Kreisler, Georg

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Georg Kreisler (1922–2011)

Georg Franz Kreisler (* 18. Juli 1922 in Wien; † 22. November 2011 in Salzburg) war ein jüdischer Kabarettist, Komponist, Satiriker und Schriftsteller. Bekannt wurde er vor allem in den 1950er und 1960er Jahren mit seinen makabren, von der Linksschickeria gefeierten Chansons.

Werdegang

Herkunft

Georg Kreisler wurde am 18. Juli 1922 in Wien als Sohn des jüdischen Rechtsanwalts Dr. Siegfried Kreisler geboren.

Ausbildung

Nach dem Besuch des Gymnasiums bis zur sechsten Klasse begann er mit dem Berufswunsch Dirigent ein Musikstudium am Wiener Konservatorium (Klavier, Geige, Musiktheorie). 1938 wanderte er mit den Eltern in die VSA aus und setzte hier die Musikstudien an der University of Southern California in Los Angeles fort. Er nahm 1943 die VS-Staatsbürgerschaft an.

Wirken

Ab 1938 Barmusiker,[1] diente Georg Kreisler als Truppenbetreuer[1] von 1942 bis 1945 in der amerikanischen Armee und als Dolmetscher in Europa. Dort schrieb er – teilweise zusammen mit Marcel Prawy – erste musikalische Revuen („Mama is a Psycho-Analyst“) und führte sie für die Soldaten auf. Nach Kriegsende war er in Hollywood beschäftigt, wo er u. a. Charlie Chaplin als musikalischer Berater und Pianist für den Film „Monsieur Verdoux“ assistierte.

Mit seinem Sarkasmus und seinem „unmoralischen“ schwarzem Humor, der für Kreislers spätere Karriere charakteristisch werden sollte, stieß er bei den Amerikanern jedoch auf wenig Gegenliebe. Aus dieser Zeit stammende, nicht veröffentlichte Tonaufnahmen, wie beispielsweise der Lied „Please Shoot Your Husband“ von 1947 waren zu unmoralisch für das prüde Amerika. „Die Welt ist für mich ein Pulverfaß, das zum Ziel hat, mich zu explodieren“, sagte er einmal.[1]

1955 kehrte er nach Wien zurück, von wo aus er häufig nach München oder Berlin abstach. Kreisler entlarvte angeblich „die Spießbürgerwelt und deren politischen Horizont“; sein Publikum rekrutiert sich hauptsächlich aus der linken Schickeria-Bourgeoisie.[1] Kreisler schrieb ein Bühnenstück „Hölle auf Erden“, bekundete in einem seiner Programme „Ich weiß nicht, was soll ich bedeuten" und „bezog sich in seinen ‚Nichtarischen Liedern’(1967) auf die jiddische Welt mit ihrem Witz und ihrer Melancholie, die ihn seinerseits auszeichnen“.[2]

Mit Nummern wie „Lieder zum Fürchten“ oder „Geh'n ma Taubn vergiften im Park“ (1955) ist Kreisler bekannt geworden,[1] die ihm einen Plagiatsvorwurf einbrachte. Mit der allgemeinen Politisierung der Gesellschaft Ende der 1960er Jahre mischten sich zum zynisch-provokanten Humor der Kreisler-Texte auch politisch-progressive Inhalte, wie zum Beispiel in seinem Programm „Protest nach Noten“ (1968).[3]

Plagiatsvorwürfe

Basierend auf textlichen und musikalischen Ähnlichkeiten wurde Kreisler mehrfach vorgeworfen, er habe in drei seiner Chansons Ideen und Material von anderen Künstlern verwendet, ohne dies in der üblichen Weise (z. B. frei nach einem Lied von ...) anzugeben. [4][5] Kreislers Ich hab' deine Hand ist dem Lied von Tom Lehrer I hold your hand in mine, dear sehr ähnlich, das zuerst im Jahr 1953 auf dem Album Songs By Tom Lehrer erschienen war. Das Taubenvergiften im Park von Kreisler ähnelt Lehrers Lied Poisoning Pigeons in the Park; Kreisler hätte die Gelegenheit gehabt, dies bei Aufführungen von Tom Lehrer zwischen 1953 und 1955 zu hören. Gerhard Bronner, der ebenfalls in den VSA gelebt hat und nach Kreislers Rückkehr mit ihm in Wien zusammengearbeitet hat, beschreibt in seiner Autobiographie Spiegel vorm Gesicht, daß Kreisler dieses Lied Lehrers schon zu der Zeit bekannt war. Das Mädchen mit den drei blauen Augen von Kreisler ähnelt Abe Burrows’ Lied The Girl with the Three Blue Eyes (erste Tonaufnahme: 1950). In seiner Autobiographie Die alten, bösen Lieder bestreitet Kreisler ein Plagiat; er schreibt dazu unter anderem: „Ich möchte aber keineswegs behaupten, daß Lehrer das betreffende Lied von mir gestohlen hat, denn dann wäre ich ja nicht klüger als er. Viele Varianten sind möglich. Vielleicht hat jemand mein Lied gehört und ihm die Idee vorgeschlagen, ohne meinen Namen zu nennen. Ebensogut ist es möglich, daß wir unabhängig voneinander auf dieselbe Idee kamen.“[5]

Auszeichnungen

Zitate

  • Das Internet ist meine Sache nicht. Gelegentlich lese ich, was manche Leute über mich im Internet behaupten und lache mich schief.“ (Georg Kreisler auf seiner Weltnetzseite unter dem Datum August 2006)
  • Ich war lange Zeit der festen Überzeugung, daß es Georg Kreisler gar nicht gibt. Seit ich ihn persönlich kenne und ihm oft begegnet bin – sogar bei Tageslicht – bin ich in dieser Überzeugung bestärkt worden. Georg Kreisler existiert gar nicht – er ist eine Erfindung Georg Kreislers.“ (Hans Weigel, 1962)

Literatur

  • Georg Kreisler: Letzte Lieder. Autobiografie; Archer-Verlag, Zürich 2009
  • Hans-Juergen Fink, Michael Seufert: Georg Kreisler gibt es gar nicht. Die Biographie. Scherz, München 2005, ISBN 3-502-15021-4 (mit Audio-CD)
  • Michael Custodis, Albrecht Riethmüller (Hrsg.): Georg Kreisler. Grenzgänger. Rombach (Litterae 169), Freiburg 2009, ISBN 978-3-7930-9554-5

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  2. Neues Lexikon des Judentums
  3. 3sat.de, 15. Dezember 2009: Lieder vom Leben - Georg Kreislers Autobiografie
  4. Konstantin Schmidt: Georg Kreisler und Tom Lehrer. „Gemeinsamkeiten“ zweier Kabarettisten
  5. 5,0 5,1 Die alten bösen Lieder (Ueberreuter, Wien 1989, S.33–36)