Orgel-Köhne, Liselotte

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Bildberichterstatterin Liselotte Purper mit ihrer „Rolleiflex“, Niederlande 1941

Liselotte Orgel-Köhne, geb. Purper, verwitwete Orgel-Purper (Lebensrune.png 1912 in Straßburg; Todesrune.png 2002 in Berlin), war eine deutsche Lichtbildnerin, Bildberichterstatterin und Bildjournalistin.

Leben

Liselotte Purper wurde 1912 in Straßburg geboren, ihr Vater war Jurist. Die Mutter, eine geborene Klingler, stammte aus einer alten fränkischen Musikerfamilie. 1918, als der Erste Weltkrieg für das Deutsche Reich mit dem einer de-facto-Niederlage zu Ende ging, litt die kleine deutsche Familie in Straßburg derart unter Haß, Nötigung und Anfeindungen durch die Franzosen, so daß sie regelrecht vertrieben wurden und nach Berlin übersiedelten. Ein Halt bot stets Liselottes älterer Bruder Heinz (Lebensrune.png 1910).

Der Jungmädchenroman „Hertas Beruf“ brachte Liselotte Purper auf die Idee, Fotografin zu werden. Wie ihr großes Vorbild Erna Lendvai-Dircksen und ihre gleichgesinnte Kollegin Rosemarie Clausen absolvierte auch Purper ab 1929/30 eine zweijährige Ausbildung (viersemestriges Studium) an der Photographischen Lehranstalt des Berliner Lette-Vereins (Lette-Haus).

„Das Lettehaus am Viktoria-Luise-Platz in Berlin stellt ein solches Refugium für die nach praktischem Erwerb strebende Frauenwelt dar. Es ist aus dem Wollen des Zentralvereins für das Wohl arbeitender Klassen in Preußen herausgewachsen. In weitschauender Erkenntnis konzentrierte Präsident Lette einen Teil seines Programms auf die unverheiratete Frauenwelt der mittleren und höheren Klassen. Trotz seines gemäßigten Standpunktes als Volkswirtschaftslehrer durchdrang ihn der Gedanke, das weibliche Geschlecht müsse durch Schulung in praktischer Berufstätigkeit zu sozialer Unabhängigkeit herangebildet werden. Durch dieses Wirken glaubte er die Auffassung zu bekräftigen: ‚Die äußere Achtung vor den Frauen ist ein entscheidendes Kriterium über den Fortschritt und Grad der Zivilisation der verschiedenen Völker.‘ An der Erlangung dieser äußeren Achtung für die deutschen Frauen war der künftigen Kaiserin so viel gelegen! Sie wies Präsident Lette auf vorbildliche englische Institutionen hin. Bei der konstituierenden Versammlung des neu zu begründenden Vereins zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts im Jahre 1866 durfte er ihre Teilnahme und eine Geldschenkung ankündigen. ‚Fortan‘, sagt die Festschrift zur 25. Jubelfeier des Lettehauses, ‚blieb ihr Name aufs innigste mit der Geschichte verwebt. Wir begegnen ihm auf jedem Blatt derselben, nicht nur als Protektorin, sondern auch als kluge weibliche Beraterin, als tätige Helferin, als Gönnerin und Freundin, welche im höchsten Erdenglück wie im herbsten tiefsten Leid nie die Arbeitsstätten des Vereins aus den Augen verlor, allezeit die schützende Hand darüberhielt.‘“[1]

Anschließend volontierte sie in dem bekannten Berliner Modeatelier „Yva“ bei dem Modefotografen Ewald Hoinkis und der Braunschweiger Fotografin Hilde Brinkmann-Schröder. Den thematischen Schwerpunkt ihrer vorwiegend mit einer „Rolleiflex“, einer zweiäugigen, richtungsweisenden Rollfilmkamera von der Firma „Rollei“, aufgenommenen Fotos bildete der Frauenalltag im Nationalsozialismus: deutsche Frauen in den unterschiedlichsten Einsatzbereichen wie Wissenschaft, Medizin, aber auch Angestellte, Arbeiterinnen und Hausfrauen.

