Menschen im Hotel

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FILM

Menschen im Hotel.jpg
Filmdaten
Deutscher Titel: Menschen im Hotel
Originaltitel: Grand Hotel
Produktionsland: VSA
Erscheinungsjahr: 1932
Laufzeit: 113 Minuten
Sprache: Englisch
Filmproduktion: MGM
Erstverleih: MGM, Berlin
IMDb: deueng
Stab
Regie: Edmund Goulding
Drehbuch: William Drake
Vorlage: Vicki Baum
Dialogregie: Edgar G. Ulmer
Kamera: William H. Daniels
Schnitt: Blanche Sewell
Besetzung
Darsteller
(Synchronstimme)
Rolle
Greta Garbo
(Aida Stuckering)
Grusinskaja
John Barrymore
(Egon von Jordan)
Baron Gaigern
Joan Crawford
(Lu Säuberlich)
Frl. Flamm (Flämmchen)
Wallace Beery Preysing
Lionel Barrymore Otto Kringelein
Robert McWade Meierheim

Menschen im Hotel (engl. Grand Hotel) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von 1932. Deutsche Erstaufführung war am 14. Februar 1933 in Berlin (Capitol).


Handlung

Quelle
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Biitzend schwingen die Drehtüren des Grand Hotel — Menschen kommen, Menschen gehen — Menschen fluten in breitem Strom in die Halle, lachend, plaudernd, ernst, lebhaft oder still — jeder Mensch ein Leben, ein Schicksal für sich, das der andere nicht kennt Es ist Zufall, daß alle diese Menschen zur gleichen Zeit im Grand Hotel sind. Nichts bindet sie. Nur für kurze Zeit soll es Aufenthalt für sie sein: alle haben ein Zuhause, einen Ausgangspunkt, zu dem sie immer wieder zurückehren. — Niemals ist es ganz still im Grand Hotel. Von den frühen Morgenstunden an, in denen die Reinmachefrauen in der Halle und den Korridoren beschäftigt sind, über den Vormittag mit seinen tausend Telefongesprächen und geschäftlichen Konferenzen, vom Nachmittag und Abend, die erfüllt sind von den Synkopen der Jazzorchester im Teeraum und in der Bar bis tief in die Nacht, bis der Kreislauf wieder früh am Morgen beginnt, fühlt man das pochende Leben der großen Stadt, das sich hier zu verdichten und zu konzentrieren scheint. —

Im obersten Stockwerk des Riesenhotels wohnt Dr. Otternschlag. Er hat keine Beziehung mehr zu den Menschen. Schwerkriegsverletzt, sitzt er tagaus, tagein in der Halle, starrt auf die Drehtür, liest die Zeitungen, die ihn nicht mehr interessieren, und weiß selbst nicht, was ihn noch an das armselige bißchen Leben bindet. Eines Tages zieht ein seltsamer neuer Gast in das Hotel: der Buchhalter Kringelein. Sterbenskrank, ein verpfuschtes Leben hinter sich, hat er sich vorgenommen, in den wenigen Wochen, die er noch vor sich hat, alles nachzuholen, was ihm bisher an Glück versagt blieb. Als das schönste, was das Leben ihm bieten kann, erscheint ihm der Luxus des Hotels mit den prunkvollen Räumen und dem eleganten Publikum. —

Es ist mehr als Zufall, daß er seinen Chef, den Generaldirektor Preysing, hier trifft. Er hat die Sehnsucht des subalternen, stets niedergedrückten Menschen, wenn auch nur einmal im Leben, auf gleicher Halle zu stehen wie die, denen er gehorchen mußte, nur einmal die Macht zu haben, sie fühlen zu lassen, was es heißt, machtlos zu sein. — Aber auch Generaldirektor Preysing hat seine Sorgen. Er hat sehr klein angefangen und sehr viel gehorchen müssen im Leben. Er hat das Ziel erreicht, von dem Kringelein sein Leben lang geträumt hat, und genießt es nun, selber befehlen zu dürfen. Aber seine Firma ist plötzlich in große Schwierigkeiten geraten; eine Fusionierung mit der Baumwoll-Saxonia droht daran zu scheitern, daß eine andere Firma aus Manchester, die für den Export sehr wichtig wäre, erst dann mit Preysing Verträge abschließen will, wenn er mit Saxonia fusioniert ist, daß die Saxonia aber erst dann mit ihm fusionieren will, wenn er die Verträge aus Manchester vorlegen kann. Preysing ist kein übermaßig kluger Kopf. Die Ereignisse schlagen über ihm zusammen, und er weiß doch, daß es nicht allein um seine Existenz und die Existenz seiner Familie geht, sondern um mehr: um seine Selbstachtung. Der Gedanke an das ironische Lächeln seines Schwiegervaters peitscht ihn immer wieder dazu auf, über einen Ausweg nachzugrübeln. —

Die Grusinskaja ist müde. Sie will nicht mehr tanzen — sie fühlt, daß ihre Zeit vorbei ist, vorbei die Zeit der ausverkauften Theater, des jubelnden Publikums, der Billetdoux — sie fühlt, daß sie nur noch berühmt ist — weiß nicht, wie lange noch. Die Perlen, die Großfürst Sergius ihr geschenkt hat, legt sie resigniert und achtlos fort — seit der Großfürst tot ist, haben sie ihr kein Glück mehr gebracht. Wenn sie schlafen könnte — aber sie kann nicht schlafen. — Von ihrem Tanzabend ist sie geflüchtet. Sie konnte es nicht mehr aushalten, vor diesem kalten, uninteressierten Publikum zu tanzen, nur fort wollte sie, zurück in ihr Hotelzimmer, in dem sie alleinsein kann. — Aber sie ist nicht allein. Aus dem Schatten des Balkons löst sich eine Gestalt die Grusinskaja erstrickt — sie glaubt, den Menschen zu kennen, der da vor ihr steht: es ist Baron von Gaigern. — Alle Angestellten des Hotels lieben ihn, der keine Sorgen zu kennen scheint. Niemand weiß, daß er ein Doppelleben führt: früherer Offizier, dessen Welt in Trümmer gegangen ist, gewohnt, gut zu leben, hat er nichts gelernt, um es möglich zu machen, anständig schlecht zu leben.

Er ist auf Abwege geraten: er ist ein Dieb geworden. Heute Nacht hat er es auf die berühmten Perlen der Grusinskaja abgesehen, und ihre unerwartete Rückkehr ist für ihn ein Strich durch die Rechnung. Nun heißt es nur noch, sich den Rückzug zu sichern. Er sagt der Crusinskaja, daß er sie seit langem liebe, daß er schon oft in ihrer Abwesenheit in ihrem Zimmer gewesen wäre, um dieselbe Luft zu atmen wie sie — und die Grusinskaja, enttäuscht und verbittert wie sie ist, voll Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Bewunderung, glaubt ihm. Und das Wunder geschieht: Gaigern entdeckt, daß das Schicksal für ihn, der nie an Liebe glaubte, das größte Erlebnis seines Lebens für diese Nacht aufgespart hat. Er liebt diese zarte schöne Frau, und er kann es kaum mehr begreifen, daß er einmal nur an die Perlen gedacht hat...

Morgen soll die Grusinskaja nach Wien fahren. Gaigern muß ihr versprechen, sobald wie möglich nachzukommen. — Preysing, ratlos, verzweifelt, ist ein Betrüger geworden. In der entscheidenden Konferenz mit der Saxonia hat er angegeben, er hätte bereits die Verträge aus Manchester in der Tasche: daraufhin hat die Saxonia den Vertrag mit ihm abgeschlossen. Preysing weiß, daß jetzt alles für ihn auf dem Spiel steht. Er muß nach Manchester fahren, um zu retten, was zu retten ist. Aber er will nicht allein fahren. Flämmchen, die kleine Stenotypistin, die während der Konferenz für ihn gearbeitet hat, Flämmchen, die weiß, daß sie schön ist und ihren Preis dafür verlangt, soll ihn begleiten. Noch am selben Abend zieht sie ins Hotel. — Gaigern braucht Geld. Tausend Pläne schwirren durch seinen Kopf. Er hat sich mit Kringelein angefreundet, der glücklich ist, einen so prominenten Freund gefunden zu haben. Gaigern versucht, ihm die Brieftasche zu stehlen — aber er hat kein Talent dazu, ein gemeiner und skrupelloser Dieb zu sein. Er weiß zu genau, daß, dieses Geld für den schwerkranken Kringelein die letzte Bindung zum Leben, das Glück, bedeutet, das ihm ein Leben lang versagt war. Nachts schleicht er sich ins Zimmer Preysings, der nebenan bei Flämmchen ist.

Seine letzte Chance ist die Brieftasche des Industriellen — aber Preysing hört Geräusch in seinem Zimmer und ertappt ihn. In blinder Wut schlägt er auf Gaigern ein, der regungslos liegenbleibt ... Flämmchen flüchtet in ihrer Angst zu Kringelein, den sie kennengelernt hat. Auf ihren Bericht hin geht Kringelein zu Preysing. Endlich ist für den Buchhalter die Stunde gekommen, in der das Schicksal dieses Mannes, den er aus tiefsten Seele hasst, denn er hat ihm ein Leben vergällt, in seinen Händen liegt. Preysing bietet ihm Geld: Kringelein ruft die Polizei. — Die Grusinskaja ist glücklich wie nie zuvor. Sie wartet auf Gaigern. Bald muß er wieder bei ihr sein; ihr Manager, der von den Ereignissen im Grand-Hotel gehört hat, fürchtet, daß sie etwas von dem Skandal erfahren könnte.

Er sorgt dafür, daß, als sie nach ihm fragt, ihr gesagt wird, Gaigern sei abgereist. — Dr. Otternschlag sitzt immer noch tagaus, tagein in der Halle. Der Todeskandidat Kringelein ist mit Flämmchen nach Paris abgereist — Gaigern ist tot — Preysing verhaftet — eben ist ein jungverheiratetes Paar angekommen — die Grusinskaja tanzt in Wien — Menschen kommen, Menschen gehen — blitzend schwingt die Drehtür des Grand Hotel.

Quelle: Illustrierter Film-Kurier, Nummer 1921

Anmerkungen

Der Film basiert auf dem Roman „Menschen im Hotel. Kolportageroman mit Hintergründen“ von Vicki Baum (1888-1960) aus dem Jahre 1929 (die Autorin ist jüdischer Herkunft, war aber völlig säkularisiert). Als Vorbild soll das Hotel „Excelsior“ gedient haben. Die Autorin Vicki Baum sammelte ihre Erfahrungen zu diesem Roman in den 1920er Jahren als Zimmermädchen im Berliner Hotel „Bristol“. Schon 1931/32 siedelte sie in die VSA über und starb dort auch.

Der Film ist eine jener frühen Produktionen, die noch in Hollywood selbst synchronisiert wurden. Entsprechend dünn fällt leider die Synchronbesetzung aus. Informationen zu den deutschen Bearbeitungen in Hollywood sind kaum bekannt. Allerdings kann man eines als gesichert ansehen: die Garbo hat sich niemals selbst synchronisiert! Immer wieder finden sich in Literatur oder im Weltnetz Hinweise, daß Greta Garbo sich in einer (oder mehreren) deutschen Fassungen, die in Hollywood hergestellt wurden, selbst synchronisiert hat. Die „Göttliche“ war nur in einem Film mit ihrer eigenen Stimme auf deutsch zu hören: das war in ihrem ersten Tonfilm Anna Christie (1930). Und zwar in der deutschsprachigen Version. Eine Version und keine Synchronisation!

MGM hat den Film 1954 neu synchronisiert; und zwar mit Ingeborg Grunewald (Garbo), Friedrich Joloff (John Barrymore), Walther Suessenguth (Beery) und Alfred Balthoff (Kringelein).

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