Jelinek, Elfriede
Elfriede Jelinek ( 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag, Steiermark) ist eine jüdische Schriftstellerin,[1] Nobelpreisträgerin und Unterstützerin zionistischer Kampagnen, wie „Stop the bomb”.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Herkunft
Elfriede Jelinek wurde am 20. Oktober 1946 in Mürzzuschlag in der Steiermark geboren und stammt aus einer wohlhabenden jüdischen Wiener Familie. Ihr Vater, ein promovierter Diplom-Ingenieur, Chemiker und Sozialist, starb 1972 in einer Nervenheilanstalt. Er soll während des Zweiten Weltkrieges mit kriegswichtigen Forschungsaufgaben betraut gewesen sein. Jelinek wuchs in Wien auf.[2]
Ausbildung
Nach eigenen Angaben wurde Elfriede Jelinek von ihrer „dämonischen“, ungemein leistungsbezogenen Mutter zum Wunderkind „dressiert“ und erhielt früh Ballett- und Instrumentalunterricht (Geige und Orgel). Nach der Matura am Wiener Albertsgymnasium (1964) studierte sie am Wiener Konservatorium Klavier und Komposition weiter sowie an der Universität Wien Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Erste Schreibversuche unternahm sie nach einem Nervenzusammenbruch und dem Versuch, der mütterlichen Bevormundung zu entkommen. Noch während des Studiums erschien 1967 ihr erster Gedichtband „Lisas Schatten“. 1971 machte Jelinek ihr Examen als Organistin am Konservatorium.[2]
Wirken
1987 hieß es im Stern über die Literatin Elfriede Jelinek „Wie charakterisiert sie sich? Als Wesen mit androgynem Körper und weiblicher Psyche. Als leidenschaftlichen Menschen. Als Spezialistin für Haß. Und der Sadomasochismus sei ihr ungelöstes Problem.“[3] In immer neuen Varianten versucht sie in ihren Werken, Hitler-„Bewältigung“ mit „Sex“ zu verbinden, wobei sie „vor keinem Griff in die erbärmlichste Porno-Kiste zurückschreckt“ („Deutscher Anzeiger“).
1974 schloß sie sich der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) an und war bis 1991 offizielles und höchst aktives Mitglied. 1996 verkündete sie, wegen des „Hasses“, der ihr in Österreich entgegenschlage, in eine innere Emigration gehen zu wollen. In Österreich wandele man, so sagte sie, „ein Leben lang über Massengräbern“; es tropfe dort den Leuten „das Blut vom Kinn“.[3]
Für Überraschung, begeisterte Zustimmung und ungläubiges Kopfschütteln sorgte die Schwedische Akademie der Wissenschaften im Oktober 2004 mit ihrer Entscheidung, Jelinek den Nobelpreis für Literatur zuzuerkennen und damit ihre „einzigartige sprachliche Leidenschaft“ zu würdigen. Die öffentlichkeitsscheue, den Preis nicht selbst entgegennehmen wollende Nobelpreisträgerin spürte nach Bekanntwerden der Auszeichnung trotz der eingestandenen Freude „mehr Verzweiflung“ und fühlte „sich bedroht“, wie es im SPIEGEL (7. Oktober 2004) hieß. Die Kommentare der Feuilletons fielen überwiegend positiv aus, wobei Großkritiker Marcel Reich-Ranicki im SPIEGEL (11. Oktober 2004) die Wahl „hoch erfreulich“ und die Autorin als „außergewöhnlich“ bezeichnete. Die Frankfurter Rundschau erinnerte in ihrer Stellungnahme an die „Skandalisierungen, die man um ihre Person gemacht hat“ und zitierte Franz Schuh, der diese einmal „die Spitze eines etablierten, Gemütlichkeit spendenden Unverständnisses“ genannt hatte.[4]
Das Magazin "Cicero" veröffentlicht in seiner April-Ausgabe 2006 eine Liste der 500 renommiertesten deutschsprachigen Intellektuellen. Demnach liegt Literaturnobelpreisträger Günter Grass auf Platz eins, gefolgt von Harald Schmidt und Marcel Reich-Ranicki. Auf Platz vier liegt Martin Walser, Fünfter ist Peter Handke, Sechster Jürgen Habermas. Ebenfalls in den „Top Ten“ sind Wolf Biermann als Siebter, Elfriede Jelinek als Achte, Alice Schwarzer auf Platz neun und Botho Strauß als Zehnter zu finden.
Kritik an wiederholter Preisvergabe
Jelinek war 2009 zum dritten Mal als Dramatikerin des Jahres ausgezeichnet worden. Sie erhielt den mit 15.000 Euro dotierten ‘Mülheimer Dramatikerpreis’ für ihr Schauspiel ‘Rechnitz – der Würgeengel’. „Das Stück befasst sich mit der Verdrängung, Verharmlosung und Leugnung von Verbrechen während der Zeit des Nationalsozialismus“ wie die Jury bekanntgab.[5] Die erneute Vergabe des Mülheimer Dramatikerpreises an Elfriede Jelinek bringt den Intendanten des Berliner Ensembles, Claus Peymann, in Harnisch. „Die Nobelpreisträgerin erhalte diesen Preis jetzt zum dritten Mal, einmal wäre auch gut gewesen. Zumal Frau Jelinek in den vergangenen Jahren keine richtigen Dramen mehr schreibe, sondern Berge von Material anhäufe und Textwürste produziere.“ Der Jury warf Peymann Fantasielosigkeit vor. „Weder Peter Handke noch Thomas Bernhard hätten den Dramatikerpreis je bekommen.“[6]
Jelinek unterstützte 2012 „Pussy Riot“.[7] 2013 unterstützte sie mit dem Asylfordererstück „Die Schutzbefohlenen“ die Massenmigration nach Europa.
