Nagel, Ivan

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Ivan Nagel (Lebensrune.png 28. Juni 1931 in Budapest; Todesrune.png 9. April 2012 in Berlin) war ein jüdischer Schriftsteller, Kritiker und Theaterintendant.

Werdegang

Ivan Nagel wurde am 28. Juni 1931 als Sohn gebildeter Juden in Budapest geboren und wuchs dort zweisprachig auf (ungarisch/deutsch). Nach 1944 tauchte die Familie unter und lebte während der letzten Kriegsjahre versteckt in einem Budapester Kinderheim unter falschem Namen. Da das 1948 an die Macht geputschte kommunistische Regime ihm als „Kapitalistenkind“ (der Vater war Textilfabrikant) das Studium verweigerte, floh Ivan Nagel mit Einverständnis und Hilfe der Eltern in die Schweiz, wohin ein Teil des Familienvermögens gerettet worden war.

Ivan Nagel machte 1950 am Realgymnasium der Zürcher Kantonsschule Abitur. Als Staatenloser studierte er dann in Paris und Heidelberg Germanistik und Soziologie, ab 1954 bei Theodor W. Adorno auf der „Marxburg[1] in Frankfurt am Main Philosophie. 1953 wurde er als erster Staatenloser in die Studienstiftung des deutschen Volkes aufgenommen. 1958 erwarb er die BRD-„Staatsbürgerschaft“.

Ivan Nagel war Mitglied der Umerziehungs-„Gruppe 47“ und trug vor allem in den 1970er Jahren entscheidend zur linken Umpolung des bundesdeutschen Bühnenwesens bei. Von 1972 bis 1979 war er Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, wo er eng mit dem Juden Peter Zadek zusammenarbeitete[1] und Regisseure wie Claus Peymann förderte.[1] Ivan Nagel war nicht nur als Intendant, sondern auch als Dramaturg, Kritiker und Publizist tätig. 1980 wurde er Kulturkorrespondent der „Frankfurter Allgemeinen“ in Neu York,[1] 1985 Schauspielintendant in Stuttgart[2] und 1988 Professor für „Ästhetik und Darstellende Kunst“ in Berlin.[3] Nach der Teilvereinigung entwickelte er für den Berliner Senat ein Theaterkonzept, aus dem unter anderem das Berliner Ensemble und die Volksbühne hervorgingen.

Nagel wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin-Mitte beigesetzt.[4]

Auszeichnungen

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 David Korn: Wer ist wer im Judentum?, FZ-Verlag, ISBN 3-924309-63-9
  2. Ivan Nagel war Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg und des Württembergischen Staatsschauspiels in Stuttgart.
  3. An der Berliner Hochschule der Künste hatte Ivan Nagel eine Professur für Ästhetik und Geschichte der Darstellenden Künste inne.
  4. Zu den prominentesten Gästen zählten die Schauspieler Otto Sander und Angela Winkler. Die Theatermacher Luc Bondy und Christoph Marthaler hielten Reden.