Durch die höheren Auflagen war ein Mehrfarbendruck möglich geworden. Der Niedergang begann Ende der 1950er Jahre mit dem Aufkommen des Fernsehens und der ersten Kinokrise. Die Auflagen fielen rapide, bis auf wenige tausend Stück. Dadurch gerieten die Unternehmen in die Verlustzone.

Informationsquellen

Von den Filmverleihfirmen wurde den Herstellern der Programmhefte folgendes zur Verfügung gestellt: Bildmaterial, Inhaltsangabe, Darstellerliste, Originaltitel und Herstellungsjahr.

Gestaltung

Den Graphikern wurde bei der Gestaltung der Programmhefte freie Hand gelassen. Sie hatten z.B. die Farbtönung Blau, Grün, Braun, Rot zur Auswahl. In der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg bestand ein Programmheft oft nur aus einem in der Mitte gefalteten Blatt und wurde als Notausgabe bezeichnet. In den Glanzzeiten waren bis zu vier bzw. acht Blatt umfassende Ausgaben keine Seltenheit.

Geschichte

Österreich

Filmprogramme gibt es in Österreich eigentlich seit den ersten öffentlichen Filmvorführungen, also seit ca. 1916, in Deutschland ab ca. 1919. Ähnlich seinen Vorgängern, den Zirkus- und Varietéprogrammen, sollten die Kino- bzw. Filmprogramme eine Programmabfolge dem „werten Publikum“ näher bringen.

Die ersten Programme waren somit nicht Programme zu einzelnen Filmen, oder, wie man damals sagte, Films, sondern umfaßten eine ganze Reihe von Programmpunkten im Rahmen des zweimal wöchentlich wechselnden Spielplanes der Kinematographentheater. Es waren also im eigentlichen Sinne Kino-, und nicht Filmprogramme. Angefangen vom musikalischen Auftakt, über aktuelle Wochenschauberichte und Naturaufnahmen, bis hin zu den diversen ernsten oder heiteren Kurzfilmen, wurde der Ablauf einer Kinovorstellung mehr oder weniger ausführlich skizziert. Erst allmählich, als die Filme länger wurden (dreiaktige Filme), begann man, auch für die einzelnen Filme eigene Programme herauszubringen.

Die Geschichte der österreichischen Stummfilmprogramme ist noch weitgehend unerforscht. So viel nur: Fast zu allen Stummfilmen in Österreich wurden Programme herausgebracht. Über 30.000 (!) solcher Programme wurden in den verschiedensten Serien produziert.

Mit Einführung des Tonfilms im Jahre 1929 ging man dazu über, ähnlich wie in Deutschland bereits zu Zeiten des Stummfilms, (Berliner Illustrierter Film-Kurier), die Attraktivität der Programme durch üppige Illustrationen zu erhöhen. Die Programme wurden mit zahlreichen Szenenbildern ausgestattet. Auch wurde verstärktes Augenmerk auf die zur Stummfilmzeit teilweise noch dürftigen Stab- bzw. Besetzungsangaben gelegt. Zahlreiche der populären Filmschlagertexte finden sich auf den nun achtseitigen Programmen des Illustrierten Filmkuriers (Wien 1929–38) wieder, von dem 2.065 Nummern erschienen sind. Parallel dazu findet man etwa im selben Zeitraum aber auch schlichte, wenngleich signifikante Exemplare von Programmen der Filmpropaganda Ges.m.b.H., gemeinhin auch bekannt als „Zwischendrucke“, die im wesentlichen den Programmen der Stummfilmzeit ähneln. Rund 300 solcher Programme sind nachweisbar.

In der Zeit zwischen 1938 und 1945 wurden in Österreich, der damaligen Ostmark, ausschließlich Programme der Deutschen Serien (Berliner Illustrierter Film-Kurier/Programm von Heute) vertrieben.

