Apotheker, Léo

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Leo Apotheker

Léo Apotheker (* 18. September 1953 in Aachen) ist ein jüdischer Manager und war bis zum 7. Februar 2010 Vorstandssprecher der SAP AG. Vom 1. November 2010 bis zum 22. September 2011 war Apotheker CEO des amerikanischen Technologiekonzerns Hewlett-Packard[1].

Werdegang

Herkunft

Léo Apotheker wurde am 18. September 1953 in Aachen als Sohn jüdischer Eltern aus dem ukrainisch-polnischen Grenzgebiet geboren. Im Zweiten Weltkrieg flüchteten die Eltern an die russisch-chinesische Grenze und kamen nach Kriegsende nach Deutschland, wo sein Vater in Aachen im Textilgewerbe tätig war. Léo Apotheker wuchs in Antwerpen auf.

Ausbildung

Von 1972 bis 1975 studierte Léo Apotheker an der Hebräischen Universität in Jerusalem Internationale Beziehungen und Volkswirtschaftslehre und schloss mit dem Bachelor ab.

Wirken

Nachdem Léo Apotheker beim internationalen Zahlungsverkehrssystem SWIFT seine ersten Erfahrungen mit betrieblicher Standardsoftware gemacht hatte und auch bei der Unternehmensberatung McCormack & Dodge tätig gewesen war, stieß er 1988 zum Softwarekonzern SAP („Systeme, Anwendungen, Produkte in der Datenverarbeitung“) mit Sitz im nordbadischen Walldorf, deren Vorgängerfirma „Systemanalyse und Programmentwicklung“ 1972 von fünf vormaligen IBM-Mitarbeitern um Hasso Plattner und Dietmar Hopp gegründet worden war. Diese hatten die Idee am Markt durchgesetzt, die von Firmen eingesetzten Rechnerprogramme zu vereinheitlichen und eine standardisierte Software mit dialogorientierter Datenverarbeitung am Bildschirm anzubieten. Den Durchbruch schaffte SAP 1973 mit dem Finanzbuchhaltungs-System RF, später R/1, wobei „R“ für „Realtime“ stand und auf die Fähigkeit verwies, Buchhaltungsdaten fortwährend zu bearbeiten. 1979 folgte das betriebswirtschaftliche Software-System R/2 für Großrechner, 1992 das System R/3, das dem seit 1988 börsennotierten Unternehmen in den 1990er Jahren ein sprunghaftes Wachstum eröffnete und es zum Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Software aufsteigen ließ.

Léo Apotheker baute nach seinem Einstieg in das Unternehmen zunächst als Geschäftsführer die SAP-Landesgesellschaft in Frankreich und Belgien auf, eine laut Handelsblatt „echte Erfolgsgeschichte“,[2] bevor er den Konzern verließ, um die Risikokapitalgesellschaft ECsoft zu gründen sowie deren operatives Geschäft zu managen (1992-1994) und danach bis 1995 als geschäftsführender Gesellschafter das Beratungshaus ABP Partners zu leiten, das sich auf die Entwicklung globaler Strategien (Vertrieb und das Marketing) und die Umstrukturierung angeschlagener Softwareunternehmen spezialisiert hatte.

1995 kehrte Léo Apotheker zu SAP zurück, leitete dort zunächst das Frankreich-Geschäft und verantwortete ab 1997 die Region Südwesteuropa. 1999 wurde er Leiter der Vertriebsregion EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) und sorgte für ein starkes Wachstum dieser Sparte, bevor er zum 1. August 2002 in den Vorstand des Konzerns berufen wurde, wo er die Verantwortung über den globalen Vertrieb übernahm. In dieser Funktion formte er in kürzester Zeit eine einheitliche Vertriebsstruktur und definierte für jeden Markt klare Ziele, was laut Handelsblatt „für viele SAP-ler zwar neu“ gewesen sei, „doch es wirkte“.[2] Dabei war es ihm auch gelungen, die angeschlagene US-Organisation umzustrukturieren und so das Nordamerikageschäft von SAP wieder anzukurbeln.

Nach dem überraschenden Rückzug des jahrelang als Anwärter auf den SAP-Chefposten gehandelten Technikvorstandes Shai Agassi stieg Léo Apotheker im März 2007 zum stellv. Vorstandssprecher auf, bevor er im April 2008 als Ko-Vorstandsvorsitzender neben Konzernchef Henning Kagermann die neue vorübergehende Doppelspitze des Unternehmens bildete. Damit stellte die SAP AG die Weichen für den mit Ablauf des Kagermann-Vertrages im Mai 2009 anstehenden Führungswechsel, bei dem Léo Apotheker als erster Nichtprogrammierer der Firmengeschichte zum alleinigen SAP-Chef avancieren sollte.

Einen doppelten Vorstandsvorsitz hatte es bei Europas größtem Softwarehersteller bereits von 1997 bis 1998 und von 1998 bis 2003 gegeben, als sich zunächst Dietmar Hopp und dann Kagermann das Amt des Vorstandssprechers mit Hasso Plattner geteilt hatten, der Léo Apotheker als einen „idealen Chef“ [3] bezeichnete. Im Hinblick auf den erhofften Verkaufserfolg der 2007 offiziell vorgestellten Mittelstandsoftware „Business By Design“ werteten Beobachter die Wahl des ausgesprochenen Vertriebsfachmanns Léo Apotheker als ein positives Signal. Um neben den Großkunden künftig verstärkt auch kleine und mittelständische Firmen anzusprechen, wollte Léo Apotheker („Ich will eine coole Plattform für Unternehmen schaffen“)[4] auf Software setzen, die man „wie Musik aus dem Netz laden kann“.[2] Dementsprechend peilte SAP nach dem mittelfristigen Unternehmensplan Vision 2010 binnen weniger Jahre eine Verdoppelung der Zahl ihrer weltweit knapp 48.000 Kunden an.

