Müller, Karl (1775)

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Karl Christian Müller (Lebensrune.png 13. April 1775 in Klebitz bei Wittenberg; Todesrune.png 3. Februar 1847 in Berlin) war ein deutscher Offizier, Sprachschützer, Publizist, Diplomat und Freiheitskämpfer gegen die französische Besatzung. Als Verfasser des „Allgemeinen Verteutschwörterbuchs der Kriegssprache“ hatte er den Vorschlag gemacht, die deutschen Länderteile nach den Flüssen neu zu benennen. Er wendet sich darin gegen ausländische Worte in der Kriegssprache. Dr. phil. Müller behandelt in seinem Buch „nur die Kriegssprache; nicht den Krieg und nicht die Sprache überhaupt“. Im Oktober 1815 erschien seine Schrift „Deutschlands Naturgrenzen gegen Frankreich“, worin er für die Wiedergewinnung von Elsaß und Lothringen auftrat. Schon vorher hatte er in der Schrift „Unsere Denkmale in Paris“ die Wiederauslieferung der von den Franzosen aus Deutschland entführten Denkmäler verlangt.

Leben

Nach Studium der Theologie zu Wittenberg war er ab 1802 Hauslehrer in Leipzig und lebte seit 1809 in Berlin. Hier entwarf er strategische Pläne und kriegerische Anordnungen, welche jedoch durch Napoleons Siege über Österreich vereitelt wurden. Er kämpfte politisch gegen die napoleonische Fremdherrschaft und entwarf Pläne für einen Aufstand. 1810 trat er in Verbindung mit dem Minister August von Hardenberg und übernahm die schwierigsten Aufgaben und Missionen zum Verderben der Franzosen. 1811 wurde er in preußischem Auftrag zu Karl Freiherr vom Stein und zum Kurfürsten von Hessen nach Prag gesandt. 1812 ging er nach Schlesien und trat mit den Russen in geheime Verbindung. Er verfaßte den Aufruf Kutusows von Kalisch an die Deutschen. Als die russisch-preußischen Truppen in Sachsen vorrückten, folgte er dem Minister Stein nach Dresden, um bei der Verwaltung des Landes mitzuwirken und warb Freischaren für die Lützower und andere. In Leipzig wurde er von der französischen Besatzerpolizei verhaftet, doch gelang ihm die Flucht nach Berlin, wo er 1813 von Freiherr von Hardenberg zur Vorbereitung des Bündnisses gegen Frankreich ins russische Hauptquartier entsandt wurde. Er war Legationshauptmann, Gouvernements-Kommissar für die Niederlausitz und begleitete den Minister von Hardenberg auf den Wiener Kongreß und verfocht die Sache Preußens. Nach der vom Wiener Kongreß ausgesprochenen Teilung Sachsens war er bei der Grenzregulierung tätig. Er leitete unter Stägmanns Namen eine Zeitlang die Herausgabe der „Preußischen Staatszeitung“ und war Redakteur und Leiter der „Berliner Staatszeitung“, Preußischer Geheimer Hofrat im Statistischen Amt und Vorsitzender der Deutschen Sprachgesellschaft zu Berlin und wurde 1817 Hofrat, später Geheimer Hofrat und ab dem 31. Januar 1847 Geheimrat in Berlin.

