Schmidseder, Ludwig

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Ludwig Schmidseder
Gedenktafel am Geburtshaus von Ludwig Schmidseder in Passau

Ludwig Schmidseder (Lebensrune.png 24. August 1904 in Passau; Todesrune.png 21. Juni 1971 in München) war ein deutscher Komponist, Pianist, Filmschauspieler und Fernsehkoch.

Wirken

Ludwig Schmidseder wurde als Sohn eines Kaufmannes in Passau geboren und zeigte schon in früher Jugend eine besondere Vorliebe für die Musik. Es war für ihn nichts selbstverständlicher, als daß er den Wunsch hatte, diese Neigungen zum Inhalt seines Lebens zu machen. Wie alle jungen Leute mit künstlerischer Neigung und lebendiger Phantasie hatte auch er den Beruf des Künstlers für den einzig erstrebenswerten gehalten, und wie die meisten jungen Leute, so stieß auch Ludwig Schmidseder auf den Widerstand des Vaters. Vielleicht hatte es Augenblicke gegeben, in denen er den unerbittlichen Widerstand seines Vaters als ungerecht empfand und ihm im geheimen ein ungenügendes Verständnis für seine besonderen Anlagen und seine hohen Ziele vorwarf. Er hatte im Verlauf seines Lebens die unbedingte Gültigkeit des väterlichen Standpunktes erkennen müssen, der ja nicht aus einer kritiklosen oder oberflächlichen Verurteilung der Wünsche seines Sohnes entsprang, sondern von dem besten Willen diktiert war, das Kind vor späteren schweren Enttäuschungen zu bewahren...

Ludwig Schmidseder hatte also dem Willen seines Vaters gemäß die kaufmännische Lehre eines Bankbeamten durchgemacht und zu Ende geführt. Nebenbei durfte er selbstverständlich seinen Neigungen nachgehen und hatte bei Professor Kellner vom Konservatorium München studiert. Nach dem Ableben seines Vaters faßte Schmidseder den kühnen Entschluß, nach Südamerika zu gehen, um dort zunächst innerhalb seiner kaufmännischen Tätigkeit ein Weiterkommen zu finden. Er hatte diesen Entschluß auch durchgeführt und war mit einer für etwa acht Wochen ausreichenden Summe über das große Wasser gefahren. Aber so farbenfreudig und wunderbar, wie er das Leben dort zu finden gehofft hatte, war es nun nicht. Es hatte nämlich niemand auf Herrn Schmidseder aus Passau gewartet und ihn als den kommenden großen Kaufmann oder gar als den zukünftigen Künstler mit offenen Armen willkommen geheißen. Ganz im Gegenteil, er fand keine Beschäftigung. Die aus der Heimat mitgenommene Summe war in zwei Tagen ausgegeben. Das dortige Klima machte ihm viel zu schaffen, die dortige Sprache war ihm nicht bekannt. Er sprang von seinem kaufmännischen Beruf ab und wollte zur ausübenden Musik übergehen. Aber auch damit war es nichts. Und weil der Mensch essen muß, und weil Schmidseder mit allen Mitteln das Ziel erreichen wollte und weil ihm schließlich auch gar nichts anderes übrigblieb, hatte er in einer Brauerei angefangen, Flaschen zu spülen. Das war nun keine leichte Arbeit und das wurde auch nicht großartig bezahlt, aber Schmidseder konnte sich wenigstens auf diese Weise über Wasser halten. Er kam noch lange nicht zur Musik. Er hatte dann bei Ford etwas mehr verdient, und erst nach einer ganzen Weile gelang ihm ein Übergang: in einer kleinen deutschen Gaststätte hatte er abends zur Unterhaltung der Gäste Klavier gespielt. Das war nun wirklich keine künstlerische Tätigkeit, das hatte ihn auch nicht befriedigt und war außerdem sehr anstrengend. Denn mit dem Musizieren allein begnügte sich sein Wirt nicht, und dafür allein hätte er ihn auch nicht engagiert. Schmiciseder mußte vielmehr tagsüber für die Reinigung des Lokales sorgen und in der Küche mithelfen.

