Englisch, Lucie

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Lucie Englisch (1902–1965)
Lucie Englisch
Lucie Englisch und ihr Gatte Dr. Fuchs[1]

Aloisia „Lucie“ Paula Englisch (Lebensrune.png 8. Februar 1902 in Leesdorf; Todesrune.png 12. Oktober 1965 in Erlangen) war eine deutsche Schauspielerin aus Österreich.

Leben

Jugend

Lucie Englisch, geboren am 8. Februar 1902 in Leesdorf, einer Katastralgemeinde von Baden bei Wien, verlor mit drei Jahren ihren Vater. Viel Vermögen war nach dem plötzlichen Hinscheiden des Familienoberhaupts nicht vorhanden. Das wenige, was da war, schmolz in der Inflation rapid zusammen und wurde schließlich durch die Aufwendungen zur Ausbildung der beiden älteren Schwestern ganz verbraucht. Lucie, die trotz allem die Höhere Töchterschule besuchte, zeigte ein erfreuliches Maltalent, war so gesittet und beliebt, daß man ihr bei Schüleraufführungen immer die Rolle des guten Engels zuteilte, die damals in jedem Theaterstück für Höhere Töchter zu finden war. Sie war ein verträumtes Kind, verstand es vor allem, lyrische Gedichte glänzend zu rezitieren. Sie schrieb so gute Aufsätze, daß sie manchmal vor der versammelten Klasse vorgelesen wurden, und kam dadurch ganz selbstverständlich auf die Idee, Schriftstellerin zu werden.

Sehr schön war sie nicht. Ihre Schwestern waren bedeutend hübscher, und es kam nicht allzu selten vor, daß Bekannte die kleine Lucie fragten: „Wie kommt Mama ausgerechnet zu Ihnen?“ Die kleine Lucie mußte als Jüngste alle häuslichen Sorgen übernehmen. Sie, die Musterschülerin, gab fleißig Nachhilfestunden und trug auf diese Weise dazu bei, den beiden anderen Schwestern das Studium zu erleichtern. Eines Tages traf sie auf der Straße eine Freundin, die ihr stolz erzählte, daß sie als Choristin am Badener Stadttheater 90 Kronen pro Monat verdiene. Für Lucie Englisch gab es nun folgende Überlegung: Die Privatstunden brachten 60 Kronen, am Theater konnte man 90 verdienen. Das war ein Plus von 50 Prozent und deshalb ein Grund, gleich am nächsten Morgen zum Direktor zu gehen und zu versuchen, ein Engagement zu erhalten. Man hatte ihr vorher eindringlichst gesagt, daß eine Anstellung nur in Frage käme, wenn sie ihrem zukünftigen Chef zunächst einmal versicherte, daß sie überhaupt alles könne. Der Theatersekretär, der in jenen Tagen in Baden amtierte, erzählte noch später, daß er das kleine Mädel mit den Hängezöpfen in dem unscheinbaren Kleidchen nur deshalb vorgelassen habe, weil man sich einen Spaß machen wollte.

