Baeck, Leo

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Leo Baeck

Leo Baeck (Lebensrune.png 23. Mai 1873 in Lissa, Preußische Provinz Posen, Deutsches Reich; Todesrune.png 2. November 1956 in London, Großbritannien) war ein Jude in Deutschland und Großbritannien. Der Rabbiner war ab 1924 Chef der jüdischen B'nai B'rith-Logenvereinigung im Deutschen Reich.

Werdegang

Herkunft

Leo Baeck entstammte einer Rabbinerfamilie. Sein Vater war der Rabbiner Samuel Baeck (1834–1912), er wuchs in Lissa in der ehemals preußischen Provinz Posen auf.

Ausbildung

Er besuchte das Johann-Amos-Comenius-Gymnasium seiner Geburtsstadt und begann ein Studium am jüdisch-theologischen Seminar und an der Universität in Breslau. 1894 wechselte er an die Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums nach Berlin und an die dortige Universität. An dieser Lehranstalt, die bis ins Kriegsjahr 1942 bestand, war er auch Dozent. Er promovierte mit einer Arbeit über den Einfluß des Juden Spinoza auf Deutschland.

Wirken

Ab 1897 war Baeck als Rabbiner aktiv. 1905 erschien sein Buch „Wesen des Judentums“, das den Gegensatz zwischen der mosaischen und der christlichen Religion behandelt. 1907 wurde er Mitglied der Düsseldorfer jüdischen Gemeinde. 1912 wurde Leo Baeck als Rabbiner in die jüdische Gemeinde und als Dozent an die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums nach Berlin berufen. Damals zählte die Berliner Gemeinde ungefähr 150.000 Mitglieder. Leo Baeck betreute sie von 1912 bis in die 1940er Jahre.

Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem Leo Baeck als Feldrabbiner teilgenommen hatte, übernahm er den Vorsitz im Allgemeinen Deutschen Rabbinerverband. Außerdem wurde Leo Baeck Mitglied im Exekutivausschuß des „Zentralverbandes deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“, welcher das Assimilationsjudentum repräsentierte. Gleichzeitig wurde er Mitglied des Präsidiums der Jewish Agency for Palestine, des Keren Hajessod, die die Siedler in Palästina unterstützten.[1] Ab 1924 war er Chef der jüdischen B'nai B'rith-Logenvereinigung im Deutschen Reich.

1933 ließ sich Leo Baeck zum Präsidenten der „Reichsvertretung der Juden in Deutschland“ (ab 1939: „Reichsvereinigung“) wählen. Die erste Sitzung dieses Gremiums eröffnete er mit den Worten: „Die tausendjährige Geschichte des deutschen Judentums ist zu Ende“. Im März 1933 erklärte er öffentlich, daß der Kampf zur Überwindung des Bolschewismus und die Erneuerung Deutschlands durchaus begrüßenswert seien und darin auch eine Sehnsucht innerhalb der deutschen Juden zum Ausdruck komme.

Bis 1943 war er als jüdischer Funktionsträger, Lehrer und Geistlicher in Berlin tätig; u. a. dozierte er an der dortigen Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Dann mußte er nach Theresienstadt, „wo er Vorlesungen über Kant hielt“.[2] Laut Dr. Simon (Centrum Judaicum, Berlin) arbeitete er 1942 für das SS-Reichssicherheitshauptamt die 1600-Seiten-Studie „Die Entwicklung der Rechtsstellung der Juden in Europa“ aus.

„Nach dem Zusammenbruch [...] nahm [er] gegen Kollektivbezichtigungen der Deutschen Stellung“[3], glaubte aber nicht mehr an eine Zukunft des Judentums in Deutschland. Er lebte nach 1945 vorwiegend in England. 1947 gründete er das später nach ihm benannte „Institut zur Erforschung des Judentums in Deutschland seit der Aufklärung“. 1948 bis 1953 übernahm er zudem eine Professur am Hebrew Union College in Cincinnati.

Am 2. November 1956 starb Leo Baeck im Alter von 83 Jahren in London, wo er zuletzt gelebt hat. Er ist in Golders Green begraben.

Namensverwendung

Der Name Leo Baeck wird heute von einer Vielzahl von Institutionen als Erinnerung an ihn im Namen verwendet: Schulen, Logen, Synagogen und Gemeindezentren. Unter anderem vergibt seit 1956 der Zentralrat der Juden in Deutschland den Leo-Baeck-Preis. Auch das Gebäude des Zentralrats der Juden in Berlin wurde nach ihm benannt.

Die Leo Baeck Foundation in Potsdam, zur Jahreswende 2005/06 errichtet, widmet sich der Förderung des Abraham-Geiger-Kollegs an der Universität Potsdam und damit der steuerfinanzierten Ausbildung von Rabbinern und Gemeindepersonal für Kontinentaleuropa.

Siehe auch

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 05/1974
  2. Walter Tetzlaff, ed. „2000 Kurzbiographien bedeutender deutscher Juden des 20. Jahrhunderts“ - Lindhorst: Askania, 1982
  3. David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag ISBN 3-924309-63-9