Marshall-Inseln

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Schutzgebiet der Marshall-Inseln-Deutscher Kolonialatlas 1897-Justus Perthes-Karte 30.jpg

Die Marshall-Inseln haben ihren Namen vom englischen Kapitän John Marshall, der sie 1788 besuchte. Anfang des 19. Jahrhunderts kartographierte sie der deutsche Entdecker Otto von Kotzebue erstmals. Die Inselgruppe war zwischen 1885 und 1914 deutsches Schutzgebiet. 1906 wurde das Protektorat aufgrund von Kostengründen, im Sinne einer Verwaltungsvereinfachung und um die Macht der „Jaluit-Gesellschaft“ einzudämmen, Deutsch-Neuguinea unmittelbar angeschlossen. Von 1906 bis 1911 gab es dann nur mehr ein Bezirksamt in Jaluit, die entsprechenden höchsten Vertreter vor Ort wurden Bezirksamtmänner genannt. Eine weitere Restrukturierung führte schließlich 1911 zum Zusammenschluss mit den Ostkarolinen und dem neuen Verwaltungsort Ponape (heute: Pohnpei).

Geschichte

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Nachdem bereits 1885 eine deutsche Handelsgesellschaft auf den Inseln errichtet worden war, übernahm 1886 der erste Kaiserliche Kommissar Wilhelm Knappe die Hoheitsrechte für das Deutsche Reich. Im Jahre 1906 wurden die Inseln offiziell Teil der deutschen Kolonie Deutsch-Neuguinea. Während des Ersten Weltkrieges wurde das deutsche Schutzgebiet von Truppen des Japanischen Kaiserreiches besetzt.

„Die Marshallinseln liegen im Westpazifik. Die Inselgruppe war zwischen 1885 und 1914 Teil der Südseekolonien des Deutschen Reichs. Die größte Insel Jaluit, auf der auch Eugen Brandeis tätig war, bildete das Verwaltungszentrum. Um Kosten zu sparen, folgte 1906 die Angliederung der Marshallinseln an das Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea, welches das nordöstliche Neuguinea, das Bismarck-Archipel, die nördlichen Salomonen, die Karolinen, Palau, Nauru und die nördlichen Marianen umfasste. Der Kolonisierung der Südsee durch das Deutsche Reich war eine längere Phase erhöhter Handelstätigkeit deutscher und internationaler Unternehmen vorausgegangen. Die Konkurrenzkämpfe zwischen den europäischen Großmächten, aber auch Japan und den USA, sowie der lokalen Bevölkerung, führten dabei immer wieder zu militärischen Konflikten. 1914 wurden die Marshallinseln von Japan besetzt, welches die Inselgruppe nach dem Ersten Weltkrieg als Völkerbundsmandat zugesprochen bekam. Im Zweiten Weltkrieg nahmen die USA die Marshallinseln ein. Ihre Unabhängigkeit als Republik erlangten die Marshallinseln erst wieder 1979 durch ein Assoziierungsabkommen mit den USA, die formale Unabhängigkeit wurde erst 1990 anerkannt.“[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten die VSA (ohne Kriegserklärung) Teile der Marshall-Inseln für Kernwaffentests. So wurden zum Versuch insgesamt 67 Atom- und später auch Wasserstoffbomben gezündet.[2] Davon entfielen allein 23 Bombenabwürfe auf die Eschscholtz-Inseln. Schon die erste Versuchsbombe hatte die dreifache Sprengkraft der Hiroschima-Bombe, die weiteren eine noch höhere Sprengkraft. Die Testreihen hatten militärische und politische Zwecke. Die Bevölkerung wurde aus ihrer angestammten Heimat vertrieben und zwangsumgesiedelt. Das Gebiet wird sehr lange verseucht und unbewohnbar sein.

Flaggenwahl

Flagge der Ralik-Inseln (Marshallflagge), 19. November 1878 bis 7. März 1894
Handelsflagge der Jaluit-Gesellschaft ab 1888

Die Ralik-Inseln sind Teil der Inselgruppe der Marshallinseln. Die westlichen 18 Atolle heißen Ralik, was man mit „Sonnenuntergang“ übersetzen kann. Die eigentliche Kolonisierung der Inseln durch das Deutsche Kaiserreich begann zwar offiziell erst am 15. Oktober 1885, jedoch bereits im November 1878 erreichte eine deutsche Kreuzerkorvette, die SMS „Ariadne“, auf der Suche nach einer Kohlestation die Atolle. Auf dem zur Inselgruppe gehörigen Jaluit-Atoll schloß der Kapitän der Ariadne, Bartholomäus von Werner, am 19. November 1878 einen Vertrag über die Kohlestation mit den dortigen Oberhäuptlingen ab. Im Artikel VII dieses Vertrages wurde eine Flagge beschrieben, die der Kapitän den Häuptlingen am letzten Tag ihres Aufenthalts überreichte. Sie sollte das Deutsche Reich symbolisieren und ähnelte der Nationalflagge, wurde jedoch mit zwei zusätzlichen Streifen, einem weißen sowie einem schwarzen, versehen. Die Flagge wurde von den Eingeborenen gut angenommen und fand in den folgenden Jahren weitere Verbreitung. So wurde der Hafen von Jaluit im Jahr 1883 von 67 Schiffen angefahren, von denen 11 unter der Ralik-Flagge ein- bzw. ausliefen. Wie erwähnt erfolgte die offizielle Inbesitznahme für das Deutsche Reich im Oktober 1885 durch das Hissen der Reichsflagge. Erst im Jahr 1893 fiel es dem Deutschen Reichskommissar für das Schutzgebiet der Marschall-Inseln und Vizekonsul in Apia (Samoa), Ernst Schmidt-Dargitz[3] (1859–1924), auf, daß die Eingeborenen eine ungewöhnliche Flagge führten. Am 12. Mai des Jahres 1893 schrieb dieser an das Reichsministerium des Inneren:

„Mit vorliegendem möchte ich die Aufmerksamkeit Eurer Exzellenz auf eine Tatsache lenken, die, so weit ich es habe feststellen können, bislang unbeachtet und unerwähnt geblieben ist. Verschiedene der hiesigen Häuptlinge besitzen eigene kleine Fahrzeuge, mit denen sie zwischen den einzelnen Inseln Personen befördernd und Kopra ladend, hin und her fahren. Die Häuptlinge der Insel Arno tragen sich jetzt sogar mit dem Gedanken ein größeres Schiff im Preise von M 30.000, ausschließlich für den Koprahandel bestimmt, zu erstehen. Auf alle diese Fahrzeuge könnte dem Charakter nach sehr wohl die in Folge des § 17 der Preuß. Verordnung betreffend die Registrierung von Seeschiffen (27. Februar 1862) erlassene Ausnahmebestimmungen zur Anwendung gebracht werden d.h. auch diese Schiffe könnten die Erlaubnis erhalten, ohne vorherige Eintragung in ein Schiffsregister und Erteilung eines Zertifikates die deutsche Kriegsflagge führen zu dürfen. Bislang führen alle diese Fahrzeuge, sechs an der Zahl, von denen 3 über 50 cbm, 2 über 100 cbm Brutto-Rauminhalt messen, eine Fantasieflagge, hier Marschall-Flagge genannt, schwarz weiß rot weiß schwarz, die den Häuptlingen in längst vergangenen Zeiten einmal irgend jemand verliehen hat. Wenngleich nun auch nicht im entferntesten zu behaupten ist, daß in dieser Flaggenführung der Ausdruck irgend welcher nach Selbständigkeit ringender Bestrebungen verborgen wäre, so dürften doch das Ansehen der deutschen Schutzherrschaft und das Bewußtsein der Eingeborenen, nunmehr deutsche zu sein, nur gekräftigt werden, wenn denselben auch durch ihre eigenen Schiffe bestätigt die deutsche Flagge vor Augen geführt würde […]“

Die mit diesem Schreiben in Gang gesetzten behördlichen Aktivitäten führten zunächst am 19. September 1893 dazu, daß den Eingeborenen die Erlaubnis zur Führung der Deutschen Reichsflagge erteilt wurde.

Kurzchronologie

  • 18. November 1878 Freundschaftsvertrag mit den Häuptlingen der Ralik-Inseln unterzeichnet, das Deutsche Reich erhielt exklusive Rechte zur Nutzung des Hafens von Jaluit.[4]
  • 13. September 1886 Marshall-Inseln werden zum Schutzgebiet erklärt
  • 1888 bis 1893 Kaiserliches Kommissariat (Reichskommissariat) Jaluit
  • 1893 bis 1906 Landeshauptmannschaft Jaluit
  • 1906 bis 1911 Bezirksamt Jaluit
  • 1911 bis 1914 Station Jaluit
  • 3. Oktober 1914 Besetzung durch die Japaner
  • 31. Mai 1915 die letzten Deutschen und ihre Familien werden von den Japanern nach San Francisco deportiert; später Rückkehr nach Deutschland.[5]

Deutsche Verwaltungsbeamte

Eugen Brandeis (1846–1930)

Reichskommissar (Kaiserlicher Kommissar)