Der Direktor sah sich also die angehende Jüngerin Thaliens an und begann das Gespräch mit den Worten: „Was willst du denn, Kleines?“ Er blickte halb belustigt, halb mitleidsvoll auf die langen Zöpfe und fragte das Mädelchen, um überhaupt etwas zu fragen, ob sie auch schöne Kleider besitze und singen könne. Lucie, die den guten Rat, zu allem ja zu sagen, vergessen hatte, zuckte auf alle Fragen bedauernd die Achseln und bekam deshalb den Bescheid: „Komm wieder, wenn du größer und älter geworden bist.“ Aber schon am nächste Tag stand sie wieder im Büro des Direktors. Sie setzte es durch, engagiert zu werden, und fragte in einem Augenblick, in dem es der Kapellmeister sehr eilig hatte, ob sie schon am nächsten Abend mit auftreten dürfe. Der gab, weil er die Angelegenheit nicht für wichtig hielt, ohne weiteres die Erlaubnis und sorgte dadurch, ohne daß er es wollte, für ein komisches Intermezzo, über das man auch heute noch in der Theaterwelt, wo man Lucie Englisch kennt, herzlich lacht. Das kleine Mädel wußte nämlich plötzlich abends auf der Bühne nicht mehr, wo es hinsollte, weil es bei keiner Gruppe eingeteilt war. Sie setzte sich also kurz vor dem Finale auf einen Diwan, was an sich nicht wichtig gewesen wäre, wenn nicht ausgerechnet an dieser Stelle der Tenor mit der ersten Soubrette das große Schlußduett hätte absolvieren müssen. Es gab natürlich nach der Vorstellung einen großen Krach und am nächsten Tage ein Singverbot, weil selbst bei den bescheidenen Ansprüchen, die man damals an einen Operettenchor stellte, die Leistungen der kleinen Lucie katastrophal waren. Kurze Zeit darauf erhielt sie in „Bruder Leichtsinn“ ihre erste Sprechrolle. Lucie hatte nur den einen Satz zu sagen: „Sie soll ja nie eine Mutter gehabt haben.“ Aber schon diese wenigen Worte genügten, um ihr einen riesigen Lacherfolg zu sichern. Alle anderen angehenden Schauspielerinnen hätten bei diesen lustigen, aber auch peinlichen Zwischenfällen den Mut verloren. Lucie aber ging in das Direktionsbüro, verlangte und erhielt 20 Kronen Vorschuß, was gleichbedeutend mit einem dauernden Saisonengagement war. Inzwischen hatte sie auch zu ihrer Mutter von ihrer theatralischen Sendung gesprochen. Das war nicht so einfach, weil man in der Familie Englisch im Theaterspielen etwas sah, was gleich hinter Bettelei und Landstreicherei rangieren müßte. Aus den geliehenen Kleidchen und den zu großen Tanzschuhen wurde dann nach und nach eine bescheidene, aber immerhin ausreichende Ausstattung, und so kam es, daß Lucie, als sie nach anderthalb Jahren ein Engagement als erste jugendliche Naive in Eger annahm, bereits über eine Garderobe verfügte, zu deren Transport man schon zwei große Pappkartons benötigte. Als sie sich in Eger auf dem Direktionsbüro vorstellte, wollte man ihr in irgendeinem Lustspiel die Rolle eines Stubenmädchens übertragen. Darauf machte das sechzehnjährige junge Ding einen derartigen Krach im Direktionsbüro, drohte solange mit sofortiger Abreise, bis es eine große Rolle erhielt.

Erste Anfänge

Aber Lucie setzte sich in Eger derart schnell durch, daß sie schon nach kurzer Zeit sogar eine Benefiz-Vorstellung für sich arrangieren durfte, eine Auszeichnung, die damals nur ganz besonders bevorzugten und beliebten Darstellern in der Provinz zugebilligt wurde. Die folgenden Jahre sahen Lucie Englisch bereits als anerkannte Schauspielerin in Marienbad. Der folgende Winter führte sie nach Rumänien, wo sie im Rahmen eines festen Ensembles in Tschernowitz, Bukarest und Kronstadt auftrat. Ihre Partner an diesem Theater waren Alexander Moissi, Paul Wegener, der berühmte Burgschauspieler Albert Heine und viele andere Größen der letzten Jahre. Mit dem berühmten Paul Wegener spielt sie zusammen in „Othello". Eigentlich wollte man für die Desdemona eine bekannte Wiener Darstellerin verpflichten. Aber die war Herrn Wegener zu groß, der um des Bühneneffektes willen grundsätzlich kleine Desdemonas haben wollte.

Er studierte die Rolle mit ihr in zwei oder drei Tagen ein und erzielte für sich und seine Partnerin einen durchschlagenden Erfolg. Aus dem Lucie-Englisch-Repertoire jener Zeit sind noch „Die Gespenster" zu erwähnen und die Mascha in „Der Lebende Leichnam“, Stücke und Rollen, die sie erfolgreich neben Moissi serienweise spielen konnte. Die zunächst auch finanziell erfolgreiche rumänische Periode fand ein trauriges Ende. Der Direktor konnte sein Unternehmen nicht weiter fortführen, und Lucie Englisch stand mitten in der Saison ohne Engagement da. Kurz entschlossen ging sie nach Wien und wurde durch die Liebenswürdigkeit eines Theateragenten zunächst in dem Etablissement „Max und Moritz“ untergebracht, wo sie in nicht allzu große Rollen spielte. Dann fand sie durch glückliche Zufallsfügung Anschluß an das berühmte Theater in der Josefstadt, wo man aber zunächst nicht viel von ihr wissen wollte, weil in diesem „Theater der großen Schauspieler“ eine Tätigkeit bei „Max und Moritz" nicht gerade empfehlend wirkte. Sie benutzte die Zeit, in der sie wenig beschäftigt war, um bei dem berühmten Burgschauspieler Danneger weitere Sprachstudien zu betreiben. Sie spielte zwischendurch eine Hosenrolle in dem damals so erfolgreichen Lustspiel „Schneider Wibbel“ und erhielt eine etwas größere Rolle in dem heute bereits vergessenen Lustspiel „Huschewind". Durch einen Zufall wurde der berühmte Theaterdirektor Jarno auf sie aufmerksam. Sie nahm für einen Monat Urlaub in der Josefstadt und spielte bei Jarno in dem Stück „Das silberne Kaninchen". Sie erzielte in einer beachtlichen Rolle seltenen Erfolg.