Wirken

Zu ihrem beruflichen Werdegang gehörten:

  • 1936/37 Chefredakteurin der dem „Deutschen Frauenwerk“ angehörenden Zeitschrift „Frauenkultur“
  • Freiberuflich tätig für die
    • Presseabteilungen der Reichsfrauenführung
      • auf den Reichsparteitagen 1937 und 1938
      • Vom 29. Oktober bis zum 6. Dezember 1940 reiste Liselotte Purper im Auftrag der Reichsfrauenführung, die den Hilfseinsatz von Frauen bei den „Heim-ins-Reich“-Aktionen koordinierte, auf den Balkan und fotografierte dort vor allem die Umsiedlung von Deutschstämmigen aus der Dobrudscha.
      • Purper reiste im Auftrag der Reichfrauenführung vom 21. Juni bis zum 30. Juli 1942 durch das mit Deutschland verbündete Rumänien, im Herbst 1942 fuhr sie in die deutsch und rumänisch besetzte Ukraine und fotografierte dort den Frauenhilfsdienst.
    • der NS-Frauenschaft
    • der NS-Volkswohlfahrt
      • 1939 und 1940 reiste Liselotte Purper im Auftrag der NS-Volkswohlfahrt und des Deutschen Frauenwerks in den Reichsgau Wartheland.
    • des Reichsarbeitsdienstes und anderer Organisationen
      • auf den Reichsparteitagen 1937 und 1938

Als eine der ersten weiblichen Bildberichter war Liselotte Purper, die sich nach ihrer Heirat 1943 Orgel-Purper nannte, so erfolgreich, daß sie in den 1940er Jahren ein eigenes kleines Unternehmen in der Reichsstraße mit zeitweilig vier Mitarbeiterinnen betrieb. Zahlreiche Reisen führten sie in die mit Deutschland verbündeten Länder, deren Lebensweise und Kultur sie ihren Landsleuten vermitteln sollte. Aus der Zeit des Krieges stammt ein anrührender Briefwechsel, den die Fotografin mit ihrem an der Ostfront stationierten Mann Kurt Orgel bis zu dessen Soldatentod Anfang 1945 fast täglich führte.

Zweiter Weltkrieg

Am meisten war Liselotte Purper von der Hilfsbereitschaft der deutschen Frauen für ihrer Männer an der Front begeistert. Wie sie, ob jung oder alt, Ellenbogen an Ellenbogen, unzählige Stunden in kalten Nähstuben opferten, um den leidenden, frierenden Landsern lebensnotwendige „Liebesgaben“ zukommen zu lassen: Wollhandschuhe, dicke Socken, Pelzmäntel, Muffs, Pelzkragen und so vieles mehr. Der Aufruf des Winterhilfswerks vom 20. Dezember 1941, unterstützt von Goebbels und Hitler, führte dazu, daß bis Mitte Januar 1942 67 Millionen Kleidungsstücke von zwei Millionen Freiwilligen gesammelt und an die Ostfront verschickt werden konnten. Ihrem Verlobtem, Kurt Orgel, der als Regimentsadjutant mit der Heeres-Artillerie vor Leningrad lag, schrieb sie Anfang 1942:

„Die deutschen Frauen haben sich aufgemacht und eine solche heiße Welle an Liebe und Zärtlichkeit ihren Soldaten nach Osten geschickt, daß es Euch leicht sein muß, für solche Frauen und Mütter zu kämpfen. Wenn der Sieg durch Liebe und Opfer errungen werden kann, so ist er uns gewiß. Es ist eine heilige, ja, heiligste Liebe, die Euch von allen Frauen Deutschlands gesandt wird.“[2]

Endkampf

Im November 1943 wurde die Wohnung der Purpers beim Bombenterror gegen die Reichshauptstadt zerstört. Die Lichtbildnerin zog mit ihren Eltern in die Altmark, wo Verwandte einen Herrensitz, Schloß Krumke, besaßen. Im nahegelegenen Osterburg begann sie, ihren Betrieb neu aufzubauen. Das Schloß wurde noch 1945 von den Kommunisten enteignet.