Im Jahre 1946 erlebte die Serie Illustrierter Film-Kurier eine Wiedergeburt. Bedingt durch die akute Papierknappheit waren die Programme anfangs noch weit vom Standard der 30er Jahre entfernt. Vom sogenannten Nachkriegskurier (Illustrierter Film-Kurier Wien, 1946–56) erschienen 2.346 Nummern. Vom Illustrierten Filmprogramm (1947–51) über 500 Stück. Zusammen mit dem Programm von Heute (Wien 1950–56) mit ebenfalls rund 500 Nummern repräsentieren diese drei Programmserien das nahezu gesamte österreichische Filmangebot dieser Zeit. Im Jahre 1951 (exakt mit der Nummer 1.000 des Illustrierten Filmkuriers) einigten sich die Herausgeber beider Serien (Filmkurier und Programm von Heute) auf ein neues Format (161/239mm), das bis zum heutigen Tage als Standardformat österreichischer Filmprogrammserien gilt.

Mit der Fusion der Verlage Illustrierter Film-Kurier und Programm von Heute im Jahre 1956 schlug die Geburtsstunde einer neue Programmserie: dem Neuen Filmprogramm. Mit derzeit über 11.000 Programmen ist es die weltweit umfangreichste Programmserie überhaupt. Der selbe Verlag entschloß sich im Jahre 1964 zur Herausgabe einer speziellen Serie für große, publikumswirksame Streifen. Die Titelseiten der 12- bis 20seitigen Hefte der Serie Neuer Filmkurier (Format 179/258mm) wurde überwiegend im Vierfarbdruck gestaltet. Bislang sind rund 480 Nummern dieser Programme erschienen.

Das vielfältige Angebot von Filmen in den 60er/70er Jahren, teilweise kleine kurzlebige Billigprodukte ohne große Marktchancen, machte eine Produktion von Programmen zu jedem anlaufenden Film nicht mehr rentabel. Zu zahlreichen „Sex-&-Crime“-Filmen, Spaghettiwestern, Horror- oder Kriegsfilmen der Kategorie C, wie diese Produkte damals bezeichnet wurden, existiert kein Filmprogramm.

In den Jahren 1979 bis 1992 versuchte der Top-Filmverleih mit eigenen Programmen eine Marktlücke zu füllen. 114 derartige Programme wurden herausgebracht.

Als die Produktion von Programmen zu ausgeprägten Kunstfilmen, sogenannten Arthousefilmen, weiter stark eingeschränkt wurde, entstand, diesem Umstand entgegenwirkend, im Jahre 1993 eine neue Serie: das Filmindex-Programm. Mit inzwischen mehr als 1.000 Nummern wird hier ergänzend zu den Serien Neues Filmprogramm/Neuer Filmkurier versucht, den Rest des heimischen Filmangebotes zu erfassen, aber auch Programme zu älteren Filmen herauszubringen, um so den Wünschen der zahlreichen Sammler Rechnung zu tragen. Obwohl neuerdings viele in Deutschland regulär gestartete Filme nicht mehr den Weg in die österreichischen Kinos finden, werden auch Programme zu den meisten dieser Filme im Rahmen der österreichischen Serien produziert und somit fast 90% des deutschsprachigen Filmangebotes erfaßt.

Es darf als sicher angenommen werden, daß die Kontinuität, mit der in Österreich Filmprogramme produziert wurden, weltweit wohl einzigartig ist. In den österreichischen Kinos werden bis zum heutigen Tag immer noch Programme zum Kauf angeboten. Diese Tradition, die im benachbarten Deutschland im Jahre 1969 zu Ende ging, stellt ein Phänomen dar.

Deutschland

Bereits in den Stummfilmjahren stellte man zu aufwendigeren Kinoereignissen spezielle Begleithefte her. Die ersten deutschsprachigen Programmhefte erschienen in Österreich 1916 und in Deutschland 1919.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erschienen in den einzelnen Besatzungszonen auch eine Vielzahl unterschiedlicher Ausgaben. Die Programmheftserien wurden in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1960 und 1969 allmählich eingestellt, in der DDR konnten sich die Programmheftserien bis ca. 1979 halten.

Bis etwa 1943 wurde zumeist eine Papiergröße gewählt, die in etwa dem heutigen DIN-A-4-Format entspricht. Unmittelbar danach verkleinerten sich die Programmhefte im Format. Zunächst waren die Programmhefte schwarz-weiß. Ab etwa 1951 erschienen auch farbige Ausgaben. Oft waren aus Kostengründen nur Vorder- und Rückseite der Programmhefte farbig, der Innenteil dagegen schwarz-weiß.

Inhaltlich unterscheiden sich die Programmhefte der einzelnen Serien kaum. Z.B. findet man in der Sammlung des Vereins Film- und Fernsehmuseum Hamburg e. V. zum Teil in unterschiedlichen Programmheftserien Ausgaben zu denselben Filmen. Generell unterscheiden sich die verschiedenen Ausgaben hauptsächlich durch die drucktechnische Ausführung, den Inhalt in Form von Bildern und Texten - und eben durch den unterschiedlichen Namen der jeweiligen Serie.

Programmhefte

„Illustrierter Film-Kurier“

Der „Illustrierte Film-Kurier“ gehört zu den ersten großen Filmprogrammheften Deutschlands. Die Serie erschien bereits 1919 bei den Vereinigten Verlagsgesellschaften Franke & Co. KG (Werbespruch: „seit 1919 im Dienste der deutschen Filmpublizistik“). Bis zum Jahre 1944 war es möglich, zu fast allen in Deutschland aufgeführten Filmen eine Ausgabe zu erwerben. 1923 gab es keine Filmprogramme, man kann nur vermuten, daß wegen der Inflation keine Ausgaben veröffentlicht worden sind. Im Jahre 1945 erschienen erste Ausgaben der Nachkriegsprogramme des „Illustrierter Film-Kuriers“.
Pfeil 2 siehe auch.pngSiehe auch: Inhaltsbeschreibungen von Filmen aus dem Illustrierten Filmkurier

„Das Programm von Heute“

Zur gleichen Zeit wie der „Illustrierte Film-Kurier“ erschien beim Berliner Verlag „Das Programm von Heute“, dem jeweils eine der damals sehr beliebten Starpostkarten beigelegt war. Die Serie existiere von 1935 bis 1945. Eine zweite Serie war dann eine österreichische Nachkriegsserie in den Jahren 1950 bis 1956 in dem Verlag von R. Leminger.

„Illustrierte Film-Bühne“

Die „Illustrierte Film-Bühne“ wurde, in Anlehnung an den vor dem Zweiten Weltkrieg populären „Illustrierter Film-Kurier“, 1946 in München von dem Verleger Paul Franke gegründet. Der Verlag bekam für die Herstellung der Programmhefte Fotomaterialien, Inhaltsangaben, Darstellerlisten und Originaltitel der jeweiligen Filme von den Verleihfirmen zur Verfügung gestellt. Mit Hilfe dieser Materialien gestalteten Franke und seine Graphiker die Programmhefte, die in Blau, Grün, Braun oder Rot gedruckt werden konnten. Der Kaufpreis betrug im September 1946 10 Pfennig pro Ausgabe. Ab 1954 sank die Auflage. Aus diesem Grund wurde ein Programmheft der Film-Bühne nicht mehr zu jedem in Deutschland gezeigten Film, sondern nur noch für die erfolgversprechenden Filmtitel hergestellt. Doch trotzdem fielen die Auflagezahlen rapide. Selbst 4.000 Stück pro Film ließen sich nicht mehr absetzen. Mit der Nr. 8069 wurde 1969 die letzte Ausgabe produziert.

„Das Neue Filmprogramm“

Von der Serie „Das Neue Filmprogramm“ erschienen bis 1960 ca. 5.000 Hefte im Verlag von H. Klemmer. Sie waren ein Konkurrenzprodukt zur „Illustrierten Film-Bühne“, da sie zum gleichen Preis verkauft wurden und zudem häufig die gleichen Motive zeigten. Die Hefte der Serie „Das Neue Filmprogramm“ hatten aber, im Gegensatz zur „Illustrierten Film-Bühne“ keine durchgehende Zählung, deshalb erfreuen sie sich heutzutage nicht einer so großen Beliebtheit bei Sammlern.

„Progress-Filmprogramm“

In der DDR erschien als große (und einzige) Programmserie ab 1950 das „Progress-Filmprogramm“ (zuerst „Progress Filmillustrierte“, ab 1966 dann in „Film für Sie“ umbenannt). Filmprogramme waren in der DDR bis ca. 1979 erhältlich.