Lothar, Mark

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Mark Lothar (1902–1985)

Mark Lothar, eigentlich Lothar Hundertmark (Lebensrune.png 23. Mai 1902 in Berlin; Todesrune.png 6. April 1985 in München), war ein deutscher Komponist.

Wirken

Mark Lothar wurde 1902 in Berlin geboren.

Auf der Berliner Hochschule für Musik kniete sich der junge Musiker angestrengt in theoretische Studien. Die Kompositionslehre empfing Lothar bei dem bekannten Musikpädagogen Dr. Justus Hermnann Wetzel. Lothar war als Achtzehnjähriger eine kurz Zeit Dirigent am Wallner-Theater. Dann widmete er sich viele Jahre lang der Konzertbegleitung, wo auch seine eigenen Liederkompositionen zum Vortrag gelangten.

Lothar spielte unter anderem seine heroischen Bühnenmusik zu „Thomas Paine“, seine zärtlich-neckisch-temperamentvolle Musik zu den „Zwei Herren aus Verona“, seine zauberhaft-überirdischen Klänge zu Shakespeares „Was ihr wollt“. Aber auch zum „Prinzen vom Homburg“, zum „König Lear“, zu „Romeo und Julia“, zu Calderons „Das Leben ein Traum“, zu Scribes „Ein Glas Wasser“, zu Erlers „Struensee“ schrieb Lothar bald packend gesteigerte, bald köstlich unbeschwerte Musik und verstärkte die Erfahrungen der Bühne und den Kontakt mit dem lebendigen Theater.

Der Komponist sah für die Oper nicht nur vom Libretto her, sondern auch in der musikalischen Phantasie eine Vorliebe für skurrile Gestalten und Figuren. Das zeigte sich schon in seiner ersten Oper „Tyll“, die 1928 in Weimar uraufgeführt wurde. Noch spürte man in dieser Partitur die Klangfarbigkeit und instrumentale Spielfreudigkeit eines Richard Strauss, aber Mark Lothar war schon auf dem Wege. Diese entfesselte, heitere und von keckem Witz erfüllte Musik zeigte einen jungen Komponisten, der die Opernbühne wieder mit Grazie, Schwung und echtem Leben überwältigte. Zwei Jahre später brachte die Dresdner Staatsoper die Komische Oper „Lord Spleen“ zur Uraufführung – abermals ein Durchbruch zur modernen commedia dell’arte und ein Durchbruch zur melodienseligen Nummernoper mit reizenden Arien, Duetten, Chören und Fugen. Lothar schrieb diese lebendige Buffopartitur in einer Zeit, in der die jüdische Musik noch mit greller Harmonik und häßlichen Klangverwandlungen beherschend im Vordergrund stand.

1932 bearbeitete Lothar sodann die in Vergessenheit geratene Haydn–Oper „Die Welt auf dem Monde“ und verhalf ihr zu neuem Bühnenleben. Zur gleichen Zeit entstand die Musik zu zwei Singspielen von Eichendorffs, zu „Die Glücksritter“ und „Die Freier“. In beiden Partituren geisterte eine märchenhafte Klangwelt, die sich mit der volkstümlichen Schönheit draufgängerischer Vagabundenlieder reizvoll mischte. 1933 wurde in Dresden Mark Lothars Oper „Münchhausen“ uraufgeführt – abermals ein Bekenntnis zum Phantastischen. Den Höhepunkt seines bisherigen Opernschaffens aber erreichte Lothar mit der im Mai 1938 in der Berliner Staatsoper uraufgeführten Komischen Oper „Schneider Wibbel“.

Als Gustaf Gründgens Intendant des Preußischen Staatstheaters wurde, verpflichtete er den inzwischen durch seine Opern immer stärker beachteten Komponisten 1934 für die Leitung der Schauspielmusik und Dramaturgie. In unzähligen Bühnenmusiken konnte er im Schauspielhaus wie im Kleinen Haus die Leuchtkraft seiner musikalischen Erfindungsgabe unter Beweis stellen.

Gründgens selbst inszenierte in den 1930er Jahren das Werk und übertrumpfte das Feuerwerk einer sprühenden Orchestermelodik durch seine beschwingte motorische Regie. 1938 hatten inzwischen 26 deutsche Bühnen diese Oper Mark Lothars aufgeführt. Die schöpferische Zusammenarbeit mit Gründgens bewährte sich auch im Film. Zu dem nach dem Fontane-Roman „Effie Briest“ gedrehten Film „Der Schritt vom Wege“ schrieb Mark Lothar seine erste Filmmusik. Gründgens führte Regie, und Lothar konnte den Inspirationen des Regisseurs in einer bezwingenden Partitur nachempfinden. Schon in diesem Film kam es Lothar auf den dramaturgisch überzeugenden Einsatz der Musik an. In einer Melodik, die dem elegisch-besinnlichen Klima des Films entsprach, entfalteten sich blühendes Leben und zu Herzen gehende Wärme der Musik.

