Meyers Lexikon

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Meyers Lexikon ist eine bedeutende deutsche Enzyklopädie, welche im 19. und 20. Jahrhundert in insgesamt zehn verschiedenen, größtenteils völlig überarbeiteten bzw. neu konzipierten Auflagen erschien. Benannt ist diese Lexikonreihe nach dem Verlagsgründer Joseph Meyer (1796–1856), der am 1. August 1826 in Gotha das Bibliographische Institut gründete, das sämtliche Ausgaben veröffentlichte.

Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, seltene Prachtausgabe

Ausgaben

Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände

Das 1834 unter dem Titel „Das große Conversations-Lexicon für die gebildeten Stände. In Verbindung mit Staatsmännern, Gelehrten, Künstlern und Technikern“ konzipierte Monumentalwerk sollte vier Jahre später vollständig erscheinen und in den geplanten 21 Bänden doppelt so viele Stichworte wie das etwa zeitgleich erschienene Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit von Heinrich August Pierer und dreißigmal so viele wie die damals aktuelle Brockhaus Enzyklopädie enthalten. Neu war in einem deutschen Lexikon auch die Abbildung von Tafeln und Illustrationen. Erst 1856 war das Lexikon dann vollständig. Aus den geplanten 21 waren 52 Bände geworden, 46 Bände A–Z sowie sechs Supplementbände mit mehr als 65.000 Seiten mit zweispaltigem Text und 1.200 Seiten Register. Inoffiziell wird diese Ausgabe auch „Wunder-Meyer“ oder „Auflage Null“ genannt.

Neues Conversations-Lexikon für alle Stände (1. Auflage)

Die zwischen 1857 und 1860 unter dem Titel „Neues Conversations-Lexikon für alle Stände“ (ab Band 2 „Neues Konversations-Lexikon für alle Stände“) erschienene Ausgabe wurde wesentlich gekürzt. Sie umfaßte 15 Bände und hatte einen Gesamtumfang von rund 19.000 Seiten. Die bereits doppelspaltig gedruckte Ausgabe bildete vom Aufbau und Umfang das Fundament für alle weiteren Ausgaben des Lexikons.

Meyers Neues Konversations-Lexikon (2. Auflage)

Bereits 1861 erschien die 15bändige „zweite gänzlich umgearbeitete Auflage“ unter dem Titel „Meyers Neues Konversations-Lexikon. Ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens. Unter der Redaktion von H. Krause herausgegeben von Hermann J. Meyer. Mit geographischen Karten, wissenschaftlichen und technischen Illustrationen“. Jeder Band umfaßt mehr als 1.100 Seiten, und das Lexikon enthielt zunächst keine ganzseitigen Abbildungen im Text. Diese Abbildungen wurden ab 1867 separat geliefert und entsprechend in einem Illustrationsband sowie einem Atlasband eingebunden. Darüber hinaus wurden zu dieser Auflage von 1866 bis 1871 noch sieben Bände „Ergänzungsblätter zur Kenntnis der Gegenwart“ veröffentlicht.

Meyers Konversations-Lexikon (3. Auflage)

Ab 1874 erschien die dritte gänzlich umgearbeitete Auflage unter dem Titel „Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens“. Das Grundlexikon A–Z lag 1878 in 15 Bänden vollständig vor und umfaßt etwa 15.600 Seiten, rund 70.000 Stichworte, fast 400 Tafeln in Stahlstich, Holzstich oder Lithographie sowie nahezu 1.500 eigens für dieses Lexikon gezeichnete Textabbildungen. Neben dem Grundwerk wurde 1878 vom Bibliographischen Institut noch der Band 16 (Ergänzungen und Register) herausgegeben. Im Nachgang erschienen noch fünf Supplementbände.

Meyers Konversations-Lexikon (4. Auflage)

Von 1885 an erschien mit der „vierten gänzlich umgearbeiteten Auflage“ die nächste Ausgabe unter dem Titel „Meyers Konversations-Lexikon. Eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens“. Das Hauptwerk umfaßte nun 16 Bände mit etwa 17.000 Seiten, 3.000 Abbildungen im Text und 556 Karten, Pläne und Tafeln (mit geographischen Karten, naturwissenschaftlichen und technologischen Abbildungen). 1890 folgte noch ein Ergänzungs- und Registerband.

Meyers Konversations-Lexikon (5. Auflage)

Direkt im Anschluß an die vierte, erschien die „fünfte, gänzlich neu bearbeitete“ Auflage. Das Grundwerk erfuhr eine erneute Erweiterung auf nun 17 Bände, umfaßt auf 17.800 Seiten etwa 100.000 Artikel mit 10.500 Abbildungen, 1.088 Tafeln, davon 164 Farbtafeln, und 286 Karten sowie 120 Textbeilagen. Nebem dem Grundwerk in 17 Bänden erschienen noch Band 18 (Ergänzungen, Nachträge und Register), Band 19 (Jahressupplement 1898/99), Band 20 (Jahressupplement 1899/1900) und Band 21 (Jahressupplement 1900/01).

Meyers Großes Konversations-Lexikon (6. Auflage)

Die 6. Auflage erschien ab 1902 unter dem Titel „Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens“. Erstmalig verzichtete das Bibliographische Institut auf eine Auslieferung, die heftweise erfolgte. Erstmals bei einem deutschsprachigen Lexikon wurden die Verlagseinbände aufwendig hergestellt und in dekorativer Jugendstil-Ornamentik gestaltet. Das Hauptwerk umfaßt 20 Bände mit mehr als 150.000 Artikeln und Verweisen auf mehr als 18.500 Seiten sowie mehr als 16.800 Abbildungen, Karten und Pläne im Text und 1.522 Illustrationstafeln (darunter 180 Farbdrucktafeln und 343 Kartenbeilagen) sowie 160 Textbeilagen. Es erschienen neben dem 20bändigen Grundlexikon noch folgende Bände: Band 21 (Ergänzungen und Nachträge; 1909), die Jahressupplemente 1909/10 (Band 22), 1910/11 (Band 23) und 1911/12 (Band 24) sowie von 1914 bis 1920 noch drei Kriegsnachtragsbände I, II und III.

Meyers Lexikon (7. Auflage)

Die 7. Auflage mußte aufgrund der Inflation zunächst verschoben und letztlich auf weniger Bände als bei der vorangegangenen 6. Auflage begrenzt werden. Das Grundwerk erschien von 1924 bis 1930 in zwölf Bänden unter dem Titel „Meyers Lexikon. Siebente Auflage. In vollständig neuer Bearbeitung“ beim Bibliographischen Institut in Leipzig. Das Grundlexikon A–Z umfaßt ca. 10.500 Seiten mit etwa 7.900 Textabbildungen und über 1.570 z. T. farbigen Tafeln. In den Jahren 1931 bis 1933 erschienen noch folgende Ergänzungsbände: Band 13 (1. Ergänzungsband; 1931), Band 14 (2. Ergänzungsband; 1933), Band 15 (3. Ergänzungsband; 1933) sowie 1933 ein Atlas-Ergänzungband.

Meyers Lexikon (8. Auflage)

Die 8. Auflage erschien zwischen 1936 und 1942 in völlig neuer Bearbeitung und Bebilderung. Sie enthält etwa 20.000 teils farbige Abbildungen im Text und auf Beilagen, etwa 400 Haupt- und Nebenkarten, einen Atlasband sowie einen Registerband mit über 300.000 Nachweisungen. Aufgrund der Kriegswirren erschienen insgesamt nur 10 Bände: die Textbände 1–9 (A–Soxhlet) sowie ein Atlasband. Die Bände 10 (Soy–Zz) und 11 (Register) wurden nicht mehr veröffentlicht.

Diese Ausgabe ist eine der für Sammler und Historiker interessantesten Ausgaben. Sie erschien während der Zeit des Nationalsozialismus und ist inhaltlich entsprechend geprägt, daher wird diese Ausgabe inoffiziell auch als der „Nazi-Meyer“ oder der „Braune Meyer“ bezeichnet. Da dieses Lexikon nach Kriegsende von den Alliierten verboten und teilweise konfisziert wurde, ist es heute recht selten erhältlich und entsprechend wertvoll.

Meyers Enzyklopädisches Lexikon (9. Auflage)

Da das Bibliographische Institut – im Gegensatz zum Hauptkonkurrenten Brockhaus – im zweiten Weltkrieg bei einem Luftangriff auf Leipzig seine komplette Stichwortkartei und somit die fundamentale Basis seines Lexikons verloren hatte, dauerte es lange, bis sich der Verlag davon erholte.

Zum 150jährigen Bestehen des Verlages erschien von 1971 bis 1979 dann die 9. Auflage unter dem Titel „Meyers Enzyklopädisches Lexikon“, welche somit die erste Nachkriegsausgabe und zugleich die letzte große Ausgabe von Meyers Lexikon darstellt. Das Hauptwerk umfaßt 25 Bände mit etwa 250.000 Stichworten (davon 40.000 Personenartikel) sowie 100 signierten Sonderbeiträgen – zusammen mehr als 22.000 Seiten. In den Bänden 4, 7, 10, 13, 16, 19 und 22 sind fest eingebundene Nachträge angefügt, welche die während des achtjährigen Druckes eingetretenen Aktualisierungen zu den vorangegangenen Bänden enthalten. In Band 7 findet sich zusätzlich noch ein Sondernachtrag „Wissenschaftlicher Film“. Später erschienen noch: Nachtragsband (Band 26), Atlasband im Großformat (Band 27), Personenregister (Band 28), Bildwörterbuch Deutsch/Englisch/Französisch (Band 29), Deutsches Wörterbuch in drei Bänden (Bände 30–32) sowie 1974 beginnend insgesamt zehn Jahresergänzungsbände.

Meyers Großes Universal-Lexikon (10. Auflage)

Kurz vor der Fusion mit Brockhaus veröffentlichte der Verlag zwischen 1981 und 1986 noch unter dem Titel „Meyers Großes Universallexikon“ ein mittelgroßes – gelegentlich auch als 10. Auflage bezeichnetes – Lexikon in 15 Bänden. Jeder Band hat über 650 Seiten und ist mit zahlreichen, oft farbigen Abbildungen sowie – ähnlich der vorhergehenden 9. Auflage – mit zwei namentlich signierten Sonderbeiträgen ausgestattet. Ein noch geplantes dreibändiges Wörterbuch erschien nicht mehr.

Weitere Ausgaben

Mitarbeiter (Auswahl)

  • Armin Tille (1870–1941), deutscher Archivar, Bibliothekar und Historiker

Galerie

Siehe auch

Literatur

  • Johannes Hohlfeld: Das Bibliographische Institut. Festschrift zu seiner Jahrhundertfeier, Leipzig 1926

Verweise