Petrovich, Ivan

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Ivan Petrovich.jpg
Grab von Ivan Petrovich
München, Nordfriedhof
Inschrift des Grabsteins

Iván Petrovich, gebürtig Svetislav Petrovic (Lebensrune.png 1. Januar 1894 in Novisad, Serbien, damals Österreich-Ungarn; Todesrune.png 18. Oktober 1962 in München), war ein serbischstämmiger, vor allem durch Stummfilme bekannt gewordener Schauspieler.

Leben

Sein Vater war Besitzer einer Uniformierungsanstalt und sowohl k. u. k. als auch königl. serbischer Hoflieferant. In Novisad, das zu jener Zeit zu Österreich–Ungarn gehörte, später zu Juguslawien und jetzt zu Serbien, wurde Iván Petrovich geboren und kam schon als kleiner Junge nach Budapest, wo er die Schule besuchte und später nach Absolvierung des Gymnasiums an der dortigen Universität und der Technischen Hochschule Architektur studierte.

Nebenbei beschäftigte er sich eingehend mit Musik und hatte auch ursprünglich vor, die Musikakademie zu besuchen. Diese künstlerische Tendenz gefiel aber seinem Vater gar nicht, der von den musikalischen Neigungen seines Sohnes Ivan nicht allzuviel zu halten schien und überdies der Ansicht war, daß es für den Sprößling besser sei, wenn er einen „ernsten Beruf“ ergreife. Als wohlerzogener Sohn beugte sich Ivan Petrovich dem Wunsch und Willen seines Vaters. Indem er so Konzessionen machte, versuchte er doch, seinen Neigungen so gut es ging entgegenzukommen. Da er schon auf der Schule ein guter Zeichner und ein guter Mathematiker war, suchte er sich das Studium der Architektur aus, das neben der exakten Wissenschaft der Statik in hervorragendem Maße auch künstlerische Momente in sich einschließt.

So sehr er sich als gehorsamer Sohn erwies, so hartnäckig hielt er seinen Lehrern gegenüber an seinem sportlichen Ehrgeiz fest. Die Professoren an seiner Schule in Budapest hielten nämlich damals vom Sport gar nichts, und einer seiner Lehrer forderte ihn vor einer Aufgabe, die er einmal nicht lösen konnte, ironisch auf: „Nun, Petrovich, schwimmen Sie mal durch diese Frage ...“ Ivan Petrovich gehörte nämlich schon als Fünfzehnjähriger dem Polytechnischen Fußball- und Athletikklub in Budapest an, der auch heute noch einige der besten Schwimmer Europas stellt. Als Mitglied der Städtemannschaft schwamm er sehr oft in Deutschland und nahm im Jahre 1912 auch an den Olympischen Spiele in Stockholm teil.[1]

Das Studium mußte er 1916 unterbrechen, da er zum Militärdienst eingezogen wurde. Während des Krieges stand Ivan Petrovich an allen Fronten, an denen die österreichische Armee kämpfte. Er erhielt viermal Auszeichnungen, und zwar zweimal die große silberne Tapferkeitsmedaille, einmal die kleine silberne und dann die bronzene Tapferkeitsmedaille. Zur goldenen war er bereits eingereicht worden. Er konnte sie nicht mehr erhalten, weil er inzwischen zum Offizier befördert worden war, als der er bekanntlich überhaupt keine Medaillen verliehen bekommen konnte. Ivan Petrovich war ein guter Soldat und ausgezeichneter Offizier und brachte es bis zum Oberleutnant. Das Ende des Krieges befand der Oberleutnant Petrovich sich in Albanien. Alles ging drunter und drüber. Niemand fand sich mehr zurecht. Er brauchte fast einen ganzen Monat, um von Albanien über Dalmatien bis Budapest zu kommen. Später wurde er in die neugebildete jugoslawische Armee übernommen, in der er Rittmeister der Reserve wurde.

Die zur Armee eingezogenen Akademiker erhielten während des Krieges einen sogenannten Studienurlaub von drei Monaten. Während dieser Zeit konnten die Studenten bei außergewöhnlichem Fleiß das Pensum von zwei Semestern bewältigen. Während eines solchen Studienurlaubs traf er in Budapest den Filmregisseur Michael Kertesz, der ihn schon früher zum Film hatte holen wollen. Petrovich belegte zunächst an der Universität seine Fächer wieder, mußte aber bald einsehen, daß die Aussichten nicht allzu günstig waren. Außerdem brach nicht viel später der kommunistische Aufstand in Ungarn aus. Petrovich reiste zunächst zu seinen Eltern nach Novisad, um dort zu besprechen, wo er sein Studium beenden solle. Es wurde beschlossen, daß er nach Prag übersiedeln solle, um seine Studien dort zum Abschluß zu bringen. Und nun began das Schicksal, eigentlich ohne äußeren Anlaß, in sein Leben einzugreifen. Und der Augenblick war vielleicht für seine spätere Laufbahn der entscheidende, in dem er den Zug nach Prag bestieg. Die direkte Verbindung Budapest—Prag war unterbrochen. Das Land befand sich in Aufruhr, Kämpfe zwischen den Roten und der regierungstreuen Armee vergrößerten das allgemeine Chaos. Auf Riesenumwegen fuhr der Oberleutnant Petrovich der österreichischen Grenze entgegen. Er hatte die Fahrkarte nach Prag in der Tasche.