Der Film

Natürlich führte das erfolgreiche Gastspiel bei der „Konkurrenz“ zu Schwierigkeiten am Theater in der Josefstadt, die aber schließlich beigelegt wurden. Lucie Englisch wechselte ganz zu Jarno herüber. Anläßlich eines Gastspiels lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, der übrigens bei einer österreichischen Filmfabrik, der Sascha, früher als erfolgreicher Darsteller und Regisseur tätig gewesen war. Die beiden heirateten, und Lucie nahm ein Engagement nach Frankfurt an, wo ihr Gatte am Theater tätig war, damit sie nicht, wie das bei Schauspielerehen so oft vorkommt, monatelang voneinander getrennt waren. Der Film lockte das Künstlerpaar nach Berlin. Vor allem ihr Ehemann glaubte, in der deutschen Kinometropole sehr bald zu Namen und Ansehen zu kommen. Zunächst kümmerte sich aber kein Mensch um das Ehepaar Fuchs-Englisch. Lucie fand bald ein Engagement am Kleinen Theater. Sie wurde für vierzehn Tage an das Zentral-Theater in Berlin verpflichtet und nahm dann, weil sich in der Reichshauptstadt nichts fand, einen Gastspielauftrag nach München an. Im Berliner Lustspielhaus sah man sie damals in dem Theaterstück „Arm wie eine Kirchenmaus“, das mit Lucie Englisch in der Hauptrolle weit über hundert Male in Szene ging.

Später gastiert sie in Wien. Hier erreichte sie ein Brief Carl Froelichs, der sie für eine Rolle in seinem berühmten Tonfilm „Die Nacht gehört uns“ (1929) verpflichten wollte. Sie sagte natürlich mit Freuden zu und war hocherfreut, als man ihr nach dem ersten Aufnahmetag sagte, daß ihre Stimme im Tonfilm besonders gut klang. Leider wurde das erhebende Gefühl, daß jetzt die große Filmkarriere komme, dadurch getrübt, daß sie die Aufnahmen vorzeitig abbrechen mußte, weil im Theater in der Behrenstraße die Proben begannen, zu denen man sie den ganzen Tag benötigte. Sie mußte, weil die Rolle im Film durch ihre Schuld umbesetzt wurde, sogar noch die Kosten für die Kostüme tragen, die eigens für sie angefertigt worden waren, und stellte am Schluß ihres ersten Tonfilmdebüts fest, daß sie 320 RM zugesetzt hatte. Die wenigen Szenen, die mit ihr gedreht wurden, machten in diesen Tagen die Runde durch die Büros der maßgebenden Berliner Filmleute. Erich Pommer ließ Lucie Englisch zu sich bitten und war mit ihr in einer langen Besprechung schon so gut wie einig. Aber sie kam durch die Verhandlungen bei der UFA eine halbe Stunde zu spät zur Probe ins Theater in der Behrenstraße und bekam einen riesigen Anschnauzer von ihrem Regisseur Dr. Zicke, der, temperamentvoll, wie manche Theaterregisseure nun einmal sind, gleich ans Telefon rannte und Erich Pommer mit bitteren Vorwürfen überschüttete. Aus dem UFA-Engagement wurde natürlich nichts. Aber sie fand in dieser Zeit, in der man zwischen Stummfilm und tönendem Bild schwankte, bald Beschäftigung in drei Stummfilmen, nämlich in dem Lustspiel „Zimmer mit Küchenbenutzung“ (1929), in dem Drama „Alimente" (1929) und in dem Schwank „Der Witwenball“ (1930). Ihre Tonfilmfähigkeit konnte sie dann bald in dem Tauber-Film „Das lockende Ziel" erneut und umfassend beweisen. Nach dieser Leistung war das Eis gebrochen. Ein Film reihte sich an den anderen. Es folgte „Komm mit mir zum Rendezvous“ (1930) unter der Regie von Carl Boese.

Dann, unter dem gleichen Regisseur, der Metropol-Film „Kasernenzauber“ und schließlich „Drei Tage Mittelarrest“ (1930), ein Film, der bekanntlich zu den erfolgreichsten Tonfilmwerken aus der Zeit gehörte. Lucie hatte schon Angst, daß man ihr nur Köchinnen oder bessere Dienstboten übertrüge. Sie freute sich über den Erfolg, den sie gerade in diesem Genre hatte, aber sie wußte, daß sie doch eigentlich mehr konnte. Sie spielte wenige Wochen später – unter Richard Oswalds Regie – die Wirtin in Schuberts „Frühlingstraum“.

