Haedenkamp, Karl

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Dr. Karl Haedenkamp; auch im Alter sind die Schmisse aus 23 Mensuren sichtbar.

Karl Christian Friedrich Hermann Haedenkamp (selten auch Carl Hädenkamp; Lebensrune.png 26. Februar 1889 in Hamm; Todesrune.png 13. Juli 1955 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Korporierter, Sanitätsoffizier der Kaiserlichen Marine sowie der Kriegsmarine, Mediziner, Politiker (DNVP, NSDAP) und Mitglied des Reichstages.

Werdegang

Karl Haedenkamp als Aktiver des Corps Lusatia Leipzig (1909)

Erster Weltkrieg

Haedenkamp, Sohn des Architekten Karl (Carl) Haedenkamp (1855–1889) und dessen Gemahlin Caroline, geb. Schulte (Lebensrune.png 29. April 1860) aus Hamm, zog 1914 von der Universität (nach Abitur am königlichen Gymnasium Hammonense 1909 ein Semester Rechtswissenschaft und Geschichte, dann Medizin an der Universität Leipzig, Staatsexamen an der Universität Rostock 1914) in den Krieg, er war als aktiver Sanitätsoffizier beim Marinekorps in Flandern und auf dem Flottenflaggschiff „Friedrich der Große“ in der Skagerrak-Schlacht. Als Schiffsarzt des Unterseekreuzers „SM U 157“ nahm er an der bislang größten U-Boot-Unternehmung teil. Nach dem Kriege ließ er sich als praktischer Arzt nieder.

Sanitätsdienst auf Unterseebooten

Zeitungsbericht

Bereits während des Ersten Weltkrieges waren Sanitätsoffiziere auf deutschen Unterseebooten eingesetzt. Im Zuge des zunehmenden U-Boot-Krieges wurden von 1914 bis 1918 insgesamt 320 Unterseeboote in Dienst gestellt. Das Gros dieser Boote fuhr ohne Sanitätspersonal mit einer überschaubaren Sanitätsausrüstung für die Besatzung zur See, die Versorgung in den Häfen übernahmen zugeordnete Flottillenärzte. 1917 gab die Kaiserliche Marine erstmals einen 15 Seiten starken „Ärztlicher Ratgeber“ heraus, der den Kommandanten in kurzer Form die Applikation von Morphium, Verbänden, die Durchführung kleinerer chirurgischer Eingriffe wie therapeutischer Verfahren erläuterte.

Genaue Zahlen über den Umfang des Einsatzes von Sanitätsoffizieren auf U-Booten im Rahmen von langen Fernfahrten stehen nicht mehr zur Verfügung. Regelhaft eingeschifft wurden sie auf großen U-Kreuzern, wie zum Beispiel der Bootsarzt U 151, Dr. Josef Specht, der die Besatzung auf der bis dahin längsten Kriegs- bzw. Feindfahrt (114 Seetage, 11.400 Seemeilen Marsch) eines deutschen U-Bootes medizinisch betreute. Eine chirurgische Wundversorgung auf dem U-Kreuzer „U 157“ im Frühjahr 1918 verzeichnete der Kriegssanitätsbericht. Bei einem Artilleriegefecht im Atlantik wurden zehn Besatzungsangehörige teils schwer verwundet. Bei einem Soldaten entschloß sich der Bordarzt Dr. Haedenkamp zur Amputation der rechten oberen Extremität,

„... wobei ihm ein Kapitänleutnant assistierte, ein Leutnant die Narkose unter seiner Aufsicht und Anleitung machte und zwei Matrosen sonstige Hilfe leisteten. Der Eingriff gestaltete sich bei der Enge des Raumes, den Bewegungen des Schiffes, der herrschenden Temperatur und der Luftbeschaffenheit sehr schwierig, insbesondere stieß die Innehaltung strengster Asepsis auf große Schwierigkeiten. Instrumente, Tücher usw. mußten zum größten Teil in der Kombüse, die ganz achtern gelegen war, ausgekocht werden. Zu Beginn des Eingriffes wurde der Kurs so geändert, daß das Boot möglichst ruhig lag. Ein Drägerscher Tauchretter wurde bereitgelegt, um gegebenenfalls Sauerstoff zuführen zu können. Während des Eingriffs traten verschiedenen Zwischenfälle ein. Der Narkotiseur wurde vom Übelsein befallen und mußte zeitweilig ausscheiden. Gegen Ende der Operation wurde der Verletzte asphyktisch. Nach Anwendung des Tauchretters bei gleichzeitiger künstlicher Atmung schwanden aber die bedrohlichen Anzeichen bald. Der Operierte wurde in der Kammer des I. Wachoffiziers gelagert. Der Heilverlauf war in der Folgezeit an Bord trotz der ungünstigen Umstände vollständig normal.“