Aber dann kam der erste großere Sprung. Er gründete mit einem Geiger und einem Cellisten ein Trio und hatte, wie man so sagt, das Glück gehabt, einen Vertrag zum brasilianischen Staatslloyd zu bekommen. Er musizierte mit seinem Trio in der ersten Klasse der Luxusschiffe des Lloyds und hatte drei Jahre hindurch auf diesen Schiffen interessante und schöne Reisen zum Amazonenstrom, ganz nach Süden und dann wieder bis herauf nach Nordamerika gemacht. Aber eines schönen Tages mußte ihn wohl das Heimweh gepackt haben. Er ging 1929 zurück nach Hamburg, und nun hatte ihn die Heimat nicht wieder losgelassen. Er fuhr zuerst nach Hause und versuchte in Deutschland Fuß zu fassen. Das war, nun auch nicht so einfach, und er sah ein, daß er wieder ganz von vorn anfangen müsse. Kurz entschlossen fuhr er eines Tages nach Berlin, um hier zu versuchen, etwas zu erreichen. Schmidseder hatte schon immer kleine Kompositionen verfaßt und wollte nun in der Hauptstadt des Reiches einen Verleger für seine Lieder und Musikstücke finden. Der Anfang und die Entwicklung in Berlin war nach seinen eigenen Worten mindestens so schwer wie in Südamerika. Er hatte manche Wochen nicht gewußt, wie er wieder auf die Beine kommen sollte, er war von Musikverleger zu Musikverleger gelaufen, aber niemand nahm auch nur Notiz von ihm. Schließlich hatte er als Barpianist begonnen und war auch als solcher bekannt geworden.

Nach einer langen Zeit der Entbehrung und eines fast verzweifelten Sich–Abplagens war dann der Ufaton-Verlag der erste, der Kompositionen von ihm erworben und gedruckt hatte. Schmidseder hatte zuerst für einen Film nur ein Lied komponiert, und zwar das Trinklied „Was wäre die Welt ohne Liebe und Wein“.

Seine Energie und seine unablässiges Bemühen hatten schließlich auch zum Erfolg geführt. Man setzte Vertrauen in sein Könnertum, und die UFA beauftragte ihn mit der Komposition der Musik zu dem Film „Heideschulmeister Uwe Karsten“. Anschließend komponierte er die Musik für den Olympiade-Film der Reichsbahnzentrale für den deutschen Reiseverkehr (R.D.V.). Aber auch die Musik zu dem Film „Heideschulmeister Uwe Karsten“ hatte ihm zunächst nicht all zuviel weitergeholfen. Er hatte sich freilich durchsetzen können und war auch anerkannt worden, aber es dauerte eine ganze Zeit, bis er schließlich seinen zweiten Filmauftrag erhielt. Die Filmindustrie, die im großn und ganzen nur allzuleicht geneigt war, den Künstler in ein bestimmtes Leistungsschema einzureihen, hielt ihn wohl für fähig, ernste Musik zu komponieren, traute ihm aber irgendwelche anderen Leistungen nicht zu.

Schmidseder hatte sich darum mit Absicht eine ganze Weile hindurch um keine neuen Filme bemüht, sondern wollte durch die Tat beweisen, daß er auch imstande wäre, leichte und spritzige Musikstücke zu schreiben. Er warf sich also ganz auf den Einzelschlager und konnte auf diesem Gebiet nach verhältnismäßig kurzer Zeit auch schon Erfolge erzielen. Eine seiner bekanntesten Kompositionen war der auch in anderen Ländern verlegte Schlager „Gitarren., spielt auf!“. Weitere Erfolge waren der Foxtrott „Kommen Sie morgen wieder“, der Tango „Kennst du die Liebe?“, der langsame Walzer „Lebwohl, – mein kleines Prinzeßchen“ u. a. m.

