Johann von Sachsen

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Johann (Sachsen))
Wechseln zu: Navigation, Suche
Johann I.

Johann Nepomuk Maria Joseph Anton Xaver Vincenz Aloys Luis de Gonzaga Franz de Paula Stanislaus Bernhard Paul Felix Damasus von Sachsen (Lebensrune.png 12. Dezember 1801 in Dresden; Todesrune.png 29. Oktober 1873 ebenda) war als Johann I. ab 1854 König von Sachsen. Er betätigte sich auch als Übersetzer unter dem Pseudonym Philalethes.

Leben

Johann I. von Sachsen.jpg

Wirken

Zu seinem Wirken heißt es:[1]

Folgte im Jahre 1854 seinem älteren Bruder Friedrich August in der Regierung Sachsens, für dessen öffentliche Verhältnisse er bereits lange praktisch im Finanzkollegium, im Geheimen Rath, bei den Bestimmungen der Verfassungsurkunde, in den Kammerverhandlungen über Gesetzgebung &c. rührige Thätigkeit entwickelt hatte. Als König stand er unübertroffen da an Pflichttreue, gewissenhafter Arbeit, ernstem Streben. Für politische Vergehen besaß er ein starkes Gedächtniß und bei aller, auch ihm nicht mangelnder sächsischer Gemüthlichkeit eine gewisse Zähigkeit; bis fast in unsere Zeit hinein gab es in Sachsen noch „Märzgefangene“. Voll hoher Achtung für bestehendes Recht, befand er sich 1866 auf Seiten der Bundestagsmajorität, hielt aber dann, nach seinem Eintritt in die neuen Verhältnisse, treu zu der Sache, der er sich nun verpflichtet hatte, und bewies dies auch im deutsch-französischen Kriege 1870/71. Besonderen Glanz verlieh seinem Namen dichterische Begabung und wissenschaftliche Bildung: vornehmlich ist es seine unter dem Pseudonym Philalethes erschienene Uebersetzung und Erläuterung von Dante's göttlicher Komödie, wodurch sich König Johann als Poet und Gelehrter bewährt hat.

