Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Dritten Reich

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Die Agrarwirtschaft und Agrarpolitik im Dritten Reich umfaßt die Landwirtschaft und Agrarpolitik im nationalsozialistischen Deutschland von 1933 bis 1945. Sie ist geprägt durch umfangreiche Veränderungen der landwirtschaftlichen Produktionsstrukturen und der zugehörigen Verbandsstruktur und Gesetzgebung. Im Gegensatz zum dekadenten Stadtmenschen war im Nationalsozialismus das Bauerntum ein Idealbild.

Bereits zwischen 1930 und 1932 hatten die Nationalsozialisten in den Bauernverbänden in großem Umfang Unterstützer und Wählerstimmen gewonnen. Der nach 1933 im Reichsnährstand zentral zusammengefaßten Interessenvertretung kam besondere Bedeutung zu. Als Selbstverwaltungskörper unter der Führung von Walter Darré sollte sie Markt und Produktion landwirtschaftlicher Produkte kontrollieren. Die nationalsozialistische Landwirtschaft war ökologisch nachhaltig orientiert und zugleich doch leistungsstark, so daß im europäischen Vergleich eine verhältnismäßig gute Ernährungslage der Deutschen bis kurz vor Kriegsende möglich war. Ziel war zugleich die Autarkie und Unabhängigkeit von Importen.

Ausgangssituation

Besonders thematisiert wurden dabei die im Ersten Weltkrieg erlittenen Gebietsverluste und der Verlust der Kolonien, wobei sich die verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche um 15 % und die Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft um 16 % verringert hatte. Die Siedlungsprogramme der Weimarer Republik konnten nur 939.000 Hektar zusätzliches Ackerland erschließen. 1937 verfügte Deutschland über eine Agrarnutzfläche von 19.422 Mio. Hektar. 25 % des Ackergrundes wurde von nur 0,2 % aller Bauernhöfe bestellt; den größten Anteil an Grund, nämlich 43 %, besaßen jedoch immer noch die mittleren bis größeren Höfe von 10 bis 100 ha, der Größe, welche von den nationalsozialistischen Bauernvertretern als optimal angesehen wurde.

Zum Zeitpunkt der Machtübernahme der NSDAP 1933 war nur bei wenigen Nahrungsmitteln wie Sauerkraut und Rüben eine gänzliche Versorgung der Bevölkerung aus dem Inland möglich. Noch 1937 waren 29 % der Beschäftigten in Deutschland, 9.388.000 Menschen, in der Landwirtschaft tätig. Die Zahl der Bauernhöfe belief sich auf über 3 Millionen. Ein Hof bewirtschaftete im Durchschnitt etwas mehr als 6 ha (im Jahr 2007 dagegen bewirtschaftete ein deutscher Bauernhof durchschnittlich über 48 ha). Zum Vergleich: Die Sowjetunion verfügte über eine Nutzfläche von 223.916 Mio. ha, bei 71.734.000 Beschäftigten, die Vereinigten Staaten über eine Nutzfläche von 137.333 Mio. ha, bei 10.752.000 Beschäftigten. Noch 1937 stand nach Angabe des Statistischen Reichsamtes einem sowjetischen Bauern etwa die doppelte Fläche zur Verfügung wie einem deutschen, und einem amerikanischen die sechsfache.

Innerhalb der Bauernschaft und ihren Organisationen, insbesondere in Norddeutschland, hatte die NSDAP bereits zwischen 1930 und 1932 einen starken Rückhalt gewonnen. Für eine Mehrheit der Reichsführung stand nun zur Vermeidung von Versorgungsmängeln eine Produktionssteigerung und höhere Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft im Vordergrund. Dies führte nach 1933 zu einer ordnungspolitischen Umgestaltung, die deutlich weiter als im Industriebereich ging.

Dank Walter Darré wurden die umfangreichen Organisationen im Reichsnährstand zusammengeschlossen. Zwar wurden die Bauern vorrangig behandelt und unter anderem im Rahmen des Reichserntedankfestes aufgewertet, faktisch ging jedoch die Landflucht ungehindert weiter. Von 1933 bis 1939 wanderten rund 400.000 Landarbeiter in die Städte ab. Insgesamt fehlten 1941 auf dem Land rund 800.000 Arbeitskräfte. Die fehlenden Arbeitskräfte konnten nur teilweise durch Erntehilfe der Hitlerjugend, das BDM-Pflichtjahr und andere nationalsozialistische Maßnahmen ausgeglichen werden. Durch die Autarkiebestrebungen gelang es weitgehend, die Abhängigkeiten von Importen insbesondere bei Futtermitteln und Fetten zu reduzieren.