Der Zug lief in Wien ein. Ivan Petrovich stieg aus, er wußte eigentlich selbst nicht warum, und beschloß zunächst einmal, in der alten österreichischen Hauptstadt zu bleiben und sich dort umzusehen. Alle seine Bemühungen, etwas zu verdienen, um sein Studium um so leichter zu Ende führen zu können, schlugen fehl. Wieder traf er auf Michael Kertesz, der inzwischen in Wien Filme machte und seinen alten Budapester Bekannten noch einmal mit aller Eindringlichkeit dazu überreden wollte, bei ihm Hauptrollen zu übernehmen. Immer noch zögerte Petrovich. Erst als dann später ein anderer Spielleiter in Wien ebenfalls an ihn herantrat, um ihn als Darsteller zu gewinnen, konnte er sich entschließen und sagte zu. In diesem ersten Film, den er übrigens als einzigen nie sah, spielte er einen jungen Maler. Nach diesem Anfang erhielt Petrovich durch Michael Kertesz sogleich einen Jahresvertrag an die Sascha-Film-Gesellschaft in Wien. Der Film packte ihn, sein neuer Beruf füllte ihn vollständig aus und ließ ihn nicht mehr los. Im Juli des Jahres 1920 trat er sein Engagement an. Die folgenden Jahre führten ihn in bunter Reihenfolge von Wien nach Budapest und nach Deutschland. Der Film „Polenblut“ (1922) brachte ihm Erfolg. Auch in Deutschland, wo Ivan Petrovich übrigens einen Film mit Asta Nielsen machte, bot man ihm einen Jahresvertrag an. Während seiner Tätigkeit in Berlin befand sich auch der französische Spielleiter Lèonce Perret in der deutschen Reichshauptstadt. Perret war zu dieser Zeit dabei, die Vorarbeiten für seinen Film „Königsmark“ zu treffen, für den er Petrovich engagierte. Dreizehn Monate lang wurde an diesem Film gedreht.

Der Königsmark-Erfolg, der auch in Frankreich ein außerordentlicher war, brachte Ivan Petrovich nach Paris, wo er nunmehr längere Zeit hindurch als Filmdarsteller tätig war. Er drehte in Frankreich mehrere Filme, u. a. auch „Die Schloßherrin vom Libanon“.

Nach diesem Filmausflug in den heißen Süden kehrte Ivan Petrovich nach Frankreich zurück. In Nizza machte er damals zusammen mit Paul Wegener einen Film und kam dann im Jahre 1926 zum zweiten Male nach Berlin. Und nun begann erst eigentlich sein Aufstieg.[2] Für die UFA drehte der Künstler „Geheimnisse des Orients“, in denen er zusammen mit Agnes Petersen und Marcella Albani spielte. Ivan Petrovich blieb seit dieser Zeit ständig in Berlin. Die Erfolge setzten sich fort.

Es folgt die Reise nach Amerika, wo er in deutschen Versionen mitwirkte. Nach der Rückkehr nach Berlin kam der erste Tonfilm, „Der König von Paris“, der ein völliger Mißerfolg war. Es kam eine Zeit des Leerlaufs, in der er sich nur mit dem Aufwand aller Kraft oben hielt, die er aber unverzagt durchkämpfte, bis schließlich sein zweiter Tonfilm „Opernredoute“ mit Liane Haid wieder zu einem Erfolg wurde und ihn neuen Boden unter den Füßen spüren ließ.

Anfang der Dreißiger Jahre spielte er zunächst vorwiegend in Operettenverfilmungen und Musikfilmen den singenden Filmhelden. Er wirkte hauptsächlich in österreichischen Produktionen unter anderem an der Seite von Hans Moser, Theo Lingen, Liane Haid und Pola Negri mit.

In den Kriegsjahren war Petrovich in drei ungarischen Produktionen aktiv – seine Jugend in der zweisprachigen Vojvodina sowie sein Sprachtalent (neben seiner Muttersprache Serbisch sprach er Ungarisch, Deutsch, Englisch und Französisch) erlaubten es ihm nicht nur, in mehreren Ländern tätig zu sein, sondern auch äußerst glaubwürdig etwa in „Czardas der Herzen“ (1951) den stereotypen Ungarn der Nachkriegsfilme darzustellen.

In den Fünfziger Jahren hatte Petrovich unter anderem in „Sissi – Die junge Kaiserin“ (1956) und schließlich in „Fahrstuhl zum Schafott“ (1957) bedeutende Nebenrollen. Er war mit der Sängerin und Schauspielerin Friedel Schuster verheiratet.

Ivan Petrovich ruht auf dem Münchner Nordfriedhof.

Filmographie

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 26, 30. Juni 1935
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nummer 27, 7. Juli 1935