Magnago, Silvius

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Silvius Magnago (1914–2010)

Silvius Magnago (Lebensrune.png 5. Februar 1914 in Meran, Österreich; Todesrune.png 25. Mai 2010 in Bozen, Südtirol) war ein deutscher Jurist und Politiker.[1] Als langjährigem Landeshauptmann verdankt ihm Südtirol seine erst 1992 abgesicherte Autonomie.

Leben

Herkunft

Silvius (ursprünglich Silvio, später von Magnago latinisiert) Magnago wurde am 5. Februar 1914 in Meran geboren, das damals noch zum Teil Österreich von Österreich-Ungarn gehörte, und wuchs auch dort auf. Sein Vater Silvius Magnago sen., k.k. Oberlandesgerichtsrat in Meran, war Trientiner, seine Mutter Helene, geborene Redler, deutschsprachige Südtirolerin, die aus Vorarlberg stammte. In seinem Vaterhaus in Meran wurde deutsch gesprochen. Als Südtirol nach dem Ersten Weltkrieg von Österreich abgetrennt und gegen den Willen der Bevölkerung Italien einverleibt wurde, erhielt Magnago noch als Kind die italienische Staatsbürgerschaft. Unter der faschistischen Regierung erlebte er mit, wie systematisch Italiener in seiner Heimat angesiedelt wurden.[2]

Ausbildung

Nach der Matura studierte Silvius Magnago in Bologna Rechts- und Staatswissenschaften und promovierte zum Dr. jur. 1936 wurde er zum Militärdienst einberufen und absolvierte die Reserveoffiziersschule, die er im Rang eines Leutnants verließ.[2]

Wirken

Nach dem Abkommen Hitlers mit Mussolini im Juni 1939, das Südtirol vorerst den Italienern überantwortete, optierte Silvius Magnago für Deutschland. 1943 wurde er zur Wehrmacht einberufen und an der Ostfront schwer verwundet. Als Gebirgsjägerleutnant in der deutschen Wehrmacht verlor er im Kaukasus das linke Bein. Aus Niederösterreich, wo er zuletzt wohnte, floh er vor der Roten Armee nach Südtirol und erhielt nach dem Krieg wieder die italienische Staatsbürgerschaft. Einige Zeit brachte er sich mit Übersetzungen durch, dann wurde er zum Leiter des Amtes für Nachkriegsfürsorge in Bozen ernannt. Später war er Sparkassenbeamter.[2]

1945 trat Magnago der Südtiroler Volkspartei (SVP) bei und wurde 1948 Vizebürgermeister der Stadt Bozen. 1949 kandidierte er bei den Regionalratswahlen für die SVP und wurde zum Präsidenten des Provinzialrates der Provinz Bozen und zum Vizepräsidenten des Regionalrates der Region Süd- und Welschtirol gewählt. 1951 wurde er gemäß dem ersten Autonomiestatut von 1948 Präsident des Regionalrates. Damit stand erstmals ein Südtiroler einem Gremium vor, in dem die Italiener eine Zweidrittelmehrheit besaßen.

Im Mai 1957 wurde Magnago als Nachfolger Toni Ebners zum neuen Vorsitzenden der SVP gewählt und in der Folge in diesem Amt immer wieder bestätigt. Unter seiner Leitung verstärkte die Partei ihren Widerstand gegen die Einwanderung weiterer italienischer Arbeiter in Südtirol und den Kampf um die Autonomie der mit Trient zusammengekoppelten Provinz Bozen. Im November 1957 verkündete Magnago während einer Großkundgebung in Sigmundskron, auf der er die Parole „Los von Trient“ ausgab, ein Aktionsprogramm. Nach Ansicht der Südtiroler und Österreichs entsprach der Einbau der Provinz Bozen in eine Region, in der die deutsche Volksgruppe damals nur etwa ein Drittel der Einwohner ausmachte, nicht dem Sinn des „de-Gasperi-Gruber-Vertrags“. 1960 trat Magnago als Präsident des Regionalrats zurück und wurde am 2. Januar 1961 zum Landeshauptmann gewählt.[2]

