Lahnstein, Manfred

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Manfred Lahnstein (* 20. Dezember 1937 in Erkrath) ist ein deutscher Politiker (SPD), Manager und Unternehmensberater.

Wirken

Seine Berufslaufbahn begann Lahnstein 1962 beim Deutschen Gewerkschaftsbund, für den er u. a. als Jugendbildungsreferent tätig war. Von 1965 bis Juni 1967 arbeitete Lahnstein als deutscher Vertreter beim Europäischen Gewerkschaftssekretariat in Brüssel und war dort für Wirtschaftspolitik zuständig.

Im Juli 1967 wurde er Mitglied des Stabs von EG-Vizepräsident Wilhelm Haferkamp, dem er ab 1971 bis März 1973 als Kabinettschef zur Seite stand. Dann holte ihn Willy Brandt (SPD) als Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung ins Bundeskanzleramt. Als Willy Brandt im Mai 1974 von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) abgelöst wurde, wechselte Lahnstein ins Bundesfinanzministerium und übernahm dort zunächst die Leitung der finanzpolitischen Grundsatzabteilung. Nach der Ernennung von Karl Otto Pöhl zum Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank wurde Lahnstein 1977 dessen Nachfolger als Staatssekretär mit der Zuständigkeit für Grundsatzfragen der Finanzpolitik sowie für internationale und nationale Währungspolitik. In dieser Funktion erwarb sich Lahnstein bei der Realisierung verschiedener großer finanzpolitischer Vorhaben, darunter die Finanzierung der Defizite im Bundeshaushalt, die kleine Novelle zum Kreditwesengesetz und die Konstruktion des Europäischen Währungssystems, große Verdienste.

Nach der Bundestagswahl vom 5. Oktober 1980 berief Bundeskanzler Schmidt Lahnstein zum 1. Dezember 1980 als Nachfolger des Chefs des Bundeskanzleramts, Staatssekretär Manfred Schüler, in seine Koalitionsregierung. Nach dem SPD-Parteitag in München 1982 und dem gesundheitsbedingten Verzicht von Hans Matthöfer wurde Lahnstein bei der Regierungsumbildung im April 1982 neuer Bundesfinanzminister. Sein Nachfolger im Bundeskanzleramt war Gerhard Konow. Obwohl Lahnstein gleich zu Beginn seiner Amtszeit bei den überaus schwierigen Beratungen über den Etat 1983 nach Beobachtermeinung gute Arbeit leistete, war seine Berufung umstritten. Kritiker wiesen auf seine Grundeinstellung als „konservativer Fiskalist“ hin und sahen darin einen Widerspruch zu den finanz- und wirtschaftspolitischen Grundeinstellungen der Sozialdemokraten, während die Befürworter von Lahnsteins Bestellungen dessen starken Rückhalt bei Bundeskanzler Schmidt lobend herausstellten.

Nach dem Sturz der Regierung Schmidt im Wendeherbst des Jahres 1982 musste Lahnstein das Finanzressort am 4. Oktober 1982 an Gerhard Stoltenberg abgeben. Im Wahlkampf vor der Bundestagswahl vom 6. März 1983 gehörte Lahnstein dem Schattenkabinett des SPD-Kanzlerkandidaten Jochen Vogel an und überzeugte nach Beobachtermeinung als eloquenter Finanzpragmatiker. Über die Landesliste der SPD Nordrhein-Westfalen kam Lahnstein erstmals in den Bundestag, wechselte aber bereits im September 1983 unter Verzicht auf sein Bundestagsmandat in den Vorstand des Medienkonzerns Bertelsmann AG. Dieser benötigte für den bevorstehenden Einstieg in das Fernseh- und Hörfunkgeschäft und für die Auseinandersetzungen um die Sendefrequenzen einen politikerfahrenen Manager.

Lahnstein leitete bei Bertelsmann zunächst die Druck- und Industriebetriebe mit einem Umsatz von rund 1,5 Mrd. D-Mark. Zum 1. Juli 1985 wurde er Leiter des Bertelsmann-Unternehmensbereichs „Elektronische Medien“, den Lahnstein zu einem profitablen Unternehmensbereich machte. Für das Geschäftsjahr 1990/1991 wurde bereits ein Anteil von 8 % am Konzern-Gesamtumsatz ausgewiesen. 1993 setzten die 26 Firmen des Unternehmensbereichs rd. 2 Mrd. D-Mark um. Einen wichtigen Erfolg erreichte Lahnstein für Bertelsmann u. a., als es ihm Ende Mai 1988 gelang, der Bertelsmann-Tochter Ufa Film- und Fernseh-GmbH im Wettbewerb mit ZDF und ARD für einen Preis von 135 Mio. D-Mark die Fernsehrechte des Deutschen Fußballbundes für die Bundesligaspiele bis 1991 zu sichern. Die Ufa Film- und Fernseh-GmbH war mit einer 38,5%-Beteiligung neben der luxemburgischen CLT (46,5 %) der zweite maßgebliche Anteilseigner des Privatsenders RTLplus. In den Verhandlungen um eine Kompromisslösung für die Bundesliga-Übertragungsrechte vertrat Lahnstein damals in aller Härte die privatkapitalistische Linie des Unternehmens gegen das Monopol der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten.

