Kermani, Navid

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Dr. phil. habil. Navid Kermani

Navid Kermani (Lebensrune.png 27. November 1967 in Siegen) ist ein iranischer Orientalist, Islamwissenschaftler und Publizist, der in der Bundesrepublik Deutschland tätig ist.

Werdegang

Navid Kermani, Schiit, wurde am 27. November 1967 als vierter Sohn einer strenggläubigen iranischen Arztfamilie in Siegen geboren. Sein Vater arbeitete in einem christlichen Krankenhaus. Sein ersten Artikel veröffentlichte er 1983 im Siegener Lokalteil der „Westfälischen Rundschau“. Nach dem Abitur arbeitete er 1987 für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) und hospitierte zusätzlich an einem Theater, entschied sich 1988 aber für ein Studium der Orientalistik, Philosophie und Theaterwissenschaft, das er in Köln, Kairo und Bonn als Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung absolvierte. 1998 promovierte er, gefördert von der Studienstiftung des Deutschen Volkes, über die ästhetische Rezeptionsweise des Koran. Die Doktorarbeit erschien 1999 unter dem Titel „Gott ist schön“ und erreichte mehrere Auflagen. 2006 habilitierte sich Kermani im Fach Orientalistik an der Universität Bonn.

Kruzifix-Skandal

In einer stimmungsvollen Bildbetrachtung anläßlich eines Rom-Besuchs schrieb Kermani über das Altargemälde „Kreuzigung“ von Guido Reni in der Basilika San Lorenzo in Lucina. Eine Mittelpassage dieser Kunstimpression hat seinerzeit – nach ihrer Veröffentlichung in der Neuen Zürcher Zeitung – einen der großen kulturpolitischen Skandale des BRD-Wahljahres 2009 ausgelöst. Kermani hatte geschrieben:

„Gewiß stößt mir die Lust, die katholische Darstellungen seit der Renaissance an Jesu Leiden haben, auch deshalb so auf, weil ich es von der Schia kenne und nicht kenne. Ich kenne es, weil das Martyrium dort genauso exzessiv bis hin zum Pornografischen zelebriert wird, und ich kenne es nicht, weil genau dieser Aspekt der Schia in Großvaters Glauben, der – mehr als jeder andere Bezugspunkt – meine eigene religiöse Erziehung bestimmt hat, wie ich bei der Lektüre seiner Memoiren feststelle, keine Rolle spielte, ja als Volks- und Aberglauben abgelehnt wurde, der die Menschen davon abbringe, die Welt zu verbessern, statt nur ihren Zustand zu beklagen. Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt. Nicht, daß ich die Menschen, die zum Kreuz beten, weniger respektiere als andere betende Menschen. Es ist kein Vorwurf. Es ist eine Absage. Gerade weil ich ernst nehme, was es darstellt, lehne ich das Kreuz rundherum ab. Nebenbei finde ich die Hypostasierung des Schmerzes barbarisch, körperfeindlich, ein Undank gegenüber der Schöpfung, über die wir uns freuen, die wir genießen sollen, auf daß wir den Schöpfer erkennen. Ich kann im Herzen verstehen, warum Judentum und Islam die Kreuzigung ablehnen. Sie tun es ja höflich, viel zu höflich, wie mir manchmal erscheint, wenn ich Christen die Trinität erklären höre und die Wiederauferstehung und daß Jesus für unsere Sünden gestorben sei. Der Koran sagt, daß ein anderer gekreuzigt worden sei. Jesus sei entkommen. Für mich formuliere ich die Ablehnung der Kreuzestheologie drastischer: Gotteslästerung und Idolatrie.“[1]

Kermanis explizite Wendung: „Kreuzen gegenüber bin ich prinzipiell negativ eingestellt,“ wurde die Vorlage für einen lautstarken – in der Öffentlichkeit ausgetragenen – Briefwechsel (mitsamt Gegenreden), an dem sich der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann, der frühere Präsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Peter Steinacker, der damalige Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Salomon Korn, und der damalige hessische Ministerpräsident Roland Koch beteiligten. Es war vorgesehen, Lehmann, Steinacker, Korn und Kermani – unter dem Leitbegriff „religiöse Toleranz“ – den Hessischen Kulturpreis 2009 zuzusprechen. Der energische Politiker Koch, der damals noch als möglicher Kanzlernachfolger seiner Partei im Gespräch war, bewies seine tatsächliche geistige Verfassung, indem er Kermani zunächst von der Preisverleihung ausschloß. Noch im selben Jahr verständigten sich jedoch die fünf beteiligten Hauptpersonen, eine Preisverleihung in der ursprünglich vorgesehenen Form durchzuführen.