1960 und 1961 brachte die Schutzmacht Österreich den Südtirol-Konflikt auch vor die Vereinten Nationen. Im Mai 1964 trafen sich der italienische und der österreichische Außenminister in Genf und einigten sich auf die Einsetzung einer bilateralen Expertenkommission für die Ausarbeitung eines neuen Autonomiestatuts, was Italien zuvor abgelehnt hatte. Im Februar 1965 wurde Magnago vom Bozener Provinziallandtag zum Vorsitzenden einer Mitte-Links-Regierung (SVP, DC und Sozialdemokraten) gewählt. Im September 1966 stimmte die um Magnago gescharte Mehrheit der SVP-Exekutive dem sogenannten „Südtirolpaket“ mit Angeboten der italienischen Regierung bezüglich Verbesserungen der Autonomie der Provinz Bozen im Prinzip zu. Ein gutes Drittel des Paketinhalts, dem schließlich im November 1969 mit halber Überzeugung und einem knappen Abstimmungsergebnis von der SVP-Landesversammlung der Segen erteilt wurde, war dem Verhandlungsgeschick Magnagos zu verdanken. Auf jeden Fall brachte das Autonomiestatut von 1972 gegenüber dem von 1948 eine Reihe von Fortschritten im Sinne Magnagos.[2] 1976 rehabilitierte er die Südtirol-Attentäter.

Bei der Wahl vom November 1973, bei der sich erstmals auch zwei deutsche Splitterparteien plazieren konnten, errang die SVP unter Magnagos Führung 20 von 34 Mandaten. Einen seiner größten Erfolge errang Silvius Magnago bei den Landtagswahlen vom November 1978, als die SVP mit landesweit 61,2 % der abgegebenen Stimmen (21 Sitze) zum ersten Mal auch stärkste Partei in der Landeshauptstadt Bozen wurde.

Anfang der 1980er Jahre konnte Silvius Magnago seinen Kritikern eine weithin anerkannte Erfolgsbilanz vorhalten: Südtirol hatte durch das Autonomiestatut die primäre Gesetzgebungsbefugnis auf 29 Sachgebieten und die sekundäre in elf weiteren Bereichen erhalten. Es hat sich u. a. das ethnische Proporzsystem bei der Neubesetzung der Staatsstellen erkämpft, eine weitgehende Schulautonomie erreicht und sich vom italienischen Staat pro Kopf der Bevölkerung mehr Finanzzuschüsse als jede andere Region und Provinz gesichert. Die Rechte der deutschen Volksgruppe sind inzwischen so abgesichert, daß sich heute schon die Italiener als unterprivilegierte Minderheit in Südtirol fühlen (1988 waren von den rund 430.000 Bewohnern der Provinz Bozen mehr als 70 % – einschließlich der kleinen, nur 4,2 % zählenden Volksgruppe der Ladiner – Deutschsprachige, nur noch 29 % Italiener). Dessenungeachtet arbeitete Magnago weiter an Verbesserungen und Detailergänzungen des Autonomiestatutes und dessen auch formaler Verwirklichung.[2]

