Kaiser-Wilhelm-Spitze

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Aus: Ostafrikanische Gletscherfahrten: Forschungsreisen im Kilimandscharo-Gebiet (1890) von Hans Meyer

Als Kaiser-Wilhelm-Spitze oder auch Wilhelmskuppe wurde von 1902 bis 1918 der höchste Berg auf dem afrikanischen Kontinent benannt. Der von 1885 bis 1918 zum deutschen Schutzgebiet, also der Kolonie Deutsch-Ostafrika, gehörende 5.895 Meter hohe Kilimandscharo (Swahili „Berg des bösen Geistes“) war so gesehen in dieser Zeit der höchste Berg und der einzige aktive Vulkan auf reichsdeutschem Territorium.

Die Erstbesteiger waren der Leipziger Bergsteiger, Forschungsreisende und spätere Professor für Kolonialgeographie Hans Meyer sowie der deutsche Alpinist Ludwig Purtscheller aus Österreich, welche den Gipfel nach zwei fehlgeschlagenen Erstbesteigungsversuchen in den Jahren 1887 und 1888 am 6. Oktober 1889 erklommen.

Geschichte

Deutscher Afrikaforscher mit einheimischen Trägern vor dem Kilimandscharo: ein Bild des Landschaftsmalers Rudolf Hellgrewe (1860-1935), aus: Kilimandscharo. Die deutsche Geschichte eines afrikanischen Berges von Hamann/Honold
Ein Negerdorf am Fuße des Kilimandscharo in Deutsch-Ostafrika.

Bereits im Juni 1848 hatte der schwäbische Missionar Johann Rebmann aus dem ostafrikanischen Dschagga-Land von einem großen Berg berichtet, der von einer auffallenden weißen Wolke bedeckt war. Die von dem Missionar befragten Einheimischen bezeichneten diese weiße Spitze schlichtweg mit dem Wort für Kälte, woraus Rebmann den naheliegenden Schluß zog, es müsse sich um eine Schnee- und Gletscherdecke handeln. Doch die Vorstellung ewigen Schnees in den Tropen erschien den europäischen Zeitgenossen so unglaubwürdig, daß Rebmanns Entdeckung des Kilimandscharo, ebenso wie der Bericht seines Kollegen Ludwig Krapf über den schneebedeckten Mount Kenia, lange Zeit nicht ernst genommen wurde.

Erst die Expeditionen des Barons Carl Claus von der Decken zwischen 1861 und 1865 konnten die Angaben der Missionare definitiv bestätigen. Von der Decken besuchte den in Mombasa ansässigen Rebmann und nahm Kontakt mit den Stammesfürsten des Massailandes auf.[1] 1862 konnte er am Kilimandscharo bis auf eine Höhe von über 4.000 Meter vordringen. Auch britische Forschungsreisende wandten dem schneebedeckten Vulkanmassiv im Zentrum Afrikas nun ihre Aufmerksamkeit zu. 1871 gelangte der Missionar Charles New bis in eine Höhe von 4.420 m; 1883 unternahm Joseph Thomson, dessen eigentliches Ziel freilich die Durchquerung des Massai-Landes war, einen Aufstieg auf 2.750 m; schon im folgenden Jahr konnte Harry Hamilton Johnston den Berg bis zu einer Höhe von immerhin 4.970 m besteigen.