Léo Apotheker kündigte zudem einen Sparplan zur Erhöhung der Profitabilität an, nachdem der Aktienkurs des Konzerns von mehr als 42 Euro im September 2007 auf knapp 31,50 im Frühjahr 2008 abgestürzt war. Der Umsatz des Konzerns mit seinen rund 43.000 Beschäftigten war 2007 gegenüber dem Vorjahr um 9 % auf gut 10,2 Mrd. Euro gewachsen. Nachdem der Konzern jahrelang auf Wachstum aus eigener Kraft gesetzt hatte, übernahm er im Zuge eines Strategiewechsels 2007 für 4,8 Mrd. Euro den französisch-amerikanischen Softwarespezialisten Business Objects. Für Schlagzeilen sorgte 2007 auch der Konflikt mit (dem jüdischen) Hauptkonkurrent Oracle, der die Walldorfer wegen angeblich unlauteren Wettbewerbs und unlauterer Geschäftspraktiken von deren US-Tochter TomorrowNow verklagt hatte. Nach den Vorwürfen seien urheberrechtlich geschützte Dateien von Oracle-Servern mit Hilfe von Zugangsdaten von Oracle-Kunden heruntergeladen worden. SAP räumte zwar die in „unangemessener Weise“[5] vorgenommenen Downloads seiner Tochtergesellschaft ein, bestritt aber, selbst auf das geistige Eigentum des Rivalen zugegriffen zu haben.

Im Februar 2010 teilte der Aufsichtsrat von SAP mit, daß der Vertrag mit dem bisherigen Vorstandschef Léo Apotheker nicht verlängert wurde, begründet wurde dies später von SAP-Aufsichtsratschef Hasso Plattner mit Vertrauensverlust bei Mitarbeitern und Kunden. Apotheker trat daraufhin mit sofortiger Wirkung zurück. Ab dem 8. Februar 2010 übernahmen Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe in einer Doppelspitze die Funktion des Vorstandssprechers. Zum 1. November 2010 ist Apotheker als neuer CEO des amerikanischen Technologiekonzerns Hewlett-Packard berufen.[6] Am 22. September 2011 gab Apotheker seinen Rücktritt als HP-Chef bekannt[7][8]. Nach elf Monaten an der Spitze des US-Computerherstellers Hewlett-Packard (HP) erhielt Léo Apotheker mehr als 13 Millionen Fed-Dollar (9,5 Millionen Euro) in bar und in Aktien — als Abfindung.[9] Der Börsenwert des Unternehmens fiel während seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender um fast 40 Milliarden Fed-Dollar.[10]

Auszeichnungen

Mitgliedschaften / Ämter

Léo Apotheker sitzt im Aufsichtsrat des französischen Versicherungskonzerns AXA und von Schneider Electric SA.

Familie

Der als „bekennender Großstadtmensch“[11] und Liebhaber des französischen Savoir-vivre geltende Léo Apotheker wohnt seit den 1980er Jahren in seiner Wahlheimat Paris (Erstwohnsitz). Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Léo Apotheker spricht fünf Sprachen fließend (Deutsch, Englisch, Französisch, Hebräisch und Niederländisch). In seiner Freizeit liest er gerne oder kümmert sich um seinen gut bestückten Weinkeller.

Fußnoten

  1. HP-Chef Apotheker geht
  2. 2,0 2,1 2,2 Handelsblatt, 30./31. März/1. April 2007
  3. Die Welt, 3. April 2008
  4. Frankfurter Rundschau, 4. April 2008
  5. WELT Online, 20. November 2007
  6. tagesspiegel.de, 1. Oktober 2010: Computerindustrie - Ein Deutscher führt Hewlett Packard
  7. HP-Chef Apotheker geht
  8. ARD, 22. September 2011: Hewlett-Packard (HP) trennte sich von Leo Apotheker und ernannte die frühere eBay-Chefin Meg Whitman zur Nachfolgerin des Juden. Apotheker wollte die PC-Sparte abspalten und stattdessen auf das Geschäft mit Software setzen. Dafür kaufte HP den britischen Software-Spezialisten Autonomy. Die Ankündigung löste einen massiven Kurseinbruch aus.
  9. stuttgarter-zeitung.de: Dazu zählen eine Abfindung in Höhe von 7,2 Millionen Dollar und ein Leistungsbonus von 2,4 Millionen Dollar. Außerdem zahlt HP die Kosten eines erwarteten Umzugs Apothekers nach Frankreich oder Belgien.
  10. stuttgarter-zeitung.de: Apothekers Nachfolgerin Meg Whitman erhält jährlich nur einen Dollar Gehalt, kann sich aber einen Bonus bis zu sechs Millionen Dollar erarbeiten.
  11. Stuttgarter Zeitung, 3. April 2008