Marienkirche (Frankfurt an der Oder)

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Marienkirche 1900 auf einer Ansichtskarte

Die St. Marienkirche in Frankfurt (Oder) ist die ehemalige Hauptpfarrkirche der Stadt; sie wurde in über 250 Jahren mittelalterlicher Bautätigkeit errichtet. 1253, nach der Stadtgründung, entstand der Ursprungsbau mit einer der frühesten Emporen der Mark Brandenburg.

Geschichte

Ab den 1360er Jahren wurde anstelle des ursprünglichen Chores ein Hallenumgangschor errichtet. Gleichzeitig wurde am nördlichen Querschiff eine polygonale Eingangshalle mit einem Sandsteinportal angebaut. Im 15. Jahrhundert wurde dann das Langhaus auf fünf Schiffe erweitert. Die äußeren Schiffe erhielten repräsentative, bemalte Attiken. Die Zweiturmfassade wurde um 1450 um vier Geschosse aufgestockt. Den Nordturm bekrönte ein Achterhelm, den Südturm ein Zinnenkranz mit Turmhelm. Mit der Gründung der Europa-Universität Viadrina entstand mit dem Neubau der Sakristei mit Empore 1521/22 die letzte bedeutende Erweiterung des Kirchenbaus. Das Kirchengebäude gehört zu den größten Gebäuden der norddeutschen Backsteingotik, es ist 77 Meter lang und 45 Meter breit.

1826 stürzte der Südturm der Kirche ein, woraufhin sich Karl Friedrich Schinkel entschloß, eine gotische Schauwand aus dem 13. Jahrhundert komplett abzumauern. Die Wand geriet in Vergessenheit und wurde erst in den 1990er Jahren bei Instandsetzungsarbeiten wiederentdeckt.[1]

Chorfenster

Die drei mittelalterlichen Chorfenster des Gotteshauses, das „Schöpfungsfenster“, das „Christusfenster“ und das „Antichristfenster“, sind bedeutende Glasmalereien aus dem 14. Jahrhundert. Sie zeigen biblische Motive. Während des Zweiten Weltkrieges waren sie aus Sorge vor Zerstörung ausgebaut worden, später beschlagnahmte sie die sowjetische Armee.

1991 entdeckte ein russischer Kunsthistoriker 111 Fensterfelder in einem Geheimdepot. Die meisten Einzelscheiben kehrten bereits 2002 aus Sankt Petersburg zurück nach Frankfurt. 2005 waren die sechs noch fehlenden Bildfelder im Moskauer Puschkin-Museum aufgefunden worden, die 2007 ebenfalls zur Restaurierung in die Marienkirche zurückkehrten.[2][3] Im Oktober 2009 waren alle mittelalterlichen Chorfenster des Gotteshauses wieder eingebaut.

In der Regel lehnt Rußland eine Rückgabe von „Beutekunst“ aus dem Zweiten Weltkrieg ab. Die Behörden begründen dies mit den großen Verlusten an eigenen Kulturwerten.

Bibliothek

Die Marienkirche verfügt über eine eigene Bibliothek, welche 972 Bände umfaßt, 816 davon aus der Zeit von 1430 bis 1850. 1932 wurde erwähnt, daß die Bibliothek über 5.000 Werke verfüge, in den Monaten April und Mai 1945 wurden davon aber etwa 90 Prozent vernichtet. Das älteste Buch ist aus dem Jahre 1430 und ist ein Meßbuch, welches auf Pergament verfaßt wurde. Das Buch wurde wahrscheinlich auch in Frankfurt (Oder) geschrieben.[4]

Bildergalerie

Siehe auch

Literatur

Die Datenbank des internationalen Schrifttums über die Beutekunst[5] enthält mehrere hundert Literaturhinweise zum Schicksal der Frankfurter Kirchenfenster in und nach dem Zweiten Weltkrieg.

  • Frank Mangelsdorf (Hrsg.): Der gläserne Schatz, Berlin 2007, ISBN 978-3-360-01909-7
  • Frank Mangelsdorf (Hrsg.): Der gläserne Schatz : die Bilderbibel der Marienkirche in Frankfurt (Oder), Berlin 2005, ISBN 3-360-01265-8

Fußnoten

  1. Antje Scherer in Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, Comic aus dem Mittelalter, moz.de, 9. Oktober 2009
  2. Fenster der Marienkirche wieder komplett, 3sat.de, 17. Oktober 2009
  3. Bleiglasfenster der Frankfurter Marienkirche wieder komplett, Deutschlandradio Kultur, 17. Oktober 2009
  4. Märkische Oderzeitung/Frankfurter Stadtbote, 14. Oktober 2005, S. 13
  5. Datenbank des internationalen Schrifttums über die Beutekunst, ib.hu-berlin.de (frei zugänglich)