Höcker, Karl-Friedrich

Aus Metapedia
(Weitergeleitet von Karl-Friedrich Höcker)
Wechseln zu: Navigation, Suche
SS-Obersturmführer Karl-Friedrich Höcker

Karl-Friedrich Gottlieb Höcker (Lebensrune.png 11. Dezember 1911 in Engershausen, heute Stadtteil von Preußisch Oldendorf; Todesrune.png 30. Januar 2000 in Lübbecke) war ein deutscher Sparkasseangestellter, Buchhalter und Offizier der SS, zuletzt SS-Obersturmführer, der unter anderem in den Konzentrationslagern Lublin-Majdanek und Auschwitz-Birkenau tätig war. Bekannt wurde das ihm zugeschriebene Fotoalbum aus seiner Zeit in Auschwitz, das 2006 in den Vereinigten Staaten von Amerika vom Washingtoner Holocaust-Museum veröffentlicht wurde.[1]

Chronologischer Werdegang

Von links: Josef Kramer, Anton Thumann, Karl-Friedrich Höcker und Franz Hössler, Auschwitz Juli 1944
Richard Baer (links) und sein Adjutant Höcker
Junge SS-Helferinnen und Karl-Friedrich Höcker (Mitte) löffeln auf der Terrasse des SS-Erholungsheimes „Solahütte“ (SS-Hütte Porombka) in der Nähe von Auschwitz genießerisch Blaubeeren aus einem Schälchen

Karl-Friedrich Gottlieb Höcker war das jüngste von sechs Kindern eines Maurers. Sein Vater war 1915 im Ersten Weltkrieg gefallen, seine Mutter betrieb eine Landwirtschaft in Engershausen.