Zum zweitenmal arbeitete Lothar nun an einem Gründgens-Film mit, es war der Terra–FilmFriedemann Bach“. Seine Aufgabe war diesmal nicht eigenschöpferisch, denn der Film sollte keine Note Originalmusik von Lothar enthalten, wohl aber ein sinnvoll und dramaturgisch überzeugend eingesetztes Kompendium von Bach–Musik. Das tragische Schicksal des begabten Sohnes Johann Sebastians erfüllt sich in diesem Film auch in der musikalischen Charakterisierung. Lothar beließ Johann Sebastian Bachs Musik im Original. Friedemann Bach war als Komponist kein Vollender, er besaß nicht die ursprüngliche Genialität seines Vaters, er besaß auch nicht die Frömmigkeit Johann Sebastians. Er stand im Schatten seines Vaters, hochbegabt, aber nicht kraftvoll genug, um sich durchzuringen und künstlerisch an sich zu arbeiten. Sein schwankender Charakter war sein Todesurteil. Mark Lothar leitete aus diesem Grunde die Rechtfertigung zur Bearbeitung der Friedemann-Bach-Musik ab. Manches Cembalostück hatte er für Orchester neu instrumentiert und mit der Verantwortung des gewissenhaften Kenners neu gestaltet. Die besten und traditionsreichsten künstlerischen Kräfte waren für die Wiedergabe der verschiedenen musikalischen Partien des Films eingesetzt, das Collegium musicum, der Thomanerchor, Professor Günther Ramin für das Orgelspiel und Conrad Hansen für den Cembalopart.

Mark Lothar hatte zu dieser Zeit viele neue Pläne. Die Oper beschäftigte ihn Tag und Nacht. Die Musik sollte das Zauberreich der Seele aufschließen. Die Musik sollte befreien und emporziehen. Verdi und Mozart waren seine großen Vorbilder – Verdi mit dem heißen Atem seiner dramatischen Schlagkraft, dem leidenschaftlichen Melos der Stimmführung und Mozart mit seiner reinen Spielseligkeit, der göttlichen Einfachheit seiner Kunstmittel. Ein Plan verdichtete sich mehr und mehr, eine Oper nach dem Hauffschen Märchen „Das kalte Herz“. Noch ein weiteres Libretto war da, geschrieben von einem Theatermann, überglänzt von eines Dichters Hand. Daneben stand die neue musikalische Bearbeitung der Lortzing-Oper „Casanova“, deren Text von Rolf Lauckner neu gestaltet wurde.

Mark Lothar aber war auch Liederkomponist. Seine Morgenstern-Lieder sang Erna Berger auf ihren Tourneen. Auch schrieb er zu Gedichten des schlesischen Dichters Friedrich Bischoff die Musik. Von dieser Hemisphäre glückte ihm der Sprung zur Bühnenmusik. Er stand am Dirigentenpult des Kleinen Hauses und brachte die walzerselige „Veilchenredoute“ von Cernè-Genèe zu blitzendem Erklingen. Später wurde Webers „Preziosa“ im Schauspielhaus unter seiner Leitung probiert.

Im August 1944 wurde Lothar von Adolf Hitler in die Gottbegnadeten-Liste mit den in seinen Augen wichtigsten Komponisten aufgenommen, was ihn von einem Kriegseinsatz, auch an der Heimatfront, bewahrte.

Seit 1945 arbeitete er am Bayerischen Staatstheater und ab 1955 als freischaffender Komponist in München.

Seine letzte Opernschöpfung war „Momo“ (1978), nach der Geschichte von Michael Ende, der auch das Libretto verfaßte. Lothar schuf auch die Musik für das erste deutsche Musical „Hans Sonnenströsser“, verfaßt von Hans Apel, das von Gründgens bearbeitet und inszeniert wurde.

Lothar verstarb am 6. April 1985. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Friedhof Solln in München.

Filmographie

  • 1939: Der Schritt vom Wege
  • 1941: Friedemann Bach
  • 1943: Nora
  • 1949: Verspieltes Leben
  • 1949: Nachtwache
  • 1949: Du bist nicht allein
  • 1950: Föhn
  • 1951: Dr. Holl
  • 1952: Das letzte Rezept
  • 1953: Martin Luther
  • 1953: Königliche Hoheit
  • 1954: Sauerbruch – Das war mein Leben
  • 1955: Zärtliches Geheimnis
  • 1956: Teufel in Seide
  • 1956: Regine
  • 1956: Preis der Nationen
  • 1956: Made in Germany
  • 1957: Die Letzten werden die Ersten sein
  • 1957: ... und führe uns nicht in Versuchung
  • 1958: Auferstehung
  • 1960: Faust
  • 1964: Don Gil von den grünen Hosen
  • 1967: Ist er gut? Ist er böse?
  • 1967: Alle Reichtümer der Welt

Literatur