Krimkriegssituation

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche

Unter der Krimkriegssituation versteht man die günstige Gelegenheit die aus dem Verhalten Österreichs gegenüber Rußland während des Krimkrieges fürPreußen entstanden war und die zur Reichsgründung von 1871 führte.

Entwicklung

Noch 1848 schlug der Zar Nikolaus I. die Revolution in Ungarn nieder und sicherte Kaiser Franz Josef I. damit die weitere Herrschaft über Ungarn. 1850 zwang er zudem in der Olmützer Punktation Preußen dazu sich Österreich zu unterwerfen. Otto von Bismarck beschreibt die weitere Entwicklung in seinen Lebenserinnerungen: Fürst Felix zu Schwarzenberg verkündete lauthals, daß Österreich Europa mit seiner Undankbarkeit für die Rettung durch den Zaren entsetzen würde. Was es dann während des Krimkrieges auch tat, allerdings zum eigenen Schaden. Bismarck beschreibt wie ein russischer Offizier aussprach, während er Gesandter in St. Petersburg war, daß ihm ein ehrlicher Feind lieber sei, als ein falscher Freund, womit Österreich gemeint war. Dieser Offizier gab damit laut Bismarck die allgemeine Stimmung die seinerzeit in Rußland gegenüber Österreich herrschte wieder. 1866 kam Rußland Österreich nicht wieder zu Hilfe und Preußen siegte in der Schlacht von Königgrätz über Österreich. Dies kann auch als Beleg dafür angesehen werden, daß auch in der Außenpolitik Undankbarkeit und Treulosigkeit nicht unbedingt zum Erfolg führen müssen, sondern daß man im Gegenteil mit Dankbarkeit in diesem Fall besser gefahren wäre.

Rußland legte der weiteren Entwicklung keine Steine mehr in den Weg und nutzte die Niederlage Frankreichs 1871 im Deutsch-Französischen Krieg dazu aus, um sich wieder von der Schwarzmeerklausel zu befreien, in der Rußland verboten worden war, daß es Kriegsschiffe im Schwarzen Meer stationieren durfte. Diese Klausel war Bestandteil des Frieden von Paris, der 1856 den Krimkrieg beendete. Eigentlich ist es unüblich gewesen, einer Großmacht eine solche erniedrigende Bestimmung aufzuerlegen. Bismarck ist später der Vorwurf gemacht worden, daß er selbst die Möglichkeiten, die die Krimkriegssituation für Preußen geboten hatte wieder verschüttet hat, indem er den Russen ihren Frieden von San Stefano verdarb auf dem Berliner Kongreß, den sie nach dem Russisch-Türkischen Krieg von 1877/78 dem Osmanischen Reich auferlegt hatten.

Danach hieß es in den Kreisen in Rußland in denen der Panslawismus und die Vorstellung Rußlands als Drittes Rom und Erben von Byzanz und Nachfolger des Oströmischen Reichs propagiert wurde, daß der Weg nach Konstantinopel über Berlin führen würde. Bismarck gelang es zwar noch 1887 den Rückversicherungsvertrag mit Rußland abzuschließen, doch war dies ein Vertrag den er hinter dem Rücken Österreich-Ungarns, mit dem er 1879 den Zweibund abschloß, mit Rußland ausgehandelt und abgeschlossen hatte. Daraus entsprang wiederum der Vorwurf, daß die deutsche Bündnispolitik bereits zur Zeit von Bismarck auf „tönernden Füßen“ stand und nicht erst nach seiner Entlassung durch Wilhelm II. In dem Kapitel über Bismarck in seinem Buch „Preußische Profile“ erwähnt Sebastian Haffner, daß Bismarck vor seinem Sturz seine Außenpolitik noch einmal fundamental umstellen wollte. Demnach wollte er Österreich-Ungarn als Verbündeten durch Rußland ersetzen. Außerdem bereute er laut Haffner sein Verhalten auf dem Berliner Kongreß, dort hätte er nach seiner eigenen Einschätzung „Politik gemacht wie ein Stadtverordneter“.[1] Bismarck sei damit zu der verspäteten Erkenntnis gekommen, daß es besser für Deutschland gewesen wäre, wenn er den damals bevorstehenden Russisch-Englischen Krieg nicht durch den Berliner Kongreß verhindern, sondern ihn stattdessen sogar hätte ausbrechen lassen sollen.

Stattdessen erklärte Bismarck das Deutsche Reich aber für saturiert, obwohl es noch kein Großdeutsches Reich gab und verfaßte das Kissinger Diktat. Darin legte er den Grundsatz fest, daß alle Großmächte außer Frankreich Deutschlands bedürfen sollten und durch die Ausnutzung ihrer Gegensätze untereinander von Koalitionen gegen Deutschland abgehalten werden sollten. Dadurch wollte Bismarck den Frieden in Europa bewahren. Daß es auch eine „Schuld am Frieden“ geben kann und daß sich Bismarck deshalb schuldig gemacht hat, weil er seinerzeit den Frieden bewahrt hat, dies hat ihm später auch Johannes Barnick zum Vorwurf gemacht. Auch nach Bismarcks Entlassung glaubte man im Auswärtigen Amt nicht daran, daß sich England, Frankreich und Rußland jemals ins Einvernehmen gegen Deutschland setzen könnten, weil ihre Interessengegensätze untereinander dafür als zu groß erschienen. Dies gelang ihnen aber dennoch, siehe dazu auch die Einkreisung Deutschlands.

Verweis

Fußnoten

  1. „Aber ich habe damals Politik gemacht wie ein Stadtverordneter“ in: Wolfgang Windelband: „Bismarck und die europäischen Grossmächte, 1879-1885“, 1942, S. 60