  • Gustav Carl Heinrich Lucas von Oertzen (1885 bis 1886; Kommissar ohne den Zusatz „Kaiserlich“)
    • Der Jurist und Gutsbesitzer Gustav von Oertzen (1836–1911) war zugleich seit dem 16. Juni 1884 Kaiserlicher Kommissar für Neuguinea. Am 10. Juni 1886 trat Georg Freiherr von Schleinitz sein Amt als erster Landeshauptmann der Neuguinea-Kompagnie in Finschhafen, im Kaiser-Wilhelms-Land an. Von Oertzen wurde als Kaiserlicher Kommissar beim Eintreffen des Landeshauptmanns der Neuguinea-Kompagnie abberufen, blieb aber noch ein halbes Jahr im Bismarck-Archipel. Ab 1887 war er als Kolonialreferat im Reichskolonialamt beschäftigt. Er ging 1888 als Konsul nach Sarajewo. Ab 1895 war er Konsul in Le Havre, seit 1903 dort Generalkonsul. Zum 7. September 1907 wurde er in den Ruhestand versetzt.
  • Wilhelm Knappe (1886 bis 5. Oktober 1887)
    • Dr. Wilhelm Knappe (1855–1910) gehört als erster Kaiserlicher Kommissar auf den Marshallinseln, Konsul auf Samoa, Nationalbankdirektor in Südafrika und Generalkonsul in China zu den Pionieren deutscher Weltpolitik. Durch den „Samoa-Krieg“ 1888/89 war sein Name weltweit bekannt geworden. Zugleich betätigte er sich auch als anerkannter Völkerkundler.
  • Franz Leopold Sonnenschein (5. Oktober 1887 bis 14. April 1888 stellvertretender Kommissar)
  • Franz Leopold Sonnenschein (14. April 1888 bis 29. März 1889)
  • Eugen Brandeis (29. März 1889 bis 14. April 1890 stellvertretender Kommissar)
  • Friedrich Louis Max Biermann (14. April 1890 bis Februar 1892)
  • Eugen Brandeis (Februar 1892 bis 1893 stellvertretender Kommissar)
  • Ernst Schmidt-Dargitz (1893 bis 1894)

Landeshauptmann

  • Georg Irmer (1894 bis 1897)
    • Dr. phil. Georg Irmer wurde am 1. Juli 1892 wurde er zum Archivar I. Klasse ernannt. Am 31. Mai 1892 als Hilfsarbeiter in den Auswärtigen Dienst einberufen, kam er in die Abteilung IV (Kolonien). Am 10. Dezember 1893 wurde er als Landeshauptmann für das Schutzgebiet der Marshallinseln beordert. Die Übernahme der Geschäfte in Jaluit erfolgte am 11. Mai 1894. Er wurde am 7. Februar 1897 abgelöst und wurde nach längerem Urlaub ab dem 24. September 1897 kommissarisch im Auswärtigen Amt beschäftigt. Am 18. März 1899 wurde er Wirklicher Legationsrat und Vortragender Rat. Nachdem er im September 1900 die konsularische Prüfung bestanden hatte, war er vom 15. Oktober 1900 bis zum 14. Januar 1907 Generalkonsul in Genua. Am 21. Mai 1907 wurde er als Generalkonsul nach Sydney versetzt. Am 12. April 1910 trat er eine Dienstreise an. Seit dem 2. Juni 1910 in Urlaub und Krankenurlaub, wurde er am 20. Februar 1911 in den Ruhestand versetzt.
  • Eugen Brandeis (1898 bis 1906)
    • Seit dem 24. März 1898 war Eugen Brandeis (als Leutnant im Deutsch-Französischen Krieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet) Landeshauptmann der Marshallinseln, wo er, erst vier Monate nach seiner Ernennung, am 28. August ankam. Stellvertretender Landeshauptmann bis zu seinem Eintreffen war Dr. Arno Senfft. Am 18. Januar 1906 trat er in den Ruhestand. In der Etappe nahm er noch freiwillig am Ersten Weltkrieg teil.
    • Waldemar von Bunsen (18. März 1902 bis 1903 stellvertretend für den abwesenden Brandeis)
    • Konrad Geppert (1903 stellvertretend für den abwesenden Brandeis)
  • Ludwig Kaiser (18. Januar 1906 bis Mai 1906)

Bezirksamtmänner (ab 1. April 1906)

  • Victor Berg (1906 bis 30. April 1907)
  • Joseph Siegwanz (1907; stellvertretender Landeshauptmann)
  • Wilhelm Stuckhardt (1908 bis November 1909)
  • Erich Berghausen (November 1909 bis 1910; interimistisch)
  • Georg Merz (1910 bis 1911)

Stationsleiter

  • Georg Merz (1911 bis 3. Oktober 1914)

Literatur

Fußnoten

  1. Die Marshallinseln im Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea
  2. Das Paradies, in das die Bombe fielDer Spiegel, 9. Februar 2006
  3. Jurist, 1880 Gerichtsassessor, seit 1886 im Auswärtigen Amte, 1894–1897 Präsident der Munizipalität in Apia (Samoa) – dem Munizipalrat stand ein deutscher Beamter vor. Erster Präsident des Munizipalrates von Apia war Arnold Freiherr Senfft von Pilsach, der im April 1891 in Apia eintraf. Sein Nachfolger wurde 1894 Ernst Schmidt-Dargitz, dem 1897 John Raffel und 1899 Wilhelm Solf folgten –, Geheimer Legationsrat, ab 1897 Vortragender Rat (bis 1906 in der Kolonialabteilung, seit 1906 in der Rechtsabteilung) und 1913 bis 1918 Ministerialdirigent der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes.
  4. Marshall Islands
  5. German Administrators in the Marshall Islands