Zwischenkriegszeit

Von 1919 bis 1922 arbeitete Haedenkamp als praktischer Arzt und Geburtshelfer in Obervellmar bei Kassel, wurde ab 1922 Ärztefunktionär und schließlich Politiker. Er war einer der gewichtigsten Standespolitiker der Weimarer Zeit.

Im Dezember 1934 wurde er trotz der Aufnahmesperre auf Antrag von Rudolf Heß Mitglied der NSDAP. 1935 und 1936 hielt er als ausgewählter Dozent zahlreiche Vorträge an der Ärzteführerschule in Alt Rehse, die von Dr. Hans Deuschl geleitet wurde.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg diente Haedenkamp von 1940 bis Ende, zuletzt bis zur Kapitulation der Wehrmacht als Geschwaderarzt der Reserve. Unter anderem war er von Dezember 1941 bis Januar 1943 Chefarzt des Marinelazaretts Reval. Eingerichtet wurde das Lazarett der Kriegsmarine ab Dezember 1941. Den Betrieb nahm es am 25. Januar 1942 auf. Geschlossen wurde das Lazarett, das durch feindliche Luftangriffe 1944 schwer beschädigt worden war, am 18. September 1944. Es verlegte vom 20. bis 21. September 1944 mit dem Dampfer „Moltkefels“ nach Danzig, von wo es per Bahn nach Eckernförde weiter transportiert wurde.