Ein Ausflug bis zum Gipfel, wie sie alle diese Exkursionen eigentlich anstrebten, wurde durch natürliche Hindernisse, wie die extremen Wetterumschwünge und die dünne Höhenluft, vereitelt. Aber auch die sozialen und kulturellen Spannungen in der Region bereiteten Probleme. Die Ausstattung und Versorgung der Reisegruppen vor Ort und erst recht die Rekrutierung von Trägern war alles andere als leicht. Gewaltsame Konflikte, etwa zwischen den Massai und den arabischen Händlern, kamen hinzu; bei seinem zweiten Anlauf zum Kilimandscharo gerieten Hans Meyer und sein Kollege Oskar Baumann mitten in den Araberaufstand in Deutsch-Ostafrika und wurden kurzerhand gefangengesetzt. Ein gewisser Dr. Fischer, der 1882 im Auftrage der Hamburger Geographischen Gesellschaft im Massailand unterwegs war, hatte gar den Fauxpas begangen, mit den Stammesfürsten der Massai überhaupt nicht in Kontakt zu treten, geschweige denn um eine Genehmigung für die Durchquerung des Gebiets zu ersuchen. Bei einem überraschenden Zusammenstoß mit einer Massaigruppe ließ Fischer aufgrund eines Mißverständnisses in die Menge feuern, wobei eine junge Frau getötet wurde. Daß er auf halber Strecke zur Umkehr gezwungen wurde, war sicherlich noch die glimpflichste Quittung für seine Handlung.

Wenige Jahre später hatte sich die Situation gewandelt; das Gebiet zwischen Massailand, den Usambarabergen und dem Küstenstreifen gegenüber der Insel Sansibar war nun ein Teil von Deutsch-Ostafrika geworden. Küstenstädte wie Tabora und Daressalam wurden zu deutschen Seestützpunkten ausgebaut, man plante zwei Eisenbahntrassen zur Erschließung des ostafrikanischen Hochlandes, dessen Klima deutschen Siedlungsinteressen ebenso entgegenzukommen schien wie die prosperierende Viehwirtschaft in Ruanda. Ein bleibendes Andenken deutscher Kolonialpräsenz in der Kilimandscharo-Region sind die von dort ins deutsche Alltagsleben übernommenen Usambara-Veilchen.[2]

Dagegen ist die mit dem Namen Hans Meyers verbundene Schlüsselszene der Installierung deutscher Gebietsansprüche im Herzen Afrikas längst in Vergessenheit geraten. Auch den meisten der in die Tausende gehenden deutschen Bergwanderer, die Jahr für Jahr den Kibo[3] erklimmen, ist nicht bekannt, daß sie beim Aufstieg ein Stück deutscher Kolonialgeschichte unter die Sohlen nehmen. Denn seit 1884 das Deutsche Reich begann, eigene Kolonialgebiete für sich zu beanspruchen, lagen die Usambaraberge und mit ihnen das Kilimandscharo-Massiv im erweiterten deutschen Hoheitsgebiet. Und für knapp zwei Jahrzehnte führte der Hauptgipfel des Kilimandscharo den stolzen Titel des höchsten deutschen Berges.[4]

Siehe auch

Literatur

Hans-meyer-die-erstbesteigung-des-kilimandscharo.jpg

Fußnoten

  1. Im „Massailand“ leben vermutlich etwa eine halbe bis zu einer Million Massai. Ihre tatsächliche Zahl ist sehr ungewiß. Bei Volkszählungen in Kenia geben viele Massai ihre ethnische Herkunft nicht an, da sie Benachteiligungen fürchten, in Tansania wird die ethnische Herkunft bei Volkszählungen nicht berücksichtigt. Die Mehrzahl der Massai leben im Süden Kenias.
  2. Das Usambaraveilchen (Saintpaulia) stammt aus dem Usambaragebirge in Ostafrika.
  3. Der Kibo befindet sich im Kilimandscharo-Massiv, dem höchsten Bergmassiv des Kontinents. Oft wird als Bezeichnung für den höchsten Berg Afrikas der Name Kilimandscharo verwendet, was aber topographisch nicht korrekt ist, da dies der Name des gesamten Hochgebirges ist. Der Kibo ist ein Teil des Weltnaturerbes, zu dem das Kilimandscharo-Massiv 1987 von der UNESCO erklärt wurde.
  4. Wie der Kilimandscharo zum höchsten Berg Deutschlands wurde von Alexander Honold Verweis defekt, gelöscht oder zensiert!