  • 1918-1926 Volksschule in Preußisch-Oldendorf
  • Lehre als Bankkaufmann in einer Bank in Lübbecke
  • bis Herbst 1930 Buchhalter in einem Eisenwarengeschäft
  • 1930–1932 Arbeitslos
  • 14.10.1932 bis 27.5.1933 Notstandsarbeiten (Freiwilliger Arbeitsdienst)
  • ab April 1933 Kassengehilfe bei der Amtskasse in Preußisch-Oldendorf
  • Wechsel zur damaligen Kreissparkasse Lübbecke, einem Vorläufer der jetzigen Sparkasse Minden-Lübbecke im nahe gelegenen Lübbecke
  • Oktober 1933 Eintritt in die SS (Mitglieds Nr.: 182.961)
  • 1. Mai 1937 Eintritt in die NSDAP (Mitglieds Nr.: 4.444.757)
  • 1937 Heirat, aus der Ehe sind zwei Kinder entsprossen
  • 16. November 1939 Beförderung zum SS-Oberscharführer
    • ab 16. November 1939 Mitglied der Bewaffneten Verbände der SS
      • Angehöriger der der SS-Totenkopf-Standarte 9 (25. Februar 1941 in SS-Infanterie-Regiment 9 umbenannt) in Danzig
  • ab Mitte 1940 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Neuengamme
    • zeitweise in der Schreibstube eingesetzt, später Adjutant des Lagerkommandanten SS-Obersturmbannführer Martin Weiß
  • ab Frühjahr 1942 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Fallersleben (Arbeitsdorf)
    • gleichzeitig mit seiner Stellung im KL Neuengamme, auch hier Adjutant des Lagerkommandanten SS-Obersturmbannführer Martin Weiß
  • Nach einer militärischen Ausbildung und der Absolvierung der SS-Junkerschule Braunschweig versetzte das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt in Oranienburg den mittlerweile zum SS-Untersturmführer beförderten Höcker in das KL Lublin-Majdanek.
  • 6. Mai 1943 Beförderung zum SS-Untersturmführer
  • 17.5.1943 bis 25.5.1944 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Lublin-Majdanek
    • wiederum als Adjutant von Lagerkommandant Weiß
  • 21. Juni 1944 Beförderung zum SS-Obersturmführer
  • ab Mai 1944 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Auschwitz
    • Adjutant des Lagerkommandanten SS-Sturmbannführer Richard Baer
  • ab Januar 1945 Angehöriger der Lagermannschaft im KL Dora-Mittelbau
    • Adjutant des Lagerkommandanten SS-Sturmbannführer Baer
  • April 1945 bei Rendsburg von britischen Truppen gefangengenommen
  • Aufgrund seiner mitgeführten falschen Papiere, die ihn als Unteroffizier der Wehrmacht auswiesen, wurde er nach nur 18 Monaten in einem britischen Kriegsgefangenenlager Januar 1946 entlassen und kehrte zu seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Lübbecke zurück.
  • 1952 erstattete Höcker Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld, um ein Spruchgerichtsverfahren gegen sich durchführen zu lassen.
  • Januar 1953 Durch Strafbescheid vom 19.1.1953 erhielt er wegen Zugehörigkeit zu einer verbrecherischen Organisation (SS) eine Gefängnisstrafe von neun Monaten, die er auf Grund des Straffreiheitsgesetzes von 1954 aber nicht zu verbüßen hatte.
  • Bis zu seiner Entlassung Mitte 1963 im Zusammenhang mit dem Auschwitz-Verfahren war er als Hauptkassierer bei der Kreissparkasse in Lübbecke tätig.
„Wir mußten ihn wieder einstellen“, erinnert sich Wilhelm Mathemeier, seinerzeit Kreditsachbearbeiter bei der Lübbecker Kreissparkasse und später bis zu seiner Pensionierung deren Vorstandsmitglied. Die Entnazifizierung sei Voraussetzung für eine Weiterbeschäftigung gewesen, habe aber auch bei Höcker Anspruch auf den alten Job begründet. Der machte zuverlässig, unauffällig und unbehelligt von der Justiz Dienst an einer der drei Kassen der Sparkasse. Seine Vergangenheit blieb unbekannt. „Wir haben nichts davon gewußt“, beteuert Mathemeier. Mehr noch: „Er hatte ein gutes Ansehen“. Die meisten Kunden hätten stets vor Höckers Tresen gestanden. Auch in der Belegschaft genoß der ehemalige Soldat hohe Anerkennung. „Ich bin gut mit ihm ausgekommen“, bestätigt Günter Wallbaum, ein früherer Kollege. Wolfgang Degner, Sparkassen-Vorstand bis 1998, glaubt sich sogar zu erinnern, das Höcker in den 1950er Jahren von Mitarbeitern für den Personalrat des Hauses vorgeschlagen wurde. Doch er habe die Kandidatur abgelehnt. Ein Jahrzehnt konnte der SS-Obersturmführer von einst so in seiner Heimat leben und arbeiten, beliebt und unverdächtig. Erst 1963 betraten Polizisten die Bank an der Lübbecker Bahnhofstraße und nahmen den Sparkassen-Angestellten vom Dienst mit.
  • 1963 bis 1965 Im Frankfurter Auschwitz-Prozeß saß Höcker neben 21 anderen Männern auf der Anklagebank. Höcker beteuerte seine Unschuld. Das Gericht verurteilte ihn dennoch wegen gemeinschaftlicher Beihilfe zu gemeinschaftlichem Mord in über 2.000 Fällen zu sieben Jahren Zuchthaus. Wahlverteidiger: Rechtsanwalt Dr. H. Stolting II, Frankfurt/Main.
    • In der Urteilsverkündung am 19. und 20. August 1965 wurde er wegen Gemeinschaftlicher Beihilfe zum gemeinschaftlichen Mord in mindestens 3 Fällen an mindestens je 1000 Menschen zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt.
  • 1970 wurde Höcker aus der Haft entlassen und kehrte zur Sparkasse als Chefkassierer zurück
  • 1989 wurde der zweifache Familienvater Höcker, der mit seiner Frau an der Gehlenbecker Straße wohnte, als einstiger Adjutant des Majdanek-Kommandanten wurde vom Bielefelder Landgericht wegen Beihilfe zum Mord mit vier Jahren Gefängnis bestraft.

Tod

Die letzten Monate seines Lebens verbrachte Höcker im Evangelischen Altenheim in Lübbecke, wo er im Jahr 2000 88jährig verstarb. Er fand auf dem Friedhof seines Geburtsortes die letzte Ruhe.

Bildergalerie

Auszeichnungen (Auszug)

Fußnoten

  1. Spiegel.png  Umerziehungsliteratur: ArtikelWiegrefe, Klaus: Schöne Tage in Auschwitz, Der Spiegel, 39/2007, 24. September 2007