Kenstler, August Georg

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August Georg Kenstler (Lebensrune.png 24. Dezember 1899 in Schäßburg in Siebenbürgen; Todesrune.png 8. Januar 1941 in Gotha) war ein deutscher völkischer Jugendführer und Schriftsteller.

Leben und Werk

Kenstler wuchs bei den väterlichen Großeltern in Schäßburg auf. Der Vater, ein Tischler, war in die VSA ausgewandert und hatte von dort den Sohn zu den Großeltern nach Siebenbürgen zurückgeschickt. Der Großvater war, ehe er nach Schäßburg übersiedelte, Dorfschmied mit bäuerlichem Nebenerwerb in Meschendorf gewesen.

Kenstler besuchte in Schäßburg die Bürgerschule und begann im Juli 1915 eine Lehre in der lokalen Stadtgärtnerei. Im September 1916, nach dem Kriegseintritt Rumäniens, trat er als Freiwilliger in das Siebenbürger Streifbataillon Ludwig Prinz zu Windisch-Grätz' ein und wurde in den Waldkarpaten eingesetzt.

Nach dem Krieg ging er nach Deutschland und kämpfte 1921 in einem Freikorps am Annaberg in Oberschlesien. Er nahm 1923 am Marsch auf die Feldherrnhalle teil.[1]

1924 trat er als Dozent in die Deutsche Bauernhochschule ein und begründete zusammen mit Bruno Tanzmann den Bund Artam. Unter Kenstlers Führung kam im April 1924 auf dem Rittergut Limbach bei Wilsdruff in Sachsen die erste „Artamanschaft“ zum Einsatz. Später war Kenstler Vorsitzender des Rates der Altsassen der Artamanen. Er setzte sein väterliches Erbteil für den organisatorischen Aufbau der Artamanen ein.

Am 20. Juli 1925, am selben Tag wie sein Bundesbruder Hans Holfelder, trat Kenstler in Dresden der NSDAP bei, Mitglieds.-Nr. 11415. 1928 jedoch wurde er als „ausgetreten“ registriert. Die Löschung seiner Mitgliedschaft wird durch einen Schrägstrich auf der Mitgliedskarte in der Zentralkartei der NSDAP (jetzt im Bundesarchiv) belegt.

1926 gründete Kenstler die völkische Gruppe Bundschuh. Treuorden bodenständiger und tatbereiter Jugend. Im selben Jahr wurde er Schriftleiter der Zeitschrift „Sachs’ halte Wacht. Zeitschrift heimattreuer Siebenbürger Sachsen und ihrer Freunde“ mit Fritz Fabritius als Herausgeber. Im Frühjahr 1927 gehörte Kenstler zu den Gründern des völkischen Bundes Kinderland. Der von Thea von Teubern verfaßte Gründungsaufruf erschien auch 1929 im ersten Jahrgang der Zeitschrift „Blut und Boden“.[2]

Ab 1928 gab Kenstler gemeinsam mit Friedrich Schmidt die Zeitschrift „Blut und Boden. Monatsschrift für wurzelstarkes Bauerntum, für deutsche Wesensart und nationale Freiheit“ heraus. Ab April 1929 stellte Kenstler diese Zeitschrift ganz in den Dienst der Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein um Wilhelm Hamkens und Claus Heim.[3], der er „eine völkische, rassisch bewußte Führerzeitschrift zur Verfügung stellte“,[4] die „programmatisch radikalste Positionen vertrat“.[5] Kenstler strebte an, die regionale national-revolutionären Landvolkbewegung zu einer gesamtdeutschen Bewegung auszuweiten. Gemeinsam mit Walther Darré und Hans Severus Ziegler entwickelte Kenstler den Plan, in Weimar eine agrarpolitische Zentrale zur Organisation der Landvolkbewegung aufzubauen, die Darré leiten und die durch die NSDAP finanziert werden sollte. Die Verhandlungen mit der Reichsleitung der NSDAP zogen sich bis in den Frühsommer 1930 hin. Als Darré dann Agrarexperte der NSDAP wurde und den Auftrag erhielt, in München eine agrarpolitische Abteilung aufzubauen, griff er im August 1930 auf die Ideen Kenstlers zurück.[6] Kenstler hatte am 12. Mai 1930 in einem Brief Darré auch als Buchtitel „Adel aus Blut und Boden“ vorgeschlagen. Die Begriffsverbindung „Blut und Boden“ wurde von Darré übernommen und zu einem Schlagwort der nationalsozialistischen Agrarpolitik, wobei Darré in der Folgezeit aber jeden Bezug auf Kenstler vermied, der sich ausgenutzt und zur Seite geschoben fühlte.