Dt. Reich Elektromotoren Sämaschinen Mähmaschinen Kartoffelerntemaschinen Düngerstreumaschinen
1933 1.008.260 667.692 949.895 343.720 153.665
1939 1.807.405 806.452 1.363.396 458.559 233.498

Entwicklung der Mechanisierung in der Landwirtschaft 1933-1939

Innenpolitik

Die Agrarpolitik sollte einen möglichst hohen Grad an Selbstversorgung erreichen und war für die NSDAP von großer Bedeutung:

  • Am Ende des Ersten Weltkrieges gab es unter der deutschen Zivilbevölkerung bis Kriegsende mindestens 600.000 Hungertote und Millionen von Unterernährten, was zur Novemberrevolte 1918 führte. Aufgrund dieser Erfahrung widmete die deutsche Regierung der Ernährungssituation besondere Aufmerksamkeit.
  • Während des Ersten Weltkrieges führte eine Hungerblockade der Kriegsgegner zu Engpässen bei der Nahrungsmittelversorgung. Um sich von Importen unabhängig zu machen, wurde deshalb ein hoher Grad an Selbstversorgung und damit eine starke Landwirtschaft angestrebt.
  • Mit über 9.000.000 Beschäftigten in der Landwirtschaft und einer Vielzahl an weiteren indirekt mit der Landwirtschaft in Verbindung stehenden Personen war die Landwirtschaft neben Industrie und Gewerbe mit in Summe über 14.000.000 Beschäftigten[1] ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
  • Das Bauerntum spielte eine bedeutende Rolle in der Blut-und-Boden-Lehre der Nationalsozialisten, was sich in einer Reihe von Gesetzen zum Schutz und zur Förderung der deutschen Bauern niederschlug.

Einbindung der Landwirtschaft in den Vierjahresplan

Im Oktober 1936 wurde auf dem NSDAP-Reichsparteitag der Vierjahresplan verkündet. Der Vierjahresplan zielte zugleich auf die Herstellung der Wehrfähigkeit wie auch auf die Notwendigkeit, die Versorgung des deutschen Volkes wirtschaftlich zu gewährleisten. Ziel war eine möglichst große Autarkie und Produktion. Mit Durchführung des Planes wurde Hermann Göring beauftragt, der für die Organisation des Vierjahresplanes mehrere Geschäftsgruppen einrichtete, so auch die „Geschäftsgruppe Landwirtschaft“, zu deren Leiter er Herbert Backe ernannte. Diese Politik war erfolgreich, die Erlöse der Landwirtschaft erhöhten sich von 1936 bis 1939 um 25 %, der Düngemittelgebrauch wurde um 20 % gesteigert, und auch die Ausgaben für Landwirtschaftsmaschinen wurden nahezu verdreifacht. Der Anbau stieg an, die Anbaufläche von Zuckerrüben betrug 1936 etwa 389.000 ha und 1939 schon 537.000 ha, die Anbaufläche von Hanf wurde von 1933 bis 1940 um den Faktor Hundert auf rund 21.000 Hektar gesteigert, wodurch lediglich 20 % des Bedarfs abgedeckt wurden. In den Mooren Norddeutschlands wurden neue Pflanzungen angelegt, und in Oberbayern gelang die Züchtung einer besonders harzreichen indischen Hanfsorte.[2]

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Wer Hanf heut baut mit fleiß’ger Hand,
hilft selbst sich und dem Vaterland.

Viktor Baur, Die lustige Hanffibel, Reichsnährstand, Berlin 1943

Diese Steigerungen sind großteils auf das Budget zurückzuführen, welches die Geschäftsgruppe Landwirtschaft von der Vierjahresplanbehörde erhielt. In der ersten Fassung des Planes waren der Landwirtschaft nur 3,1 % des Budgets zugestanden worden, in der vierten Fassung 1937 bereits 16 % der insgesamt 8,6 Milliarden.

Fußnoten

  1. Statistisches Reichsamt (Hg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1937, Berlin 1938, S. 114 f.
  2. Frank Waskow / Katalyse-Institut für Angewandte Umweltforschung (Hrsg.): Hanf & Co. – die Renaissance der heimischen Faserpflanzen, Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1995, S. 41 f.