Englisch drehte einen Militärschlager nach dem anderen, unter anderem den „Schrecken der Garnison“ und „Dienst ist Dienst“ im Rahmen der Althoff-Produktion. Viel beachtet wurde eine kleinere Rolle in der Tonfilmbearbeitung des berühmten Romans „Zwei Menschen“ (1930). Sie erschien bei Messtro in „Der ungetreue Eckehart“ (1931) und teilte sich mit Siegfried Arno den Erfolg des Films „Um eine Nasenlänge“ (1931), der das Milieu des Sechstagerennens festhielt. Ihre Verehrer waren, wie unzählige Briefe beweisen, entzückt über die liebenswürdige und ausgeglichene Leistung in der Verfilmung des bekannten Bühnenstücks „So’n Windhund“ (1931).

Lucie Englischs Grab
Westerbuchberg b. Übersee am Chiemsee

Es folgte wieder ein Lustspiel mit dem populären Titel „Hurra, ein Junge“ (1931) und ein lustiger Militärschwank „Reserve hat Ruh’“ (1931). Die filmische Bearbeitung des berühmten Volksstücks von L’Arronge „Mein Leopold“ führte erneut Beweis, daß mit Köchinnen und Stubenmädchen Lucie Englischs Leistungsfähigkeit noch lange nicht erschöpft war. Man übertrug ihr in „Die Gräfin von Monte Christo“ (1932) eine darstellerisch nicht ganz einfache Rolle und übergab ihr dann eine Salondame in dem Althoff-Film „Aus einer kleinen Residenz“.

Selten konnte sie mit Hauptrollen ihr ganzes künstlerisches Spektrum zeigen, wie 1933 als Annerl Lechleitner in Carl Boeses „Die Unschuld vom Lande“. Ihre Domäne blieben prägnante Nebenfiguren oder „zweite Handlungsträgerinnen“ neben der eigentlichen Heldin bzw. dem Helden, wie beispielsweise als Filmehefrau von Paul Kemp in E.W. Emos „Die verschwundene Frau“ (1937). Dennoch geriet die Schauspielerin mit der übersprudelnden Lebendigkeit ihres Spiels und ihrer liebenswürdigen, drolligen Art bald zum beliebten Star, der Typ „trampelige Perle“ oder komisches Hausfaktotum schien ihr auf den Leib geschrieben zu sein. Tatsächlich jedoch spielte sie eine Rolle nicht nur, sondern „paßte sie auf eine ganz eigene Weise ihrem Naturell an, dem das zu eigen war, was man ein goldenes Herz nennt“, wie die Süddeutsche Zeitung einmal schrieb.

Nachkriegszeit

Auch nach Kriegsende blieb Lucie Englisch eine vielbeschäftigte Leinwanddarstellerin, auch wenn es nicht immer die ganz großen Filme waren, in denen sie besetzt wurde. Herrlich war beispielsweise 1959 ihre ältliche Bürgermeisterstochter Lorle in Hans Deppes Operettenschwank „Schwarzwaldmädel“, an der Seite von Hans Moser glänzte sie in „Herrn Josefs letzte Liebe“ (1959).

Lucie Englisch gehörte neben Stars wie Hans Moser, Theo Lingen, Paul Kemp, Oskar Sima oder Grethe Weiser zu den beliebten Komikern des damaligen Unterhaltungskinos. Nicht immer konnte sie ihr wahres komödiantisches Talent unter Beweis stellen.

Englisch war als ländliche Naive populär, verkörperte den liebenswürdig-komischen, manchmal bajuwarisch-derben Typ, als den wir sie in Erinnerung behalten haben. Der treuherzige Klang ihrer Stimme, ihre komische Begabung und ihr unnachahmlicher Augenaufschlag machten sie berühmt. Sie war die führende junge Komikerin – neben Adele Sandrock als „komischer Alten“ – und pausbäckiger „Prachtkerl“ des Volksstückes.

Tod

Lucie Englisch verstarb während eines Besuchs bei ihrem Sohn am 12. Oktober 1965 mit 63 Jahren in Erlangen an den Folgen eines Leberleidens; ihre letzte Ruhe fand sie auf dem Friedhof Westerbuchberg bei Übersee/Chiemsee. Ihr Ehemann Heinrich Fuchs war vier Jahre zuvor 1961 verstorben; aus der Verbindung stammt ein Sohn, der Kieferchirurg Professor Dr. Peter Fuchs.

Filmographie

Theatrographie (Auswahl) 

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 31, 30. Juli 1933
  2. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 27, 7. Juli 1935