NDB

Nach unruhevollen Jahren der Kindheit während der napoleonischen Kriege war J.s Jugendzeit bis ins 20. Lebensjahr mit der Vorbereitung auf den Soldatenberuf ausgefüllt, der seinem ganzen Wesen jedoch nicht entsprach. Der ihm 1822 verliehene Generalsrang ist ebenso formal aufzufassen wie die 1840 vorgesehene Übertragung des Kommandos über das IX. Bundeskorps. Eine Italienreise 1821/22 sprach seine Veranlagung wesentlich eindrücklicher an. In dem bewußten Bemühen um eine feste Lebensaufgabe entschied er sich für die Beschäftigung mit der Rechts- und Staatswissenschaft, der Staatsverwaltung und der Geschichte und somit für den zivilen Bereich öffentlicher Wirksamkeit, wie sie ihm als Prinzen der Sekundogenitur geboten war. In passiver Teilnahme an Kollegiensitzungen (Kriegsverwaltungskammer, Appellationsgericht) bildeten sich sein Sinn für das Recht, sein Festhalten am Bestehenden, sein Fleiß im Kleinen, sein ernstes Pflichtbewußtsein aus. Gewisse idealistisch-liberalisierende Neigungen stießen sich an routinemäßiger Verwaltungskleinarbeit. 1822 erhielt J. Sitz und Stimme im Geh. Finanzkollegium, 1825 wurde er dessen Vizepräsident. Unterdessen pflegte er seine klassischen Sprachstudien und dichtete im klassischen Griechisch. Seit der Italienreise kam das Italienische hinzu, er widmete sich dem Werk →Dantes und veröffentlichte unter dem Pseudonym Philalethes 1828 eine Teilübersetzung des „Inferno“. 1833, 1840 und 1849 folgten die 3 Teile der Göttlichen Komödie in mustergültiger Übersetzung, deren immer neue Ausgaben ihn noch als König beschäftigt haben. Das von Frankreich 1829 ausgegangene Angebot der griech. Krone lehnte J. ab. Die sächs. Verfassungsbewegung von 1830 forderte ihn zu politischem Einsatz; er übernahm das Generalkommando über alle Kommunalgarden, die er von Organen der bürgerlichen Bewegung zu politisch neutralen örtlichen Polizeiorganen zu machen bestrebt war, wurde Mitglied des Geh. Rates und wirkte vor allem persönlich engagiert an der Ausarbeitung der Verfassung von 1831 mit, zu deren liberal-konstitutionellem Geist er ein positives Verhältnis hatte. Während der ihm 1831 übertragene Vorsitz im sächs. Staatsrat bedeutungslos blieb, entfaltete er als Mitglied der 1. Kammer eine rege Tätigkeit bei der Beratung der Gesetze, setzte sich für eine Politik liberaler Reformen ohne Überstürzung ein, stellte aber doch als ein im Ganzen Konservativer das „Recht höher als Zweckmäßigkeit“ auch dort, wo der Fortschritt eine Entscheidung für die Zweckmäßigkeit erfordert hätte. Während er in der 1. Kammer durch geistvolle Reden, Gründlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Rechtlichkeit hervorragte, geriet er im Zuge der notwendigen politischen Äußerungen in den unbegründeten Verdacht, ein Reaktionär und ein ultramontan gesinnter Feind der in Sachsen herrschenden luth. Kirche zu sein. Er war zwar ein strenger Katholik mit tiefer, ungekünstelter Frömmigkeit, stand aber als verantwortungsbewußter Christ dem ev. Bekenntnis seines Landes in Loyalität und sichtlicher Toleranz gegenüber. Der bei einer Inspektion der Kommunalgarde in Leipzig 1845 entstandene, von J. mit wenig Geschick parierte Tumult nährte die konfessionelle Spannung um seine Person. In der Revolution von 1848 und namentlich beim Dresdener Maiaufstand 1849 hielt er sich zurück. Nach der Auflösung der I. Kammer führte er ein privater Gelehrsamkeit gewidmetes Leben. Studien über →Aristoteles, Thukydides und Sophokles beschäftigten ihn, er ließ sich über Chemie unterrichten, gehörte 1852 zu den Begründern des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine und führte auch den Vorsitz im Sächs. Altertumsverein. Seit dem Tode des Vaters 1838 war er Besitzer des Sekundogeniturvermögens, darüber hinaus Eigentümer der Rittergüter Jahnishausen und Weesenstein, auf denen er sich oft aufhielt. Nach dem plötzlichen Tod seines Bruders Friedrich August II., auf den er einen nicht unbeträchtlichen Einfluß gehabt hatte, folgte er 1854 im Königsamt, das er als auferlegte Pflicht und von seinem Gottesgnadentum überzeugt ohne System- oder Personalwechsel fortführte. Im Volke war er zu dieser Zeit recht unbeliebt; er galt als politisch reaktionär, während seine tatsächliche Haltung besser als konservativ-liberal zu bezeichnen wäre. Tiefes ethisches Verantwortungsgefühl ist ihm ebensowenig abzusprechen wie ein von romantischem Geist getragenes Nationalbewußtsein und eine ehrliche gesamtdeutsche Gesinnung, um deretwillen er zum Verzicht auf Souveränitätsrechte bereit war. Als Ideal schwebte ihm ein durch die Regierungen zu schaffender deutscher Bundesstaat unter Einschluß Österreichs vor, Pläne zur Bundesreform beschäftigten ihn immer wieder, und beim Frankfurter Fürstentag 1863 hat er sich unermüdlich, sachverständig und mit gutem Willen für einen Erfolg eingesetzt, wenn es ihm auch nicht gelang, Wilhelm I. gegen Bismarcks Widerstand zur Teilnahme zu bewegen. Zu den Hohenzollern hatte er im Gegensatz zur traditionollen sächs. Politik ein gutes Verhältnis, die enge Freundschaft zu seinem Schwager Friedrich Wilhelm IV. übertrug sich auch auf dessen Bruder, und die Annäherung an Preußen gehörte zu den Grundlinien seiner Außenpolitik, deren tatsächliche Gestaltung er jedoch seinem Minister Beust überließ. Mit Enttäuschung und Resignation, in seinem Rechtsgefühl tief verletzt, hat er die preuß. Politik gegenüber Sachsen seit 1864 hingenommen, die Sachsen im Kriege 1866 an die Seite Österreichs geführt hat. Er verließ mit der Armee sein Land, hielt sich in Prag und Wien auf und kehrte als der verehrte, schicksalsgeprüfte Landesherr von dem ihm in gleicher Verbitterung gegen Preußen und Bismarck verbundenen Volke stürmisch empfangen zurück. Den Eintritt in den Norddeutschen Bund vollzog er den unausweichlichen Gegebenheiten entsprechend und ordnete sich in die neuen Verhältnisse ohne Freude und Begeisterung, aber korrekt und mit ehrlichem Bemühen ein. Er vertraute der Politik Bismarcks, der ihn auch als den in Deutschland angesehenen „Nestor der deutschen Fürsten“ respektierte. Nach den Erfolgen im Krieg gegen Frankreich 1870 hat J. in freudigem nationalen Empfinden seine guten Dienste in der Kaiserfrage namentlich in Richtung auf Ludwig II von Bayern eingesetzt, war dann allerdings über sein Unbeteiligtsein am Zustandekommen der Reichsverfassung enttäuscht. Seit 1871 ließen Gesundheit und körperliche Leistungsfähigkeit spürbar nach. Die 2 Jahrzehnte seines Königtums hat J. mit intensiver Regierungsarbeit und vielen Reisen durch das Land ausgefüllt. Für den Wert des wirtschaftenden Volkes hatte er offene Augen, er achtete die Meinung der großen Menge, ohne sie überzubewerten. Für die gerade in Sachsen wichtig werdenden sozialen Fragen hat der geborene Aristokrat und klassische Humanist mit seiner patriarchalischen Grundhaltung keinen Blick und kein Verständnis gezeigt. Im Umgang mit Untergebenen und dem Volke fehlte es ihm an Natürlichkeit. Unter seinen fürstl. Standesgenossen galt er mit seinen reichen Geistesgaben als „der Gelehrte“ und „der Jurist“, wegen seiner lehrhaften Art auch als „der Professor“. Ein genialer Mensch war er nicht, aber mit seiner sensitiven Natur und seiner stoischen Gelassenheit erwies er sich oft als vermittelnder Meister der Verhandlungen. Er war ein typischer Vertreter des sächs. Königtums des 19. Jh., das zunehmend Amtscharakter annahm und in seiner zivilen, geistig kultivierten, von Rechtsbewußtsein getragenen Art die Fähigkeit zu zeitgemäßer Umformung im Sinne des engl. und skandinav. Königtums in sich trug.[2]

