Imperiale Überdehnung

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Der Begriff der Imperialen Überdehnung beschreibt das Phänomen, daß Imperien über kurz oder lang zwangsläufig an ihrer eigenen Größe und ihrem damit verbundenen Anspruch zugrunde gehen. Um den eigenen Machtanspruch als Hegemonialmacht zu sichern, müssen Vasallenstaaten gebildet werden die ihrerseits dafür ausgeplündert werden, um weitere Vasallenstaaten bilden zu können.

Begriffsursprung

Der englische Historiker Paul Kennedy hat den Terminus „imperiale Überdehnung“ in die historische Fachsprache eingeführt. Dieses Phänomen läge vor, wenn ein Imperium sich überfordert, zumeist dadurch, daß es sich so weit ausdehnt, daß die Konflikte an den Grenzen und die inneren Konflikte aufgrund einer zu heterogenen Basis des Imperiums derart zunehmen, daß sie die Wirtschaftskraft und die Regulierungsfähigkeit des Imperiums überfordern.

Die Überdehnung führt zum völligen Vertrauensverlust, der schleichenden Aushöhlung des inneren Staatswesens und letztlich zum finanziellen Bankrott.

Imperiale Überdehnung tritt ein, wenn ein Staat oder Staatenbündnis es zur Aufrechterhaltung des eigenen Machtbereiches als notwendig erachtet, sich auch dann in zunehmendem Maße außenpolitisch und militärisch zu engagieren, wenn hierdurch keine ökonomischen Vorteile zu gewinnen sind. Die Vorteile einer hegemonialen Position bestehen in überlegener Produktivität und Innovationsmonopolen, welche die Aneignung von Extramehrwert erlauben. Darüber hinaus verfügen Hegemonialmächte über die internationale Leitwährung. Dadurch wird erstens die Realisierung von Seignorage-Gewinnen und zweitens die Verschuldung in eigener Währung möglich. Letztere ist mit einer Überwälzung des Wechselkursrisikos auf ausländische Kreditgeber verbunden. Durch die Diffusion neuer Technologien bzw. die vermehrte Verwendung anderer Währungen als internationale Zahlungs- und Reservemittel verringern sich die ökonomischen Vorteile der Hegemonie, fallen daher die Kosten von Durchsetzung und Aufrechterhaltung internationaler Institutionen relativ schwerer ins Gewicht. Diese Kosten werden absolut ansteigen, wenn die ideologische Ausstrahlung der Hegemonialmacht nachlässt – beispielsweise weil das von ihr garantierte Institutionengefüge in anderen Ländern nicht zu wachsendem Wohlstand sondern zu Wirtschaftskrisen führt – und daher zunehmend Zwangsmittel zur Durchsetzung internationaler Regeln eingesetzt werden.[1]

Räumliche Ausdehnung

Der Begriff der Überdehnung geht einher mit der Unterjochung anderer Kulturen, die assimiliert werden müssen. Dies ist jedoch nur in begrenztem Maße möglich und zeigt, daß eine noch sinnvoll regierbare Einheit nur bis zu einer gewissen Größe möglich ist. Es sei denn, es kommt zum Völkermord wie nach 1945 am deutschen Volk in Ostdeutschland und dem Sudetenland.

Beispiele

Nicht jedes Imperium erfüllt bei seinem Ende die Kriterien einer Überdehnung. Die Ursachen können vielfältig sein und bereits vor einer Überdehnung zum Zusammenbruch führen.

Atlantis

Die Frage ausklammernd, ob es Atlantis gab oder nicht, könnte der Bericht Platons ebenso Hinweise auf eine imperiale Überdehnung des Inselstaates geben. So übertraten die Atlanter die ihnen von den Göttern gesetzten natürlichen Grenzen und weiteten angetrieben durch Habgier in der Folgezeit ihre Macht immer mehr aus. Der Flotte kam hier eine entscheidende Position der Machtsicherung zu. Interessant ist hierbei, daß Atlantis zwar dem Bericht nach über Nacht durch eine Katastrophe im Meer versank, hierbei jedoch keine intakte Großmacht von einem Tag auf den anderen vom Erdboden verschwindet. Atlantis befand sich bereits im Niedergang begriffen, Platon gibt als Grund hierfür die Abnahme des göttlichen Blutanteils im Königsgeschlecht an, da diese sich immer wieder mit Sterblichen verschmolzen hatten. Nimmt man die Überlieferung als geschichtliches Ereignis oder vage Erinnerungen an die Geschichte, so ist die Möglichkeit, daß Atlantis sich wie andere Staaten nach ihm überdehnte und schließlich unterging, nicht abwegig.

Griechisches Reich

Die Eroberungen Alexander des Großen stellten eine bedeutende Machtausweitung der Griechen dar, jedoch war dieses geschaffene Reich kaum zu kontrollieren, da die Griechen allein zahlenmäßig dazu nicht in der Lage waren. Das Vorhaben, eine gräko-iranische Elite zu schaffen (man betrachte die Massenhochzeit von Susa), stellte hierbei den Versuch dar, diesen Mangel auszugleichen und die Macht zu festigen. Nach Alexanders Tod in Babylon zerbrach das Reich jedoch bald in diverse Diadochenreiche.