Mit seinem Streben nach einer „bäuerlichen Revolution“ geriet Kenstler ab 1931 in Widerspruch zur erklärten Politik der NSDAP.[7] Die Haltung der NSDAP verachtete Kenstler als opportunistisch und attestierte dem Nationalsozialismus ab 1931 ein „römisch-faschistisches Wesen“, das nur eine neue Überfremdung bringe und „römisch-westlerische und kapitalistische Anfälligkeit“.[8]

Kenstler besaß nicht die deutsche Staatsangehörigkeit. Er wurde mehrfach aus einzelnen Staaten des Deutschen Reiches ausgewiesen, so 1929 aus Preußen. Nach seiner erneuten Ausweisung 1932 aus Preußen ging er nach Bad Berka in Thüringen, wo er eine „Bildungsstätte deutscher Volkheit“ gründete.[9]

Kenstler und Kleo Pleyer wirkten von 1932 bis zum endgültigen Verbot ihrer Zeitschriften „Blut und Boden“ und „Die Bündischen“ 1934 eng zusammen und versuchten, sich der Gleichschaltung zu widersetzen. Ein Satz Kenstlers in der letzten Nummer der Zeitschrift „Blut und Boden“ (also 6 [1934], S. 51): „Trotz aller sozialistischen Deklamationen ist die privatkapitalistische Macht nicht gebrochen“, rückt ihn, zumindest für diesen Zeitraum, in die Nähe des Nationalbolschewismus.

Die Zeitschrift wurde im März 1934 verboten mit der Begründung: „In der Monatsschrift ‚Blut und Boden‘ haben Sie seit langem eine Politik getrieben, die geeignet ist, Verwirrung und Unruhe in die Bevölkerung zu tragen. Im Heft 1 vom Januar des Jahres haben Sie einen Aufsatz – Gedanken zum Erbhofgesetz – veröffentlicht, der eine zersetzende und dem Staatsinteresse zuwiderlaufende Kritik der gesetzlichen Maßnahmen der Regierung darstellt.“[10] Der Herausgeberr sei „fortan verbittert und hungernd durch Deutschland“ geirrt.[11] Kenstler fand in der Folge beim Landesbischof Walther Schultz, Schwerin, eine Tätigkeit im Wirkungsbereich der Deutschen Christen. Kenstler litt an Zuckerkrankheit und starb an einem Zuckerkoma.[12] Heinrich Himmler, 1929 Gauführer der Artamanen in Bayern, veranlaßte für Kenstler ein Ehrenbegräbnis als Altem Kämpfer.[13]

Sein schriftlicher Nachlaß befindet sich im Stadtarchiv Goslar.

Literatur

  • Johann Böhm: August Georg Kenstler, Herausgeber der Monatsschrift „Blut und Boden“ und aktiver Vorkämpfer der nationalsozialistischen Agrarpolitik. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. Band 15, 2003, Nr. 1, S. 19–43
  • Andreas Möckel: August Georg Kenstler. Angehöriger einer verlorenen Generation. In: Zeitschrift für siebenbürgische Landeskunde. 4. Folge, Band 35, 2012, Heft 2, S. 219–227

Fußnoten

  1. Rudolf Proksch: August Georg Kenstler, der Artamanenführer aus Siebenbürgen. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter. Band 29, 1980, S. 275–279, hier: S. 276
  2. Georg Lilienthal: Völkische Wurzeln nationalsozialistischer Rassenpolitik. Das Beispiel „Bund Kinderland“ e.V.. In: Michael Hubenstorf / Ragnhild Münch / Heinz-Peter Schmiedebach / Sigrid Stöckel (Hgg.): Medizingeschichte und Gesellschaftskritik. Festschrift für Gerhard Baader (= Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, Band 81). Matthiesen Verlag, Husum 1997, S. 340–349, hier S. 340 und 342
  3. Patrick Moreau: Nationalsozialismus von links. Die „Kampfgemeinschaft Revolutionärer Nationalsozialisten“ und die „Schwarze Front“ Otto Strassers 1930–1935. DVA, Stuttgart 1985, S. 121
  4. Karl Otto Paetel: Nationalbolschewismus und nationalrevolutionäre Bewegungen in Deutschland. Geschichte, Ideologie, Personen. Schnellbach: Bublies 1999, S. 199
  5. Armin Mohler und Karlheinz Weissmann: Die Konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. 6. Auflage. Graz: Ares 2005, S. 175
  6. Horst Gies: NSDAP und landwirtschaftliche Organisationen in der Endphase der Weimarer Republik. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 15 (1967), S. 343–345. PDF
  7. Klaus Bergmann: Agrarromantik und Großstadtfeindschaft (= Marburger Abhandlungen zur Politischen Wissenschaft, Band 20). Marburg 1970, S. 290 und 294.
  8. Johann Böhm: August Georg Kenstler, Herausgeber der Monatsschrift „Blut und Boden“ und aktiver Vorkämpfer der nationalsozialistischen Agrarpolitik. In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik. 27. März 2009
  9. Otto-Ernst Schüddekopf: Linke Leute von rechts. Die nationalrevolutionären Minderheiten und der Kommunismus in der Weimarer Republik. Kohlhammer, Stuttgart 1960, S. 491
  10. gez. Dr. Graf von Wartensleben: Verboten! Der Regierungspräsident. Hannover, den 3. März 1934. Blut und Boden 6 (1934) Lenzing, S. 1
  11. Hans Beyer: Georg Kenstler und Adolf Hitler. Bemerkungen zum Thema „NSDAP und Südostdeutschtum“. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 13 (1964) Folge 1, S. 43–49, hier: S. 49
  12. Rudolf Proksch: August Georg Kenstler, der Artamanenführer aus Siebenbürgen. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter 29 (1980), S. 275–279, hier S. 278
  13. Stefan Brauckmann: Die Artamanenbewegung in Mecklenburg. In: Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern. 2008, Heft 2, S. 68–78, hier: S. 68