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende arbeitete die Fotografin zunächst in der Landwirtschaft und als Zahnarzthelferin, um die sowjetische Militärregierung nicht auf ihre Arbeit als Bildberichterstatterin aufmerksam zu machen. 1946 nahm sie unter dem Namen Orgel ihre bildjournalistische Tätigkeit wieder auf, u. a. für die „Neue Berliner Illustrierte“. Aus Gründen der Tarnung, wie sie später schrieb, war sie zeitweise Mitglied des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“.

Noch in Osterburg lernte Liselotte Orgel ihren zweiten Mann, den antikommunistischen Lehrer Armin Köhne, kennen. 1950 verließen sie zusammen die Ostzone und gingen nach West-Berlin. Armin Köhne gab seinen Beruf auf und ließ sich von seiner Frau anlernen. Seitdem arbeiteten beide gemeinsam unter dem Namen Orgel-Köhne als international renommierte Bildjournalisten.

1991 übernahm das Deutsche Historische Museum rund 600 Negative der Fotografin, vorwiegend aus der Zeit vor 1945. Seit 1994 befindet sich das gesamte übrige Negativarchiv des Fotografenpaares Armin und Liselotte Orgel-Köhne im Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz (bpk).

Familie

Liselotte Purper heiratete im September 1943 ihre große Liebe Kurt Orgel (Lebensrune.png 16. August 1909 in Zingst), einen Juristen im Reichsjustizministerium und Artillerieoffizier aus Hamburg. Es handelte sich um eine Kriegstrauung, danach sahen sie sich kaum noch, da er an der Front als Batteriechef unabkömmlich war. Hauptmann Orgel fiel am 19. Februar 1945 bei der Reichsverteidigung. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Kopenhagen (West); Endgrablage: Block A, Reihe 8, Grab 217.

In der Nachkriegszeit heiratete sie den Lehrer Armin Köhne, sie wollte den Nachnamen Orgel-Purper-Köhne, aber dies war gesetzlich nicht zulässig, man schlug ihr Köhne-Purper vor, aber den Namen ihrer ersten, ihrer großen Liebe wollte sie nicht missen, somit entschied sie sich für Orgel-Köhne.

Bildergalerie

Werke (Auswahl)

Willst du meine Witwe werden – Eine deutsche Liebe im Krieg.jpg
  • Willst du meine Witwe werden? – Eine deutsche Liebe im Krieg, Aufbau-Verlag (1995), ISBN 978-3351024314

Bildbücher (gemeinsam mit Armin Köhne)

  • Berlin, Deutscher Bücherbund, 1959
  • Pierre und Annette leben in Frankreich, Erika Klopp Verlag, 1962
  • Peter und Anna leben in Österreich, Erika Klopp Verlag, 1963
  • Berlin Philharmonie, 1964
  • Peter und Anne leben in England, Erika Klopp Verlag, 1966
  • Pieter und Anka leben in Belgien, Erika Klopp Verlag, 1971
  • Zitadelle Spandau, Arani Verlag, 1978
  • Staatsbibliothek Berlin, Arani/Saur Verlag, 1980
  • Museumsdorf Düppel, Arani Verlag, 1980
  • Der Urwald unterm Glasdach. Das Berliner Zoo-Aquarium, Hildebrand, 1983
  • Der Tiergarten in Berlin. Geschichte und Gegenwart, Quadriga Verlag, 1985

Literatur

  • Katja Protte: Bildberichterstatterin im Dritten Reich. Fotografien aus den Jahren 1937 bis 1944 von Liselotte Purper, in: „Mitteilungen des Deutschen Historischen Museums“, 7. Jg., DHM-Magazin 20/1997, Berlin 1997
  • Frauenobjektiv. Fotografinnen 1940 bis 1950, Herausgeber: Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn

Fußnoten

  1. DAS LETTEHAUS * WEIBLICHES FORTBILDUNGS-SCHULWESEN
  2. Vgl.: Nicholas Stargardt: Der deutsche Krieg 1939–1945