Kronauer, Jakob Sebastian

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Jakob Sebastian Kronauer wurde als Zeuge für den Auschwitzprozeß vernommen. Er gibt ein besonders krasses Beispiel einer Aussage vom Hörensagen.

Quelle
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Die wirklich dramatischen Teile seiner Aussage lesen sich wie folgt:

»Innerhalb des Lagers wurde dann bei den Häftlingen bekannt, dass die Angehörigen des Entflohenen durch den SS-Oberscharführer Palitzsch exekutiert worden seien. Das 3jährige Kind soll dabei noch unschuldig gefragt haben, was da getan werde. Den Säugling soll Palitzsch bei den Beinen erfaßt und an die Wand geschlagen haben mit der Bemerkung: "So etwas wird bei uns nicht erschossen!" Im Lager war es damals offenes Geheimnis, dass das Geschilderte unter der Regie von B o g e r geschah. [...]
Auch zu diesem Fall muß ich erklären, dass ich Boger bei irgendwelchen Roheitsakten oder bei den Erschießungen der Angehörigen des Entflohenen nicht selbst gesehen habe. Ich weiß das nur aus den Erzählungen der Mitgefangenen und aus der allgemeinen Stimmung und Ansicht, dass Boger für diese Dinge mindestens verantwortlich war« 

In einem Vermerk zu Kronauer schrieb der vernehmende Beamte Matthäus:

»Kronauer machte seine Angaben in freier Rede und hat wiederholt daraufhingewiesen, daß die Vorkommnisse teilweise auch in der Schrift "Mützen ab" von Zenon Rozanski - Eine Reportage aus der Strafkompanie des KZ Auschwitz - herausgegeben 1948 vom Verlag "Das andere Deutschland", Inh. Fritz Küster, in Hannover, enthalten sind. Kronauer ist im Besitz der Schrift. [...]
Im September 1958 wurde Jakob K r o n a u e r kurzfristig in die Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim eingewiesen, da er infolge eines Nervenzusammenbruchs Selbstmordabsichten äußerte [...].
Kronauer ist am 24.11. 45 erstmals über seine Haftzeit vernommen worden und hat dabei etwa gleichlautende Angaben wie in der vorstehenden Vernehmung gemacht, ohne irgendwelche Einzelheiten über das Verhalten der Wachmannschaften vorzubringen. Die Vernehmung betraf damals nur die zeitliche Inhaftierung auf Anfrage des Hilfswerkes für ehemalige politische Gefangene in Hessen.
Am 24.6.46 hat der damalige Vermieter, bei dem Kronauer wohnte, der inzwischen verstorbene Jakob Kling, Sedanstrasse 36, auf Anfrage mitgeteilt, Kronauer sei im Lager Auschwitz "Kapo" gewesen. Da Kronauer seit zwei Tagen verschwunden war, nahm er an, die damals in Lampertheim wohnhaften DP's könnten ihn erkannt und seine Verhaftung veranlasst haben. Am 26.6.46 meldete sich dann Kronauer bei der hiesigen Polizei und teilte mit, dass er zwei Tage zur Vernehmung in Bensheim, gewesen sei und dann auf freien Fuß gesetzt wurde.« 

Aus diesen Ausführungen gehen vier Dinge hervor:

  • Kronauer hat, wie er selbst zugibt, offensichtlich nicht aus eigenem Erleben berichtet, sondern das wiedergegeben, was er anderswo gelesen hat.
  • Kronauer war offenbar nervlich instabil, mithin wahrscheinlich anfällig für die suggestive, gedächtnisverformende Kraft ergreifender Berichte.
  • In einer Vernehmung nur zehn Monate nach dem Kriege sah er sich nicht veranlaßt, über irgendwelches Fehlverhalten der Wachmannschaften zu berichten, obwohl seine Erinnerung damals noch recht frisch war und obwohl die Häftlingshilfsorganisationen sicher offen für derartige Berichte waren.
  • "Kapos" oder Häftlingsaufseher waren oft die Hauptschuldigen an Grausamkeiten, die in den deutschen KLs begangen wurden. Es ist daher möglich, daß Kronauer selbst kein reines Gewissen hatte, sprich, daß er also ein Interesse daran hatte, andere zu belasten, um von sich abzulenken und um sich die Gunst der damaligen Mithäftlinge und ihrer Häftlingsorganisationen zu sichern.