Familie

Johann Prinz on Sachsen heiratete am 21. November 1822 in Dresden Amalie Auguste Prinzessin von Bayern. Aus der Ehe sind neun Kinder entsprossen:

  • Maria Augusta (1827–1857)
  • Albert (1828–1902), König von Sachsen ⚭ 1853 Prinzessin Carola von Wasa-Holstein-Gottorp
  • Elisabeth (1830–1912)
  1. ⚭ 1850 Ferdinand Maria Prinz von Savoyen-Carignan, Herzog von Genua (1822–1855)
  2. ⚭ 1856 Marchese Niccolo Rapallo (1825–1882)
  • Ernst (1831–1847)
  • Georg (1832–1904), König von Sachsen ⚭ 1859 Infantin Maria Anna von Portugal
  • Sidonie (1834–1862)
  • Anna (1836–1859) ⚭ 1856 Großherzog Ferdinand IV. von Toskana
  • Margarete (1840–1858) ⚭ 1856 Erzherzog Karl Ludwig von Österreich
  • Sophie (1845–1867) ⚭ 1865 Herzog Carl Theodor in Bayern

Werke (Auswahl)

  • Dante Alighieri's göttliche Comödie. Metrisch übertragen von Philalethes:

Literatur

  • Johann Paul von Falkenstein:
    • „Johann, König von Sachsen, ein Charakterbild“, 1878 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
    • „Zur Charakteristik König Johann's von Sachsen in seinem Verhältniss zu Wissenschaft und Kunst“ (1874) (PDF-Datei)
  • Julius Petzholdt: „Aus dem Nachlasse des Königs Johann von Sachsen“ (1880) (PDF-Datei)
  • Johann Joseph Ignaz von Döllinger: „Gedächtniss-Rede auf König Johann von Sachsen“ (1874) (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Dreihundert Bildnisse und Lebensabrisse berühmter deutscher Männer“ von Ludwig Bechstein, Karl Theodor Gaedertz, Hugo Bürkner, Leipzig am Sedantage 1890, 5. Auflage (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  2. Johann I., in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 528–529