Mitgliedschaften
- Mitglied in der Kommunistischen Partei Österreichs (1974–1991)
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt (seit 1998)
- Mentorin von LILALU (seit 2009)
Familie
Elfriede Jelinek ist seit 1974 mit dem Informatiker Gottfried Hüngsberg verheiratet. Sie lebt zurückgezogen in München und Wien. Seit einigen Jahren leidet sie unter Angstzuständen.
Auszeichnungen
- 1969: Preis des Lyrikwettbewerbs der Österreichischen Hochschülerschaft
- 1969: Preise der 20. Österreichischen Jugendkulturwoche Innsbruck für Lyrik und Prosa für Aus einem Illustriertenroman, dem unveröffentlichten Manuskript von wir sind lockvögel baby!.
- 1972/1973: Österreichisches Staatsstipendium für Literatur
- 1978: Roswitha-Preis der Stadt Bad Gandersheim (vormals ca. 10.000 DM / 5.500 Euro dotiert)
- 1979: Drehbuchförderung des Bundesministers des Innern für das Exposé zum Drehbuch Die Ausgesperrten (Projektförderung)
- 1983: Würdigungspreis für Literatur des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (Österreich)
- 1986: Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (35.000 DM dotiert)
- 1987: Literaturpreis des Landes Steiermark (vormals ca. 20.000 DM / 12.000 Euro dotiert)
- 1989: Preis der Stadt Wien für Literatur (vormals ca. 7.300 Euro dotiert)
- 1994: Walter Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (vormals ca. 35.000 DM / 20.000 Euro dotiert)
- 1994: Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum (vormals ca. 30.000 DM / 15.000 Euro dotiert)
- 1996: Bremer Literaturpreis für den Roman Die Kinder der Toten (vormals ca. 35.000 DM / 20.000 Euro dotiert)
- 1998: Georg-Büchner-Preis (vormals ca. 50.000 DM)
- 2000: manuskripte-Preis des Landes Steiermark (vormals ca. 8.000 Euro dotiert)
- 2002: Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung (vormals ca. 20.000 Euro dotiert)
- 2002: Mülheimer Dramatikerpreis für Macht Nichts (15.000 Euro dotiert)
- 2002: Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf (25.000 Euro)
- 2003: Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis des Pfalztheaters Kaiserslautern für das dramatische Gesamtwerk (vormals ca. 10.000 Euro dotiert)
- 2004: Lessing-Preis für Kritik (vormals ca. 15.000 Euro dotiert)
- 2004: Mülheimer Dramatikerpreis für Das Werk (15.000 Euro dotiert)
- 2004: Stig Dagerman-Preis der Stig Dagermangesellschaft (Schweden) (50.000 Kronen dotiert)
- 2004: Hörspielpreis der Kriegsblinden
- 2004: Franz-Kafka-Literaturpreis (Prag/Tschechei) (10.000 US-Dollar dotiert)
- 2004: Nobelpreis für Literatur (Stockholm/Schweden) „für den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen Klischees enthüllen.“[8] (vormals ca. 870.000 Euro dotiert)
- 2006: André-Gide-Preis D/F für die französische Übersetzung von Die Kinder der Toten durch Olivier Le Lay: Enfants des Morts. Der Preis gilt vor allem der Übersetzung, aber auch einem Werk, das in besonderer Weise dem Verständnis des deutschsprachigen Kulturkreises dient.
- 2007: Dramatikerin des Jahres, gewählt von einer unabhängigen Jury deutschsprachiger Kritiker in der Zeitschrift „Theater heute“
- 2009: Mülheimer Dramatikerpreis für Rechnitz – der Würgeengel (15.000 Euro dotiert)
- 2009: Dramatikerin der Jahres gewählt von 41 unabhängigen Kritikern in der Zeitschrift „Theater heute“
- 2011: Mülheimer Dramatikerpreis für Winterreise (15.000 Euro dotiert)
- 2011: Deutschsprachiges Stück des Jahres für Winterreise, gewählt von einer unabhängigen Jury deutschsprachiger Kritiker in der Zeitschrift Theater heute
- 2013: Nestroy Autorenpreis für Schatten (Eurydike sagt) am Akademietheater (Wien)
- 2017: Der Faust für das Lebenswerk
Filmbeitrag
Verweise
- Schutzbefohlene: Identitäre beteiligen sich performativ an Jelinek-Stück, Sezession im Netz, 15. April 2016 (Gastbeitrag ohne Verfasserangabe, jedoch mit sehr langer Verweisliste zu Antworten der Systempresse auf die Aktion)
Fußnoten
- Geboren 1946
- Jüdischer Autor
- Jüdischer Nobelpreisträger
- Jüdischer Schriftsteller (deutschsprachig)
- Literatur
- Jüdischer Drehbuchautor
- KPÖ-Mitglied
- Träger des Nobelpreises für Literatur
- Heinrich-Heine-Preisträger
- Träger des Georg-Büchner-Preises
- Nestroypreisträger
- Träger des Grillparzer-Preises
- Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung