Massaker von Saaz

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Bei den Massakern von Saaz wurden im Zeitraum vom 3. bis 6. Juni 1945 Hunderte Deutsche durch Tschechen ermordet.

Geschichte

Die Konzentration der deutschen Bevölkerung und die Selektierungsmaßnahmen geschahen am 28. und 29. Mai 1945. Am 3. Juni wurden die Männer von Saaz (13 bis 65 Jahre alt, auch Kranke und Krüppel) unter großer Gewalteinwirkung und vielen Schüssen auf dem Marktplatz von Saaz zusammengetrieben. Es waren ungefähr 5.000 Menschen. Nachzügler wurden auf der Stelle erschossen. Drei Deutsche, die von ihren Wohnungen aus dieses unmenschliche Treiben verfolgten, nahmen sich das Leben, um nicht in die Hände der Verbrecher zu fallen.

Im Laufe des Vormittags wurden die Männer und Knaben in drei Kolonnen unter Peitschenhieben und Schüssen nach Postelberg getrieben, das 15 km von Saaz entfernt liegt. Wer nicht mehr gehen konnte, wurde sofort erschossen. Postelberg war menschenleer, da die Bewohner zuvor in Lager getrieben worden waren. Das Ziel die Kaserne in Postelberg. Um Mitternacht erreichte ein Nachtrupp mehr tot als lebendig den Kasernenhof in Postelberg. Dabei handelte es sich um 150 Männer, die aus dem Gefängnis in Saaz herausgetriebenen worden waren. Alle Männer saßen während der Nacht auf dem Boden des Kasernenhofs und durften auch zur Notdurft ihren Platz nicht verlassen. Sobald einer sich erhob, wurde geschossen. Es gab Tote und Verwundete, um die sich niemand kümmerte.

Der 4. Juni war der Tag der Beraubung. Zuerst mußten die Deutschen ihre Toten und Verwundeten in den Splittergraben werfen, der die Latrine war. Schüsse aus Maschinenpistolen erlösten die Verwundeten von ihren Leiden. Tschechen sammelten in großen Kisten Geld, Uhren und Ringe ein. Briefe, Dokumente und Medikamente wurden vernichtet. Die Nacht zum 5. Juni verbrachten die Postelberger in den Ställen, in denen man wegen der Hitze und Enge kaum atmen konnte. Im Hof wurden während der ganzen Nacht Männer wegen Nichtigkeiten erschossen.

Am 5. Juni begann das Aussortieren für das planmäßige Morden. Die Stalltüren wurden geöffnet. Wer nicht schnell genug in den Hof rannte, wurde erschossen. Es wurden Abteilungen gebildet, in denen sich die Männer der SS, SA, NSKK, der Wehrmacht und der Sudetendeutschen Partei sammeln sollten. Die einen kamen hinter Stacheldraht, die anderen sperrte man in Ställe ein, andere wurden in Arbeitsgruppen eingeteilt. Gruppen wurden zum Lagertor hinausgeprügelt und kamen nicht zurück. Sie gingen in den Tod. In diesem unbeschreiblichen Durcheinander wurde ständig geschossen und geschlagen. Tote mußten in die Latrine geworfen werden. Geschah das nicht schnell genug, beförderte ein Schuß den Transporteur gleich hinterher. Es gab auch an diesem Tag nichts zu essen.

Der 6. Juni war der Tag des Kindermords und der planmäßigen Erschießungen. In der Nähe des Kasernentors saßen wie alle Tage etwa 120 Jungen im Alter von 13 bis 18 Jahren. Als ein Arbeitstrupp die Kaserne verließ, schlossen sich fünf Jugendliche unauffällig an. Sie wollten so dieser Hölle entgehen. In Postelberg wurden sie aufgegriffen und zurückgebracht. Vor den versammelten Gefangenen mußten sich diese Knaben entkleiden. Sie wurden am ganzen Körper gepeitscht, so daß das Blut in Strömen floß und sie in einer großen Blutlache kauerten oder lagen. Niemand im Hof durfte sich rühren. Nach einer halben Stunde wurden die Geschundenen einzeln nach der Reihe erschossen. Anschließend wurden Trupps mit bis zu 80 Mann aus der Kaserne hinausgeführt. Die Männer wußten, daß sie in den Tod gingen (Noch bis Mitte Juni wurden hier Menschen erschossen).

Am 6. Juni wurden 800 bis 1.000 Männer in das KT (= KZ) Nr. 28 Oberleutensdorf überstellt, andere wurden zur Zwangsarbeit nach Laun zugewiesen, ein Teil der Geschundenen kehrte nach Saaz zurück, wo man sie in den dortigen Lagern konzentrierte. Auf Veranlassung einer Kommission für Staatssicherheit im Parlament kam es 1947 zu einer Untersuchung des Falles. 763 Skelette wurden exhumiert. Vojtěch Černy gab zu, den Befehl zu dieser Aktion aus Prag bekommen zu haben. Nach dieser Aussage folgte die Untersuchungskommission 1947 der Empfehlung des Innenministers Václav Nosek, der vorschlug, „die Sache ohne jeglichen Eingriff in die breite Öffentlichkeit zu lösen“. Nosek hatte 1945 mit größter Wahrscheinlichkeit den Befehl dazu erteilt.

1997 stellte Ludwík Vaculik mit drei weiteren Bürgern aus Prag Anzeige bei der Oberstaatsanwaltschaft in Prag wegen der Straftaten in Postelberg, die sie richtigerweise als Kriegsverbrechen und Völkermord bezeichneten. Das Gerichtsverfahren wurde mit folgender Begründung abgelehnt: Die Parlamentskommission, die die Untersuchung des Falls am 30. und 31. Juli 1947 durchführte, empfahl, die Ereignisse in Postelberg nach Dekret 115 zu behandeln. Dazu ein Kommentar von Tomáš Staněk (Verfolgung 1945) aus dem Jahr 1998:

Selbst wenn diese Bewertung einen realen Hintergrund hat und die Stimmung der damaligen Zeit zum Ausdruck bringt, verblüfft darin im Abstand der Zeit die offensichtliche Tendenz, die menschliche Tiefe der Tragödie zu bagatellisieren, die Hunderte von Männern mit ihrem Leben bezahlt haben, und das Maß der Schuld derer zu mindern, die für sie direkt verantwortlich waren.

Zeitzeuge Peter Klepsch berichtet

Nach drei Wochen im Mai 1945 zogen die Russen plötzlich ab, das war an einem Freitag. Da sind die russischen Soldaten plötzlich aus Saaz verschwunden, und die ganze Stadt war voll mit tschechischen Uniformen, und es liefen bereits Gerüchte in der Stadt, daß in Postelberg die Leute alle verschwunden sind. Das war am Samstag. Und am Sonntagmorgen um 9 Uhr wurde ich von meiner Schwester aus dem Bett geholt, sie sagte: „Es sind Soldaten da, du mußt auf dem schnellsten Weg auf den Ringplatz kommen. Alle deutschen Männer von 12 bis 65 Jahren haben sich unter Drohung der Todesstrafe dort einzufinden.“ Wir sind dort aufmarschiert, und zwar in zwei Kolonnen. Der damalige Hauptplatz der Stadt war durch ein Wasserbecken geteilt, das vom Luftschutz zu Löschzwecken angelegt wurde. Es waren also von Anfang an zwei Kolonnen, links und rechts der Dreifaltigkeitssäule angeordnet. Was ich als Erstes sah, das war ein Mord an einem Postbeamten namens Gansl. Der kam durch die Liebotschaner Pforte herauf, anscheinend zu spät oder hat irgendeine Bemerkung gemacht. Man hat ihn sofort totgeschossen, und irgendein junger Mann mit Motorrad ist dann über ihn hin- und hergefahren. Das Schrecklichste war, daß sich in den Speichen des Rades das Gedärm des unglücklichen Mannes verwoben hat. Es war ein gräßlicher Anblick, und das Allerschlimmste war, der Mann war ein kleiner Postbeamter, war eigentlich in der ganzen Stadt als alter Sozialdemokrat und überhaupt nicht als Nazi bekannt. Das war der erste Schock, den wir hatten, und wir wurden dann – soweit ich mich erinnern kann – in zwei Kolonnen abgeführt. Meine Kolonne zum Bahnhof. Wir mußten dort eine Weile warten, gingen dann hinter dem Bahnhof unter den Gleisen, dort war ein Durchbruch Richtung Stankowitz, da war ein Feldweg und oben, wo heute der Autohof ist, das war damals leer und unbebaut und auf dem Hügel mussten wir warten, bis die nächste Kolonne kam, und unsere Posten haben gesagt: „Gebt eure Uhren her, ihr werdet nie mehr welche brauchen.“ Da warteten wir, bis die nächste Kolonne anmarschierte, und wir sind dann in Sechserreihen unter Bewachung von berittenen Soldaten nach Postelberg geführt worden und kamen dort erst am Nachmittag an. Die Stadt machte für mich einen geisterhaften Eindruck, sie war völlig leer, es war kein Mensch auf der Straße, und wir wurden dann in die Kaserne und auf den Kasernenhof geführt, und dort hieß es: „Setzt euch.“ Wir mußten uns niedersetzen, und dann hat sich eigentlich am Rest des Sonntags – es kamen immer wieder Kolonnen, auch von den Dörfern – nicht viel bewegt. Nachts mußten wir auf dem Pflaster schlafen, so wie wir waren, wie wir kamen; viele im Sonntagsanzug, denn es war ja Sonntag, der 3. Juni.

Klepsch hat in den Folgetagen schreckliche Bluttaten mit ansehen müssen. Eine unbekannte Zahl von Menschen an der südlichen Mauer des „Neuen Friedhofs“ erschossen. In einem Massengrab wurden knapp hundert Menschen verscharrt. Verwundete deutsche Soldaten im Lazarett wurden ermordet. Etwa fünfzig Personen wählten in diesen Tagen aus Angst vor Schlimmerem den Freitod.

Heimatkreis Saaz

Die Deutsch-Tschechischen Beziehungen haben zur Zeit, vor allem durch haßerfüllte Äußerungen tschechischer Politiker, zweifellos einen Tiefstand erreicht. Darum ist es bemerkenswert, daß es auf unterer Ebene von tschechischer Seite doch vereinzelt positive Signale gibt. Dabei geht es auch um Stimmen, die eine wahrheitsgemäße Aufarbeitung der neueren tschechischen Geschichte anstreben. Um ein solches Signal ging es bei einer Trauerfeier für die im Sommer des Jahres 1945 ermordeten deutschen Saazer in Saaz und Postelberg. Bei diesem Massenmord ging es um einen der größten Massaker der Nachkriegsgeschichte. Es waren etwa 5000 Saazer Männer und Knaben, die seinerzeit den Todesmarsch von Saaz nach Postelberg antreten mußten, an die 800 Männer wurden in Postelberg zu Tode gequält oder erschossen und im Massengräbern in der Nähe Postelbergs verscharrt.[1]

Quellen

  • Die Massenerschießung der Männer von SaazEger und Egerland (archiviert)
  • Tomáš Staněk: Verfolgung 1945, Wien, Köln, Weimar 2002
  • Theodor Schieder (Hg.): Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bd. IV/I, in: „Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei“, Bonn 1957

Literatur

Verweise

Fußnoten

  1. Prof. Adalbert Wollrab: Versöhnung durch Wahrheit, Heimatkreis Saaz, 2002