Sein Vorgehen erwies sich als richtig. Schmidseder erreichte, was er mit dieser weisen Beschränkung auf die Kompositionen von Schlagern beabsichtigt hatte. Und wieder war es die UFA, die ihm nunmehr die Musik für ihren Lustspielfilm „Hilde Petersen postlagernd“ anvertraute. Die musikalischen Hauptnummern dieses Films waren der Foxtrott „„Weiß man denn wirklich, was Glück ist?“ und der im Film teils als Tango und teils als Carioca gebrachte Schlager „Eine Nacht auf Java“.[1]

Seit 1935 wirkte er ganz als freischaffender Komponist, unter anderem auch für das Berliner Metropol–Theater. Er wurde durch seine Operetten und mehr als 500 Lieder, von denen manche echte Schlager wurden, sowie als Komponist von Filmmusik weitum bekannt. Am 15. Januar 1937 heiratete er in Berlin-Wilmersdorf Olga Bengelsdorff, eine katholische Reichsdeutsche aus Kopenhagen. Am 8. November 1938 wurde Schmidseders Sohn Michael geboren und katholisch getauft.

Immer wieder würdigte die Donau–Zeitung seine Erfolge. Schmidseders Operette „Heimkehr nach Mittenwald“ wurde am 7. Dezember 1942 auch in Passau in der Nibelungenhalle in Anwesenheit des Komponisten aufgeführt. Im Sommer 1943 verließ er mit seiner Familie Berlin und zog nach Gmunden am Traunsee, wo er bis 1948 lebte.

Nach Kriegsende wurde Schmidseder von der Regierungsbehörde in Gmunden als minder belastet eingestuft. Schmidseder erhob dagegen Einspruch und behauptete, ab 1937 keine Mitgliedsbeiträge mehr gezahlt zu haben. Sein Berufsverbot wurde bereits am 15. Dezember 1945 wieder aufgehoben. Er komponierte nicht nur weiter Musik und Filmmusiken, sondern trat nun auch in Spielfilmen auf. Ab 1949 lebte er in Wien, ab 1951 meist in München. Nach der Scheidung von seiner ersten Frau 1948 heiratete er 1952 die Wienerin Lieselotte Carl, eine Tochter des bekannten Filmkomikers Rudolf Carl. Als vielseitig interessierter, leibesfülliger und lebensfreudiger Hobbykoch wurde er Ende der 1950er Jahre Fernsehkoch des Bayerischen Rundfunks (BR) und damit einem breiteren Publikum bekannt. Natürlich verfasste er auch Bücher mit Kochrezepten.

1970 stellte sich bei Schmidseder eine zunehmende Ertaubung ein. 1971 kam er in die Oberbayerische Kreisirrenanstalt Haar, am 21. Juni 1971 wurde sein Tod im Standesamt Haar beurkundet. Die Urnenbestattung fand am 6. Juli 1971 im Familiengrab auf dem Passauer Hochfriedhof statt. 2012 wurde die Grabstätte aufgelassen und der Grabstein entfernt.

Die Ludwig-Schmidseder-Straße in Reisach (Heining), eine Abzweigung von der Anrichterstraße und eine Gedenktafel an seinem Geburtshaus Wittgasse 10 erinnern an den Passauer Komponisten der leichten Muse.

Werke (Auswahl)

Filmographie

Komponist
Darsteller
  • 1949: Kleiner Schwindel am Wolfgangsee
  • 1950: Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd’
  • 1950: Seitensprünge im Schnee
  • 1950: Achtung! Hochspannung!
  • 1951: Czardas der Herzen
  • 1951: Eva erbt das Paradies
  • 1951: Die Dame in Schwarz
  • 1951: In München steht ein Hofbräuhaus
  • 1952: Ich hab’ mich so an Dich gewöhnt
  • 1952: Die Wirtin von Maria Wörth
  • 1954: Die Perle von Tokay
  • 1954: Sonne über der Adria
  • 1955: Die Wirtin an der Lahn
  • 1956: Manöverball
  • 1957: Das Schloss in Tirol
  • 1960: Wir bieten an
  • 1962: Hotel Victoria (Fernsehserie)
  • 1967: Hulla di Bulla

Operetten

  • 1937 – Viola
  • 1938 – Melodie der Nacht
  • 1939 – Die oder Keine! (Uraufgeführt am 20. März 1939 im Berliner Metropol-Theater)
  • 1940 – Frauen im Metropol (Uraufgeführt am 27. September 1940 im Berliner Metropol-Theater)
alle vier jeweils mit einem Libretto von Günther Schwenn