Römisches Reich

Das Römische Reich ist eines der meistangeführten Beispiele einer imperialen Überdehnung. Die Dekadenz des Staatswesens und die zunehmende Germanisierung des römischen Heeres führten zusammen mit der schieren Größe des zu kontrollierenden Territoriums letztlich zum Kollaps, denn das Reich war kaum mehr zu kontrollieren. An den Grenzen des Reiches gab es zudem immer wieder das Eindringen von germanischen und nicht-germanischen Stämmen, etwa den Goten. Die Einführung der Tetrarchie Ende des 3. Jahrhunderts war die Folge dessen, durch eine Vierteilung des Reichsgebietes und somit auch des Zuständigkeitbereiches erhoffte man sich, das Gebiet des Reiches wieder zu sichern. Zwar gelang es Konstantin dem Großen, das gesamte Gebiet unter sich zu vereinigen, 395 kam es jedoch zur endgültigen Trennung des Reiches in eine West- und Osthälfte. Nicht einmal 100 Jahre später war das Weströmische Reich jedoch bereits von der Landkarte verschwunden, während Ostrom sich noch einige Jahrhunderte hielt.

Frankreich

Nach den Überfällen Frankreichs auf Europa und den daraus resultierenden Napoleonischen Kriegen kam es trotz des französischen Bemühens, Vasallenstaaten zu bilden, wie z.B. durch den Rheinbund, zur Überdehnung Frankreichs mit dem französischen Rußlandfeldzug. Die zermürbende Taktik des Hinhaltens führte zur schleichenden Auszehrung der französischen Truppen, die zur Hälfte aus Söldnern von Vasallenstaaten bestanden. Mit den folgenden deutschen Befreiungskriegen scheiterte die aggressive imperialistische Politik Frankreichs am Freiheitswillen der unterjochten Völker.

Großbritannien

Die These der Überdehnung findet keine Entsprechung im ehemaligen Großbritannien. Obwohl England sein Weltreich ausschließlich durch Gewalt zusammengeraubt hatte, war es bis zum Zusammenbruch relativ stabil, da es mit grausamsten Methoden zusammengehalten wurde. Zum Zusammenbruch führte die Doktrin des jüdischen Premierministers Englands, Benjamin Disraeli, der proklamierte, daß sich England immer mit dem Schwächeren auf dem europäischen Kontinent zusammentun müsse, um den jeweils Stärkeren zu bekämpfen. Diese jüdische Doktrin und der daraus resultierende Deutschenhass gegen das friedlich erstarkende Deutsche Reich führte letztlich zur Implosion des ehemaligen „Großbritannien“.

Sowjetunion

Obwohl die ehemalige Sowjetunion versuchte, imperialistischen Macht- und Hegemonieansprüchen zu genügen, so war diese doch nie in der Lage, den Status eines Imperiums zu erreichen. Auch der Gebietsraub an Finnland, Deutschland und Japan in Folge des Zweiten Weltkrieges, das Führen von Stellvertreterkriegen z.B. im Koreakrieg und Vietnamkrieg und die Überfälle auf Nachbarstaaten z.B. Afghanistan konnten die von Anfang an bestehende latente Schwäche des Wirtschaftssystems nicht dauerhaft ausgleichen, die letztlich den Zusammenbruch herbeiführte. Ursächlich war hierbei das Wettrüsten im sogenannten Kalten Krieg.

Vereinigte Staaten von Nordamerika

Seit der Ausschaltung der europäischen Großmächte als Machtfaktoren und der endgültigen Zerstörung des Abendlandes nach dem Zweiten Weltkrieg, spätestens jedoch seit dem Zusammenbruch des Ostblocks 1990 sind die VSA dabei, die Welt vollständig zu dominieren.

Die imperiale Überdehnung der VSA wurde bereits nach dem Ende des Kalten Krieges angekündigt. Daß dies bislang noch nicht eingetreten ist hängt allein mit deren aggressiver imperialistischer Außenpolitik zusammen, die zu regelmäßig wiederkehrenden Überfällen auf andere Staaten oder der Anzettelung subtiler sogenannter Farbrevolutionen führt. Die VSA erkaufen sich damit auf Kosten anderer Völker Zeit, um Stellvertreterregime auch in Form der sogenannten EU installieren zu können.

In einem Gespräch mit dem „Spiegel“ sagte der amerikanische Asienexperte Chalmers Johnson, der über jahrzehntelange Erfahrung im US-Außenministerium verfügt, über die globale Rolle der VSA:

Hochmut kommt immer vor dem Fall. Aus der Geschichte wissen wir, daß Weltreiche früher oder später kritische Stadien erreichen. Amerika ist arrogant, überheblich, selbstsicher. Für die meisten Amerikaner war es noch 1988 unvorstellbar, daß die Sowjetunion drei Jahre später verschwinden würde - auseinandergebrochen und am Ende.[2]

Verweise

Literatur

  • Paul Kennedy: Aufstieg und Fall der großen Mächte

Fußnoten

  1. Ingo Schmidt: Transatlantische Beziehungen: Das Ende einer wunderbaren Freundschaft? (RTF-Datei)
  2. Der Spiegel, 45/2000