Kirch, Leo

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Leo Kirch (* 21. Oktober 1926 in Würzburg; † 14. Juli 2011 in München) war ein Medienmogul in der Bundesrepublik Deutschland. Zu Kirchs Konzern gehörten bis zur Insolvenz 2002 die Fernsehsender ProSieben, Sat.1, N24, DSF und der erste sogenannte „Bezahlsender“ Premiere, dem heutigen jüdischen Sender Sky.

Werdegang

Leo Kirch, kath., wurde am 21. Oktober 1926 als Sohn des fränkischen Spenglers und Nebenerwerbswinzers[1] Robert Kirch und dessen Frau Katharina in Würzburg geboren. Er wuchs mit seinem Bruder Frank, der die väterlichen Weinberge übernahm, im Dorf Fahr bei Volkach auf. Nach dem Besuch der Volksschule in Volkach und der Oberrealschule in Würzburg, wo er Abitur machte, studierte Leo Kirch Betriebswirtschaft und Mathematik in Würzburg und München. Er promovierte 1952 mit einer empirischen Untersuchung über den „Einfluss des Raumes auf die Reichweite des Verkehrs“. Als Assistent an der Universität München befasste er sich bevorzugt mit elektronischen Medien.[2]

Wirken

1955 gründete Leo Kirch mit der Sirius-Film GmbH seine erste Firma und kaufte Rechte an Kinofilmen, die für eine Ausstrahlung im Fernsehen geeignet schienen, z. B. des italienischen Erfolgsfilms „La Strada“. 1959 investierte er in den Kauf von rund 400 Filmlizenzen bei den Hollywoodstudios United Artists/Warner Brothers und gründete die Firma Beta-Film, eines der Herzstücke der späteren Kirch-Gruppe. Als ARD und ZDF immer mehr Kinofilme und Unterhaltungsprogramme benötigten, avancierte Leo Kirch mit der 1963 gegründeten Vertriebsfirma TaurusFilm zu deren unverzichtbarem Geschäftspartner. Konsequent arbeitete er auf eine Monopolstellung hin — ein Geschäftsprinzip, das sein unternehmerisches Handeln auch später charakterisierte. Anfang 2002 lagerten nach verschiedenen Angaben zwischen 11.000 und 15.000 Spielfilme im Fundus von Kirch, außerdem Fernsehserien und ähnliches Material für 50.000 Sendestunden. Zeitweise stammte jeder zweite im bundesdeutschen Fernsehen ausgestrahlte Film aus dem Archiv von Leo Kirch.[3]

Pionier des Privatfernsehens Mitte der 1980er Jahre Prominent wurde Leo Kirch mit der Einführung des Privatfernsehens. Er war als Gesellschafter der PKS (Programmgesellschaft für Kabel- und Satellitenfernsehen) am sog. „medienpolitischen Urknall“ beteiligt, der ersten Ausstrahlung eines deutschen Privatfernsehprogramms am 1. Januar 1984 in Ludwigshafen. Aus der PKS entwickelte sich bald SAT.1 und später ProSieben, Kabel 1, N24 sowie in enger Verwandtschaft zu dieser Senderfamilie auch das Deutsche Sportfernsehen (DSF), K-toon/Junior und Neun Live. Leo Kirch hatte bei all diesen Sendern eine maßgebliche Position, bei dem 1988 entstandenen Spielfilmkanal ProSieben, der die Perlen aus seinem Archiv zeigte, zunächst mittelbar über seinen Sohn Thomas Kirch. Mit Billigung der Medienaufsicht der Bundesländer entwickelte sich Leo Kirch zur beherrschenden Figur des Privatfernsehens. Da er außerdem in die Filmproduktion eingestiegen war, kontrollierte er bald die ganze Verwertungskette von Medieninhalten: Herstellung, Vertrieb, Senderechte, Synchronisation, Verleih, Video, Merchandising (Absatzförderung) und Ausstrahlung. Die vertikale Integration des Medienkonzerns war neben dem Streben nach Monopolisierung ein weiteres Kirch-Geschäftsprinzip. Obwohl er durch Beteiligungen an ausländischen Medienunternehmen die Internationalisierung seines Konzerns anstrebte, blieb die Kirch-Gruppe nach übereinstimmender Beobachtermeinung ein patriarchalisch geführtes Unternehmen mit mittelständischen Strukturen.[3]

In einer Pressenotiz über ihn hieß es: »Er ist der Allmächtige des deutschen Fernsehens. . . Alle Fäden laufen in seiner Hand zusammen. Er ist der big boss des deutschen Fernsehens. Seine international verflochtenen Firmen machen jährlich rund 250 Millionen Mark Umsatz . . . Sein Geschäft gedeiht im wesentlichen anonym, er regiert unerkannt und beinahe allmächtig.« Leo Kirch kontrollierte über Jahre den Markt beim An- und Verkauf von Hollywood-Produkten. Der „Deutsche Anzeiger“ berichtete: »Er begann seine traumhafte Karriere als Verleiher und Theaterbesitzer. Für vergleichsweise Minimalbeträge erwarb er die Rechte an Spielfilmen und legte so den Grundstock für sein heutiges Medienimperium, das neben vielem anderen auch Produktionsstätten für Film und Fernsehen umfaßt. Er hat besonders gute Beziehungen zu den Hollywood-Mächtigen. Leo Kirch brachte unter anderem die sowjetisch-amerikanische Produktion >Der unvergessene Krieg< auf die deutsche Mattscheibe, ein arger antideutscher Schinken mit Stalin-Verherrlichung . . . Sein Spitzname lautet >Kathedralowitsch<.«

Fußnoten

  1. Weinhändler
  2. Internationales Biographisches Archiv 31/2008
  3. 3,0 3,1 Munzinger-Archiv GmbH, 2008