Die starke Position der Bertelsmann AG im Privatfernsehen wurde durch eine 37%-Beteiligung der Ufa Film- und Fernseh-GmbH an dem Pay-TV-Kanal Premiere bestätigt, der Anfang 1994 mit etwa 800.000 Abonnenten erstmals die Gewinnschwelle überschritt. Mit 24,9 % beteiligte sich die Ufa auch an dem Privatfernsehprojekt VOX, das am 25. Januar 1993 auf Sendung ging. Der als „Ereignisfernsehen“ und „informationsorientiertes Vollprogramm“ vorstellte VOX-Sender wurde den Erwartungen nicht gerecht. Trotz einer Reichweite von 60 % aller Fernseh-Haushalte und der Mitwirkung erprobter Medienstars wie Hanns-Joachim Friederichs, Andreas Lukoschik, Dagobert Lindlau, Wiebke Bruhns und Ruprecht Eser kam VOX nie über einen Marktanteil von 1 % hinaus, so daß bis Ende 1993 Anlaufverluste von offiziell rd. 300 Mio. D-Mark registriert wurden. Dies wiederum ließ Zweifel an der Medien-Kompetenz des Bertelsmann-Konzerns und an Lahnstein aufkommen. Im Februar 1994 kündigte der Süddeutsche Verlag seine VOX-Beteiligung, und im März 1994 gab Lahnstein auch den bevorstehenden Rückzug des Bertelsmann-Konzerns aus dem Projekt bekannt.

Zum 1. Juli 1994 schied Lahnstein aus dem Bertelsmann-Vorstand aus und wechselte als Nachfolger von Karl Otto Pöhl in den Aufsichtsrat des Konzerns, dem er aber weiterhin als „Berater für gesellschafts- und außenpolitische Fragestellungen“ sowie für den Bereich „Entwicklung elektronischer Medien“ zur Verfügung stand. Zum gleichen Zeitpunkt wechselte Rolf Schmidt-Holtz aus dem Vorstand der Konzerntochter Gruner + Jahr AG in das Executive Board der bei Bertelsmann neu installierten Produktlinie „Entertainment“, in der die bisherigen Aktivitäten der Bereiche „Bertelsmann Music Group“ (BMG) und „Elektronische Medien“ zusammengefasst wurden. Schmidt-Holtz übernahm dabei die Zuständigkeit für den Bereich „TV/Film Europa“.

Mitgliedschaften/Ämter

Als DIG-Präsident fungiert Professor Manfred Lahnstein, der ehemalige sozialdemokratische Bundesfinanzminister (1980–1982), langjährige Manager des Bertelsmann-Konzerns und Aufsichtsratsvorsitzende der Bundesdruckerei GmbH, der auch dem Aufsichtsrat der Universität Haifa angehört und über Rockefellers Trilaterale Kommission (Mitglied von 1993 bis 2005) mit dem internationalen Insidertum vernetzt ist. Manfred Lahnstein ist Berater des saudischen Mischkonzerns Olayan Group und der Investmentbank Rothschild.

Lahnstein ist seit 1967 Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Dort übernahm er Anfang der 1990er Jahre das Amt des Schatzmeisters. Von 1994 bis 2006 war er deren Präsident.

Neben seinem Engagement im Bertelsmann-Aufsichtsrat (bis 7/1998) beriet Lahnstein eine Reihe weiterer Unternehmen und Institutionen im In- und Ausland. Seit 1996 ist Lahnstein Vorsitzender des Kuratoriums der ZEIT-Stiftung. Er ist seit 2001 als erster Deutscher und Nicht-Jude Vorsitzender im Aufsichtsrat der Universität Haifa („Chairman of the Board of Governors“), dessen „Governor“ er bereits seit 1996 war. Er ist Kuratoriumsmitglied des Forum Tiberius.

Lahnstein hat eine Professor für Kulturelles Management an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater und Chairman of the Board der Universität Haifa (seit 6/2001).

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Moses Mendelssohn Medaille 2006 des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien
  • Ehrendoktorwürde der Universität Haifa (2007)
  • „Manfred Lahnstein-Stipendium“ an der Universität Haifa (2007)
  • Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2007)
  • Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg (2008)

Familie

Manfred Lahnstein ist nichtjüdisch, seine Gattin, die Management-Expertin Sonja Lahnstein-Kandel, gehört der jüdischen Gemeinde Hamburgs an und ist u. a. als Vorsitzende des „Council for a Beautiful Israel“ hervorgetreten. „Ihr Gatte hat sich hin- und mitreißen lassen.“[1] Sie leben in Hamburg und haben eine gemeinsame Tochter und einen Sohn aus Lahnsteins erster Ehe, den Finanzmanager Florian Lahnstein. Seine Nichte ist die Schauspielerin Miriam Lahnstein.

Fußnoten

  1. David Korn: Das Netz: Israels Lobby in Deutschland - FZ-Verlag ISBN 978-3924309664