Dienstgrade, Mitgliedschaften und Dienststellungen (Auswahl) bis 1945

  • 13. August 1914 Approbation
  • Eintritt in die Kaiserliche Marine im August 1914 (Crew VIII/1914); aktiver Sanitätsoffizier und Schiffsarzt 1914–1918
    • 1916 Promotion zum Dr. med.
  • Marineoberassistenzarzt (vergleichbar mit dem Oberleutnant zur See) Dezember 1918
  • 1922 Generalsekretär des Verbandes der Ärzte Deutschlands
  • 1923 Schriftleitung der „Ärztlichen Mitteilungen“ (1933 in „Deutsches Ärzteblatt“ umbenannt) bis 1939
    • „Den deutschen Arzt anzuspornen zum Einsatz aller seiner Kräfte wollen wir zur Aufgabe des neuen ‚Deutschen Ärzteblattes’ machen.”
  • Mitglied des Hartmannbundes
    • ab 1924 Leiter der Berliner Geschäftsstelle
    • ab 1927 Beauftragter, ab 1929 ständiger Beauftragter der Gemeinsamen Vertretung der ärztlichen Spitzenverbände Deutschlands (der Deutschen Ärzteschaft) und Leiter des ärztlichen Pressewesens
  • Mitglied des Reichstages, 3. Wahlperiode 1924–1928 (DNVP)
    • Mitglied in den Ausschüssen für Bevölkerungspolitik, für Kriegsbeschädigtenfragen und für Sozialpolitik
    • Das Geschlechtskrankengesetz von 1927 brachte er als Berichterstatter ein.
  • 1931/32 maßgeblich Mitwirkung an der gesetzlichen Regelung des Kassenarztrechts
  • Mitglied im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB)
    • ab 1933 Geschäftsführer
  • 1933 Berufung in das Reichsarbeitsministerium zur ehrenamtlichen Mitarbeit in allen Fragen des kassenärztlichen Rechts und in Fragen der Sozialversicherung
  • 1. Dezember 1934 Mitglied der NSDAP (Nr. 2.281.126) und, nach zahlreichen Quellen, der SA sowie später, nach vereinzelter Quellen, der SS. Mitgliedschaft in SA und SS sind nicht belegt.
  • 1936 Auslandsreferent des Reichsärzteführers Gerhard Wagner, mit dem er befreundet war, und Leiter der Auslandsabteilung der Reichsärztekammer beim Hauptamt für Volksgesundheit der NSDAP
  • Februar 1939 „Beauftragter der Volksdeutschen Mittelstelle für alle ärztlichen Fragen der deutschen Volksgruppen in Europa und Übersee“ auf Vorschlag von Werner Lorenz
    • Die „Volksdeutsche Mittelstelle“ (VOMI) entstand 1936 aus dem beim Stellvertreter des Führers errichteten „Volkstumsbüro“ als eine Zentralstelle zur finanziellen und politischen Betreuung der Volksdeutschen im Ausland. Bis Oktober 1939 Hitler unmittelbar unterstellt, wurde sie nach der Ernennung Himmlers zum Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums (RKF) diesem zugewiesen (Juni 1941). Die Umwandlung in ein Hauptamt der SS geschah zum 9. September 1942, Haedenkamp hatte jedoch seine Ämter zugunsten eines Wehrdienstes schon im September 1939 aufgegeben.
  • Ende Oktober / Anfang November 1939 Entziehung Haedenkamps Zuständigkeit in Umsiedlungsfragen durch den neuen Reichsärzteführer Dr. Conti; Haedenkamps Stellvertreter Dr. med. Hellmut Haubold wird zum „Beauftragten des Reichsgesundheitsführers für die Gesundheitliche Betreuung der volksdeutschen Umsiedler“ ernannt.
  • Dezember 1939: Dr. Haubold wird offiziell zum Verbindungsmann zur VOMI, ohne daß Haedenkamp zuvor benachrichtigt worden wäre.
  • Dezember 1939: Haedenkamp stellt Conti die Vertrauensfrage, Conti lehnt im Januar 1940 ab, er befürwortet ein Ausscheiden aus der Reichsärztekammer „expressis verbis“ und somit ausdrücklich.
  • Rücktritt aus der Reichsärztekammer und Beendigung der Schriftleitung des „Deutschen Ärzteblattes“; am 6. März 1940 übernahm Hellmut Haubold auch dieses Amt von Haedenkamp.
  • 1939 Eintritt in die Kriegsmarine der Wehrmacht als Marinestabsarzt (ggf. Marineoberstabsarzt) der Reserve
  • 3. Januar 1940 bis 15. August 1940 Dienst auf dem Kadettenschulschiff „Schlesien“, Teilnahme am Unternehmen „Weserübung“
  • Mai bis November 1941 im Stab des Marinebefehlshabers „D“ unter Konteradmiral Theodor Burchardi; Chef des Stabes war Kapitän zur See Conrad Engelhardt
  • 1. Dezember 1941 bis 4. Januar 1943 als Marineoberstabsarzt der Reserve Chefarzt des Marinelazaretts in Reval
  • September bis Oktober 1944 Dienst auf dem Großen Lazarettschiff „Gradisca“[1]
  • 1. Dezember 1944 Beförderung zum Geschwaderarzt der Reserve (vergleichbar mir dem Dienstgrad des Fregattenkapitäns oder des Oberstleutnants beim Heer)
  • Haedenkamp erlebte das Kriegsende als Arzt in einem Marinelazarett in Schleswig, wo er mit anderen Ärzten fieberhaft verwundete Soldaten, Vertriebene, Männer, Frauen und Kinder behandelte.

Nachkriegszeit

Die erste vorbereitende Ärztekammersitzung fand am 30. Juni 1945 in Bad Segeberg statt. Auf Anweisung der Militärregierung wurde ein fünfköpfiger Vorstand gebildet. Die Verwaltungsarbeiten wurden von einem geschäftsführenden Arzt, erst Karl Haedenkamp, der bald darauf die Geschäftsführung des Nordwestdeutschen Kammerausschusses übernahm, dann Curt Walder im Auftrag des Vorstands erledigt.

