Kaiserlich-Russische Armee

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Kaiserlich-russische Soldaten.jpg

Die Kaiserlich-Russische Armee oder Russisch-Kaiserliche Armee (z. T. auch Imperiale Russische Armee oder historisch inkorrekt Zaristische Armee genannt) war das Heer des Russischen Kaiserreiches von der Zeit Peters des Großen (1721) bis zur Proklamierung der bolschewistischen Russischen Sowjetrepublik im Jahr 1917. Nachfolgestreitkraft wurde offiziell die Rote Armee, während Teile der alten Armee in die Weiße Armee übergingen.

Geschichte

Anfänge der modernen Armee in Rußland spricht die Militärgeschichte dem Zaren Zar Peter den Großen zu, der sich durch europäische Vorbildern zuerst bei der Organisierung des Preobraschensker Leib-Garde-Regimentes (gegründet 1685) inspirieren ließ. Unter die ersten Neuerungen gehörten z. B. die Einführung von militärischen Uniformen (noch Anfang des 17. Jahrhunderts kämpften gemeine russische Soldaten in kunterbuntem Zivil), aber auch neuen Technologien und Organisierung der Befehlserteilung. Das inzwischen nach preußischem Vorbild erweiterte und ausgestattete „Preobraschensker“ Regiment diente später als vorläufiges Vorbild für die Reorganisation der russischen Armee.

Die erste große Niederlage im Großen Nordischen Krieg trotz dreifacher Überlegenheit gegen Schweden, die Schlacht bei Narva im Jahre 1700, bestätigte den Zar in seinem Entschluß, die Armee völlig umstellen zu müssen. Er bewunderte die Truppen der kurfürstlich sächsischen Armee Augusts dem Starken (trotz der Niederlage als Verbündeter gegen Schweden), aber auch die Truppen des Kurfürstentums Hannover (Verbündeter 1715–1719) und vor allem das Heer des Königreiches Preußen (Verbündeter 1715–1720) unter Friedrich I. und ab 1713 dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. dienten ihm dann ab 1721 als Kaiser zur Aufstellung der neuen kaiserlichen Armee.

Deutscher Einfluß

Schon Peter dem Großen und die zahlreichen Kaiser nach ihm (Katharina I., Peter II., Anna, Iwan VI. und Elisabeth) bemühten sich um erfahrene und gut ausgebildete deutsche Soldaten, vorwiegend Offiziere. Dies galt auch für die Regenten des Herzogtums Kurland und Semgallen (z. B. Friedrich Wilhelm Kettler, Ernst Johann von Biron, Karl von Sachsen u. w.).

Burkhard Christoph Graf von Münnich spielte einen besondere Rolle, da er als Präsident des Kriegskollegiums und Generalfeldmarschall das russische Landheer reformierte, reorganisierte und es auf ein hohes europäisches, und somit deutsches Niveau brachte. Er errichtete 1732 das adlige Kadettenkorps nach Vorbild des Große Kurfürstes, der in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Pionier der Kadettenanstalten war, und stellte ebenfalls das erste russische Kürrasier-Regiment auf.

Am 18. November 1742 wurde der deutsche Adlige Karl Peter Ulrich Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf (1728–1762) aus Kiel aufgrund verwandtschaftlicher Verbindungen als „Großfürst aller Reußen“ und Thronfolger auf den russischen Kaiserthron ernannt, da mit Peter II. der regierende Fürstenstamm ausgestorben war.

Herzog Karl Peter Ulrich wurde schließlich am 15. Januar 1762 zum russischen Kaiser Peter III. gekrönt. Als er das Regierungs-Szepter in Rußland ergriff, nahm er zum Aufbau einer eigenen Armee, die in Treue an ihm festhielt, vor allem Offiziere aus seiner Heimat mit sich. Dies war die Geburtsstunde des starken deutschen Einflusses bei der Kaiserlich-Russischen Armee. Vor allem holte er norddeutsche und deutschbaltische Offiziere nach Rußland – der neuen Armee gehörten nur recht wenige Russen an, nur die Garde-Regimenter blieben aus Traditionsgründen russisch.

Siebenjähriger Krieg

In die Geschichte des Königreichs Preußen ist Kaiser Peter III. vor allem wegen seiner preußenfreundlichen Haltung im Siebenjährigen Krieg eingegangen, die Friedrich den Großen und Preußen durch einen sofort eingeleiteten Frieden 1762 in seiner staatlichen Existenz rettete. Dies galt als besonders mutiger Schritt, denn sowohl Russen als auch Preußen hatten wenige Jahre zuvor, 1759, bei der Schlacht bei Kunersdorf im Kampf gegeneinander einen hohen Blutzoll zu errichten.