Mit einem eindringlichen Appell an die Geschlossenheit aller Südtiroler hatte Magnago kurz vor den Landtagswahlen vom 20. November 1983 – die SVP konnte trotz leichter Stimmenverluste mit 59,5 % einen Sitz mehr (22) erringen – gebeten, ihn und seine Paketpolitik angesichts der neuen Zentralisierungsbestrebungen Roms nicht im Stich zu lassen. 95 % der Delegierten bestätigten auf dem SVP-Parteitag im Dezember 1983 erneut den Kurs ihres Vorsitzenden. Obwohl glanzvoll als Obmann wiedergewählt, sah sich Magnago in der Folge nicht nur zunehmend mit radikalen Gruppen innerhalb der deutschen Minderheit konfrontiert – so der „Heimatbund“, der Selbstbestimmung für einen Freistaat Südtirol fordert und bei der Landtagswahl 1983 ein Mandat errang –, sondern stand auch im Kampf um die sprachliche Gleichberechtigung der Minderheit vor Gericht, bei der Polizei und in der Verwaltung vor einer neuen schwierigen Etappe. Obwohl sich die zuständige Expertenkommission schon im Mai 1983 auf eine Lösung geeinigt und eine Regierungsvorlage erstellt hatte, schleppten sich die Verhandlungen über die Durchführungsbestimmungen zwischen Rom und Bozen weiter hin. Bombenattentate rechtsradikaler Gruppen erschwerten die Verhandlungen. Obwohl bis Ende 1988 die 136 Einzelregelungen des Autonomiepakets noch immer nicht „verschnürt“ waren, sah sich Magnago zu diesem Zeitpunkt doch weitgehend am Ziel seiner vieljährigen politischen Bemühungen. Schon einige Monate zuvor hatte er nach weiteren Verhandlungsfortschritten dafür plädiert, den Südtirol-Konflikt offiziell für beigelegt zu erklären.[2]

Bei den Landtagswahlen im Oktober 1988 war Silvius Magnago auf eigenen Wunsch nicht mehr Spitzenkandidat seiner Partei. Im März 1989 übergab er sein Amt als Landeshauptmann an seinen Nachfolger Luis Durnwalder. Im Mai 1991 stellte er schließlich auch sein Amt als SVP-Obmann zur Verfügung. Nachfolger wurde der Rechtsprofessor und Senator Roland Riz. Stellvertretend für seine Regierung äußerte der österreichische Außenminister Alois Mock anläßlich der Amtsübergabe die Absicht, Magnago für den Friedensnobelpreis vorzuschlagen.[3]

Bis 1992 blieb er jedoch Obmann der SVP, ein Amt, das er 34 Jahre lang innegehabt hatte. Von 1989 bis 1994 war Silvius Magnago Mitglied jener Kommissionen, die mit Rom die Durchführungsbestimmungen zum neuen Autonomiestatut verhandelten. Er war auch einer der Vordenker des Europas der Regionen. Wegen seiner fortgeschrittenen Parkinsonerkrankung zeigte er sich in den letzten Jahren nur mehr selten in der Öffentlichkeit, lebte aber weiterhin in der Altstadt von Bozen. 2003 wurde er zum Witwer, als seine Frau Sophia starb. Am 21. Mai 2010 stürzte Magnago aus seinem Rollstuhl, brach sich das Schlüsselbein und wurde ins Bozener Spital eingeliefert, wo er am 25. Mai 2010 verstarb.[4][5]

Auszeichnungen

Magnago war Träger hoher Auszeichnungen, unter anderem der Länder Tirol, Kärnten, Steiermark, Bayern, der Bundesrepublik Deutschland und der Universität Innsbruck, sowie Ehrenbürger zahlreicher Gemeinden und Ehrenmitglied vieler Vereine (z.B. verschiedener Sportschützenvereine).

Familie

Silvius Magnago war seit 1943 mit Anna-Sofia, geb. Cornelissen, verheiratet. Sie ist verschiedentlich als Sprecherin am Bozener Rundfunk hervorgetreten.

Literatur

  • Gottfried Solderer (Hg.): Silvius Magnago. Eine Biographie Südtirols, 1996
  • Hans Karl Peterlini: Silvius Magnago. Das Vermächtnis. Bekenntnisse einer politischen Legende. Edition Raetia, Bozen 2007, ISBN 978-88-7283-300-1

Verweise

Fußnoten

  1. Internationales Biographisches Archiv 38/1991 vom 9. September 1991
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 Munzinger-Archiv GmbH, 1991
  3. suedtirolnews.it, 25. Mai 2010: Silvius Magnago – „Vater der Autonomie“ ist tot – Rückblick
  4. OTS.at: „Alt-LH Magnago hat eine Epoche Südtirols geprägt“ - Aussendung des Vorarlberger Landeshauptmanns Herbert Sausgruber vom 25. Mai 2010
  5. Österreich Journal: Südtirols Alt-LH Sivlio Magnago ist tot (25. Mai 2010)