Als Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein gelang ihm ab dem 11. August 1945 in Bad Lüneburg der Zusammenschluß der Ärztekammern der Britischen Zone zum Nordwestdeutschen Ärztekammerverband.

Der weitere Weg des Wiederaufbaus einer Gesamtorganisation der Ärzteschaft im Bundesgebiet brachte Haedenkamp an die Verwaltungsspitzen der Arbeitsgemeinschaft der Landesstellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (bis 1951), der Arbeitsgemeinschaft der westdeutschen Ärztekammern und des Präsidiums der Deutschen Ärzteschaft. Er war Geschäftsführender Vorsitzender des Deutschen Ärztetages und Hauptgeschäftsführender Arzt der Arbeitsgemeinschaft Westdeutscher Ärztekammern.

Die ärztliche Standesführung, nach dem Zweiten Weltkrieg in Köln als Bundesärztekammer neu konstituiert, wurde zuerst von Dr. Karl Haedenkamp geleitet.

Familie

Haedenkamp heiratete 1919 in Stralsund seine Verlobte Ursula Reinhardt (Lebensrune.png 1898; Tochter von Dr. med. Wilhelm Reinhardt und Anna, geb. Eisner). Aus der Ehe sind ein Sohn und eine Tochter entsprossen. Die Ehe wurde 1939 geschieden. Im selben Jahr heiratete er in Berlin Ingeborg Hermann (Lebensrune.png 1909; Tochter von Dr. med. Otto Hermann und Gertrud, geb. Pretzschi), aus dieser zweiten Ehe sind zwei Töchter entsprossen. Sein Sohn aus erster Ehe ist im Zweiten Weltkrieg gefallen.

Der Architekt Hans Haedenkamp (Lebensrune.png 10. November 1886), der in Alt Rehse die Leitung bei der Errichtung der Führerschule der Deutschen Ärzteschaft innehatte, war Karls älterer Bruder.

Zitate

  • „In all den vergangenen Jahren habe die ärztliche Führung stets ihren Charakter als deutsche Ärzte zu wahren gewußt.“ — Dr. Haedenkamp als neuer und alter Geschäftsführer des Hartmannbundes, 1933
  • „Diesem Staat zu dienen, kann allein die Aufgabe des ärztlichen Standes sein. Wir kennen die Pflichten, die wir ihm gegenüber zu erfüllen haben. Indem wir ihnen nachkommen, erwerben wir uns das Recht auf Würdigung unserer Arbeit und auf die Stellung im Staate, auf die wir Anspruch erheben müssen, um unseren Aufgaben gerecht werden zu können.“ — Dr. Haedenkamp, 1933

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

Straßen

  • Haedenkampstraße in Köln-Lindenthal (1956 auf Vorschlag der Bundesärztekammer bis 1986)
    • heute als Herbert-Lewin-Straße nach einem Juden benannt; das „Deutsche Ärzteblatt“ kommentierte enttäuscht, nun sei der Name Haedenkamps auf den Straßenschildern „ausgemerzt“ worden.
  • Haedenkampstraße in Hamm-Pelkum (bis Mai 2012)

Werke (Auswahl)

  • Zur forensischen Beurteilung psychopathischer Grenzzustände, Rostock 1916 (Dissertation)
  • Die Gesundheitspolitik des Reiches und die Ärzte, Leipzig 1928
  • Der Arzt im neuen Staate, in: „Ärztliche Mitteilungen“ 1933; 34: 333–334
  • Die Neuordnung der deutschen Sozialversicherung, München 1937
  • Das Arztrecht, 1937

Fußnoten

  1. Italienischer Passagierdampfer bzw. italienisches Lazarettschiff, Stapellauf 1913. Das Schiff wurde am 6. Oktober 1943 nach dem Fall „Achse“ als Lazarettschiff von der Kriegsmarine übernommen. Am 30. Oktober 1944 und am 20. Januar 1945 von den Engländern in der Ägäis aufgebracht und wieder freigegeben. Am 20. März 1945 von Italien übernommen.
  2. Träger der Paracelsus-Medaille