Schlager

  • Addio Venezia!, Tango
  • An deinem Herzen ist meine Heimat (aus: „Heimkehr nach Mittenwald“)
  • Bambo von Bosambo (aus Kleiner Schwindel am Wolfgangsee, 1949)
  • Das ist das Schöne an einem Tango, Tango
  • Die Lilly aus Bajanga (aus: „Die oder Keine!“, 1939)
  • Die Tante Emilie, Foxtrott moderato (aus Die kluge Schwiegermutter, 1939)
  • Du bist alles für mich, süße kleine Mary, Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“, 1938)
  • Eine Dame aus St. Pölten (Text: Erich Meder)
  • Ein kleines weißes Haus, Foxtrott (aus Die kluge Schwiegermutter, 1939)
  • Erzähl mir keine Märchen, Tango
  • Es gibt so süße Mädels, Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Es ist unmöglich, von mir nicht gefesselt zu sein, Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Es muss Sommer sein, Tango
  • Es wär so schön, wenn wir heut’ bummeln geh’n!, schneller Foxtrott (aus: „Die oder Keine!“, 1939)
  • Franzl, ich hab einen Auftrag für dich, Wienerlied
  • Gitarren spielt auf! Tango (Schmidseders erster großer Erfolg von 1934; Text: Ralph Maria Siegel)
  • Heute Abend bin ich frei!, Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“, 1940)
  • Himmlischer Walzer (aus Der himmlische Walzer, 1948)
  • I’ hab’ die schönen Maderl’n net erfunden, Wienerlied (Text: Theo Prosel, 1937)
  • Ich dachte, Sie sind frei, Fräulein?, Tango (aus: „Die oder Keine!“)
  • Ich finde alle Frauen schön, Foxtrott (aus: „Die oder Keine!“)
  • Ich gib mei Uhr zur Reparatur, Wienerlied
  • Ich träume von Liebe, Tango (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Ich trink’ den Wein nicht gern allein, Wienerlied (aus: „Die oder Keine!“)
  • Ich suche einen Mann, Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Ich wollt, ich hätt im Wirtshaus gleich mein Bett, Wienerlied
  • Jeder Mensch hat heut’ Butter auf dem Kopf (Lied)
  • Je später der Abend, um so schöner die Gäste!, Slowfox (aus Die kluge Schwiegermutter, 1939)
  • Komm’ doch in meine Arme, Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Komm’ fahr mit mir auf dem Ringelspiel (aus: „Linzer Torte“)
  • Linzer Torte, Walzer (aus: „Linzer Torte“)
  • Luana, Ich seh’ dieselben Sterne wie Du, Tango (1934)
  • Manchmal kommt es über einen, Foxtrott (aus: „Abschiedswalzer“)
  • Meine süße kleine Freundin, Foxtrott
  • Mein Muatterl und ich (aus: „Linzer Torte“)
  • Nach jedem Abschied gibt’s ein Wiederseh’n, Lied (1941)
  • Reserl, bring mir noch a Maß!, Trinklied
  • Rosen will ich auf deinen Weg dir streun, Lied (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Schäumender Sekt (– reizende Frau'n), schneller Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Schön ist die Welt, schneller Foxtrott (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Tango Marina (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Tanz mit mir einen Walzer (aus: „Abschiedswalzer“)
  • Was ein Zigeuner fühlt, Tango (aus: „Melodie der Nacht“)
  • Was macht ein Mann nicht alles, langsamer Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Wenn du von Wien nach München fährst, Walzer (aus: „Die oder Keine!“)
  • Wenn man ’neinkommt in’ Himmel, Wienerlied (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Wir sind füreinander geboren, Tango (aus: „Frauen im Metropol“)
  • Wir tanzen durch’s Leben!, schneller Foxtrott (aus: „Frauen im Metropol“)

Fußnoten

  1. Filmwelt – Das Film- und Foto-Magazin, Nr. 43, 27. Oktober 1935