Löwe von Döberitz

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Kriegerdenkmal „Löwe von Döberitz“ – die Figur war so aus einem Block geschlagen worden, daß sie mit der Plinthe (Untersatz des Löwen), auf der auch die zu schützende Regimentsfahne lag, eine Einheit bildete.

Der Löwe von Döberitz war ein am 6. Mai 1923 auf dem Truppenübungsplatz Döberitz (Gedenkstätte am Platz der Badeanstalt) enthülltes nationales Denkmal zu Ehren der im Ersten Weltkrieg Gefallenen des 3. Garde-Regimentes zu Fuß der 1. Garde-Division des Garde-Korps der Preußischen Armee.

Das Denkmal

Das Denkmal, geschaffen von dem Berliner Bildhauer Hans Dammann, der auf Kriegs- und Kriegerdenkmäler spezialisiert war und selbst als Major der Landwehr (d. L.) am Krieg teilgenommen hatte, bestand aus einem mit Feldsteinen angeschütteten Postament (das später mit Efeu zugewachsen war), einem beschrifteten Sockel aus Ettringer Tuffstein aus der Eifel und einem darauf stehenden, nach Osten blickenden Löwen aus Sandstein, der, obwohl schwer verwundet, mit seinem Körper die Regimentsfahne schützte. Es war an der Stelle errichtet worden, an der zuvor der „Döberitzer Hahnenbrunnen“, ein Zeichen für Wachsamkeit, gestanden hatte, das 1922 in den südlich gelegenen, neu angelegten Freizeitbereich der Soldaten versetzt worden war.

Vorbild für den „Löwen von Döberitz“ war ein Denkmal für die Gefallenen des 3. Garde-Regiments zu Fuß (25. September 1900 eingeweiht) im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, das bis 1918 in Sankt Privat in Lothringen gestanden hatte[1] und ebenfalls einen Löwen, allerdings nicht verwundet, sondern kampfbereit sich zeigend, präsentierte. Der Löwe selbst war aus Bronze gegossen, die von im Krieg erbeuteten französischen Geschützen stammte.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Denkmal von den Franzosen zerstört. So befriedigte der „Döberitzer Löwe“ ab 1923 das Bedürfnis der militärischen Führung wie das der Gardisten nach einem Gefallenen-Denkmal und illustrierte den Mut des Regiments zu aller Genüge.

Die auf den Längsseiten des Sockels aufgebrachten Inschriften lauteten auf der nördlichen Seite: „Für das Vaterland starben 150 Offiziere, 432 Unteroffiziere und 3920 Grenadiere und Füsiliere“ und auf der südlichen: „Den im Weltkriege 1914/1918 gefallenen Kameraden des Dritten Garde-Regiments zu Fuß“.

Das Ehrenmal war von geschichteten Findlingen umgeben. Dieser Steinhügel (Cairn) thematisiert eine bis ins Neolithikum zurückreichende Bestattungsart und ist auch von einfachen Notgräbern für Soldaten bekannt. Das Stilmittel gesammelter Findlinge machte sich auch ein weiteres Denkmal in unmittelbarer Nähe des „Löwen von Döberitz“ zunutze: das des Garde-Korps. Die dort um einen Gedenkstein angeordneten Einzelsteine trugen die Ortsnamen der Schlachtfelder im I. Weltkrieg, an denen das Korps teilgenommen hatte.

Feierlichkeiten und Einweihung

Die Kammersäle in Berlin (Teltowerstraße 1–4 bzw. seit 1936 Obentrautstraße 2–4) war ein bevorzugtes Haus für Kongresse und Festlichkeiten von Vereinen und Organisationen bis zu 3.000 Gäste – hier fand am 5. Mai 1923 ab 19 Uhr der Festkommers anläßlich der am Folgetag anberaumten Weihe des „Löwen von Döberitz“ statt.

Die Feierlichkeiten zur Einweihung des Denkmals für die Gefallenen des 3. Garde-Regiments zu Fuß im Ersten Weltkrieg begannen am Samstag, dem 5. Mai 1923 um 12 Uhr mit einer „zwanglosen Besichtigung der Kaserne [in der] Wrangelstraße“ 1 in Berlin bei hochsommerlichen 29,8° C. An den Feierlichkeiten in Berlin, Döberitz und Potsdam nahmen tausende Mitglieder des „Bundes Dritter Gardisten“, Ehemalige der 1. Garde-Division sowie zahlreiche Ehrengäste teil.

