Naturalismus

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Unter Naturalismus versteht man eine Kunst- und Literaturepoche, die von 1870 bis 1900 bestanden hat. Zugleich versteht man unter "Naturalismus" auch ein Weltbild.

Aus ästhetischer Sicht

In der Ästhetik ist der Naturalismus eine Methode der unmittelbaren Nachahmung der Natur und der präzisen Wiedergabe eines Wirklichkeitsausschnittes.[1]

Aus kunsthistorischer Sicht

In der Kunsthistorie ist der Naturalismus eine Strömung in der Literatur, in der Malerei und der Musik um 1880 bis 1900.

Literatur

Der realistisch-materialistische Erkenntnisgewinn der vorangegangenen Epoche des Realismus war in seinem Ausdrucksgehalt nicht mehr ausreichend. Die im Realismus zu findenden Tendenzen der objektivierenden und subjektivierenden Gestaltungsweisen trennten sich in Impressionismus und Naturalismus.

Das gesellschaftliche Umfeld der Zeit war gekennzeichnet durch den Imperialismus, das Manchestertum, der sozialen Frage, durch das Sozialistengesetz und der Technisierung. Auswirkungen auf die Kunstanschauungen der Zeit hatte Charles Darwins Abstammungslehre, die ererbten Erfahrungen Herbert Spencers, altruistische Motive bei John Stuart Mill und Hippolyte Taines Theorie der Einflüsse von race, milieu und temps.

Der deutsche Naturalismus hatte seine Vorbilder in den europäischen Literaturen. Aus Frankreich waren es die anti-metaphysische Weltsicht und der Mensch als Triebwesen bei Guy de Maupassant sowie das exakte Zeitbild des roman expérimental bei Émile Zola. In Russland fand man Vorbilder in Leo Tolstoi und Fjodor Dostojewski mit der sozialen Anklage des Schicksals ganzer Schichten. Durch die Vermittlung des jüdischen Literaturkritikers Georg Brandes aus Dänemark wurde der Einfluß Skandinaviens sichergestellt. Neben Hans Jaeger und Christian Krogh sind noch Jens Peter Jacobsen und Henrik Ibsen zu nennen.
Der durch Jens Peter Jacobsen geprägte Typ des „halben Helden“, der passive und unentschlossene Charakter, ersetzt den traditionellen Helden. In Opposition zum vergangenen Literaturverständnis suchten die Milieuschilderungen ihre Bilder durch die Zeichnungen des Kranken, der Alkoholiker und Dirnen, der Gescheiterten und Verlorenen zu formen. Der Dichter war hier nicht mehr als Deuter gefragt; seine Aufgabe war die Darstellung. Dafür wurden die Darstellungsmittel verfeinert. Dramatische Hilfsmittel wie der Monolog oder das Bei-Seite-Sprechen wurden als konstruktive Mittel vernachlässigt, das Stammeln oder der Dialekt zur Erhöhung der Natürlichkeit angewendet.
Den Durchbruch fand der Naturalismus in Roman, v.a. im psychologischen Roman. Der Erfolg im Drama steht im Zusammenhang mit der Gründung der freien Volksbühne und den Dramen von Gerhart Hauptmann, Arno Holz und Johannes Schlaf. In der Lyrik waren Mystik, Pathos und Schönheit überflüssig geworden.[2]

Malerei

Vertreten wurde der Naturalismus in der Malerei von Marie Bashkirtseff, Jules Bastien-Lepage, Constantin Meunier (auch in der Bildhauerei aktiv) und Carl Oesterley.

Fußnoten

  1. Bühl/Heinze/Koch/Staufenbiel (Hg.): Kulturpolitisches Wörterbuch. Berlin/Ost. 1970.
  2. Frenzel/Frenzel: Daten deutscher Dichtung - Chronologischer Abriß der deutschen Literaturgeschichte. Band II. 1977. 14. Aufl.