Neue Deutsche Biographie

Zunächst privat unterrichtet, besuchte M. vom 12. Lebensjahr an die Fürstenschule zu Meißen und studierte 1793-97 in Wittenberg Theologie. Seine erste Anstellung fand er als Hauslehrer bei der Baronin v. Flemming auf Falkenhain. Seit 1802 betreute er das Studium zweier Söhne des sächs. Oberkammerherrn und späteren Ministers Karl Gf. Bose an der Univ. Leipzig, befaßte sich dort auch selbst mit Mathematik, Geographie, Staats-, Rechts- und Militärwissenschaften und promovierte 1806 in Wittenberg zum Dr. phil. Schon in Leipzig hatte M. sich offen für die preuß. Offiziere eingesetzt, die infolge des Tilsiter Friedens entlassen worden waren, und war Mitglied des „Tugendbundes“ geworden, über den er in Beziehung zu Vertretern der preuß. „Patriotenpartei“ getreten sein dürfte. Unmittelbar nach dem Ausscheiden aus dem Dienst Boses begab er sich im Mai 1809 nach Berlin, wo er zunächst, während des österr.österreichisch-franz.französisch Krieges, Strategieentwürfe für Preußen ausarbeitete, aufgrund seiner praktisch-organisatorischen Fähigkeiten, seines Einsatzwillens und Mutes aber bald für logistische Insurrektionsvorbereitungen, die Bespitzelung der militärischen Infrastruktur der Franzosen und die Durchführung von Geheimmissionen – u. a. zu Stein und dem Kurfürsten von Hessen in Prag, nach Wien, zu Blücher in Schlesien – herangezogen und so zu einer der tragenden Säulen des unter den Auspizien Justus v. Gruners errichteten preuß. Agentennetzes wurde. Nach Festnahme in Leipzig und geglückter Befreiung nahm man ihn von Oktober 1811 bis zum Februar 1812 in preuß. Schutzhaft, um ein franz. Auslieferungsbegehren zu unterlaufen. Als Gruner im Prager Exil das gleiche Schicksal widerfuhr, übernahm M. für kurze Zeit dessen Aufgaben. Im Frühjahr 1813 beteiligte er sich an den preuß.-russ. Bündnisverhandlungen in Kalisch und verfaßte dort möglicherweise den Text der Märzproklamation Feldmarschall Kutusows. Zwischenzeitlich hatte sich M. in Schlesien einem Streifkorps angeschlossen, wurde dann aber von Stein in den Verwaltungsrat berufen und dem Generalgouverneur für die sächs. Herzogtümer sowie die schwarzburg. und reuß. Besitzungen, Gf. Reisach, als Assistent zugeteilt. Weil diese Gebiete damals größtenteils unter der Kontrolle der franz. Truppen blieben, waren einer preuß. Verwaltung jedoch enge Grenzen gesetzt. Anfang Mai war M. in Blüchers Hauptquartier in Altenburg und dort u. a. für die Anwerbung Freiwilliger und die Aufstellung des Landsturms zuständig. Der Rückzug der preuß.-russ. Truppen hinter die Oder brachte ihn wiederum in die Nähe Steins, in das Hauptquartier der Verbündeten in Reichenbach. Nach seiner Teilnahme an Feldzügen der Nordarmee übte M. im Herbst das Amt des Gouvernementskommissars für die Niederlausitz aus. Gleichzeitig trat er publizistisch hervor, indem er das zeitgenössische Kriegsgeschehen kommentierte und patriotisch-propagandistische Schriften und Zeitungsbeiträge veröffentlichte (u. a. über die Zukunft Sachsens, die Rückgewinnung des Elsaß und die Rückführung geraubter deutscher Kulturgüter aus Frankreich). Mit seinem umfangreichen „Allgemeinen Verteutschwörterbuch der Kriegssprache“ (1814) zielte er auf die Germanisierung der franz. geprägten Militärterminologie ab. Nachdem M. Anfang 1814 in Dresden dem russ. Generalgouverneur von Sachsen, Fürst Repnin, zur Seite gestanden hatte, war er als Mitarbeiter Hardenbergs auf dem Wiener Kongreß u. a. für Fragen der preuß.-sächs. und preuß.-poln. Grenzziehung zuständig. Infolge eines unverschuldeten Kriegsgerichtsverfahrens, aber auch, weil Hardenberg ihm eine Anstellung im preuß. Staatsdienst in Aussicht gestellt hatte, reichte M., der zuletzt Leutnant im Infanterie-Rgt. Nr. 25 (dem vormaligen Lützower Freikorps) war, seinen Abschied vom Militär ein. Er mußte sich vorübergehend mit Hilfsdiensten für Stägemann und Rother begnügen, erhielt dann aber 1817 den Hofratstitel, später auch den eines Geheimen Hofrats. Damit verbunden war eine feste, im Verhältnis zu seinem vorherigen Status als „halbdiplomatischer Rundläufer“ (E. M. Arndt) allerdings eher subalterne Anstellung im Statistischen Büro. Unter Stägemann war er auch Redakteur der Preuß. Staatszeitung. Seine patriotischen Ambitionen verlagerte M. allmählich in unpolitische, kulturell-literarische Bereiche. Er veröffentlichte zwei Bände mit selbstverfaßten neulat. Liedern zur Reformationsfeier 1817 und Hymnen auf die politischen und militärischen Hauptakteure der Befreiungskriege und war Mitgründer der Deutschen Sprachgesellschaft, 12 Jahre auch deren Vorstand. An der weiteren Entwicklung der deutschen Nationalbewegung nahm er keinen inneren Anteil mehr, da sich deren Ziele nicht mit seinem staatsaffirmativen Patriotismus vereinbaren ließen.[1]

Werke (Auswahl)

  • Ansicht von der Völkerschlacht bei Leipzig, 1813
  • Allgemeines Verteutschwörterbuch der Kriegssprache – Ein Versuch, Leipzig 1814
  • Über Dijon nach Paris, 1814
  • Graf Reisach in Verhaft, 1814
  • Aufruf an die Teutschen (März 1813)
  • Denkschrift (Juni 1813)
  • Errichtung einer sächsischen Legion (September 1813)
  • Kriegsberichte in teutschem Gewande (Oktober 1813)
  • Unsere Denkmale in Paris (1815)
  • Teutschlands Naturgränze gegen Frankreich (Oktober 1815)
  • Rückblick auf Teutschland (1815)
  • Blick auf eine der Schlachten neuerer Zeit (1817)
  • Neulateinische Gedichte (1817-1825)

Literatur

Fußnoten

  1. Müller, Karl, in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 434 f.