Die Einweihung selbst fand am Sonntag, dem 6. Mai 1923, statt und begann um 11 Uhr mit dem Treffen aller Beteiligten im Kasinogarten nördlich des Offizierskasinos in Döberitz. Um 11.45 Uhr erfolgte dann der Anmarsch zum Denkmalsplatz – Führer des Zuges waren General der Infanterie (z. D.) Magnus von Eberhardt und der Ehrenvorsitzende des Regimentsvereines Cäsar Kühn.[2]

Reichswehrminister Dr. Otto Geßler übernahm den „Schutz des Denkmals“ und beschrieb den Aufstellungsort als „Platz […], wo die großen Lehrmeister des preußischen Heeres in rastloser Friedensarbeit die Ausbildung der jungen Mannschaft geleistet“ hätten. General der Infanterie a. D. Alfred von Loewenfeld als Vorsitzender des „Deutschen Offizier-Vereins zu Berlin“ hielt für die Vereine und Kameradschaften nach dem Absingen des Liedes der Deutschen eine Ansprache, während Paul von Hindenburg im Beisein von u. a. Prinz Eitel Friedrich von Preußen, General der Infanterie a. D. Oskar von Hutier, Generalleutnant a. D. Egon von Loebell (Kommandant des Übungsplatzes 1914–18) und seinem Sohn Oskar (Stammregiment) am Denkmalsplatz die Weiherede hielt. So widmete der General-Feldmarschall von Hindenburg die Gedenkschrift handschriftlich dem Teilnehmern mit den Worten:

„Möge die Erinnerung an unser einstiges ruhmreiches Regiment in uns die Hoffnung auf bessere Zeiten aufrecht erhalten. So viel altpreußische Pflichttreue bis zum letzten Atemzuge kann nicht umsonst gewesen sein!“

In seiner Weiherede erwähnte Generalfeldmarschall a. D. von Hindenburg den Löwen von St. Privat:

„[…] der einst von siegreicher Wahlstatt hinüberschaute zu des nahen Erbfeindes Grenze und den Unritterlichkeit vom Sockel heruntergerissen. Das neue Denkmal zeige wieder das Sinnbild der Kraft, Tapferkeit und Treue, den Löwen, der aber nicht mehr kampfbereit dastehe, wie einst der von St. Privat, sondern zusammengebrochen sei und im Sterben mit seinem Leibe die Fahne, das Symbol der Soldatenehre, decke. Er […] mahnte, jeder möge an seiner Stelle dahin wirken, daß der Sinn für Einigkeit, Nationalgefühl und selbstlose Vaterlandsliebe wachbleibe, dann werde mit Gottes Hilfe Deutschland auch wieder zu Ehren kommen.“[3]

Zum Schluß wurden Kränze abgelegt, „Ich hatt' einen Kameraden“ gesungen, anschließend Zapfenstreich sowie Gebet und Vorbeimarsch vor dem Denkmal. Abends klang der Tag mit einem gemeinsamen Essen und einem Konzert aus, noch spät wurde im Kameradenheim des „Bundes Dritter Gardisten“ gefeiert (letzter Zug ab Döberitz nach Berlin um 0.40 Uhr).

Am 7. Mai 1923 erfolgte noch ein Kameradschaftsausflug nach Potsdam mit Besichtigung der Sehenswürdigkeiten und eine abendliche Einladung der Traditionskompanie (2. Kompanie) des 9. (Preußisches) Infanterie-Regimentes der Reichswehr in der Garde-Kaserne (Semper–Talis–Kaserne in der Priesterstraße 2–8).

Zerstörung

Nach 1945 wurde der „Döberitzer Löwe“ von der Roten Armee zerstört, während das Deutsche Volk noch heute verpflichtet wird, die Denkmäler des mordenden und vergewaltigenden Feindes zu pflegen und diesen zu huldigen.

Festgedicht

Kleiner Ausschnitt (letzter Vers) der achtseitigen Festdichtung von Johann Hermann Wilke (im Ersten Weltkrieg Angehöriger des 4. Unter-Elsässisches Infanterie-Regiments Nr. 143 in Straßburg) zur Einweihung des Ehrenmals in Döberitz:[4]

Noch leidet Euer Löwe schwer an Wunden,
und kein barmherzig‘ Schicksal kühlt sie lind;
doch einmal wird er wiederum gesunden,
dann weht die Gardefahne hoch im Wind!
Noch sind wir wehrlos allem preisgegeben,
was uns der Feinde Bosheit auferlegt;
doch einmal werden wir das Glück erleben,
daß sie ein Sturm hinaus zum Lande fegt!
Noch decken dich, o Sonne, Wolkenschleier,
und keiner weiß, wann du uns wieder lachst;
doch einmal naht des Reiches Frühlingsfeier,
Löwe von Döberitz, wenn du erwachst!

Fußnoten

  1. In der Nähe des Ortes fand im Deutsch-Französischen Krieg am 18. August 1870 die letzte Schlacht um die Einkesselung der Festung Metz statt. Das Gefecht um den Ort St. Privat war ein Teil der Schlacht bei Gravelotte, einer Nachbargemeinde. Daher wird in der Phaleristik von der Doppelschlacht Gravelotte/St.Privat gesprochen.
  2. Gedenkschrift zur Weihe des Denkmals für die im Weltkriege 1914–1918 Gefallenen des 3. Garde-Regiments zu Fuß am 5., 6., 7. Mai 1923, ASIN: B009F3JSO2, Berlin 1923, Seite 8
  3. Zur Geschichte der Döberitzer Heide
  4. Johann Hermann Wilke: Der Löwe von Döberitz. Festdichtung zu Ehren der Weltkriegshelden des ehemaligen 3. Garde-Regiments zu Fuß, aus Anlaß der Denkmalsenthüllung in Döberitz am 6. Mai 1923. Gesprochen zum Festkommers in den Kammersälen [Teltower Str. 1-4; am Halleschen Tor] am 5. Mai 1923.