Man muß diesen vielbesprochenen Vorgang einmal unaufgeregt betrachten: Ein als phrasengesättigte Sonntagsveranstaltung vorgesehenes Abfeiern von „Toleranz“, „Demokratie“, „Humanität“ und „Miteinander“ gerät den Beteiligten unter der Hand zum Skandal, auch, weil sie nicht lesen können. Kermani hatte in derselben Bildbetrachtung nämlich außerdem geschrieben:

„Und nun saß ich vor dem Altarbild Guido Renis in der Kirche San Lorenzo in Lucina und fand den Anblick so berückend, so voller Segen, daß ich am liebsten nicht mehr aufgestanden wäre. Erstmals dachte ich: Ich – nicht nur: man –, ich könnte an ein Kreuz glauben.“

Das war aber nicht genug der Einfühlung. Wahrgenommen wurde allein seine religiöse Distanzierung von dem ihm fremden religiösen Symbol. So leer und so riskant sind also Sonntagsreden in der BRD, daß schon der bloße Anschein, die blasse Befürchtung, es könne das wirkliche Denken und Empfinden hier lebender Menschen konkret zur Sprache kommen, einen lauten Eklat auslöst. Wenn es nicht (oder nur nach aufwendigen diplomatischen Rückversicherungen) möglich ist, daß ein gebildeter, empfindsamer, intellektueller Poet sagt, was er denkt und fühlt, ohne daß sofort Krach und Zerwürfnis entsteht, wie verhält es sich dann mit dem künftigen Zusammenleben hier nach den ideologischen Vorgaben der Multikulturalismus-Theoretiker?

Die Kruzifix-Affäre hat sichtbar gemacht, was uns allen bevorsteht, daß nämlich – auf die Phase der verquast-verlogenen Sonntagsreden – ganz unabwendbar ein eisiges Schweigen folgen wird und dann der Bürgerkrieg. Nur sagen darf man das nicht.

Überfremdungsbefürworter

Navid Kermani richtete bei einer sogenannten Feierstunde am 23. Mai 2014 an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages eine scharfe Kritik an der bundesdeutschen Asylpolitik und einen leidenschaftlichen Appell für die Aufnahme von mehr „Flüchtlingen“: „Möge das Grundgesetz spätestens bis zum 70. Jahrestag seiner Verkündung von diesem hässlichen, herzlosen Fleck gereinigt werden“, sagte er. Seiner Sichtweise nach sei das Grundgesetz für die BRD ein Erfolg, die Behandlung von „Flüchtlingen“ in dieser entspreche dem jedoch nicht.

Bundespräsidentenwahl

Kermani wurde als Kandidat für die Nachfolge von Joachim Gauck gehandelt. Er hätte von SPD, Bündnis90/Die Grünen, Linkspartei und der Piratenpartei ins Amt gewählt werden können. Zusammen haben diese die Mehrheit in der Bundesversammlung.[2]

Familie

Kermani lebt in Kölns multikulturellem Stadtteil Eigelstein. Er ist mit Katajun Amirpur, die an der Universität Hamburg Professorin für Islamische Studien / Islamische Theologie ist, verheiratet und hat mit ihr zwei Töchter.

Mitgliedschaften/Ämter

  • Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (ab 2007; Beiratsmitglied ab 2011)
  • Mitglied der Islam-Konferenz (2007–2010)
  • Senior Fellow am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen (2009–2012)
  • Wahlmann der Grünen in der Bundesversammlung (2010)

Kermani ist Mitbegründer der Akademie der Künste der Welt und wirkte als Gastprofessor in Frankfurt und am Dartmouth College, VSA.

Auszeichnungen

  • 2000: Ernst-Bloch-Förderpreis für sein Buch „Gott ist schön: Das ästhetische Erleben des Koran“ (1999)
  • 2000: Berufung an das Wissenschaftskolleg zu Berlin
  • 2003: Jahrespreis der Helga-und-Edzard-Reuter-Stiftung
  • 2004: Schwarzkopf-Europa-Preis der Schwarzkopf-Stiftung Junges Europa
  • 2008: Stipendiat in der Villa Massimo
  • 2009: Hessischer Kultur Preis
  • 2011: Buber-Rosenzweig-Medaille
  • 2011: Hannah-Arendt-Preis
  • 2012: Ehrenpreis des Kölner Kulturpreises 2012 für seine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Religionen sowie den von ihm betriebenen Dialog der Kulturen
  • 2012: Kleist-Preis für „Dein Name“ (2011)
  • 2012: Cicero-Rednerpreis
  • 2014: Gerty-Spies-Literaturpreis
  • 2014: Joseph-Breitbach-Preis mit Bezug zu „Dein Name“ (2011)
  • 2014: Deutscher Dialogpreis des BDDI
  • 2015: Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
  • 2015: Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
  • 2016: Träger des Marion Dönhoff Preises

Siehe auch

Verweis

Fußnoten