Durch seine prowestliche Haltung und seine Reformbestrebungen sowie sein deutschfreundliches Wesen wurde Kaiser Peter III. in Rußland aber zunehmend stärker angefeindet.

Am 7. Juli 1762 wurde er schließlich infolge einer Verschwörung seiner Frau Katharina (geborene Sophie Auguste Friederike Prinzessin von Anhalt-Zerbst) und seiner russischer Garde gefangengenommen und schließlich nach einem mißglückten Vergiftungsversuch erdrosselt. Zu Beginn der Regierungszeit von Katharina II. verfügte die russisch-kaiserliche Armee über ein stehendes Heer von ca. 186.000 Soldaten zuzüglich irregulärer Kosakenverbände. Außerdem konnte die Reichswehr (Opoltschenije) aufgeboten werden. Diese zählte 270.000 Mann Infanterie und 50.000 Reiter.

Katharina II. trat nicht wieder in den Siebenjährigen Krieg ein, sondern hielt sich an den von Peter III. mit Preußen geschlossenen Friedensvertrag. Der König von Preußen Friedrich II. verlieh ihr am 22. November 1762 den Hohen Orden vom Schwarzen Adler.

Freiheitskampf gegen Napoleon

Nach der Konvention von Tauroggen im Dezember 1812, als Folge des Rußlandfeldzuges Napoleons, kämpften, wie schon beim preußisch-russischen Bündnis während des Vierten Koalitionskrieges, deutsche und kaiserlich-russische Truppen zusammen (→ Russisch-Deutsche Legion) gegen Napoleon während der Befreiungskriege. Dies gestaltete sich relativ leicht, da unzählige russische Soldaten und hohe Offiziere Deutsche und Deutsch-Balten (freiwillige Freiheitskämpfer und Nachfahren der deutschen Siedler Rußlands) waren. Hauptmann Alexander Freiherr von Blomberg, der unter Friedrich Karl Freiherr von Tettenborn in russischen Diensten stand und am 20. Februar 1813 gefallen war, gilt als das „Erste Opfer im deutschen Freiheitskampf“.

Krimkrieg

Kaiserlich-russische Truppenverbände werden nach der Tannenbergschlacht aus Ostpreußen verjagt

Zu Beginn des Krimkrieges 1853 bestand das kaiserliche Heer aus 1.151.319 regulären und 245.850 irregulären Truppen. Obgleich sich diese Macht im Verlauf des Krieges noch steigerte, konnte sie Rußland vor der Niederlage nicht bewahren, weil sie nicht auf zweckentsprechenden Grundlagen beruhte. Nach 1862 wurde die Armee wiederholt reorganisiert. Das Reich wurde zu militärischen Zwecken in 13 Militärbezirke eingeteilt.

Im Ersten Weltkrieg (1914–1917)

Das russische Heer war, nach den Erfahrungen der schmerzlichen Niederlage 1905 beim Russisch-Japanischen Krieg, 1914 zum Beginn des Ersten Weltkrieges zahlenmäßig das größte der Welt. Im Gegensatz zum Kaiserlichen deutschen Heer mit dem Generalstab des Feldheeres fehlte es den Russen an einheitlicher Führung. Dabei stand die Amtsgewalt des Kriegsministers Suchomlinow in Konkurrenz zum Einfluß des Pro-forma-Armeechefs Großfürst Nikolai. Das Russische Kaiserreich entschloß sich, Ostpreußen anzugreifen.

Die deutsche Provinz wurde nur durch die 8. Armee verteidigt und war somit auch der geringen Truppenstärke wegen besonders gefährdet. Diesen Umstand hatte das russische Große Hauptquartier schon in seiner Vorkriegsplanung berücksichtigt. Um seine westlichen Verbündeten zu entlasten, schickte das russische Oberkommando zwei Armeen gegen Ostpreußen. Die 1. Armee (Njemen-Armee) unter General der Kavallerie Paul von Rennenkampff stieß von Osten vor, die 2. Armee (Narew-Armee) unter Alexander Samsonow drang von Süden in Ostpreußen ein.

Durch eine deutlich überlegene Truppenstärke erwarteten die Russen einen klaren, schnellen Sieg, aber die Schlacht bei Tannenberg sollte eine große Niederlage gegen eine überlegene deutsche Kampfkraft für die Kaiserlich-Russische Armee bedeuten und führte 1917 letztendlich zur Revolution und Ermordung der russischen Kaiserfamilie.

Uniformen und Rangabzeichen

Siehe auch

Literatur

Verweise